3. Lektion - lectio tertia (tres, tres, tria 3)


Inhalt:


Einleitung

In dieser Lektion möchte ich Ihnen zur Lektüre einen Auszug aus dem Abriß der römischen Geschichte (Breviarium ab urbe condita Abriß seit der Gründung der Stadt, 753 v. Chr.) des Eutropius vorstellen. Wir werden nur kurze Sätze aus dem ersten Buch lesen, die ich zum Teil noch vereinfacht habe. In den Übungen gibt es dann noch Variationen zu diesen Fragmenten. Selbstverständlich alles Ihrem Wissensstand angepaßt und erklärt.
Eutropius war als magister memoriae bei Kaiser Valens (reg. 364-378) angestellt. Als Quelle diente Eutropius für die älteren Jahrhunderte vor allem ein Auszug aus Livius. Das Werk war sehr beliebt und wurde noch vor 400 von Paianios ins Griechische übersetzt.
Im Internet finden Sie das Breviarium unter

http://www.gmu.edu/departments/fld/CLASSICS/eutropius.html.

Die gesamte Geschichte Roms finden Sie sehr schön aufbereitet unter

http://eawc.evansville.edu/chronology/ropage.htm .

Die Geburt der Zwillinge Romulus und Remus -und die damit verbundenen Umstände- wird von Eutropius nur angedeutet. Ich erzähle Ihnen daher in wenigen Sätzen, was sich damals der Sage nach abspielte.

Am Fuß des Albanerberges lag die Stadt Alba Longa, und zur Zeit, die uns hier interessiert, herrschte dort König Proca. Er hatte zwei Söhne, Numitor und Amulius. Numitor war eine Art Abel, Amulius war ein Kain-Typ. Amulius stieß seinen Bruder vom Thron und verbannte ihn aufs Land. Numitor ergab sich in sein Schicksal. Amulius holte noch weiter aus: den Sohn des Bruders ließ er ermorden, die Tochter, Rhea Silvia, machte er zur Vestalin, also zu einer Pristerin der Göttin Vesta. Damit war für Amulius nichts mehr aus der Richtung seines Bruders zu befürchten. Die Götter aber machten dem Bösewicht einen Strich durch die unsaubere Rechnung: sie schickten Mars mit dem präzisen Auftrag, Rhea Silvia zur Mutter von Zwillingen zu machen, da sie die Gründung einer neuen Stadt ins Auge gefaßt hatten.
Eine schwangere Vestalin war an sich schon des Todes würdig, eine Vestalin mit möglichen Widersachern für Amulius war sogar ein Staatsfeind. Amulius verlangte die schimpflichste Todesstrafe und ließ Rhea Silvia mit einem riesigen Stein am Hals im Tiber ertränken.
(Die übliche, nicht blutige, Todesstrafe für eine Vestalin, die das Keuschheitsgelübte gebrochen hatte, war die lebendige Beerdigung auf dem campus sceleratus, das durch Frevel befeckte Gelände.)

Was aber tat der Flußgott? Er heiratete Rhea Silvia und verlieh ihr Unsterblichkeit. Die noch vorher geborenen Zwillinge wurden in einem Korb im Tiber ausgesetzt und sollten natürlich ertrinken. Aber erneut griff der Flußgott ein: er ließ den Korb, in dem die Zwillinge trieben, am Fuß des Palatins anschwemmen und sich in den Ästen eines Feigenbaums verhaken.
Eine zufällig vorbeikommende Wölfin (Kapitolinische Wölfin), die selbst Junge hatte, ernährte auch die beiden Knaben in ihrer Höhle.
Eines Tages fand Faustulus, der Hirt der königlichen Herden, die Kinder und nahm sie mit in seine Hütte. Faustulus und seine Frau Acca Larentia gaben den Kleinen die Namen, unter denen sie in die Weltgeschichte eingehen sollten, und erzogen die Buben zu tapferen Draufgängern. Die Zwillinge fanden natürlich den Weg zu ihrem verbannten Großvater Numitor, den sie zum rechtmäßigen König von Alba Longa ausriefen. Romulus wurde später zum Herrscher einer neuen Siedlung auf dem Palatin: Rom. Bevor Romulus die Sabinerinnen raubte, erstach er seinen Bruder Remus, der vor lauter Übermut über die Mauer gesprungen war, mit der Romulus die neue Gründung umgeben hatte. Später wurde Romulus zu den Göttern entrückt, oder auch, wie eine andere Tradition will, von den Senatoren erschlagen.
Auf Romulus folgen noch sechs Könige, die Eutropius kurz vorstellt.

 

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Grammatik

Wir sahen, daß die Wörter der 1. Deklination auf a endigen und Feminina sind, sofern sie nicht männliche Personen bezeichnen.
Die Wörter der 2. Deklination haben die Ausgänge us, er, ir, um. Die auf us und er sind Maskulina (Ausnahmen: pôpulus Pappel, Corinthus), die auf um sind Neutra. Der Stamm endigt in beiden Deklinationen auf einen Vokal: flamma-, equo-, agro-, dôno- usw.

Wenngleich die Wörter, die nach diesen beiden Deklination "gehen" wichtig und zahlreich sind, haben wir doch zur Kenntnis zu nehmen, daß die Zahl der Wörter, deren Stamm auf einen Konsonanten ausgeht, wesentlich zahlreicher ist.

Die infrage kommenden End-Konsonanten sind die beiden Liquiden l, r, die beiden Nasalen
m, n und die Mutae g, c; b, p und d, t. Es handelt sich bei den Mutae um K, P, T-Laute.
Stämme auf r, l, m, n und s werden Dauerlaut-Stämme genannt (man kann diese Laute ohne Unterbrechung, dauernd, erklingen lassen. Alle Muta-Stämme sind Verschlußlaut-Stämme.)

Die dritte Deklination umfaßt aber zwei ursprünglich selbständige Deklinationen: die eigentliche konsonantische Deklination und die i-Deklination (die sich zum Teil rein erhalten, zum Teil aber auch mit der konsonantischen Deklination gemischt hat). Wir betrachten zuerst Wörter mit konsonantischen Stämmen.

Konsonantenstämme

Schauen wir uns zunächst die Deklination zweier Beispiele aus der Gruppe der Wörter an, deren Stamm auf einen Konsonanten ausgeht. Diese Wörter haben im Abl. Sing. e, im Gen. Plur. um und, wenn sie Neutra sind, im Nom., Vok. und Akk. Plur. a.
Der Kon-sul ist das Paradebeispiel für die kon-sonantische Deklination!

Dritte Deklination (kons. Stämme)

 

cônsul, cônsulis m der Konsul

corpus, corporis n der Körper

 

singular

plural

singular

plural

Nom./Vok.

cônsul

cônsul-ês

corpus

corpor-a

Genitiv

cônsul-is

cônsul-um

corpor-is

corpor-um

Dativ

cônsul -î

cônsul-ibus

corpor-î

corpor-ibus

Akkusativ

cônsul -em

cônsul-ês

corpus

corpor-a

Ablativ

cônsul -e

cônsul-ibus

corpor-e

corpor-ibus

Das -i- in -i-bus ist ein eingeschobener Bindevokal.

Der Genitiv Singular geht immer auf is aus, der Nominativ macht aber leider, was er will, d.h. er tritt in vielfacher Form auf. Hier haben Sie zur Illustration Nominativ und Genitiv Sing. einiger bekannter Wörter der 3.Deklination:

dux, ducis m Führer, urbs, urbis f Stadt (i.a. Rom, oppidum ist eine Kleinstadt), labor, labôris m Arbeit, homô, hominis m Mensch, iter, itineris n Weg, societâs, societâtis f Gemeinschaft, cubîle, cubîlis n Bett, Lagerstätte.

Das u in urbs ist natürlich positionslang, es steht vor drei Konsonanten!
homo geht auf o aus und hat einen Stamm, der auf n endet, man sagt kurz: homo ist ein n-Stamm. Wir können uns merken: Alle auf o auslautenden Substantive sind n-Stämme.
n-Stämme wie homo, hom-inis, die im Gen. Sing. auf -inis ausgehen, sind teils mask., teils fem.
Dagegen sind o-Wörter, die im Genitiv Sing. -ônis haben, wie leô, le-ônis m Löwe, alle maskulin. Wörter, die im Nom. auf -iô und im Genitiv Sing. auf -iônis ausgehen, sind alle weiblich: lêct-iô, lêct-iônis Lektüre, leg-iô, leg-iônis Legion usw.
Schließlich sind alle n-Stämme auf -men,-minis Neutra: nô-men, nô-minis der Name.

Beachten: Es gibt in der 3. Dekl. alle drei Genera: Maskulina (m), Feminina (f) und Neutra (n)

 

Muta-Stämme (KPT-Laute: g, c; b, p; d, t) hängen im Nominativ fast immer ein s an den Stamm (plêbs, plêbis f Volk, lêx, lêgis f Gesetz) und sind i.a. feminin (außer pês, pedis m der Fuß und grex, gregis m Die Herde).

Dauerlaut-Stämme (
r, l, m, n und s) bilden den Nom. Sing. fast immer ohne Endung (cônsul, cônsul-is m Konsul, dolor, dolôr-is m Schmerz, homô, homin-is m Mensch, môs, môr-is m Sitte).


(Erinnern Sie sich?
Aus dem Genitiv Singular folgt durch Abstreifen des Ausgangs -is der Wortstock, aus dem Genitiv Plural ergibt sich der Stamm durch Abstreifen der Endung um.
Beispiele: ôrâtor, ôrâtôr-is, Gen. Plur. ôrâtôr-um Redner, gehört zu den Dauerlautstämmen.
prîncep-s, prîncip-is.
Der Gen. Plur. prîncip-um Führer, Oberhaupt war auch der Titel des Augustus.)

Bei der konsonantischen Deklination stimmen Wortstock und Stamm überein.

(Nicht hierhin gehört nûbês Wolke; Gen. Sing.: nûb-is => Wortstock = nub-
Gen. Plur.: nûb-ium =>Stamm = nubi- . Wenn wir vom Ausgang -ium die Endung -um abstreifen, bleibt der Kennvokal i übrig. Daher der Name i-Deklination!
nûbês gehört zu den Wörtern der alten i-Deklination, die in der 3. Dekl. als i-Stämme
geführt werden. Ich werde gleich darauf zurückkommen.)

Beispiele zur konsonantischen Deklination:

cônsul, cônsul-is ist im Nom. Sing. endungslos und gleich dem Stamm cônsul- (Dauerlaut-St.)
victor, victôr-is Sieger ist im Nom. Sing. endungslos. Der Vokal ô in der Endsilbe des Stammes wurde im Nom. Sing. gekürzt. (Dauerlaut-Stamm).
honôs, honôr-is m Ehre ist im Nom. Sing. endungslos. Im Gen. Sing. wurde aus hono-s-is
hono-
r-is, da s zwischen zwei Vokalen zu r wird. (Diese Erscheinung wird Rhotazismus genannt.)
In der späten Klassik, also nach Cicero, wurde auch im Nominativ honor geschrieben: honor, -ôris. Viele scheinbare r-Stämme waren ursprünglich s-Stämme.
corpus, corpor-is n Körper. Der Stamm war ursprünglich corpos-. Das auslautende s verwandelte sich zwischen zwei Vokalen in r: corpo-r-is
salûs, salût-is das Wohl. Hier haben wir einen t-Stamm.(Nominativ auf s bei Muta-Stamm).
Ursprünglich hatte auch der Nominativ dieses t: salut-s. Ein t -oder ein d- konnte sich aber vor einem s nicht halten, es verschwand im Laufe der Zeit. Ein d fiel aus bei palus, palûd-is der Sumpf. Hier wurde aus paluds durch Ausfall des d der Nominativ palus.
mîles, mîlit-is m Soldat hat im Nom. Sing. Endungs-s (Muta-Stamm), das stammauslautende t fiel vor s aus: milet-s > miles; ferner liegt Vokalschwächung mit i > e vor.
(Ähnliche Verhältnisse haben wir bei prînceps Führer, Haupt, das im Gen. prîncip-is lautet. Oder iûdex, iûdic-is m Richter, gespr. jûdex, jûdikis usw.)
rêx, rêg-is König. Der Nom. Sing. hat End-s, denn reg-s = rex (Muta-Stamm).
Wie rêx, rêgis gehen auch lêx, lêgis Gesetz, lex = legs, dux, ducis Führer, dux = ducs,
pâx, pâcis f
Friede, pax = pacs usw.

Für das Folgende ist es wichtig, den Unterschied zwischen gleichsilbigen und ungleichsilbigen Wörtern zu beachten.
Man meint damit den Unterschied zwischen Wörtern, die im Genitiv dieselbe Silbenzahl haben wie im Nominativ, z.B.: nûbês, nûb-is Wolke, gleichsilbige Wörter, parisyllaba, und solchen, die im Genitiv eine andere Silbenzahl haben als im Nominativ, ungleichsilbige Wörter, imparisyllaba. Hierhin gehört etwa i-ter, i-ti-ner-is n der Weg.
Im Nominativ hat dieses Wort 2 Silben, im Genitiv aber 4. Das Wort ho-mo, ho-mi-nis hat im Nominativ 2, im Genitiv aber 3 Silben usw.

Wir merken uns:

Der Nominativ der kons. Stämme ist entweder endungslos (Dauerlautstämme) oder er geht auf s aus (Mutastämme).
Ungleichsilbige Substantive, deren Wortstock auf nur einen Konsonanten ausgeht, haben im Gen.Pl. -um; sie gehören nicht zu den Wörtern mit i-Stamm. (Z.B. homô, homin-is m der Mensch der Wortstock geht auf nur einen Konsonanten aus.)
Lautet der Stamm auf zwei Konsonanten aus (
nt, rt, rb, rd), so haben wir im Gen. Plur. -ium statt -um. Die übrigen Ausgänge sind wie bei den Konsonantenstämmen.
Die Substantive dieser Klasse sind fast alle feminin
.
Bei Wörtern wie ôrâtor, ôrâtôr-is stimmen der auslautende Konsonant von Nom. und Gen.
Sing. überein. Diese Wörter sind alle maskulin. (
orâtor magnus ein großer Redner)


Verbindungen mit Adjektiven u.a.:

Außer unseren bekannten Adjektiven, z.B. auf -us, -a, -um, gibt es in der 3. Deklination
noch Adjektive mit den Endungen der 3. Deklination. Wenn ein solches Adjektiv auftritt -meist gehen sie auf -is aus-, werde ich das besonders vermerken.

tempus durum die harte Zeit (tempus, temporis ist Neutrum); durus, a, um hart
tempora dura die harten Zeiten
Was heißt der harten Zeit? (entweder temporis duri oder tempori duro)

virtûs, virtûtis f Die Tugend, Tüchtigkeit
virtutes bellicae kriegerische Tugenden, denn bellicus, a, um kriegerisch (gleichbedeutend mit bellicôsus, a, um). Was heißt virtûtês bellicâs? Ebenfalls kriegerische Tugenden. (Akk. Pl.)

cum magnô dolôre (Abl.) mit großem Schmerz (magnus, a, um groß; dolôre ist Abl. Sing. der 3. Dekl. und hat kurzes e.)

mêns sana in corpore sano. (mêns, mentis f Verstand, Geist; sânus,a,um gesund)
ein gesunder Verstand in einem gesunden Körper- schön wär's.

o tempora, o mores! o Zeiten, o Sitten! (Cicero)

honos habet onus Ehre hat Last (d.h. mit Würde kommt Bürde)

senex, senis m Greis; lac, lactis n Milch
vînum lac senum Wein (ist) die Milch der Greise; weil (quia) in vînô vêritâs? (vêritâs,âtis f Wahrheit)
senex hat im Nom. und im Vok. Sing. den erweiterten Stamm senec-. Die anderen Kasus
benutzen den Stamm sen-.

lupus, î m
Wolf; aut oder
homo homini deus aut lupus. Der Mensch dem Menschen ein Gott oder Wolf (ist).

Hier haben Sie als Beispiel die vollständige Deklination von der gebildete Greis: senex doctus; (doctus, a, um gebildet, gelehrt):

 

Singular

Plural

Nom./Vok.

senex

doct-us

sen-ês

doct-î

Gen.

sen-is

doct-î

sen-um

doct-ôrum

Dat.

sen-î

doct-ô

sen-ibus

doct-îs

Akk.

sen-em

doct-um

sen-ês

doct-ôs

Abl.

sen-e

doct-ô

sen-ibus

doct-îs


Die 3. Deklination hat, wie gesagt, auch einige eigene Adjektive, z.B. pauper, pauperis, pauperi, pauperem (pauper im Neutrum), paupere arm, die wie Substantive dekliniert werden.
Die weitaus umfangreiste Gruppe dieser Adjektive hat für Maskulinum und Femininum den Ausgang -is, für das Neutrum -e.Wir werden noch genauer darauf eingehen.

 

Wörter mit i-Stämmen:

Mit nûbês haben wir ein Beispiel dafür, daß der Stamm eines Wortes der 3. Deklination auf den kurzen Vokal i ausgehen kann. Ich sagte oben schon, daß die 3. Deklination eine Mischdeklination ist, die Konsonanten- und i- Stämme umfaßt.
Mit gutem Grund hat man diese Mischklasse gebildet, denn die Deklination der Wörter mit i-Stämmen unterscheiden sich von der der konsonantischen Stämme im wesentlichen nur dadurch, daß sie den Genitiv Plural nicht auf -um bildet, sondern auf -ium.
Neutra haben bei i-Stämmen im Nom./Vok. und Akk. Pl. statt a den Ausgang ia.

Die i-Stämme zerfallen in zwei Gruppen

Die Wörter, die auch im Akk. und Abl. Sing. den i-Laut bewahrt haben, werden zu den
reinen i-Stämmen gezählt.
i-stämmige Wörter, die im Gen. Plural zwar -ium haben, im Akk. und Abl. Sing. aber die Ausgänge -em und -e der konsonantischen Deklination verwenden, werden nicht "unreine"
i-Stämme genannt, man sagt vielmehr, daß sie zur Mischklasse gehören, weil sie ihre Ausgänge zwei verschiedenen Deklinationen entnehmen: im Singular der konsonantischen Deklination, im Plural der i-Deklination. Die Wörter beider Gruppen haben spezielle Kennzeichen, die wir folgendermaßen beschreiben können:

  1. Reine i-Stämme:

Substantive auf -is wie: puppis Deck, sitis Durst, turris Turm, vîs Kraft, secûris Beil, febris Fieber. Diese Wörter haben nicht nur -ium im Gen. Plural, sondern auch -im statt -em im Akk. Singular. Auch im Abl. Sing. haben sie den reinen i-Laut erhalten, denn sie haben -î statt -e.
G
leichsilbige Fluß-und Ortsnamen auf -is haben im Akk.Sing. -im und im Abl. Sing. î.
Neutra auf -ar, -e, -al
gehören ebenfalls hierher, natürlich haben sie im Akk. Sing. kein -im, denn Akk. = Nom.

2. Mischklasse:

Gleichsilbige
Substantive auf -is und -ês (nâvis, nâvis f Schiff, nûbês, nûbis f Wolke. Die is-Wörter aus Gruppe 1 - turris, sitis usw.- gehören nicht hierhin).
Ungleichsilbige Substantive mit mehreren Konsonanten vor dem Gen. Sing. Ausgang
- is. (urbs, urbis Stadt, Wortstock: urb-, Stamm: urbi-; ars, artis Kunst,
Wortstock:
art-, Stamm: arti- )

Wir müssen uns auch einige Ausnahmen zur Mischklasse merken.
Die folgenden Wörter der 3.Dekl., die sich auf die Familie beziehen, haben im Gen. Pl. nicht ium, sondern einfach um, Akk. Pl. nicht auf îs. Sie gehören zur konsonantischen Deklination.

 

Ausnahmen zur Mischklasse:

Wörter mit zwei Kons. vor Genitiv-is

pater, patris, patrum Vater
mâter, mâtris, mâtrum Mutter
frâter, frâtris, frâtrum Bruder (vgl. die volle Dekl. weiter oben)

Wie lautet die volle Deklination von frâter, frâtris m der Bruder? (Nach Kasus geordnet!)
frâter, frâtrês; frâtris, frâtrum; frâtrî, frâtribus; frâtrem, frâtrês; frâtre, frâtribus
Ebenso gehen pater, patris m der Vater und mâter, mâtris f die Mutter:
â mâtribus bonîs von den guten Müttern


Gleichsilbige Wörter auf is, -ês

parentês, parentum (auch parentium) Eltern
iuvenis, -is, iuvenum Jüngling (sprich: juvenis)
canis,-is, canum Hund
sêdês,-is, sêdum Sitz, Wohnsitz



Wir brauchen eigentlich keine neuen Schemata, um die Substantive mit i-Stämmen zu deklinieren.
Dennoch kann es nicht schaden, die Ausgänge der reinen i-Stämme im Überblick darzustellen:

Ausgänge der i-Deklination (reine i-Stämme)

 

Singular

Plural

 

f

n

f

n

Nom./Vok.

-is

-e

-ês

-ia

Genitiv

-is

-is

-ium

-ium

Dativ

-ibus

-ibus

Akkusativ

-im

-e

-îs (-ês)

-ia

Ablativ

-ibus

-ibus


Für turris f Turm, mare n Meer schauen wir uns alles ganz genau an:

Dritte Deklination (reine i-Stämme)

 

turris, turris f der Turm

mare, maris n das Meer

 

singular

plural

singular

plural

Nom./Vok.

turr-is

turr-ês

mar-e

mar-ia

Genitiv

turr-is

turr-ium

mar-is

mar-ium

Dativ

turr-î

turr-ibus

mar-î

mar-ibus

Akkusativ

turr-im

turr-îs (-ês)

mar-e

mar-ia

Ablativ

turr-î

turr-ibus

mar-î

mar-ibus

 

Im Akk. Plur. finden wir turrîs und turrês. Die Endung ês wurde von den Konsonantenstämmen übernommen. In klassischer Zeit haben alle i-Stämme im Akk. Plur. îs und ês nebeneinander gehabt. Bei den reinen i-Stämmen überwog aber die Schreibweise mit îs.

Am Beispiel von nâvis f Schiff und nox f Nacht schauen wir uns auch die vollständige Deklination der Mischklasse an.

Dritte Deklination (Mischklasse)

 

nâvis, -is f das Schiff

nox, noctis f die Nacht

 

singular

plural

singular

plural

Nom./Vok.

nâv-is

nâv-ês

no-x

noct-ês

Genitiv

nâv-is

nâv-ium

noct-is

noct-ium

Dativ

nâv-î

nâv-ibus

noct-î

noct-ibus

Akkusativ

nâv-em

nâv-ês (-îs)

noct-em

noct-ês (-îs)

Ablativ

nâv-e

nâv-ibus

noct-e

noct-ibus

nox < noct-s

Beispiele:

viribus unitis mit vereinten Kräften; unîtus, a, um vereint.
vîvida vîs animi lebendige Geisteskraft (vîvidus,a,um belebt, lebhaft, feurig,
animus, î m Seele, Geist, Denkkraft; homô cônstat ex corporê et animô der Mensch besteht aus Körper und Seele)

consuetudinis magna vîs est- aiebat Cicero. (cônsuêtûdô, inis f Gewohnheit-spr. kônswetûdô; âiô (spr. ajô)
ich sage ja, ich versichere; ut ait Homerus wie Homer sagt)
In der Gewohnheit liegt eine große Kraft, sagte Cicero.

(cum) ferrô îgnîque mit Eisen und Feuer (= ferrô et îgnî; que und wird -wie wir wissen- dem zweiten Wort angehängt, wobei der Akzent auf die vorletzte Silbe rutscht. ferrum, -î n Eisen; îgnis, îgnis m das Feuer.

Ungleichsilbige auf -is sind Maskulina. Aber auch einige gleichsilbige sind männlich, z.B.
fînis, fînis m die Grenze, piscis, piscis m Fisch, collis, collis m der Hügel, orbis, orbis
m
der Kreis, cîvis, cîvis m Bürger, fascis, fascis m das Rutenbündel, îgnis, îgnis m Feuer, mênsis, mênsis m der Monat.

hic homo civis Romanus est (Apg 22,27) dieser Mann ist ein römischer Bürger
(hic sollte eigentlich hîc geschrieben werden, denn das i ist lang zu sprechen. Da es aber ein Adverb hîc hier gibt, schreibt man i.a. den Nom. des Demonstrativ-Pronomens, also hic, ohne ein Längenzeichen. In unserem Satz hat hic die Funktion eines Adjektivs. Eine pronominale Verwendung, d.h. Gebrauch als Fürwort, des Dem. Pron. haben wir z.B. in hic respondit dieser Mann antwortet, haec venit diese Frau kommt, oder hoc est bonum dies ist gut-sprich hôk.)

urbi et orbi der Stadt (Rom) und dem Erdkreis (Segen des Papstes, urbs, urbis f Stadt
meist Rom, hic, haec, hoc dieser, diese, dieses = Demonstrativ-Pronomen)

tôtus orbis terrârum der ganze Erdkreis (tôtus,tôta,tôtum ganz ist ein Pronominaladjektiv)

Hier ist noch eine Warnung für Autofahrer und sonstige gefährlich lebende Personen:
mediâ vîtâ in morte sumus
mitten im Leben sind wir im Tod (media vita ist ein Ablativ der Zeit, ablativus temporis, der auf die Frage wann? antwortet, vgl. auch annô Dominî im Jahr des Herrn. In der letzten Lektion lernten wir bereits diê ac nocte Tag und Nacht und tôta diê den ganzen Tag kennen. medius, a, um mittlerer, in der Mitte ; mors, mortis f Tod..)

 

Genusregeln

Leicht zum Verzweifeln sind die Regeln, nach denen man das Geschlecht (Genus) eines Wortes der 3. Deklination bestimmen kann, die sog. Genusregeln. Die Zahl der Ausnahmen zu jeder Regel ist beträchtlich. Ich gebe Ihnen zunächst einige Regeln, und über die Ausnahmen sprechen wir später. Zu beachten ist noch, daß man sich bei den Gensuregeln nicht nach dem Stamm oder Wortstock richtet, sondern nach dem Nominativausgang.
Übrigens empfehlen höhere Stellen immer wieder, sich bei einem Wort nicht nur Nominativ und Genitiv zu merken, sondern auch das Geschlecht. Irgendwie einleuchtend, nicht wahr?
Weiter oben, z.B. als wir von den n-Stämmen sprachen, lernten wir für diese spezielle Gruppe bereits einige Genusregeln kennen. Hier folgen einige Regeln allgemeinerer Natur:

Genus-Regeln

Substantive auf -or, -os oder -er sowie ungleichsilbige auf -es sind Maskulina.

Substantive auf -o, -as, -aus, -is, -x (auch x = cs, gs), solche auf -s mit vorhergehendem Konsonanten und gleichsilbige auf -es sind Feminina.

Substantive auf
-a, -e, -c, -l, -n, -t, -ar, -ur, -us sind Neutra.

 

Wenn Sie sich zu den Genusregeln -am besten selbst verfaßt- Reimregeln merken, fällt das Behalten auch leichter.
Die Regel muß vollständig vom Vers erfaßt werden! Z.B. reicht es nicht, sich die Feminina-Regel mit dem Ausruf: O, As- aus is! zu merken -und sich dabei etwas Weibliches vorzustellen. Denn es fehlen die auf x, konsonant + s und die gleichsilbigen auf es. Die folgenden Verse sind praktisch und lustig, also schön auswendig lernen!

Feminina

Maskulina

Neutra

Die Wört' auf as, is, aus, x,
als
aestas, avis, laus und nix,
auch
s, wovor ein Konsonant,
sind Feminina, wie bekannt.
Brauch weiblich auch die Endung
o
wie
caro und oratio;
gleichsilb'ge Wörter auf e-s
bezeichnen auch was Weibliches.

Die Wört' auf or, os und er,
auch
es, wenn es der Silben mehr
im Genitivo zu sich nimmt,
sind für das Männliche bestimmt.

Die a, e, c,
die
l, n, t,
die
ar, ur, us
sind Neutrius.

 

Häufig benutzte Wörter auf -s mit vorhergehendem Konsonanten sind allerdings männlich, z.B:

dêns, dentis m der Zahn
fôns, fontis m die Quelle
môns, montis m der Berg
pôns, pontis m die Brücke
côdex, côdicis m der Kodex (alle Wörter auf -ex, -icis sind maskulin!)

Damit Sie sehen, wie die Regeln funktionieren, gebe ich Ihnen einige
Beispiele:

Wenn wir uns an die Häufigkeit der auftretenden Wörter halten, so ist es möglich, eine viel einfachere -aber natürlich auch nicht immer richtige- Genusregel zu formulieren (was man an Kürze gewinnt, verliert man an Genauigkeit):

Vereinfachte Genusregel für die kons. Deklination:

Maskulina: Substantive mit Nom. Sing. ohne Endungs-s: dolor, dolôr-is m Schmerz
Feminina: Substantive mit Nom. Sing. auf s oder o: plêbs, plêbis f Volk, legiô,-iônis f Legion
Neutra: Substantive auf ur-men-us: rôbur, rôboris; nômen; corpus Kraft; Name; Körper

(Einige -meist einsilbige Wörter- sind ebenfalls neutral: vêr, vêris n  Frühling; iûs, iûris Recht;
aes, aeris n Erz -offenbar das gleiche Wort wie im Deutschen, usw.)

 

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Übungen zur Grammatik


Bitte übersetzen:

Lösungen:

 

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Lektüre

1

Romanum imperium a Romulo exordium habet, qui Reae Silviae, Vestalis virginis,

2

filius et Martis cum Remo fratre unô partû editus est.

3

Is urbem exiguam in Palatino monte constituit.

4

Cum uxôres ipse et populus suus non habêrent, invitavit ad spectâculum ludôrum

5

vicinas urbi Romae nationes atque earum virgines rapuit.

6

Postea Numa Pompilius rex creatus est, qui bellum quidem nullum gessit,

7

sed non minus civitati quam Romulus profuit.

8

Nam et leges Romanis moresque constituit et annum descripsit in decem menses

9

et infinita Romae sacra ac templa constituit.

10

Morbo decessit quadragesimo et tertio imperii anno.

11

Huic successit Tullus Hostilius. Hic bella reparavit, Albanos vicit, urbem ampliavit,

12

adiecto Caelio monte. Postquam triginta et duôs annôs regnavit,

13

fulmine ictus cum domo sua arsit.

 

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Übersetzung

wörtliche Übersetzung

1

Das römische Imperium hat seinen Anfang von Romulus, der der Rea Silvia, der vestalischen Jungfrau,

2

und des Mars Sohn mit dem Bruder Remus in einer Geburt geboren wurden.

3

Er eine kleine Stadt auf dem Palatin-Berg hat angelegt.

4

Da weder er noch sein Volk Frauen hatten, hat er eingeladen zum Schauspiel der Spiele

5

benachbarte der Stadt Rom Volksstämme und deren Jungfrauen er hat geraubt.

6

Danach ist Numa Pompilius König gewählt worden, der Krieg zwar keinen er hat geführt,

7

aber nicht weniger dem Staat als Romulus er hat genützt.

8

Denn sowohl Gesetze als auch Sitten den Römern er hat eingeführt und das Jahr er hat eingeteilt in zwölf Monate

9

und zahllose in Rom Opferstätten und Tempel er hat eingerichtet.

10

An einer Krankheit er ist verstorben im 43. Jahr seiner Regierung .

11

Diesem ist gefolgt Tullus Hostilius. Dieser hat Kriege wieder aufgenommen, die Albaner er hat besiegt, die Stadt er hat vergrößert

12

nachdem er den Berg Cälius der Stadt hinzugefügt hatte. Nachdem er 32 Jahre regiert hatte,

13

vom Blitz getroffen, mit seinem Haus er ist verbrannt.

 

freie Übersetzung

Das römische Reich nahm seinen Anfang mit Romulus, der als Sohn der Rea Silvia, einer Vestalin, und des Mars zusammen mit seinem Bruder Remus als Zwilling zur Welt kam.
Er gründete eine kleine Stadt auf dem Palatin.

Da weder er noch seine Leute Frauen hatten, lud er die der Stadt Rom benachbarten Stämme zum Anschauen von Spielen ein und raubte bei dieser Gelegenheit deren Jungfrauen.

Danach wurde Numa Pompilius zum König gewählt, der zwar keinen Krieg geführt, aber dem Staat nicht weniger genützt hat als Romulus.

Denn er gab den Römern Gesetze und Sitten, teilte das Jahr in zwölf Monate ein und begründete zahllose Kulte und Tempel.
Er starb im 43. Jahr seiner Regierung an einer Krankheit.

Diesem folgte Tullus Hostilius. Dieser nahm die Kriege wieder auf, besiegte die Albaner und vergößerte Rom, indem er (der Stadt) den Caelius hinzufügte.

Nachdem er 32 Jahre regiert hatte, verbrannte er, vom Blitz getroffen, zusammen mit seinem Haus.

 
 
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Worterklärungen

Verben

êditus est er ist entsprossen, er ist geboren worden. Auf Deutsch sagen wir: er wurde geboren. Es handelt sich um das Perfekt Passiv des Verbs êdere ans Licht bringen, veröffentlichen. Denke an êditor, ôris Editor, Herausgeber.
Die Form editus est besteht aus der Verbalform est ist und dem Partizip (Mittelwort)
êdi-tus ans Licht gebracht, veröffentlicht, geboren. Genauer handelt es sich um das
Partizip Perfekt Passiv (kurz: PPP). Einer, der geboren worden ist (Passiv!), ist geboren,
einer der gelobt worden ist, ist gelobt laudâ-tus. Das PPP wird wie die Adjektive
der a-o-Deklination dekliniert. Im Indogermanischen -und im Griechischen- gibt es eine Verbalform, die Medium genannt wird. Aus diesem Medium heraus entwickelte sich im Laufe der Zeit das Passiv- das nur zur Information.

côn-stitu-it er hat gegründet 3. Pers. Sing. Ind. Perf. Akt.
côn-stituô, uî, ûtum, ere ansiedeln, bauen, einrichten, beschließen

cum ...non habêrent da sie nicht hatten.
habêrent ist Konjunktiv Imperfekt. (Der deutsche Konj. Impf. Aktiv kann mit sie hätten oder sie würden haben ausgedrückt werden.)
cum + Konjunktiv wird hier zur Einleitung eines Kausalsatzes (d.h. eines Satzes, der eine Begründung ausdrückt) benutzt (cum causale). Im Deutschen benutzen wir den Indikativ des Imperfekts, d.h. wir übersetzen mit sie hatten.

rapiô, rapui, rapere rauben

creatus est er wurde gewählt. Es handelt sich um das Perfekt Passiv (Perfectum Passivi) von creâre wählen. (Sie sollten sich ein Verb immer zusammen mit den Stammformen merken, d.h. ich wähle, ich habe gewählt, gewählt, wählen: creô, creâvî, creâtus, creâre.
creo
ich wähle ist 1. Pers. Sing. Indikativ Präsens Aktiv (1.Sg.Ind.Präs.Akt.)
creavi ich habe gewählt ist 1. Pers. Sing. Indikativ Perfekt Aktiv (1.Sg.Ind.Perf.Akt.)
creatus gewählt ist Partizip Perfekt Passiv (kurz: PPP)
creare wählen ist Infinitiv. Mit Hilfe der Stammformen lassen sich alle anderen Formen bilden. Im Lateinischen haben wir uns nur 4 -manchmal nur 3- Stammformen zu merken. Im Griechischen sieht's ein wenig übler aus...)

prô-fuit 3.Sg.Ind.Perf.Akt er hat genützt (er ist für -pro- den Staat gewesen, fuit er ist gewesen.
Sie sollten sich merken: prô-sum ich nütze, prô-d-est er nützt -das d ist der leichteren Aussprache wegen eingeschoben worden. Im Konjunktiv heißen diese beiden Formen:
prô-sim ich möge nützen und prô-sit er, sie, es möge nützen -Prost!-)

gerô, ges-sî, ges-tus, gerere tragen, ausführen, kämpfen

dêscrîpsit er teilte ein; Stammformen: dê-scrîbô, scrîpsî, scrîptus, scrîbere einteilen, beschreiben; Scripsit hieß eines der ersten Textverarbeitungsprogramme.

dêcessit er ist gestorben, 3.Sing. Ind.Perf. Akt. von dê-cêdere weggehen, scheiden
Stammfomen von cêdere gehen, weichen: cêdô, cessî, cessum, cêdere (t-Stamm)
(
Sie wissen schon, daß Sie unter http://www.logos.it/verbi/images/latino.html die Formen der meisten lat. Verben einsehen können. Bei Logos steht allerdings nicht cêdere, sondern cedêre!)
In Zeile 11 treffen wir auf das Perfekt suc-cessit er ist gefolgt. suc-cêdere folgen, heranrücken

reparâre wiederherstellen, erneuern; ampliâre vergrößern
ad-iciô, iêci, iectum, ad-icere hinzufügen (sprich: ad-i-kiô, adjêki, adjektum, ad-ikere)
adiectus hinzugefügt ist PPP, Part.Perf.Pass. adiecto Caelio monte ist ein sog. Ablativus absolutus, den wir noch kennenlernen werden. Zu übersetzen wäre dies mit indem er den Berg Caelius hinzufügte.

îcô, îcî, ictum, îcere treffen, schlagen; ictus getroffen ist PPP, Part.Perf.Pass.

ârsit er ist verbrannt Perf. Akt. von ârdeô, ârsî, ârsum, ârdêre brennen.
Zu diesem Verb muß ich Ihnen unbedingt den folgenden Horaz-Vers (Hexameter) nennen:

nam tua res agitur, paries cum proximus ardet

(Die rot geschriebenen Vokale sind im Hexameter zu betonen. Bei einigen Wörtern, z.B. bei proximus nächstliegend, fallen Wortakzent und Versakzent zusammen. tua rês agitur bedeutet es handelt sich (agitur) um deine Angelegenheit (rês). Die rês publica öffentliche Angelegenheit ist das Gemeinwesen oder der Staat. paries, parietis m die Wand.)

denn es handelt sich um deine Angelegenheit, wenn die nächste Wand brennt
(kurz: bald bist du dran)

Weitere Wörter und Erklärungen

virgo vestâlis (Gen. virginis vestalis) eine der Vesta geweihte Jungfrau (Vestapriesterin, Vestalin. Ursprünglich gab es vier, später sechs Vestalinnen. Vor Vollendung des zehnten Lebensjahres vom pontifex maximus gewählt, hatten sie dreißig Jahre lang keusch das heilige Feuer zu hüten. Ein Vergehen gegen das Keuschheitsgelübte oder das Erlöschenlassen des hl. Feuers wurde -wie wir oben sahen- mit Lebendigbegrabenwerden geahndet. Die römische Kirche hat später -als sie das Sagen übernahm- wegen geringerer "Vergehen" für den blutfreien Abgang eines Frevlers gesorgt. Oft reichte eine falsche Wortwahl!)
virgô, inis f Jungfrau; Vestâlis, e der Vesta geweiht; Vesta war die Göttin des Herdfeuers. Vom fortwährenden Flackern der Flamme hing das Bestehen des Staates ab.
Mars, Martis Kriegsgott, auch Vater von Romulus und Remus. Warum er eigentlich Wert auf Zwillinge gelegt hatte, ist schwer auszumachen. Wahrscheinlich sollte Romulus Gelegenheit gegeben werden, einen Bruder töten zu können. Die Gedanken der Götter sind schwer zu durchschauen.

partus, ûs m (4. Dekl.) das Gebären, die Geburt; unô partû in einer einzigen Geburt
unô partû ist eine Ablativkonstruktion, die die Art und Weise -den Modus- angibt, unter der Romulus das Licht der Welt erblickte. Man spricht hier vom Ablativ der Art und Weise oder vom Ablativus modi, -der auf die Frage wie? antwortet.

is, ea ,id er, sie, es (Nom. der 3. Pers.Sing. des Personalpronomens)

ipse, ipsa, ipsum selbst, selber

e-ô-rum, e-â-rum, e-ô-rum ihr (Possessiv- Pronomen Plural; im Singular: eius sein, ihr, sprich: ejus); das weibl. eârum bezieht sich auf den Akk. Pl. nationês f. (nâtiô, iônis f Volksstamm, spr. na-t-i-o, nicht nazio)

uxor, ôris f Gattin; lûdus, î m Spiel, Schauspiel; lûdôs spectâtum ire ins Theater gehen;
spectâculum, î n Tribüne, Theater, Schauspiel;
vîcînus, a, um benachbart

Die Wortverbindung at-que und auch, und zwar, und dabei usw. besteht aus zwei Bestandteilen: at aber, hingegen ... und der Partikel que und (sprich: kwe), die nie alleine steht. Vor Konsonanten schreibt man i.a. nicht atque, sondern ac, vgl. diê ac nocte. Ebenso wie et dient atque zur Aneinanderreihung von zusammengehörenden Begriffen, Eigenschaften usw. Z.B. diu atque acriter pugnatum est es wurde lange (diû) und heftig (acriter) gekämpft, oder inauditum atque insolens verbum ein noch nie gehörtes (inauditum) und ungewöhnliches (insolens) Wort (verbum).
Im klassischen Latein hat man es sehr geliebt, Wortpaare mit -que zu schaffen. Es entstanden auf diese Weise auch feststehende Wendungen, wie etwa senatus populusque Romanus.

posteâ danach, Adverb ( = post Romuli mortem nach des Romulus Tod; post + Akk. nach)

nullus, a, um kein; bellum, î n der Krieg; quidem Adv. gewiß, zum Beispiel; allerdings, aber
quidem...sed zwar ... aber

minus Adverb weniger; quam als

nam denn, nämlich; et ... et sowohl ... als auch

môs, môris m Sitte, Vorschriften. (Der mos maiorum die Sitte der Vorfahren war der römische Wertekanon, an dem sich die herrschende Aristokratie orientierte. In der letzten Lektion sahen wir im Anhang, daß Atticus ein Anhänger der Vorväter-Sitten war.)

înfînîta sacra zahllose oder sehr viele Opfer; înfînîtus,a,um unbegrenzt, zahllos, allgemein (Infinitesimalrechnung), sacrum, i n Opfer, Gottesdienst, Kultstätten

duo-decim zwölf (Kardinalzahl).
Schon unter Romulus gab es in Rom einen Kalender. Danach begann das Jahr mit dem Monat März, zu Ehren des Kriegsgottes Mars, und umfaßte einen Zeitraum von 10 Monaten.
Numa verbesserte diese Einteilung. Er teilte das Jahr nach dem Mondumlauf in 12 Monate ein und glich die Differenz durch Schaltmonate aus. Er machte den Januar zum ersten Monat des Jahres.

Romae ist entweder Genitiv oder Dativ Singular. Der Nom. Pl. scheidet natürlich aus. Tatsächlich ist es aber weder Genitiv noch Dativ: Romae in Rom (und Corinthî in Korinth) sind alte Lokative, d.h. Kasus, die dazu dienten, eine Ortsbestimmung zu ermöglichen. Die Lokativ-Endung war -î. Romae hieß ursprünglich Roma-î.
Wird die Apposition in urbe hinzugefügt, so steht der Ablativ: in urbe Roma in der Stadt Rom.

morbus, î m
Krankheit (der morbus sacer heilige Krankheit war die Epilepsie, an der u.a. Caesar litt. sacer, cra, crum heilig)

tres et quadraginta drei und vierzig (Kardinalzahl), tertius et quadragesimus ist die zugehörige Ordinalzahl: der Dreiundvierzigste. Auf die Frage wann ? steht der Ablativ der Zeit, also tertiô et quadragêsimô annô im 43. Jahr. Die Ordinalia (Ordnungszahlen) sind Adjektive dreier Endungen auf us, a, um. Die Kardinalzahl quadraginta wird nicht dekliniert, wohl aber três:
três et quadraginta annos regnavit er regierte 43 Jahre. Dekliniert werden unus, duo, três. Der Akkusativ m/f von três lautet aber ebenfalls três. Wenn die Rede von 42 Jahren gewesen wäre, so hätte es geheißen: duôs et quadraginta annôs regnavit mit dem Akk. duôs von duo. In Zeile 12 haben wir den Akkusativ triginta et duos, in dem zwar duo dekliniert wurde, triginta aber nicht.

annôs
ist Akk. Pl. und antwortet auf die Frage wie lange? annus, î m das Jahr.

huic (m,f,n) diesem, Dativ zum Demonstrativ-Pronomen hic, haec, hoc dieser, diese, dieses
huic ist einsilbig

fulmine Abl. Sing. von fulmen, fulminis n der Blitz (Das war offenbar ein zündender Blitz! Man unterschied diesen vom leuchtenden Blitz fulgur, fulguris n das Blitzen, das Wetterleuchten.)

postquam nachdem regiert den Indikativ Perfekt. Im Deutschen benutzen wir das Plusquamperfekt. Wir sagen nicht nachdem er regiert hat, sondern nachdem er regiert hatte.

Erklärungen zur Übersetzung.

 

Im allgemeinen werde ich Ihnen künftig an dieser Stelle einige Hilfen zur Übersetzungstechnik geben.

Zeilen 1/2

Die Zeilen 1 und 2 enthalten den ersten Satz unseres Lektürestücks. Das Satzende erkennen wir an einem Haupt-Satzzeichen: Punkt, Ausrufezeichen, Fragezeichen oder Semikolon. Der erste Teil des ersten Satzes besitzt das Prädikat habet er hat. Wer hat? Romanum imperium das römische Reich (Nom. Neutr.Sing.) Also ist Romanum imperium das Subjekt dieses Satzes.
Nach dem Akkusativobjekt fragen wir mit was hat das r.R.? Antwort: exordium seinen
Anfang
. Die Präposition (Verhältniswort) â verlangt den Ablativ, also ist Rômulô Ablativ Sing. zu Romulus. Wenn wir etwas freier übersetzen, so heißt dieser Teil: Das römische Reich (der römische Staat, das römische Imperium) nahm seinen Anfang bei Romulus.
Die Zeilen 1 und 2 enthalten insgesamt ein Satzgefüge, das aus dem gerade übersetzten Hauptsatz und aus einem von qui eingeleiteten Nebensatz (auch Gliedsatz genannt) besteht.
(Ein Satzgefüge enthält einen Hauptsatz und ein oder mehrere Nebensätze. Die Nebensätze werden mit Hilfe von Konjunktionen dem Hauptsatz untergeordnet. Statt Satzgefüge sagen wir auch Periode.)
Qui (sprich: kwî) weist auf Romulus zurück, es ist ein rückbezügliches Fürwort, Relativpronomen (pronomen relativum), und zugleich Subjekt des Nebensatzes. In den drei Geschlechtern (Genera) lautet dieses Relativpronomen qui, quae, quod der, die, das (früher: welcher, welche, welches). Hier muß natürlich die maskuline Form stehen, denn es wird auf Romulus zurückverwiesen. Der Nebensatz (Relativsatz) besitzt ebenfalls ein Prädikat: êditus est er ist zur Welt gekommen, er wurde geboren. Und zwar zusammen mit seinem Bruder Remus in einem einzigen Geburtsakt, d.h. als Zwilling. Wir könnten demnach freier sagen: Romulus und Remus kamen als Zwillinge zur Welt.
Nun fehlt noch der Teil mit Rea Silvia und dem Kriegsgott Mars. filius Reae Silviae et Martis heißt offenbar Sohn der Rea Silvia und des Mars. Daß Rea Silvia eine vestalische Jungfrau war, wird durch die Apposition Vestâlis virginis einer Vestalin ausgedrückt.
Das römische Reich nahm seinen Anfang mit Romulus, der als Sohn der Rea Silvia, einer Vestalin, und des Mars zusammen mit seinem Bruder Remus als Zwilling zur Welt kam.

Zeilen 4/5

Wieder haben wir ein Satzgefüge, dessen Hauptsatz zwei Prädikate besitzt: invitavit er hat eingeladen (Perf. Akt.) und rapuit er hat geraubt (Perf. Akt.). Eingeladen hat er die benachbarten "Nationen", eher: Volksstämme, der Stadt Rom, und dabei, atque, hat er ihre (der Volksstämme), eârum, Jungfrauen geraubt. Wohin hat er sie eingeladen? Ins Theater, um Spiele anzuschauen.
Der Nebensatz (Kausalsatz) wird von einem cum causâle eingeleitet, das einen Konjunktiv verlangt. Da er selbst und sein "Volk" keine Frauen hatten. Etwas freier lautet der Satz:

Da weder er noch seine Leute Frauen hatten, lud er die der Stadt Rom benachbarten Stämme zum Anschauen von Spielen ein und raubte bei dieser Gelegenheit deren Jungfrauen.
(Das war übrigens der berühmte Raub der Sabinerinnen! Daß am Anfang der römischen Geschichte Brudermord und Frauenraub standen, haben die Römer nie überwunden.)

Zeilen 6/7

Wieder haben wir ein Satzgefüge, das aus einem Hauptsatz und einem Nebensatz besteht.
Das Prädikat des HS ist creatus est und das Subjekt Numa Pompilius. rêx ist Prädikatsnomen.
Danach ist Numa Pompilius zum König gewählt worden. (Besser Imperfekt statt Perfekt: wurde gewählt.) Wie im ersten Satzgefüge wird der Nebensatz vom Relativpronomen qui eingeleitet, d.h. es handelt sich wieder um einen Relativsatz. qui ist gleichzeitig Subjekt des Nebensatzes. Das Prädikat lautet gessit: bellum gessit er hat Krieg geführt. Kein Krieg ist nullum bellum. Nullum ist Attribut zu bellum; beide sind Akk. Neutr. Sing.
Sed aber aus der Struktur quidem ... sed setzt den Relativsatz fort. Das zweite Prädikat ist profuit er hat genützt. Wem hat Numa genützt? cîvitâdem Staat (Dativ).

Danach wurde Numa Pompilius zum König gewählt, der zwar keinen Krieg geführt, aber dem Staat nicht weniger genützt hat als Romulus.

Zeilen 8/9

Dieser Satz enthält drei Prädikate: cônstituit, dêscripsit, cônstituit, die durch et verbunden sind.
Das Subjekt ist nicht explizit angegeben, es steckt vielmehr in den Verbformen: er (Numa) führte ein usw. Da es sich jedesmal um ein und dasselbe Subjekt handelt, sprechen wir von einem zusammengezogenen Satz. Das zweite constituit ist nicht besonders elegant. Man könnte etwa schreiben: infinita Romae sacra instituit et templa aedificavit.
Denn er führte bei den Römern Gesetze und Sitten ein, teilte das Jahr in zwölf Monate und gründete in Rom zahllose Gottesdienste (Kultstätten) und Tempel.

Zeile 10

Das Subjekt steckt im Prädikat dêcessit er ist gestorben, oder im Deutschen mit Imperfekt er starb. Woran starb Numa? An einer Krankheit (morbô = Ablativ des Grundes).
Er starb im 43. Jahr seiner Regierung.

Zeilen 11/12

Tullus Hostilius folgte ihm (Numa). huic ist Dativ-Objekt auf die Frage wem? T.H. ist Subjekt.
Im nächsten Satz werden dem Subjekt hic dieser drei Verben zugeordnet. Ähnlich wie beim Caesar-Auspruch: veni, vidi, vici handelt es sich um eine Satzreihe, in der kurze Sätzchen ohne verbindende Wörter (Konjunktionen) einfach nebeneinandergestellt werden. Man nennt dies auch Beiordnung oder Koordination. Wie bei Caesar liegt eine gewisse Steigerung vor: zuerst werden die Kriege wieder aufgenommen, dann wird gesiegt und schließlich wird die Stadt vergrößert, -indem er (der Stadt) den Berg Caelius (kurz: der Caelius) hinzufügt.

Diesem folgte Tullus Hostilius. Dieser nahm die Kriege wieder auf, besiegte die Albaner und vergößerte Rom, indem er (der Stadt) den Caelius hinzufügte.

In Zeile 12 steht noch der Nebensatz: Nachdem er 32 Jahre regiert hatte, im Deutschen Plusquamperefekt, im Lateinischen Perfekt.

Zeile 13

Hier finden wir den Hauptsatz, des in der vorigen Zeile mit postquam eingeleiteten Satzgefüges.
Der Nebensatz hatte das Prädikat regnavit er hat geherrscht, der Hauptsatz hat das Prädikat arsit er ist verbrannt (im Deutschen besser er verbrannte). Das Subjekt beider Sätze steckt wieder in den Verben, es ist er (Tullus). cum domô (Abl.) ist eine adverbiale Bestimmung zu arsit. Sie gibt an, auf welche Art er verbrannte: mit seinem Haus. Auf die Frage wovon, wodurch? antwortet der Ablativ fulmine.

Nachdem er 32 Jahre regiert hatte, verbrannte er vom Blitz getroffen zusammen mit seinem Haus.


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Übungen zum Text

Lösungen:

(Bei der Erzählung vergangener Ereignisse verwendet man im Deutschen nicht das Perfekt, Perfectum, sondern das Imperfekt. Man wird also nicht schreiben die Sabiner haben... gekämpft, sondern die Sabiner kämpften. Daher steht auch sie raubten anstelle von sie haben geraubt.)

 

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Anhang

 

Die folgenden Lebensweisheiten stammen aus der Sammlung antiker Graffiti und Inschriften, die Sie unter http://www.gmu.edu/departments/fld/CLASSICS/epitaphs.html/ im Internet einsehen können. Die einzelnen Sprüche sind durchnummeriert. An Grammatischem werden wir lernen, wie man vom Essen, Trinken, Lieben usw. spricht. Wieder treffen wir auf Formen des Hilfszeitworts esse sein -und auch auf einige Imperative.

Beginnen wir mit CIL 6.15258, einer Inschrift vom Grab des Tiberius Claudius Secundus:

Balnea, vina, Venus corrumpunt corpora nostra,
sed vitam faciunt balnea, vina, Venus.

balneum, î n öffentliches Bad; wir können uns kaum noch vorstellen, welche Bedeutung die Bäder im öffentlichen Leben der Römer gespielt hatten. Sie waren jedenfalls mehr als öffentliche Waschanstalten.
Den Plural vîna übersetzen wir als Singular: Wein.
corrumpere zugrunde richten, korrumpieren

Bäder, Wein und Venus
(Liebe) richten unsere Körper zugrunde,
aber das Leben machen
(aus) Bäder, Wein und Venus.

B 1500

Nil fui, nil sum: et tu, qui vivis,
es bibe lude veni.

fuî 1.Sg.Perf. ich bin gewesen von esse;
nîl = nihil
nichts; ursprünglich hieß das Wort ne-hîlum nicht eine Faser
Jetzt kommen vier Imperative:
es! ! (es gibt auch eine Nebenform ês!. Damit kann man ! von sei! unterscheiden, denn es! mit kurzem e bedeutet sei!) edô, êdî, êsum, edere essen (In Köln sagt man heute noch es! anstelle von !) Merken Sie sich die Frage: Quid edere vîs? Was willst du essen?
bibe! trink! von bibô, bibî, pôtum, bibere trinken
lûde! spiel! lûdô, lûsî, lûsum, lûdere spielen, scherzen
veni! komm! veniô, vêni, ventum, venîre kommen (4. Konj.)

Ich war nichts, ich bin nichts: Und du, der du lebst,
iß, trink, spiele, komm
!


B 1495 zeigt uns eine nihilistische Weltschau:

Nihil sumus et fuimus mortales. Respice, lector:
in nihil ab nichilo quam cito recidimus.

re-spice Imperativ von re-spiciô, exî, ectum re-spicere zurückschauen
citô Adv. schnell
recidimus wir fallen zurück, wir verfallen; recidô, cidî, recâsûrus, recidere;
Beachten Sie die Längen! Das Verb recîbedeutet ich beschneide.

Wir sind nichts und wir sind Sterbliche gewesen. Halte Rückschau, Leser.
ins Nichts vom Nichts -wie schnell fallen wir.
(Wie schnell fallen wir vom Nichts ins Nichts)

Der folgende Satz stammt vom Grab des Veteranen T. Cissonius (B 243)

Dum vixî, bibî libenter. Bibite vos, qui vivitis.

dum vixi solange ich gelebt habe; vîvô, vîxî, vîctûrus, vîvere leben;
vgl. auch dîcô, dîxî, dictum, dîcere sagen; der Imperativ lautet dîc! sag!
Beispiele: dum consul dixit, omnes tacuerunt während der Konsul sprach (gespr. hat), schwiegen alle (haben alle geschwiegen);
dum vixi, linguam latinam didicî solange ich lebte (zeitlebens), lernte ich Latein

Zeitlebens habe ich gern getrunken. Trinkt (auch) ihr, die ihr (noch) lebt.

Schließen wir diesen kleinen Einblick in die römische Einstellung zu Leben und Tod mit
einer - resignierenden- Inschrift vom Grab des 80 jährigen T. Flavius Martialis (B 244)

Quod êdî, bibî, mecum habeo; quod relîquî, perdidî.

relîquî ich habe zurückgelassen; re-linquô, lîquî, lictum, linquere zurücklassen
perdidî ich habe verloren; per-dô, didî, ditum, perdere verlieren

Was ich aß (gegessen habe), trank (getr. habe), habe ich bei mir; was ich zurückließ,
verlor ich,
(eigentlich perfektivisch: ich habe zurückgelassen, ich habe verloren.)

Natürlich sind diese wörtlichen Übersetzungen freier zu übersetzen, werden Sie sich daran versuchen?

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