Allerseelen
„Ursprünglich ein einziges Fest (Allerheiligen und Allerseelen), das seinen Ursprung in dem Lemurenfeste der alten Römer gehabt zu haben scheint. Die Lemuren waren die Seelen der Abgeschiedenen. . . . Mit der Zeit, so dürfen wir vermuten, wurden die alten Dämonen zu Geistern der verstorbenen Christen, die . . . im Fegefeuer schmachten mußten. Ihrer wollte man wenigstens an einem Tage im Jahr gedenken . . ., wie es vordem im heidnischen Totenkulte bereits Sitte war" (G. Buschan, Die Sitten der Völker, Band 4, 1922, Seite 116).
Die Römer brachten die Gebete für ihre Verstorbenen jahrhundertelang im Pantheon dar, dem Tempel, der der Göttin Kybele und anderen römischen Gottheiten geweiht war. Um das Jahr 610 u. Z. schenkte Kaiser Phokas den Tempel Papst Bonifazius IV., der ihn dann am 13. Mai, dem Tag, an dem die Kirche ein Fest zu Ehren ihrer Märtyrer beging, zur Kirche Santa Maria ad Martyres (Jungfrau und alle Märtyrer) weihte. Die bekehrten Römer konnten danach im gleichen Tempel für ihre Verstorbenen beten, allerdings jetzt im Namen Marias und der Märtyrer, anstatt im Namen der Kybele und der übrigen Gottheiten. Rund 200 Jahre lang war der Jahrestag der Weihung das Hauptfest im "christianisierten" Pantheon, und manche Experten glauben, aus dieser Feier habe sich das Allerheiligenfest entwickelt. Zur Verbindung mit Allerseelen kam es, als die Römer die Kelten unterwarfen und diese dann "Christen" wurden. Die Kelten hielten aber weiterhin an vielen ihrer Bräuche fest, auch an dem am 31. Oktober gefeierten Totenfest. Deshalb ordnete Papst Gregor IV. im Jahre 837 u. Z. - im Einklang mit der Politik der Kirche, die Bräuche der Bekehrten zu "christianisieren", anstatt sie abzuschaffen - an, daß der 1. November von der ganzen katholischen Christenheit als Tag aller "Heiligen" gefeiert werde. So wurde durch einen diplomatischen Schachzug der Kirche ein durch und durch heidnisches Fest samt dem ganzen Drum und Dran mit der heidnischen Totenverehrung vereint, die die Kirche bereits jahrhundertelang gepflegt hatte. Und seither ist das seltsame Gespann Halloween und Allerheiligen untrennbar miteinander verbunden.
Unter der Überschrift "Halloween" kann man in der Encyclopædia Britannica lesen: "Der 31. Oktober war bei den Kelten und den Angelsachsen auch der Vorabend des neuen Jahres, der Abend, an dem eines der alten Feuerfeste gefeiert wurde. . . . Da mit dem November das dunkle und unfruchtbare Halbjahr beginnt, nahm das Herbstfest eine düstere Bedeutung an, und Geister, Hexen, Kobolde, Feen und Dämonen aller Art schweiften im Freien umher." Das Fest wurde zu Ehren des Samhain, des keltischen Herrn der Toten, gefeiert, der angeblich den Seelen derer, die im vorhergehenden Jahr gestorben waren, erlaubte, an diesem Abend nach Hause zurückzukehren. Zu den Festlichkeiten zählte das Anzünden großer Feuer, um Hexen und Dämonen zu verjagen. Man opferte Getreide, Tiere und sogar Menschen, um die Seelen der Verstorbenen zu beschwichtigen. Auch beschäftigte man sich mit Wahrsagen und verkleidete sich mit Hilfe von Tierfellen und Tierköpfen. Die Römer bereicherten das Brauchtum der Kelten nachdem sie diese unterworfen hatten. Daß die Äpfel bei den Halloweenbräuchen eine so wichtige Rolle spielen, hängt wahrscheinlich mit einem der Herbstfeste zusammen, die die Römer zu Ehren Pomonas, der Göttin der Baumfrüchte, feierten.
Das Buch The Worship of the Dead weist auf den eigentlichen Ursprung hin: "Die Mythologien aller alten Völker sind mit dem Ereignis der Sintflut verwoben . . . Dieses Argument wird durch die Tatsache untermauert, daß nicht nur Völker, die mehr oder weniger miteinander in Verbindung stehen, zum Gedächtnis an dieses Geschehen eine große Totenfeier begehen, sondern auch andere Völker, die sowohl durch das Meer als auch durch jahrhundertelange Zeitspannen voneinander getrennt sind. Diese Feier wird allgemein an oder um den Tag begangen, an dem sich nach dem mosaischen Bericht die Sintflut zutrug, d. h. am siebzehnten Tag des zweiten Monats " der Monat, der etwa unserem November entspricht" (Oberst J. Garnier, London 1904, S. 4). Diese Feiern nahmen in Wirklichkeit mit der Verehrung von Menschen ihren Anfang, die Gott wegen ihrer Schlechtigkeit in den Tagen Noahs vernichtet hatte (1. Mo. 6:5-7; 7:11). |
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