Kosmologie und
Grenzfragen
Diskussionsforum
Hier werden Beiträge, die mir in email Form zugehen,
veröffentlicht.
Es darf prinzipiell alles diskutiert werden - für die einzelnen
Seiten sind sowieso die Schreiber und nicht ich verantwortlich.
Die Seiten decken sich daher keineswegs mit der Meinung von
MM-Physik oder speziell mit meiner Meinung (P.Krahmer). Von
astrologischen oder gar gewerbsmäßig- esoterischen Zuschriften
bitte ich Abstand zu nehmen, da ich diese nicht veröffentliche.
Dieses Forum wurde durch die Diskussionsteilnehmer nach einem
Referat "Das anthropische Prinzip" in der Volkssternwarte
- Stadt Hof angeregt.
Physik-Forum bei WWW.SCHULPHYSIK.DE
Da kann jeder gleich selbst kommentieren. Längere Beiträge gebe
ich aber gerne nach wie vor auf diese Seite:
Thema 1: Omega-Punkt Theorie
Tiplers Omega-Punkt Theorie in der Kritik
Ein Brief aus Indien zu Tipler - von
Albrecht Wolf 15. Okt. 1997
Ein Brief aus Österreich zu
Tipler - von René Alexander Krywult 18. Jan. 2000
Ich sehe Tipler auch immer kritischer, aber
Bestseller war nun mal Tiplers Buch und dieses Form glänzt mit
nur zwei kritischen Beiträgen in mehr als zwei Jahren. Wir
Menschen scheinen sehr eigenartig zu denken und zu handeln.
P.Krahmer
Thema 2: 4d Problem
Warum ist unser Universum (Raum-Zeit-Gefüge)
4dimensional. Dazu bitte sie Site von Vladimir
Trifonov aufrufen
4d
Problem - Monocosmos
Thema 3: Masse der virtuellen Teilchen
In der AG-Astrophysik der Olbers-Gesellschaft Bremen
ist eine Frage entstanden, die vielleicht auch
einen größeren Kreis von Hobby-Astronomen interessieren
könnte.
Liefert die Masse der virtuellen Teilchen, die im
Quantenvakuum laufend kurzzeitig erzeugt werden,
einen Beitrag zur "dunklen Materie" ? Gibt es hierbei
einen Zusammenhang mit der kosmologischen Konstanten ?
Wer kennt Literaturhinweise ( oder vielleicht sogar die
Antwort ) ?
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Joachim Scholz
Olbers-Gesellschaft Bremen, AG-Astrophysik
email direkt an hans-jscholz@primus-online.de
oder krahmer@t-online.de
für dieses Forum
Diskussionsforum Kosmologie: Masse der virtuellen Teilchen und
dunkle Materie
Date: Fri, 8 Oct 1999
From: kobel <kobel.at.home@uni-bonn.de>
Organization: uni bonn
Lieber Herr Scholz, Herr Krahmer
Dies wird tatsaechlich oft missverstanden: Auch fuer die
Produktion virtueller Teilchen gilt der Energieerhaltungssatz.
Die teilchen werden nur virtuell genannt, weil sie in einem
ungemessenen Zwischenzustand vorkommen, und daher z.B. ihre Masse
auch beliebig weit von ihrer Ruhmasse ("on-shell
Masse") entfernt sein kann. Wenn also reelle Teilchen
virtuelle Teilchen abstrahlen, verlieren sie dabei genau den
Energiebetrag, den das virtuelle Teilchen traegt. Die Gesamtmasse
des Universums nach E=m*c^2 bleibt dabei unveraendert. Gleiches
gilt fuer Vakuum Fluktuationen. Hier verliert das Vakuum
kurzzeitig die in Form der virtuellen Teilchen abgestrahlte
Energie. Leider ist dies also kein Beitrag zur dunklen Materie.
Viele gruesse
Michael Kobel
Prof. Michael Kobel
kobel.at.home@uni-bonn.de
Tel 02244/912732
Fax 02244/912730
Gravitationswirkung virtueller Teilchen
Date: Sat, 9 Oct 1999
From: "Hans-Joachim Scholz" <hans-jscholz@debitel.net>
Lieber Herr Prof. Kobel,
lieber Herr Krahmer
vielen Dank für Ihre Antwort zum Problem, ob virtuelle Teilchen
Gravitationswirkung haben. Sie haben mich überzeugt, dass die
Masse eines Elektrons, das ein virtuelles Photon emittiert und
anschliessend wieder absorbiert, um genau die (unbestimmte) Masse
des ausgesandten virtuellen Photons abnimmt, so daß sich die
Gravitationswirkung insgesamt nicht ändert. Dies folgt aus der
Erhaltung des 4-Impulses am Vertex eines Feynman-Graphen, z.B.
eines Selbstenergie-Graphen. Insbesondere bleibt dabei die 0-te
Komponente des 4-Impulses, also die Energie, erhalten. Diese
Energie entspricht der Masse, die Gravitation erzeugt.
Könnten Sie mir bitte einen Literaturhinweis geben, wo das
gleiche Problem für die Entstehung eines virtuellen
Elektron-Positron Paares geschildert ist ?
Wie beschreibt man denn (analog zum Selbstenergiegraphen) die
"einlaufende Linie" des Vakuums mit dem Grundzustand
|0> ?
Setzt sich die T00-Komponente des Energie-Impuls-Tensors auf der
rechten Seite der Einsteinschen Gleichungen aus drei Anteilen
zusammen: einen positiven für das Elektron (m), einen positiven
für das Positron (m) und einen negativen ( -2m ) für das Vakuum
?
Oder ist es so, wie es mancherorts zu lesen ist, dass das
Teilchen eine positive Masse und das
- physikalisch vorwärts in der Zeit laufende - Antiteilchen ein
negative Masse besitzt? ( wohl nicht ).
Das häufige Missverständnis, von dem Sie sprechen, kommt wohl
daher, dass in vielen populären Darstellungen der Vorgang der
Bildung virtueller Teilchen wie folgt beschrieben wird:
Nach der Heisenbergschen Unschärferelation dt dE >= h soll es
kurzzeitig erlaubt sein, den klassischen Energiesatz zu
"verletzen", wobei die virtuellen Teilchen aus dem
Nichts heraus einen "Heisenbergkredit" erhalten,
den sie aber gleich wieder zurückzahlen müssen. Nach Ihrer
Darstellung, die mir besser gefällt, bleibt aber der Energiesatz
auch bei der Bildung virtueller Teilchen erhalten: Das Vakuum
gibt Energie an die virtuellen Teilchen ab. Würde es dann,
einzeln betrachtet, "Antigravitation" erzeugen, die die
Gravitation der virtuellen Teilchen mit ihren beiden positiven
Massen wieder aufhebt ?
Viele Grüße
Hans-Joachim Scholz
Inertialsysteme -
Jürgen fragt alle Physiker
Datum: Thu, 14 Sep 2000 00:19:15 EDT
Von: XSch302025@aol.com
An: krahmer@physiker.com
Mich würde mal die Stellungnahme eines Physikers zu folgendem
Gedankengang interessieren:
Angenommen man betrachtet von einem Inertialsystem aus die
Bewegung eines Photons im Vakuum. Dann ließe sich ja ein
lichtschnelles weiteres Inertialsystem konstruieren, in dessen
Ursprung das Photon ruht. Natürlich pflanzt sich Licht in jedem
Bezugssystem mit Lichtgeschwindigkeit fort, von uns aus
betrachtet, die wir jetzt mal im "ruhenden"
Inertialsystem uns befinden, kommt es aber im lichtschnell
bewegten Bezugssystem zu einer maximalen Zeitdilatation, daß
heißt die Zeit
steht in diesem System für uns still, vergeht keine Zeit
(natürlich wieder nur für uns), findet auch bei noch so großer
Geschwindigkeit keine Bewegung statt. Also ist schon mal der
Ansatz gerechtfertigt, den Ursprung des lichtschnellen
Koordinatensystems "in" das Photon zu legen. In seiner
Eigenzeit bewegt sich das Photon dann natürlich wieder mit
Lichtgeschwindigkeit. Bleibt für uns die Zeit des Photons
stehen, müsste dieses dann im Umkehrschluss jeden einzelnen
Zeitpunkt des Ruhsystems doch als gleichzeitig erfahren. Es gäbe
somit keinen Unterschied von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
im Ruhsystem vom lichtschnellen System aus betrachtet.
Gleichzeitig kommt es zu einer maximalen Lorentzkontraktion in
Bewegungsrichtung, für das Photon erscheint die Länge in
Bewegungsrichtung als zu Null, zu einem Punkt kontrahiert. Was
für uns dann die Gerade wäre, entlang der sich das Photon in
der Zeit des Ruhsystems bewegt, ist für das Photon eine einzige
Koordinate zu einem bestimmten Zeitpunkt in seiner Eigenzeit. Das
spricht ebenfalls für die
Gleichzeitigkeit: Ist das Photon an eben diesem Punkt, ist es ja
an jedem Punkt dieser Gerade ( die natürlich nur im Ruhsystem
eine Gerade ist ) , da es sich ja bei Punkt im lichtschnellen
System und Gerade im Ruhsystem bloß um bezugssystemabhängigen
Betrachtungen ein und der selben Sache handelt.
Um es nochmals zusammen zufassen:
Das Photon erfährt Ereignisse, die im Ruhsystem hintereinander
passieren, als gleichzeitig.
Jetzt betrachtet man ein quantenphysikalisches Objekt,
beispielsweise ein Elektron.
Der Ort sei zu einem bestimmten Zeitpunkt bekannt, der Impuls
entsprechend nicht.
Wenn ich mich nicht irre, lassen sich dann für die Koordinaten
des Elektrons nach einer gewissen Zeit nur
Wahrscheinlichkeitsangaben machen. Das heißt, das die
"Zukunft" des Elektrons nicht streng determiniert ist,
sie lässt sich
allenfalls anhand der Gammafunktion statistisch erfassen. Die
"Vergangenheit" des Elektrons sei aber angeblich
eindeutig fixiert. Da die Quantentheorie als universelle Theorie
doch anzunehmender Weise in allen Inertialsystemen gültig ist,
könnte
man die selbe Situation des Elektrons auch von der Warte des
lichtschnellen Systems aus beschreiben. Betrachtet man jetzt
einen bestimmten Zeitpunkt in der Eigenzeit des Photons und
versucht dann das Verhalten des Elektrons als
quantenphysikalisches Objekt zu beschreiben, tut sich doch ein
Problem auf:
Vom lichtschnellen System aus betrachtet gibt es keinen
Unterschied von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in der
"Geschichte" des Elektrons. Die gesamte Trajektorie des
Elektrons erscheint hier als etwas "Gegebenes", als
instantan vorliegendes Objekt in der Eigenzeit des Photons. Für
diese Gesamtheit sei jetzt meinetwegen wieder jeder Bahnpunkt als
Ortskoordinate bekannt. Da es sich aber nach wie vor um ein
quantenphysikalisches Objekt handelt, frage ich mich, wie man
denn eine statistische Aussage über einen
"zukünftigen"(in der Eigenzeit des P.) Aufenthaltsort
des Elektrons oder des Gebildes, als das sich das Elektron dem
Photon darstellt, interpretieren kann. Wäre man konsequent, so
müsste doch das
"Verhalten" der gesamten Elektronentrajektorie einer
Indeterminiertheit innerhalb der Photoneneigenzeit unterliegen.
Damit - und das klingt eigentlich schon fast zu unglaublich -
unterläge die gesamte Geschichte des Elektrons, und
damit prinzipiell jeden Teilchens, des ganzen Universums
ständigen Veränderungen in der gesamten "Zeitlinie".
Habe ich möglicherweise einfach eine falsche Grundannahme
vorausgesetzt, irgendwas falsch interpretiert, falsche Schlüsse
gezogen. Ich würde mich sehr über eine Stellungnahme freuen.
Jürgen
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