Mein Toern auf der 'Seute
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Toern auf der Roald Amundsen | Info's und
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Die Roald Amundsen
Die Seute Deern
Auf dieser Seite berichte ich von meinen Segeltoern's auf
den Traditionsseglern Seute Deern vom Verein Clipper-DJS e.V. und Roald Amundsen
des Vereins Leben Lernen auf Segelschiffen e.V
. Ich bin mit diesen Schiffen auf der Ostsee, im englischen Kanal und Atlantik
unterwegs, und ich kann es nur waermstens weiterempfehlen.
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Segeln auf 'nem grossen Schiff! Davon hatte ich schon immer getraeumt, aber es nie ernsthaft in Angriff genommen. Irgendwie hat man immer was besseres zu tun, und wo soll man diese Reisen auch buchen? Ich will ja schliesslich keine Luxuskreuzfahrt sondern richtig mit anpacken, Salzwasser schlucken und den Klabautermann erschrecken. Naja, zumindest sollte etwas von der Seefahrerromantik dabeisein. Andererseits, bin ich ueberhaupt seefest? In diesem Zustand gingen die Jahre in's Land. Und wahrscheinlich waere ich heute immer noch am traeumen, wenn da nicht die Fussballmannschaft meines Schwagers waere. Nicht das die wirklich zum Segeln gegangen waeren, aber immerhin sollte es ein Wochenende auf einem Plattbodenschiff in Holland werden. Plaetze waren noch frei, ich also mit. Es war dann mehr ein 'gesellschaftliches Ereignis' das sich vor allem um die mitgebrachten Bierfaesser drehte, vom segeltechnischen her gabs nicht viel. Aber ich fuehlte mich gut und hatte Feuer gefangen, ich wollte richtig segeln!Im Sommer '97 gings dann los, von Kiel nach Aarhus mit der Seute Deern. Gebucht hatte ich bei Clipper, einem Verein der vier Schiffe betreibt und sich gluecklicherweise auch im Internet darstellt, dort hab auch ich diesen Toern gefunden. Als Treffpunkt war das Sartori-Kai in Kiel ausgemacht. Den Seesack gepackt, auf alles vorbereitet stand ich da und hatte die Auswahl zwischen vier Schiffen, denn alle vier Clipper-Schiffe fuhren parallel Kiel-Aarhus. Welches war jetzt meins? Die Groesse passte bei allen ungefaehr, und zu jedem hinlaufen und den Namen ablesen sieht auch etwas daemlich aus. Also mit System : Eins sieht modern aus, hat einen Stahlrumpf, das kanns nicht sein. Wieviel Masten waren das noch? Zwei! Davon gibt's nur ein Schiff, also zielstrebig darauf zu. Und richtig, die Seute Deern lag vor mir. Das sollte also in der naechsten Woche meine Heimat sein. Machte einen ganz netten Eindruck, wenn auch anders als auf den Werbephoto's. Ploetzlich konnte ich alles anfassen, fuehlen, schmecken, hoeren, riechen, schon toll.
Die Seute Deern ist eine Gaffelketsch, 1939 in Daenemark als Frachtsegler gebaut. Auf ihren 36 Metern Laenge bietet sie Platz fuer 30 Personen die beim setzen der 332qm Segel keine wirklich grosse Muehe haben. Es ist ein Holzschiff, ueberall knirscht und knatscht es wenn die See ewtas rauher wird. An Deck ist genug Platz um gemuetlich zu kloenen, auch bei staerkerem Wind bleibt es relativ trocken. Die Kombuese im Deckshaus ist gross genug zum arbeiten, und auch die Sanitaereinrichtungen geben keinen Grund zur Klage. Unter Deck ist es naturgemaess etwas enger, aber sehr gemuetlich. Die Messe bietet erstaunlich viel Platz, dahinter befinden sich zwei Kammern mit je 8 Kojen, im Vorschiff gibt es weitere. Die Aussenkojen liegen direkt am Holzrumpf, eingelassen zwischen den Spanten. Ein etwas merkwuerdiges Gefuehl nur durch wenige Zentimeter Holz von der Ostsee getrennt zu schlafen.
An Bord wurde ich gleich von Jens in Empfang genommen, einem Seebaeren der schon von Klein auf zur See gefahren ist und heute auf einem Schlepper im Hamburger Hafen arbeitet. Gleich nach dem ich meine Koje zugewiesen bekommen hatte ging der Urlaub auch schon los : Wir mussten Proviant bunkern, genug fuer unseren Toern und die Rueckreise der naechsten Gruppe. Da kommt schon eine Menge zusammen, aber wer gut essen will muss auch was dafuer tun. Danach stand die Begruessung, Einteilung und Sicherheitseinweisung durch den Kapitaen auf dem Programm. Kaept'n Herbert ist Seelotse auf der Elbe, also ein Profi fuer den das Fahren auf unserer Nussschale wirklich entspannend ist. Die Mannschaft wurde in drei Gruppen eingeteilt, jeder steht einer der Steuerleute vor und ist fuer einen Teil der Segel zustaendig, Besanmast, Grossmast und Vorsegel. Ausserdem muss von jeder Wache einer pro Tag Backschaft machen, also Kuechendienst, sowie waeherend der Wache Rudergaenger und Ausguck stellen. Ich komme zu Jens an die Vorsegel, wie sich herausstellen sollte ein schoener Job und ein toller Wachfuehrer. Dann die Sicherheitseinweisung, ein relativ zeitaufwendiger aber wichtiger Punkt vor jedem Segeltoern. Die wichtigsten Sicherheitseinrichtungen des Schiffes wie Feuerloescher, Lenzpumpen oder Rettungsinseln werden erklaert, aber auch die persoenliche Ausruestung wie die Schwimmweste oder das Verhalten bei entsprechenden Notfaellen. Wenn du das erste mal auf einem Schiff segelst und bekommst keine Sicherheitseinweisung sei vorsichtig, auf mich wirkt sowas unserioes. Danach gehts immer noch nicht los, denn es weiss ja keiner an welchen von den Strippen gezogen werden muss damit Segel auch hochkommen. Also wieder Theorie, jeder Wachfuehrer erklaert seinen Leuten was wie und wann zu tun ist. Garnicht so einfach Fockfall, Vorliekstrecker, Bullenstander und das ganze andere Zeug auseinanderzuhalten wenn man kaum weiss wozu es gut ist. Aber ich kann zur Beruhigung sagen : Am Ende der Woche hat man so oft an den verschiedenen Enden gerissen das es einem in Fleisch und Blut uebergangen ist. Tja, und dann gehts es endlich los. Ablegen unter Motor, die Kieler Foerde runter, Segel setzen, Diesel aus und mit einer frischen Brise raus auf die Ostsee. Als alle Segel gesetzt und das Deck soweit klar ist gibt es einen Moment Ruhe. Das Schiff rollt leicht hin und her, die Segel sind prall gefuellt mit Wind, und am Horizont verschwindet langsam das Ehrenmal von Laboe. Ich segele, und es ist so schoen wie es mir vorgestellt hab. Als wir Marstall anlaufen ist es schon Nacht. Die Stammcrew bugsiert das Schiff unter Motor vorsichtig in den Hafen, nach dem Anlegen wird noch kurz der Ort erkundet. Dann fallen ich und die anderen in die Koje und schlafen zum ersten mal auf 'unserem' Schiff ein.
Um auf einem Traditionssegler mitzufahren sind keinerlei Vorkenntnisse erforderlich. Es ist immer und ueberall ein erfahrenes Mitglied der Stammcrew anwesend. Wichtig ist nur das man Spass am Segeln hat und mitmachen will. Wenn also Segelmanoever anliegen sollte man sich nicht lange bitten lassen, die Steuerleute sind schliesslich erstmal Seeleute und nur nebenbei Animatoren. Wenn es dann gut laeuft kann man eine Menge lernen und viel Seemannsgarn hoeren.
Am naechsten morgen wird es gegen 07h00 unruhig auf dem Schiff. Wir wollen eine Stunde spaeter ablegen, die Backschafter sind als erste auf um das Fruehstueck vorzubereiten. Duschen auf dem Schiff soll man wegen des grossen Wasserverbrauchs vermeiden, also gehen diejenigen die wollen in die Hafenduschen, anderen reicht die Katzenwaesche. Nach dem Segelsetzen und an der frischen Ostseeluft ist es auch egal. Meine Wache geht von 4-8, aber beim Ablegen und Segelsetzen nach dem Fruehstueck sind alle dabei. Neben diesen 'All Hands' Manoevern kann man waehrend der Freiwache machen was man will. Ich trinke eine Tasse Tee oder Bier, lerne meine Mitsegler kennen, lass mir von Jens Seemansgarn erzaehlen oder schlaf noch schnell mal eine halbe Stunde. Gegen halbzwoelf ist dann Mittagessen fuer die Freiwachen angesagt, ich muss bis um 12h00 zumWachwechsel an Deck sein. Waehrend der Wache muss einer den Ausguck besetzen und einer das Ruder uebernehmen. Der Ausguck ist nicht nur traditionell, gerade nachts und bei schlechter Sicht ist es eine ernsthafte Aufgabe. Bei Flaute und mitten in der Ostsee weit ab von den Faehrrouten allerdings ein sehr ruhiger Job. Rudergaenger macht viel Spass, schliesslich hat man die Verantwortung das Schiff auf Kurs zu halten. Bei einem so grossen Schiff gar nicht mal so einfach, die Reaktionen auf Ruderlage sind unheimlich traege. Am Anfang faehrt man staendig in Schlangenlinien und muss sich die dummen Sprueche der anderen anhoeren. Aufgrund des unguenstigen Windes streichen wir am fruehen Nachmittag die Segel und fahren unter Motor nach Sonderburg. Wir legen relativ frueh an und koennen so die kostenlosen Duschen ausnutzen und einen Bummel durch die Stadt machen. Die Bierpreise treiben uns aber zurueck auf's Schiff wo wir noch einen Schlummertrunk zu uns nehmen und die Umgebung mit inbruenstig gesungenen Shanties eindecken bevor es wieder in die Kojen geht.
Beim Zusammenleben an Bord eines Schiffes gibt es sicher mehr zu beachten als an Land, man ist mit vielen anfangs unbekannten Leuten auf dichtem Raum fuer eine bestimmte Zeit zusammen. Wer sich fuer einen solchen Segeltoern entscheidet und sich vernuenftig informiert weiss das auch und kann sich darauf einstellen. Gegenseitige Ruecksichtnahme ist dabei entscheidend. Wie schon erwaehnt hat auch jeder an Bord bestimmte Pflichten zu erfuellen. Dazu gehoert der Kuechendienst oder wie der Seemann sagt die Backschaft, als fahrende Wache Segelmanoever, Rudergaenger, Ausguck und besondere Dienste die dem Wachfuehrer gerade einfallen. Dazu gehoert auch Messing polieren, putzen oder Deck schrubben. Alkohol ist nicht verboten, aber es wird von jedem erwartet das er damit verantwortlich umgeht und nicht zu einem Risiko fuer sich oder die anderen wird. Bei schweren Verstoessen gegen die Regeln an Bord kann einen der Kapitaen von Bord weisen. Zum Glueck weiss man das alles vorher, haelt sich daran und kann sich auf den Spass konzentrieren.
Nach einer eher kurzen Nacht stehe ich mit meiner Wache um 06h00 an Deck, der Kapitaen will frueh ablegen. Was sich nach ziemlicher Plackerei anhoert war tatsaechlich einer der besten Momente der Reise. In grosser Ruhe werden die noetigen Handgriffe im Halbdunkel erledigt, der Diesel tuckert ruhig vor sich hin, der Hafen und die Stadt liegen schlafend vor einem. Wir fahren Richtung Norden eine enge Wasserstrasse herauf, die ersten Moewen sind zu sehen, Nebel liegt in den Buchten am Ufer, ein grosser Frachter kommt uns entgegen und gleitet vorbei. Man sieht wie am Ufer langsam das Leben erwacht, die Sonne kriecht ueber die Kimm und einige Tuemmler umspielen unser Boot. Alles ist wunderbar... "Klar um Segel setzten! Wer hat Backschaft? Wieso ist das Deck noch nicht klar? Raeumt die Festmacher weg, was soll denn die naechste Wache von uns denken?" Man hoerts, Jens ist auch wach, und gleich gibt's Fruehstueck. Inzwischen kennt man die anderen Mitsegler schon. Von 20 - 60, Maennlein und Weiblein, von Student ueber Tischler bis Rentner ist alles vertreten. Ueber das Segeln, woher und wohin gehen die Gespraeche schnell hinaus, ich fuehl mich wohl. Nach einem langem Tag der wieder wenig Wind gebracht hat legen wir in Middelfart an.
Die Betreiber von Traditionsschiffen sind fast immer eingetragene Vereine, anders laesst sich ein solcher Segler finanziell kaum in Fahrt halten. Die Gemeinnuetzigkeit wird dabei durch die spezielle Foerderung von Jugendlichen motiviert. So werden Jugendliche bei der Buchung bevorzugt und erhalten guenstigere Tarife. Dennoch ist es kein Problem auch fuer 'Alte' ueber 25 mitzufahren. Typischerweise wird man mit einem Toern automatisch Mitglied im Verein, eine sehr aktive Art der Mitgliederwerbung ;-) Ich weiss nicht wieviele der Mitfahrer ueber einen laengeren Zeitraum tatsaechlich Vereinsmitglied bleiben, aber bereits mit dem ersten Toern stand fuer mich fest das ich Clipper treu bleiben moechte und wieder mitfahre. Inzwischen haengt mein Herz zwar mehr an der Roald Amundsen und LLaS e.V., aber das nur nebenbei. Die Mitglieder sind aber nicht nur aufgerufen ihren Beitrag zu zahlen, auch Arbeit gibt es genug. Die Schiffspflege und Instandhaltung wird soweit moeglich von den Mitglieder selbst geleistet. Wer also jede Schraube 'seines' Schiffes kennenlernen moechte meldet sich beim Verein und darf dann zur Werftzeit bis in die letzte Ecke krabbeln zum Rost klopfen, malen, spachteln, schrauben, putzen, ...
Kaum zu glauben, der Toern ist schon halb rum. Inzwischen gehen die Segelmanoever schon wie geschmiert, der Grossmast versucht seine Segel schneller oben zu haben als der Besan, aber die Vorsegel stehen natuerlich als erstes. Wir holen die Toppsegel aus der Segellast und setzten auch diese, der Wind ist immer noch lau. Langsam arbeiten wir uns weiter nach Norden vor. Obwohl, arbeiten ist der falsche Ausdruck. Es wird viel erzaehlt, Jens muss immer wieder Fragen zum Schiff und zum Segeln beantworten oder Geschichten von frueher erzaehlen. Es werden Knoten geuebt, denn wir wollen alle echte Seemaenner werden. Da muss man natuerlich Palstek und doppelt auf Slip gelegte Kreuzknoten koennen, das macht auch an Land Eindruck. Es werden mehr Zeisinge gespleisst als das Tampen an Bord sind, Tee getrunken und ueber die Geschwindigkeit der Faehren gefachsimpelt. Es ist richtig Urlaub angesagt. Seit Beginn der Reise hat es keine Zeitung mehr bis an Bord geschafft, das daenische Radio koennte einem nicht weiterhelfen selbst wenn man es einschalten wuerde und Handy's sind zum Glueck nicht an Bord. So entspannt kommen wir in Ballen an, einem netten daenischen Hafen auf einer niedlichen daenischen Insel mit einem wirklich schoenen daenischen Heimatmuseum.
Was man mitnimmt bleibt einem natuerlich selbst ueberlassen, aber einige Dinge erweisen sich bei einem Segeltoern sich doch als nuetzlich. Zunaechst sollte man keinen Koffer packen, sondern Reisetaschen, Seesaecke oder irgend etwas anderes das keinen starren Rahmen hat. Fuer Koffer gibt es einfach keinen Stauraum. An Bekleidung erstmal alles das was man zur taeglichen leichten Arbeit zu brauchen glaubt. Das feine Landgangszeug kann man auf ein Minimum beschraenken. Es kann nachts auf See ziemlich kalt werden, also auch an einen warmen Pullover denken, Muetze und Schal sind dann ebenfalls Gold wert. An Ersatz fuer den Fall das man nass wird sollte gedacht werden, und natuerlich wasserfeste Bekleidung und Gummistiefel damit es garnicht soweit kommt. Man sollte genug fuer den gesamten Toern mitnehmen, waschen ist meistens nicht moeglich. Wer jetzt vor 8 Reisetaschen steht dem sei gesagt : Man braucht wirklich weniger als man denkt. Auf Jachten sind oft weisse Sohlen Pflicht, auf Traditionsseglern nicht, das Schuhwerk sollte vor allem zweckmaessig sein. Eine weiche Sohle ist dennoch zu empfehlen, sonst ist es vor allem auf Stahldecks ziemlich rutschig. Zum schlafen ist ein Schlafsack das Beste, wer moechte darf natuerlich auch sein Lieblingskopfkissen einpacken. Zum Waschzeug sollten zwei Handtuecher gehoeren, fuer Suess- und Salzwasser, Badezeug nicht vergessen. Nivea zum eincremen der arg vom Tauwerk strapazierten Haende ist ein Renner an Bord, Sonnenmilch hoffentlich auch noetig. Der Fotoapparat sollte dabeisein, inclusive Ersatzfilm und Batterie. Ein gutes Buch kann nicht schaden, wer ein Musikinstrument beherrscht packt auch das ein solange es nicht gerade ein Klavier ist. In die Brieftasche gehoert der gueltige Personalausweis oder Reisepass, vielleicht mit Visum, genauso wie ein Auslandskrankenschein. Es muss zwar nicht viel Gelegenheit zum Geldausgeben geben, aber Taschengeld beruhigt. Wenn man weiss das es ins Ausland geht sollte man auch an entsprechende Devisen denken. Ich nehm ausserdem immer mein Taschenmesser und eine kleine Taschenlampe mit.
Am 5. Tag geht es weiter Richtung Ebeltoft. Das Wetter ist immer noch ruhig und trocken, man ergibt sich ganz entspannt dem vorgegebenen Tagesablauf. Kaum einer weiss auf Anhieb was fur ein Wochentag gerade ist, die viel spannendere Frage lautet auch : Was zaubert die Backschaft heute wieder fuer ein leckeres Essen auf den Tisch? Neben den drei Helfern aus den Wachen gibt es in der Kombuese noch unseren Smutje Hans aus Berlin. Was er in der Woche alles auf diesen wenigen Quadratmetern zubereitet ist wirklich beeindruckend. Erstmal leckeres Fruehstueck, immer mit frischen Broetchen von Hafenbaecker. Dann ein jedesmal ausgezeichnetes Mittagessen, nur einmal gibts Fisch und ich muss mich von Beilagen ernaehren. Zur Kaffeezeit stehen immer Kuchenstueckchen bereit. Zum Abendessen wird dann nochmal aufgefahren was der Kuehlschrank hergibt, und meistens noch eine warme Kleinigkeit dazu. Bei jeder Mahlzeit werden die Tee- und Kaffeekannen gefuellt damit den ganzen Tag was da. Zwischendurch bleibt die Kueche kalt, denn um 220V an die Steckdosen zu bringen muss der Hilfsdiesel laufen. An diesem Abend haben wir Besuch an unserem Liegeplatz : Die Amphitrite, ein weiteres Clipperschiff, liegt an unserer Seite. Gegenseitig statten wir uns, zunaechst etwas vorsichtig, man kennt sich schliesslich nicht, Besuche ab. Die Amphi ist ein wirklich schoenes Schiff, und zudem das aelteste der Clipperflotte. 1887 lief sie als Rennschoner vom Stapel, und noch heute macht sie einen schnellen und noblen Eindruck. Mir gefaellt meine Seute Deern natuerlich besser, aber ich bleibe hoeflich und es wird ein sehr amuesanter Abend. Ein Amphi Mitsegler packt das Schifferklavier aus, es wird getanzt, getrunken und gelacht. Wir erzaehlen uns gegenseitig die Erlebnisse der letzten Woche, und man merkt das wir viel gelernt haben : Es ist einiges an Seemannsgarn dabei.
Neben Clipper - Deutsches Jugendwerk zur See e.V. oder Leben Lernen auf Segelschiffen e.V. gibt es eine ganze Reihe weiterer Vereine die Traditionssegler betreiben. Den besten Ueberblick bekommt man bei Sail Training Association Germay STAG, dem deutschen Ableger der International Sail Training Association ISTA. Die Fahrtgebiete liegen meistens im Bereich Ostsee, ein interessantes und weitesgehend tidenunabhaengiges Revier. Aber es gibt immer wieder Schiffe die an Regatten teilnehmen und so Nordsee, Atlantik oder Karibik befahren. Im Winter gehen einige Vereine auf die Azoren.
Heute ist mein Backschaftertag, ich muss also fueh raus. Garnicht so leicht nach dem gestrigen Abend, aber in Kuerze wird alles nach Fruehstueck schreien. Das aufdecken geht ja noch, aber spuelen! Kueche ist nicht meine Welt. Zum Glueck bleibt noch etwas Zeit um Ebeltoft anzusehen. Hier liegt auch das letzte daenische Kriegssegelschiff, heute ein Museum. Der Name ist mir entfallen, aber imposant anzusehen. Leider ist Besichtigungszeit erst ab 10h00, da muss ich schon wieder in der Kombuese stehen, also bleibt mir nur der Blick von aussen. Beim naechsten mal vielleicht. Wir legen spaet ab, vom segeln bekomm ich heute allerdings nicht allzuviel mit. Unglaublich was alles zu tun ist um die Besatzung satt zu machen. Nebenbei bereiten wir noch ein Abschiedsgeschenk fuer die Stammcrew vor. Wir haben uns entschlossen ein Lied zu dichten, und jeder soll anhand einiger Anekdoten Erwaehnung finden. Gegen Abend werfen wir Anker, der Kapitaen hat sich eine Bucht nicht weit von unserem Ziel Aarhus entfernt ausgesucht. Nach dem Abendessen sitzen wir alle in der Messe und feiern Abschied. Unser Lied, das Geschenk an die Stammcrew, kommt gut an, die Stimmung ist ausgelassen, wenn auch ein Hauch von Wehmut in der Luft liegt. Als letzte seemaennische Erfahrung lernen wir in dieser Nacht die Ankerwache kennen. Zwei Leute kontollieren in regelmaessigen Abstaenden die Position des Schiffes und die Spannung der Ankerkette. Ich sitze noch eine Weile mit einigen anderen an Deck und seh mir den Sternenhimmel an.
Der letzte Morgen. Es ist neblig und kuehl, man kann nicht mal das nur wenige hundert Meter entfernte Ufer sehen. Trotzdem wird uns nach dem Fruehstueck schnell warm, die Order lautet 'Anker auf', und dafuer gibt es an Bord eine sehr schoene Handwinsch. Mit sechs Leuten gleichzeitig drehen wir an den Kurbeln, zentimeterweise kommt die Ankerkette an Bord. Alle zwei Minuten wird durchgewechselt. Es dauert endlos lang. Danach geht's an's packen und, vor allem, aufraeumen. Jede Ecke wird geputzt, die Segel ordentlich gepackt, nochmal alle Messingteile poliert und das Deck besonders gruendlich geschrubbt. Aarhus ist schon in Sicht, und unsere Wachfuehrer finden immer neue Aufgaben die noch erledigt werden muessen. Dann legen wir an und bringen unsere Sachen an Deck. Adressen werden ausgetauscht, letzte Arbeiten erledigt. Die anderen drei Clipperschiffe liegen am selben Kai, und als einige Passanten im vorbeigehen bemerken das die 'Seute Deern' das ordentlichste der Schiffe sei wachsen Kapitaen und Steuerleute gleich um mehrere Zentimeter. Dann kommen die Busse mit den Neuen. Sie stehen mit denselben skeptisch-neugierigen Gesichtern da wie wir vor einer Woche. Leider will keiner seinen Platz an einen von uns abtreten, und so verabschieden wir uns von der 'Seute Deern', besteigen den Bus und fahren zurueck an den Beginn unserer Reise nach Kiel. Es ist ruhig im Bus, wir sind muede, gluecklich, traurig, die spannende Entspannung der letzten Woche weicht, und die ersten Gedanken richten sich schon wieder auf das Leben das man vorher gefuehrt hat. Am Bahnhof in Kiel dann die letzten Abschiedsszenen, schon eine Stunde spaeter bin ich zu Hause. Das Alltag hat mich wieder, aber das Laecheln bei den Errinerungen an diesen Urlaub bleibt.
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Den Toernbericht gibt es in 2 Versionen, einmal ohne
Bilder ( 50kB ) und einmal mit schoenen Photo's
( 700kB ). Die Photoversion lohnt sich! Noch mehr Bilder von Mauro.
Interessante Info's zu Grosseglern in Deutschland gibt es bei der SailTrainingAssociation Germany STAG . Hier ist auch Liste der angeschlossenen Boote auf denen Mitsegeln moeglich ist zu finden.
Die offiziellen Seiten zu den Cutty-Sark Tall Ship Races .
Eine schoene englische Zeitschrift ist Traditional Boats & Tall Ships .
Berichte und Kritiken von diversen Schiffen aus der Sicht eines Trainee's sind bei Franky zu finden.
Die deutsche Site fuer Traditionssegler und Info's fuer Leute die Traditionsschiffer werden wollen.
Ohne Ende Informationen ueber's Segeln und was dazugehoert gibt's bei ESYS!
E S Y S :
EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM
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