DENTOS´ WELT

"Gyros! Ich bin Dentos Papandreou aus Chalkidiki! Als ich einmal bei Omi und Uli zu Besuch war, geschahen mir dort ganz eigenartige Sachen... Dabei dachte ich immer, daß jeder mich lieben muß. Aber lest selber!"

DENTOS 1

Es war an einem Sonnabend Morgen, als die Lehrerin in der Schule fragte, wer bereit sei, einen griechischen Austauschschüler aufzunehmen, der nächsten Mittwoch anreisen würde.Uli meldete sich sofort und nach einer kurzen Geiselnahme im Lehrerzimmer stimmten alle zu. Dentos aus Chalkidiki erschien um 9 Uhr 28 im Flughafenterminal. Omi war zwar etwas unwirsch, da er eine Minute zu spät war, aber sie beherrschte sich noch.

DENTOS 2

Im Heim unserer Helden angekommen, freute sich Dentos mächtig auf das Begrüßungsessen. Er hatte extra seine gewaltige Lockenpracht frisch toupiert. Es gab Heringsstipp, den Omi frisch vom Tankstellen-Shop geborgt hatte. Uli klotzte mächtig ran. Auch Omi haute rein wie ein Scheunendrescher. Der junge Grieche jedoch bestand darauf, daß Omi ihm Gyros machen sollte. Er schrie inbrünstig:"Pita, Pita!" Omi & Uli dachten, er meinte Petros, einen seiner 15 Brüder, den er vermisste. Er zeigte ihnen ein Foto, auf dem sein Bruder Costa einen Strohhut trug. Uli schwug. Dentos holte einen Faltplan von Chalkidiki aus seiner Gesäßtasche und nötigte Omi & Uli sich anzusehen, wo sein Heimatdorf Cordalis lag. Omi wurde unwirsch:"Jaja!" sagte sie und drückte Dentos einen Heringskopf in die Hand. Er war aber nicht ruhig zu stellen. Nun begann er, flott einen Sirtaki aufs Parkett zu legen. "Alter Bifteki-Kopp!" munkelten Omi & Uli genervt. Hurtig gab Omi ihm etwas Tzaziki auf seinen Hering. "Bifteki!" sagte sie sie und zeigte auf das Essen. Mißtrauisch näherte sich das griechische Ungetüm. "Lecker, lecker." sagte Uli, um Dentos´Appetit anzuregen. "Quatschkopf", entgegnete Omi, "das versteht der doch gar nicht! - Souflaki, Souflaki!- Siehste, jetzt fühlt er sich schon wohler!" Dentos war nicht ganz sicher, was man von ihm erwartete, also packte er erstmal sein Gstgeschenk -eine Flasche Ouzo- aus. Omi kostete gleich. Um ungestört zu sein, schickte sie Dentos in sein Zimmer, das kurzfristig im Keller eingerichtet worden war. Sie zeigte auf die gemütliche Pritsche, die schon bereit stand, und sagte zum Abschied freundlich : "Akropolis!"                                                                       Am nächsten Morgen trauten Omi & Uli ihren Augen nicht. Als sie um 7 Uhr aufstanden, sahen sie einen gedeckten Tisch. Dentos war so frei und hatte ein griechisches Frühstück gemacht. "Juchu", sagte Uli, "den behalten wir!" Allerdings schmeckten ihm die von Dentos aufgetischten Oliven nicht sehr gut. Er sah sich gezwungen rumzumatschen.             Schließlich brachte Omi die zwei zur Schule und überfuhr dabei ihre Nachbarin, Frollein Meier. "Alte Fregatte!" wetterte unsere Omi. In der Schule angekommen war Dentos aufgeblüht. Ulis Mitschüler hielten zwar erst Abstand, wegen des strengen Knoblauchgeruchs, aber nach zwei Stunden hatte er die Herzen aller Lehrer gewonnen. Uli machte das sehr fuchtig. Plötzlich drehte sich alles nur noch um Dentos."He, Gyros, paar aufs Maul?" rief Uli ihm zu, als Dentos gerade eine Sirtaki-Performance auf dem Schulhof zum Besten gab. Die weiblichen Schüler, die noch nicht weggezogen waren, fanden sein griechisches Charisma ganz toll. Das konnte Ulili nicht länger dulden. Dentos hier, Dentos da - Dentos überall! Aber er, Uli, war doch der tolle Hecht! Als Dentos gerade tanzend an ihm vorbeilief, stellte Uli ihm kurzerhand ein Bein. Dentos fiel ratzefatz auf die Nase! "Nun bist Du nicht mehr so hübsch!" dachte sich Uli im Stillen. Wegen seiner aufgeplatzten Unterlippe wurde Dentos heim geschickt und Uli begleitete ihn. Unterwegs konnte er einfach nicht widerstehen und ließ sein Bein noch öfter Dentos´ Weg kreuzen. "Gyros!" sagte Uli jedesmal wenn der Gast am Boden lag.                                                                                                                             Daheim fingen Omi & Uli an, Dentos weiter zu drangsalieren. "Der soll mal sehen, wo hier der Hammer hängt!" brummte Omi, als sie ihren Gast mit der Bratpfanne verdonnerte.Mit ihr war heute nicht gut Kirschen essen, denn es war Hausputz-Zeit. "Dentos, möchtest Du unser Gastarbeiter sein?" fragte Omi. Dentos antwortete etwas ,das unsere beiden Kreuzberger nicht verstanden. "Er hat ´ja´ gesagt!" tirilierte Uli lauthals. Flugs wurde Dentos mit Putzgeräten versorgt. Omi paßte auf, daß er auch ja alles ordentlich säuberte. "Pathos!" sagte sie von Zeit zu Zeit, um den Verdutzten anzuspornen.

DENTOS 3

Als Dentos abends nicht aufhören wollte, griechische Chansons zu singen, beschlossen Omi & Uli, dem beizukommen. "Taverne!" zirpte Omi und zeigte auf die Klotür. Der griechische Charmeur war etwas verwirrt, deshalb wurde er von Uli ins Bad verfrachtet."Der ist hinter Schloß & Riegel!" Als Dentos nach zwei Tagen wieder hinaus kam ,war er schon etwas beleidigt. Omi tröstete ihn mit einer verdorbenen Leberwurst. Gute Omi! Die brachrte halt alles wieder in Ordnung. Sie lud Dentos prompt zu einer Landpartie ins Grüne ein. Uli gab einen lauten Königsjodler von sich, als sie alle geschniegelt und gebügelt im Kabriolett saßen, das Omi vorige Woche vom Supermarktparkplatz entwendet hatte. Unterwgs sahen sie Omis alten Freund Papa, der glücklich glucksend einige vorbeikommende Spezis zertrat.       In der nächsten Nacht wollte Dentos doch tatsächlich ausbüchsen. Als hätte Omi es geahnt, blieb sie länger wach als sonst. Direkt als Dentos seine Hand an der Haustürklinke hatte, ertönte Omis dumpfe Stimme:"Na, wo wollen wir denn hin, junger Mann?" Blitzartig setzte sie die vorher präparierte Klinke unter Strom. Ein strenger Geruch durchzog die Wohnung. Omi und Uli lachten verschmitzt. Dentos blickte etwas verhalten. "Da staunste, was?" sagte Uli und sperrte Dentos in den Karzer.

FASCHINGSZEIT (Dentos´ Ende)

Omi & Uli schleppten Dentos mit zum Karnevalszug. Es war Rosenmontag. Unterwegs kaufte sich Uli noch ein frisches Kommutativgesetz. Es war ganz zart und knusprig. Auch Omi lief das Wasser im Munde zusammen. Sie trafen einige Terrorismen, die lachend an ihnen vorüberzogen. Omi erspähte Papa, der skeptisch hinter einem Müllcontainer hervor linste. Er hatte sich als Fliegenklatsche verkleidet. Dentos grunzte, denn Omi & Uli hatten ihm vorher verklickert, das sei so üblich in Deutschland. Das gleiche sagten sie auch, als sie Dentos seine Zähne ausgeschlagen hatten. Dentos grunzte.                                                                      Uli war unauffällig als Gemüsefrau maskiert, Omi trug ein schmissiges Heuschreckenkostüm.Das tat sie Uli zuliebe, der ein begeisterter Heuschreckenzüchter war. Dentos hatte kein Kostüm an, denn Omi fand, er sei auch so schon ulkig genug, wie er mit seinen ausgeschlagenen Zähnen um den Hals und seinem kahl rasierten Schädel so vor ihnen stand. Man könnte fast meinen, er sei einer von ihnen. Als er dann auch noch einen Kamellensammler umboxte, huschte ein Lächeln über Omis Gesicht. Dentos war tatsächlich einer von ihnen geworden! Um so trauriger war Omi, als er kopfüber in einen offenen Gully stürzte. Er ward nimmer mehr gesehn. Zum Trost spendierte Uli seiner Großmutter ein Pfund Konfekt, das sie gemeinsam verspeisten. Omi war zwar noch etwas verdrießlich, weil der eigens für Dentos angeschaffte Karzer nun leer stand, doch Uli wußte Rat: "Papa!" Sie wußten sofort, was zu tun war. Raffiniert heckten sie einen Plan aus, wie sie Papa ködern konnten. Des Nächtens, wenn Papa umher streifte, hängten sie eine ranzige Fleischwurst ins Fenster des Karzers. Papa nahm gleich Witterung auf. Doch er mußte Lunte gerochen haben : er stibitzte geschickt den Köder und verschwand unbehelligt. Die Sache mit Papa konnten sie wohl vergessen! Um die verdatterte Omi zu trösten, sang Uli "Kukurukuku" und es war wieder Klarschiff. Schaurig, schaurig!

Diese Kurzgeschichte wird Dentos gewidmet. In stiller Trauer                                                                                                                                        Omi und Uli