LIPPE LUST POESIA EROTICA (Lesen
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Eine Besprechung in der "Süddeutschen Zeitung":
Dienstag, 23. Januar 2001
Mails und Küsse
Erotische Liebesgedichte
von Dieter Schlesak
Im Minnesang war es der vorgeschriebene Nicht-Vollzug der Liebe,
der mit einem Schatz an Formeln und Bildern umspielt wurde. Die
Mariendichtung des Barock hat die ekstatische Liebe mit
Frömmigkeit camoufliert, und ein Schwärmer wie Quirinus Kuhlmann
deckte in seinen Sonetten Jesus mit "Himmlischen Liebesküssen" zu.
Die Form, die Struktur, des erotischen Gedichts ergab sich immer
aus der gebotenen religiösen und gesellschaftlichen Grenzziehung.
Rilke konnte mit seiner Mariendichtung dann schwül-erotisch sein;
und provokativ wohl zum letzten Mal der deutsche Expressionismus
(Benn: "Männerhellbraun taumelt auf Frauendunkelbraun"). In der
enttabuisierten Mediengesellschaft hat das erotische Gedicht
vielleicht nur eine Chance in einem rückhaltlosen
Subjektivismus.
Dieter Schlesak, deutsch-rumänischer Dichter und Essayist, wissend,
dass Subjektivismus auch wiederum Formgefährdung und Klischee
bewirken kann, probiert in seinem Band "Lippe Lust" (Lyrikedition
2000, Book on Demand Verlag, München 2000, 140 Seiten, 39,80
Mark) allerhand durch, sogar Reime, Binnenreime, Schlagreime,
rhythmisiert das Gedicht wieder, findet volksliedhafte Töne: "ja ich
weiß es wird so kommen / wie es tausendmal erlebt / erst dem Meer
der Liebe zugeschwommen / erstes Tasten Brennen Mails und Küsse
– Dann die Kälte der Verrat / Werd ichs sein wirst du es
machen / flichst du mich aufs schwarze Rad / nichts mehr nichts
vergeblich alles / rast davon mit Eis und Lachen
. . ."
Nicht voyeurhaftes Ausstellen, sondern alle Nuancen der Liebe
zwischen Willkommen und Abschied, Lust und Verzweiflung an der
Liebe machen Sog und Reiz der erotischen Gedichte Schlesaks aus.
Es ist von daher aber eher weniger die Lippe-Lust-Tendenz als
wiederum das Umspielen und Verschweigen, was immer noch ein
gutes (erotisches) Liebesgedicht auszeichnet.
hjs
SZ vom 23.01.2001 - Feuilleton
PROBEN aus:
(der ganze Band
Bestellbar auch bei www.amazon.de)
Poesia Erotica
ist gestorben. Wer Lust zu lieben hat,
steht von den Toten auf, und nur wer liebt,
ist lebendig.
Robert Walser
So werde ich länger leben
Liebes Körper
Nach dem Rendezvous
Nacht Ruhe Trost
WAS UNS SO GLÜHEN MACHT IST DIESE FERNE
Paradox tief
So fürchten wir Begegnung
Und wenn wir uns
Freie Nacht weiße Nacht
Was ist jetzt fern so nah
AUFS GEGENGLÜCK, DEN GEIST IST DOCH GEPFIFFEN
Es ist so schön
Du siehst das offene Fenster dort
Jetzt singt zur Abendkühle ein Vogel
Und als ich mit der Zunge ging
Und jetzt fällt Rock und Hose
Die schöne Schlange der Sixtina, Rom
Ach, die gefangenen Funken
Lust will ich dir geben Lust weil ich dich mag
Kühl gestern Nacht
Die V
In den Gedanken blitzt es manchmal auf
Geliebtes Urwesen
Und unter dem "Nachtrand hervor" mit dir
Es gibt kein Gestern
Du über uns
Wir saßen am Rand
Und das sinnlich scharfe Körpergefühl
Ist die See ein Auge
Nur im Wohlbefinden
Rätsel Leben
Ganz offen
Kleine Beobachtungen
Club Corsicana
Und die Lust der Vereinigung
Delta
Rondinara/Korsika Sommer
Wars ausgezeichnet Samstag Nacht wie schön
So denk ich ist die Gier entstanden
Erinnere dich als wir
Nostalghia, Ortlos letzte Umkehr zu dir
Wie geht das zusammen/Reinste Berührung
Ich: Sag Geliebte warum tut es so weh
Du: Komm Geliebter sei in mir die ganze Nacht
Ich: Ich antworte dir
Du: Komm über mich
Ich: Es ist du bist und suchst mich sammelnd auf
Solls wieder heißen: ewig dein
Du: Warst bei mir, in mir
Ich: Hier war es gestern Nacht
Du: Das Weib in mir/lebt hier im Leib
Ich: Ists so, du schwebst
Gleichnisse
Ja ich weiß es wird so kommen
Nichts ist versprochen
Paris Magic/Spritztour
Cellare
Elbanisches Feuer
Locker verstreut am Tag
Du sagtest schriebst es doch
Es ist schon so, daß Liebe uns verändert
Wir irrten durch die Zeit
Palimpsest
Ich schreibe dir jetzt, sag: Bist du ausgebrannt?
Sagst dus jetzt so?
Fragile
Ich weiß nicht mehr wer du bist
So geht das Liebesheft zu Ende
IM RÜCKSPIEGEL – Abschiedsreisen mit dir
Paris
Rondinara/Korsika
5 Terre/Ligurien
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Und da wären wieder Danaiden
Der Abgrund weißt du war westöstlich
Zum Herzzerreissen
Kommt Liebe zu spät wenn das Leben vorbei ist?
So geh ich
Mauer des Lebens
Für L.
Mein Gegenüber
Was ist in deinem Schwarzen Buch beschlossen
Sie sind
SO WERD ICH LÄNGER LEBEN
hier/ mit dir
am längsten ufer: liebe.
du bist an mir
was lang nie war
die haut
an deiner haut
liegt fest an dir.
So sind wir eins
wenn ich mich täglich
mehr und mehr
in dich verliere.
Weitere erotische Lyrik
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FAND SPÄTER
Deine Lippen deine Scham
Hier auf dieser Zeile
Berühre sie wirklich
Der Atem geht schneller
Öffnet die obere Welt
Öffnet mich selbst
Um ein Haar:
Als ginge ich über
Die engste Brücke der Welt
Den vergessenen Abgrund
DIE LIEBSTE IST FORT.
Siehst du das rote Licht im Dunkeln schwinden?
Stehst auf dem leeren Bahnsteig. Es ist Nacht. Dort aber
funkelt immer noch ein Stern durch Dunst und Smog.
Das Herz klopft vag.
Du bist in deinem Leib gefangen.
Cella, cellare, cellum - ein Ausblick aus
dem letzten Tunnel.
War hier ein Abglanz? Was dort sein wird?
Und reicht mir diese Hoffnung, jetzt?
Du bist in deinem Leib gefangen.
So lockere auf, genieße, Du,
meine liebste Liebe, besser jetzt nicht fortzufahren,
setz in dich diese Erde
aus zählend dieses Land, und besser alle
Sterne.
(...) Das Fleisch ist flüssig; gieß es wie du willst,
Um dich.
Ein Spalt voll Schreie unser Mund.
Gottfried Benn, Nachtcafé
Präzise ein insektenauge
fühler nervenrot gebilde
wie dein liebeskörper auch
wenn ich nachts ins freie renne
seh den eingesperrten baum
bin ichs auch und renn und renne
mir entkomm ich kaum
doch sagst du so fließe
fließe lieber menschenfluß sei mein
arme beine leib und pflanzer sind
ja nicht nur dein
wir bestehn fast nur aus wasser
steh nicht nagelfest du hirn
stern wie sterne zwischenräume
eingebildet alles feste:
NICHTS als irrer sinn!
komm mein lieber: wir verschmelzen
sind dann fließend endlich wahr
liebeslust insektenauge
zeit gelebt: ein wiederfinden
haar auf haar und haar-
genauer
schwimm!
Wenn ich an dich denke, gibt es mir einen Schlag.
(...) Soll ich es dir vorbeibringen,
oder willst du es abholen?
Robert Gernhardt, Geständnis
War die erinnerung da
ein mädchen in mir
so laut so stark so heftig noch
und du nur da/ es leis zu übertönen.
Da kamst du an in wilder zärtlichkeit
und immer stärker war die stimme
die du bist/ in mir erwacht
Dann die gefahr daß deine liebe geht
erst nach der liebesnacht kam diese stimme
sie brannte mich wie feuer
und die absenz schlug ungeheur
wütend an die leere
ein loch das keine seiten hat
und keinen ausgang keinen eingang
so daß nichts wiederkehrt
nur seine mitte ist
ein sog des abgrunds
schmerz
NACH DEM RENDEZ-VOUS
Oh ja ich danke dir noch heut
bist ein geschenk des himmels
und weiß noch nicht
was kommen wird: lieb`oder trennung
an diesem Ort: des reichlichen beginnens
bist du mir nah/ und doch so fern
du ziehst das kommen aus
wenn wir uns einmal wiedersehn
bin ich bei dir zu haus?
jetzt fürcht ich dich als wär die glut
als asche schon dabei
ich möcht so gern jetzt bei dir sein
hab keinen mut dazu
möcht zu dir gehn dich rufen, sehn
doch ists noch viel zu früh
ich bin nicht frei
und du bist noch mein taggespenst
denk dauernd daß es sei
kann dich nicht greifbar vor mir sehn
du bist mein hirnbild nah
kein winken war kein abschied war
versteckt in der umarmung
bist tag und nacht dabei
schluß jetzt ich ruf dich endlich an
bin dann bei dir bei mir
dein körper ist mein und du bist mein ich
es ist ein weher schrei.
NACHT RUHE TROST nach dem letzten Schluck Rotwein
und ein Hund bellt/ noch
in milden Räumen
keine Ungeduld und keine Worte mehr
ausgelöscht das vergebliche Warten der Zeitwörter,
neben ihnen verrinnen unaufhaltsam die Sekunden.
Und ich sehe voller Schrecken wie es später wird
auch im Gedicht.
So hab ich erleichtert ab sofort
das Gesicht dieser Welt verloren.
Die Kerzen in alten Gedichten,
brennen heute nur bei Stromausfall.
Aber die Milchstraße
hat wieder Licht. Und federleicht ist alles -
ein Fliegen.
Jeden Morgen um Vier erwache ich.
Und denke an dich:
Es zieht eine Ungeduld hinauf zum Himmel
weckt die Angst -
daß jede Liebe vergeht!
Mein Ohr ist wieder im Laut
aufgedreht die Lautlosigkeit der Traumzeit
mit dir! Es schlägt die Uhr es kräht ein Hahn
wie früher bleibt ein Jet zurück
durchbricht die Unsichtbare
die Schall Mauer/ an der ich stehe
und mein Urteil aus jener anderen
der wunden Herzzeit gefährlicher Wunder
erwarte!
Was uns so glühend macht ist diese Ferne
Weitwegsein - lieben wir uns so?
Lieben die Liebe Ferne unerreichbar
weil wir sie so nicht stören können
durch Präsenz?
Ich schließe die Augen und
gleich bist du da
ich öffne die Lippen
& spüre deinen Geschmack
ich bin dir nah
du bist mein eingebildetes Ich
du bist mein fernes Du
Ich kann sie nicht mehr trennen
SO FÜRCHTEN WIR BEGEGNUNG
"Ich kann es nicht erwarten!" sagtest du
"ich sehne mich nach dir nach deinen Augen
oh diese Augen lassen mich nicht ruhn
ich sehne mich nach deinem Mund nach ihm
daß er mir eindringt tief in meine rote Höhle
und möchte immer immer bei dir sein
und du in mir / so tief so tief
in meiner weichen roten Höhle!
Dort denkt er mich dort denkt er dich
dort denkt er uns im Kommen
UND WENN WIR UNS
dann in den Armen halten,
wenn wir zusammenkommen ist
dann Trauer und Abschied -
das Leben selbst das nicht zu halten ist
Nur wenn wir fern ein jeder mit dem andern
und voller Liebe mit dem andern sind
ich ohne dich du ohne mich
dann sind wir wie im Tode
ganz zusammen
so voller Nähe
Wärme/ Liebe und Begehren ...
Was wir nicht sind,
wir werden´s immer bleiben!
FREIE NACHT WEISSE NACHT
(Schloß Solitude)
Das Schloß liegt fest
die Tage nie
Was sich hier zeigen kann damit es sei
es wankt es fällt
Und ist an seiner Grenze
verschwunden
ein Zimmer das Ich verlassen hab:
doch da gab es uns je
im Raum?
WAS IST JETZT FERN SO NAH
Bis auf welche Entfernung stehst du ein?
Ich liebe dich heißt auch komm schlaf mit mir
und laß uns Kinder haben heißt es
zusammensein bis hin zum Grab heißt es am Tag
"sei gut zu mir mach mir das Leben leicht
das ich nicht zwinge
ich liebe dich, mach, daß es mir gelinge."
Mach schon. Und daß du ganz nur mir gehörst so bist
wie ich dich nur erträume und daß du mich bestätigst
macht mich froh! Ist dieses nicht die Zange
in der zerquetscht das Paar nicht einmal weiß
wer einmal du wer einmal ich im Aufbruch war?
Mein Gott dann lieber Liebe nicht.
Und ists dann besser Wörter wie
die Körper aneinanderreiben, du dort ich hier
im Flug die Post das Bett zum Kinder zeugen auf Papier?
Es gibt die Lösung nicht, es sei dazwischen liegen
wir können alle nicht mehr fliegen
und unsere Sehnsucht ist ein wildes Tier.
AUFS GEGENGLÜCK, DEN GEIST
IST DOCH GEPFIFFEN
ES IST SO SCHÖN daß wir
jetzt freitags in die oper gehn don
juan tannhäuser
der venusberg das duftende klavier/ die loge
singt im haarigen hügel fingerübung
dringst zu meinem pilz (ach DU!)
ein
ich/ so feucht und weich
Jetzt stehn auch deine brüste auf komm
setz dich auf mich kind
bau eine brücke/ tristan ins fleisch
wie blaßrot dort die knospen blühn
und riechst zugleich was anders
hörst den Vogel
draußen und den kleinen alten Vogel
der summt in deinem Kopf
Du schließt die Augen
schmeckst nur deine Zunge
So schweig.
JETZT SINGT ZUR ABENDKÜHLE EIN VOGEL,
mein Kopf: eine Melodie, die Welt
ein Paradies in den Köpfen. Und feil
geboten kaufhäuserweiter, wo der Schein ist.
Ich aber bin, wenn ich schreibe.
Hier auf dem Berg ist es noch still,
doch hol ich mir hierher den Plunder,
die Angst, was heute gilt:
das Allgemeine, die Absenz,
oh, diesen Blauen Schein
der Erde zu versäumen.
Die Liebe ist ein Schein!
Wer hat den Mut
sich aufzulehnen? Die Sklaven
hatten mehr Erfolg.
Der Engel fliegt nicht mehr,
kriecht mühsam durch
die Innenräume:
ortlose Funken matt im Hirn.
langjährige Liebe
Zeile
Ein Pausenzeichen
oft nicht mehr
Atem geholt
Zuerst nichts als gedacht
und dann wars doch
ein ganzes Leben.
***
UND ALS ICH MIT DER ZUNGE DIR
die Wunder
Lippen öffnete
da kam er atemlos
ein Hauch/ als wärs
Ruach/ auf deinen Titten...
Aufs Gegenglück, den Geist,/ ist doch gepfiffen,/ der Herden Glück, das Fleisch,
ist angesagt:/ Ich will heut abend nicht allein,/ ich will ein Teil der Herde sein.//
Das Gegenglück, der Geist,/ ist was für immer./Das Fleisch ist was für heute/ oder nie:/Ich will es schnell und hier und gleich./Der Geist ist hart, das Fleisch ist weich.//
Dem Gegenglück, dem Geist,/ kann jeder dienen./ Beim Dienst am Fleisch erst/
zeigte sich der Mann:/ Ich sage das so grob und platt,/ ich habe alle Feinheit satt.//
Das Gegenglück, der Geist/ ist leicht
zu haben.
UND JETZT FÄLLT ROCK UND HOSE
steh wirklich da: nackt wie uns gott natur gemacht
adieu kollegen schlappschwänz
literaten/ ich weiß: nicht sex allein
nein das komplette ists das reizt
was "liebe heißt" das weiß ich nicht
(ich sehnte mich nach ihr!)
das heißt ich weiß, sagt sie
(ihr mund ist schmal und gierig)
ich weiß sagt sie so schön und lippenfrisch:
wenn erst im bauch die schmetterlinge fliegen so
nervig wühlen/ zeigen
daß ich ja gar nicht anders kann: die horizontale klingt denn
ohne schmetterlinge die ja brennen müssen
(selige sehnsucht!) tu ich es nicht!
bin doch kein gegenstand
für das plaisieren, he! das
mußt du wissen!
DIE SCHÖNE SCHLANGE DER SIXTINA/ ROM
Ich seh sie wieder vor mir: das bist du
sie reizt und brennt; so kamst du mir
in meinen Traum:
Sie lag ja neben mir, als wärs ihr heißer Leib
aus krudem Apfelfleisch/ verfließend in unendlich vielen Farben
weich hart zugleich ein Schwellen langsam gleiten
hinab hinab Frau Erde tief hinein –
die Farben brennen/ wenn sie sich entfalten
Die Mitte aber fest und fleischig
schwarz ist dein dunkles Dreieck
es brennt in jedem Wunsch
Sie kommt herab in meinen Blick und atmet schwer
ich kann hier nur das Eine denken – ich weiß
das Auge ist von euch verhext liegt quer seit jenem Fall
und dreht sich um die heiße V im Kreis!
2
Das Brennen nach der Tat färbt jeden Engel rot
und die Verführung ist der Vorschein/ nackte Körper
und gelb der Apfelbiß im Hirn. Dein roter Engel unten aber
der unwahrscheinlich brennt: Lachsrosa eine ganze Skala
es ging bis Rotorange und Violett
so sah ich tief hinein in deine V
Und doch wars Violett aus jenem Gottesmantel
vom Anfang hör ich: ists ein jauchzend JA
vereinigt alles
ist in eins geschmolzen
so such ich in dir du in mir schön gleitend:
und macht die Szene aus dem Himmel ganz
und die Vertreibung ungereimt
und – wahr!
Es blieb das Licht, das beide trennt,
ich weiß: es strahlt aus jenem andern Raum
ist Grenze und das gleiche rot und fahl
stark dissonant schien es am Berg hier
rotlichtschnelles Oszillieren der scharfe Schnitt
doch wie zwei Ufer – untrennbar
wie Mann und Frau die schöne Scham
der Riß/ die Lippe!
ACH, DIE GEFANGENEN FUNKEN
In einer nacht da merkte ich,
es geht jetzt wieder los, vertrieb dich angstvoll
aus dem kopf: hau ab, will nicht
dass du mich brennen läßt &
die gedanken sammelst um dein bild
das dauernd vor mir steht,
mein herz bevölkerst wie ein wespennest,
das blitzt und brennt.
Kein feingewobnes netz
das hier die verse dreht
erwiesener fimmel: lust vor schmerz
nach deiner haut, nach dir und
dem geruch nach
schweiß & schrei nach haut und haar
an der ich liegen will du
haarige blume brust & bauch und lippe
Ein wahnsinnskind der vagina
vierlippenfrisch
die gier nach dir ist tief.
Oh komm geliebte, laß uns jetzt die säfte mischen
laß mich die feuchte dich den samen kosten
dich essen hier für alle zeit
und so mit dir lang lange bleiben
LUST WILL ICH DIR GEBEN LUST WEIL ICH DICH MAG
so daß du untertauchst in meinem fleisch
und wir uns ganz vergessen
die härte weich wird: du und ich
wir sind das erste paar
wir sind ein jedes paar ganz heiß
wir sind in diesem augenblick
vermengt & nichts als das
seit hier auf diesem blauen stern
die liebe brennt
& liebe dreht uns um
daß wir die lange reihe sehen können
oh komm und lösch mich aus mein ich
verschmelzen wir im feuer
und do di roten röslein ston.
fick mich mehr du hast´s ein ehr
kannstus nit ich will dichs lern
fick mich lieber Peter.
"Liederbuch", Mainz 1513
Die Sinne schwanden/ Mitte der Nacht
Das Jetzt riß ab: im Stilbett eines Reizes
Tor einer Sinnenrose. Entfaltet
Weiß das Feld der Atmung
Und Sesam offen/ haargenau
Die Springflut.
Die Seile angespannt
Kommt ihr hinüber
Die Spanne weit
Das Lustsymbol
der Riß.
DIE V
Ein und Aus-
Gang/ Fest-
Gemacht
Im Gleiten
Höchste Lust
Fall/ Drinnen
Und Draußen zu-
Gleich
Die Ankunft
Bisher/ und alles versäumt
jetzt ist´s ein Kommen
kommen... kommen..
Wer kommt denn da
Ists der Messias
Ein Kind?
wie einsam spielt sich doch die
Schnelligkeit jetzt ab
Nur wild und roh ein Rest von dem Gelebten
sind meine Gesten da und draußen wie die
Schüsse
Die Scham nur geht an dieser Wut entlang
uralt ein Bison unter Engeln bärtig
ist es mein BartGesicht darin der offene Mund
ein weiches Tier
Aus Angst und Lust
im Haarlabyrinth so leicht
wie körperlos
jetzt vor mir seh
an deiner V:
Der Stoß ein Stöhnen
das mich auf diese Welt gebracht.
Unendliche Variation
Des Einen/ Moment
Mal das brennt!
Dreieck/ Delta und
Das T wie ein Strom
Versteckt die Lust
Weich/ in der Scham.
Ich liebe, also bin ich!
ist die kresse ist die krause kresse
in ihrem beet der beine
er wird sie mir wässern
Enheduanna, Ilummiya, 24.Jahrhundert v.Chr.
Tier des Gottes Lust im Werden
Haar und Lippe/ alles
was ich leben will
Labyrinth im schimmernden Licht der Schenkel
offen für das Kommen... Kommen...
Gespreiztes Dreieck Lebenssinn...
Urdreieck dunkles Rätsel
haariger Form der Menschen Form
der Bauch darüber rund der Kreis
erwachsene Gier:
Des Beckens Fülle Reichtum Augenwiege
gezeichnet mit dem Feuerblick der Geilheit
spürs: es kocht
Die Mutter art die Kunst des Glücks
Ernst ausgeglichene Rundung Überlebenwollen
hineinzustoßen loht er rot in mir: die Eichel wie ein Pilz
Rakete Wahnsinn/ dieser Himmelsfick
Wenn ich den Finger erigiert in mir die Zunge
zwischen die feuchten Lippen stoße
der Laut aus mir der schwere Atem/ ist Gewicht
des glühenden Leibes aus dem Mund befreit -
der Mund des Mundes und der Duft aus ihm
jetzt esse ich/ den Kuß der Sterne
Die Zunge an den Labienwänden
spricht/ Milliarden Jahre
dringen köstlich
in mich ein -
sie wollen diese Welt zerschmelzen
die Körper aufgelöst und weich die Scham
(auf Scham) Haar fein bewegt
gespalten und vereinigt - als Anfang
Alpha und Aleph
in diesem Stoß mit Ihm ein Nichts zu sein
Die Zeit steht still
und alles ist ein Warten auf den ersten Schrei.
UND UNTER DEM "NACHTRAND HERVOR" MIT DIR
mitten im LiebesOrgasmus
tauche ich stumm ihnen entgegen
gestimmt die bekannte Harmonie: in mir rauschts
weiß wie die Nahtstelle Null
in Blitz und Regen
ES GIBT KEIN GESTERN Für einen toten Freund
Hinauf. Hinab.Du mit
Prophetenbart. Der
Himmel, nein, er kennt kein Grab.
Was bleibt.
Ein weißes Blatt. Gewebe
Muster. Der Tod spricht nicht.
Es gibt kein Gestern,
es gibt kein Morgen,
es gibt nur ein bißchen Heute.
Lieb schnell, solang du lebst.
Der Ton in diesem Lied -
jetzt bist du dort, wo es
nie klingt, und wo wir waren,
da war vor uns das Weiße,
Augen, Milch, Akazienduft
am Himmel Bienenstiche, Honig,
da dachte keiner dran, da wars
zum Glück
ein Kind.
oho!
ihr in die Purpur-Muschel/
soso.
(...) Doch bald so kunt ich spühren/
oho!
ihr wonnigliches Rühren/
soso.
Die Läden draußen knarrten/
oho.
sie wusste hundret Arten/
soso.
Arno Holz, ER VERLUSTIERT SICH.
Ode jambica
Und außerhalb der Syntax
bist länger da/ als ich
und länger da als wir
du hast die Straße
schon nach Sesam hier
genommen:
die Öffnung ist ein Spalt
zwischen den Schenkeln der
Silbe und dir -
unausdenkbar alle
Tage
die Springflut
alle zehn Finger gespreizt
die Beine
Deine Scham schattet
schwarz am Fleisch und
denkt über uns nach.
WIR SASSEN AM RAND
Stadt oder Land am Meer
und küssten uns wie früher im
Paradies. Zeig deine Feige her.
Die Monde sind besucht und fallen,
Es ist recht spät die
Herbstzeit losen aus
Und in der Ferne ein Lied: Bist du
Fiedelmann, bist du Dantzer,
bist du halber Narr, bist du
ein ganzer?
UND DAS SINNLICH SCHARFE KÖRPERGEFÜHL
mit starken Gerüchen nach Säften und Pflanzen, nach Zimt und
Salz, nach Schweiß und Blut, alle Poren offen, alle Nerven unter
der Haut, daß die Sinne scharf werden wie in der Kindheit, als ginge
es über die V hinaus, die Mutter-V hinaus in ein anderes Leben, das
einmal war, bevor wir zur Welt kamen.
Ist die See ein Auge
dämmernder Turm
hinüber
der Blick erreicht das Andere
Ufer wo wir immer noch sind
Die Gedanken schwirren wie Möwen
die Körper ziehen die Engel aus
Du wartest, bis sie sich zum Eimer bückt,
Besiehst den nackten Hintern, leicht entzückt
Und langst sie, durch die Schenkel spielend an.
Bertolt Brecht, Sauna und Beischlaf
Nur das Eine
Augenblick mal!
Gelebt!
POESIA EROTICA
Catull
die andere bessere Träne (lacrimae Christi) als wär sie mein Fahrzeug?
Über deine haarige Höhle hinaus in den Himmel der schreienden Lust
nicht zu verglühen kalt sein vor koitaler Wiederholung
den Tod vergessen als gäb es ihn nicht mehr in dieser Gestalt
Glanz des Jenseits sagtest Du damals in uns ist der Tote der reist
und aufersteht mit jedem stärkeren Stoß
Und Worte sind Hülsen wie die Haut des Gesichts ohne Küsse
und gelten nicht viel: nur der Blitz unter dem dunkelnden Lid/
müd in der Brust jenes Ziehn! Bin ich im Meer
und liebe nackt diese Schwimmerin/Haut nah Entzücken
herrlich im rauschenden Wasserkleid
mit dir nackt umarmt und in dir bewegt Ewigkeit spüren: komm komm mit mir ins Meer: Jetzt fließt mein Same dir zu: hier auf dem Weißen Papier erigiert der Finger
wie das Glied: sieh, ich legs dir drauf und setz daran deine Lippe
leuchtend auf dem Blitz dieses Bild Schirms
so werfe ich durchscheinendes Fleisch aus wie eine Flaschenpost
die dich Niemandin findet
nur das Gewesene mit dir tönt mir zurück ein weißlicher Leib samt
schwellend erregendem Gestirn
nackt umarmt in zuckender Bewegung
unsere Ewigkeitsorgane unter Wasser/ bliebst du aus der Zukunft
hier zurück/ der Glanz aus uns aber stieg
hoch in sein stärkeres Aus: wie lang sind wir noch jung,
um stürzende Lust
aneinander zu haben, dann geht es ins Nie der alternden Kälte
Und dein Traum und die Träne - Alles wird jetzt noch eins
Alles jetzt nur ein duftendes Wort: es ließ dich allein
hat Wasser wirklich
großes Erbarmen oder weiß es dich kaum beim Tragen
auf seinen "Armen" in ein Ruhn und Verzeihn? Wie der Ertrunkene
im Lächeln an Kommendes ist er vergeben
fast schon ein Kind im Schrei jetzt des Orgasmus
des Sexuellen Tropfenglanz Zauber warum so großen ersten Blicks dans des cas pareils sperrbeinig sperrbildrig fenstersturzläuternd c`est toujours unbedacht blindlings die gleiche Sache
Ich setz meinen Mund dort unten bei dir an/ dein Luststengel winzig
wie eine Droge und beiß da zärtlich ihn an
auf dieser Erde schwer atmender Gewinn: kein Verzicht!
erstickt an der Atemwende wäre zum Altern der letzte Termin: die Droge
es war dir Menschenkind bange in Atemnot vor dem Himmeln
kaum vor der Nacht gar der Schlange/ doch was ist sie,
nichts als dein süßester Spalt,
da stürzen wir hinein mit Haut und Haar und den Lippen
ein Stoß wie das Alpha bei den Hebräern. Und die Sprache
kann´s gar nicht wissen: Aber nun bist du
außer dir und vom Wort/ freier im Licht und Glanz der Nacktheit
einmal zu Haus wie zwei ewig getrennte Hälften die sich
kurz vor dem Ende gefunden.
RÄTSEL LEBEN ist wie du
ein Bild das niemals ganz erscheint
geahnt daß wir dabei sind
halb träumend
und halb wach
Nur manchmal ist es schön real:
Hier ist das Meer/ wie diese scharfe
blaue Stunde &Salz
gehört dazu gebräunte Liebe
und der Geruch von warmer Haut
Mein Boot
auf kühlem Grund in Korsika:
denk ich an dich
bist fast so fern/ wie jedes Glück
das früher greifbar war in Salz und Sonne
Am Schwarzen Meer
die Hitze Techirghiol Türkensommer
und Fischer in Mamaia Sat/ das Haus
mit Hühnern Schweinen Maiskolben &
billigem Wein
und fremde Frauen nachts
die feuchte Liebe
im Meer am Strand&kühlen Sand
GANZ OFFEN sag ich doch
ich sitz an Deck dem heißen Holz
mit heißem Schwanz
und fühl die Luft
die Haut am groben Segelsack
so frei für dich/ du hast ihn oft
mit sanfter zarter Gier erwähnt
obwohl du ihn nicht wirklich kennst
ist er schon eingedrungen in dein Fleisch
und er - als hätt´ er ein Gedächtnis
liegt ruhig in deiner fernen
Haarumschäumten die sich (wie tierisch!)
telepathisch nach ihm sehnt
Schon rot sein kleiner Kopf
und wartet daß du ihn zärtlich
in deine weichen Lippen nimmst
vier Lippen weiß er ja sind seine Welt
ein Lippenblütler ist doch eine Blume
du wässerst sie und führst sie tief
in deine schwarze Mitte ein
es ist schon morgen in den Wünschen
und wie ein ungeborenes Kind das aus
verschmolznen Leibern kommt
so jauchzt für Augenblicke
Höhepunkt/ Präsenz
*
Es ist noch alles offen
wir sind nicht angekommen
und noch bewundern wir/ dies
uns so unverhofft Geschenkte
die Liebe seis so heißt ein Wort
Die Große Unbekannte.
KLEINE Beobachtungen
An der Insel Paolina in Elba haben
die Felsen harte Geistergesichter
Millionen-Jahre-Rillen
wessen Gedächtnis
Eine Höhle auf dem Fels da spreizt eine Nackte
die Beine; ich sah hart auf weich
geschrieben mit langem behaartem Ritz
rosa die Blüte rundlich
wo du eingehn willst
uralt in die Amöbe
Mit dem Blick in Sicherheit
versteckt vor dem Tod.
CLUB CORSICANA
Weit überschwemmt, am Meer, am Meer -
die Freiheit siecht dahin im heißen Sand.
Die Kinder nur und jene kleine schwarze Katze,
sie sind noch hier.
Mein Blick geht außen um
und fängt die Gier sich ein:
das schwarze Dreieck,
diesen Ein- und Ausgang,
den man als Riß und Sprung erfahren kann, -
ruht hier nun träg als reine Spiegelung -
im ausgedörrten Hirn
ein schweres Ding.
VÖGELN UM ZU GLAUBEN
HIEROGAMOS und die Lust der Vereinigung
bis der Vater sich erbarmet.
Clemens Brentano
Die Andere Hälfte der Lippe Lust lesen Sie, falls Sie Lust haben, im Buch weiter:
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