Mondseite
O fortuna                         O Glück,
velut luna                        so wie der Mond
statu variabilis               veränderst du dich stets
 
Der Mond besitzt einen geheimnisvollen Zauber, der die Gefühle und Gedanken der Menschen seit Urzeiten bewegt. Er ist der stille Gefährte der Nacht, dessen magisches Leuchten am dunklen Firmament wie eh und je fasziniert.
Im Gegensatz zu den hellen Sternen der Sonne, deren Glanz das menschliche Auge kaum auszuhalten vermag, lockt das milde Licht des Mondes entweder zur Versenkung des Blicks und zur sinnenden, bewundernden Betrachtung oder zur intensiven, wissenschaftlichen Beobachtung.
Es läßt die Menschen staunen und verehren, wünschen und träumen, bangen und hoffen, fragen und forschen.
Unzählige Mythen, Märchen, Sagen und Legenden, Lieder und Gedichte beschäftigen sich mit diesem Himmelskörper.
Der mächtige Mond wird manchem zum Zeitmesser und Helfer in nächtlichen Ängsten und Gefahren aber auch zum Beschüzer der Liebe.
Positives, Glückbringendes und Erfolgversprechendes wird im Volksglauben mit den verschiedenen Mondphasen verbunden, aber auch Bedrohliches, Dämonisches und Schadenbringendes.
Der augenscheinliche Gestaltswandel des Mondes, der auf der wechselnden Sonneneinstrahlung beruht, die er wie ein Zauberspiegel reflektiert, wird als deutliches Zeichen seiner magischen Kräfte verstanden und läßt ihn als etwas Lebendiges erscheinen.
Sein Rhythmus, die Grundlage unseres Kalenders, seine Kraft, sogar das Meer zu bewegen und Fortpflanzung und Wachstum anzuregen und zu bestimmen, dienen als erste Beweise dafür, daß er auch menschliches Geschick zu lenken vermag.
Der Mond ist so unendlich vertraut, daß wir ihn ansprechen, personifizieren und ihm menschliche Eigenschaften beilegen.
Er erscheint als Freund, Helfer und Tröster, gilt vornehmlich als gütig, mild und freundlich, verständnisvoll und verschwiegen, aber er kann auch als kalt, ungerührt, abweisend und launisch empfunden werden.
Sein Anblick hat unsere Sprache bereichert und mit Poesie erfüllt.
Ein geheimnisvoller Zauber scheint Land und Meer im Mondlicht zu verwandeln, den nicht nur Dichter und Maler, Liebende und Romantiker verspüren.
Der Mond verführt zu Schlaf und Traum, lockt aber auch nächtliche Wesen aus der Verborgenheit zu Spiel, Tanz und dämonischem Umtrieben.
Von ihm geweckte Wünsche, Phantasien und Sehnsüchte erfüllen sich schließlich in den Mondreisen, im zunächst Irrealen, dann auch in der Realität.

An den Mond

     Füllest wieder Busch und Tal
     Still mit Nebelglanz,
     Lösest endlich auch einmal
     Meine Seele ganz;

     Breitest über mein Gefild
     Lindernd deinen Blick,
     Wie des Freundes Auge mild
     Über mein Geschick.

     Jeden Nachklang fühlt mein Herz
     Froh- und trüber Zeit,
     Wandle zwischen Freud' und Schmerz
     In der Einsamkeit.

     Fließe, fließe, lieber Fluß!
     Nimmer werd' ich froh;
     So verrauschte Scherz und Kuß
     Und die Treue so.

     Ich besaß es doch einmal,
     was so köstlich ist!
     Daß man doch zu seiner Qual
     Nimmer es vergißt!

     Rausche, Fluß, das Tal entlang,
     Ohne Rast und Ruh,
     Rausche, flüstre meinem Sang
     Melodien zu!

     Wenn du in der Winternacht
     Wütend überschwillst
     Oder um die Frühlingspracht
     Junger Knospen quillst.

     Selig, wer sich vor der Welt
     Ohne Haß verschließt,
     Einen Freund am Busen hält
     Und mit dem genießt,

     Was, von Menschen nicht gewußt
     Oder nicht bedacht,
     Durch das Labyrinth der Brust
     Wandelt in der Nacht.

(Johann Wolfgang von Goethe)


Mondnacht

Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschen leis' die Wälder,
So sternenklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Joseph Freiherr von Eichendorff


Der Mond und die Liebe

Wunder, Liebe und Glück werden vom Mond begünstigt und voller Vertrauen von ihm erfleht.
Die Wünsche richten sich dabei vor allem an den Vollmond, der als Freund der Liebenden gilt, oder auch an eine Mondgöttin.
Das Licht des Mondes verzaubert, weckt Gefühle und fördert die Zuwendung, die Zärtlichkeit und die Leidenschaft.
Der Mond als geheimer Beobachter des nächtlichen Beisammenseins wird von dem jungen Paar um Schutz gebeten gegen alle Widerstände und um Segen für die Dauerhaftigkeit ihrer Verbindung - im Hinblick auf den Mond wohl eine trügerische Hoffnung, dem Symbol der Wandelbarkeit des Glücks.
Da der Mond in der Volksüberlieferung als unglücklich Liebender gilt, der einsam und verlassen am Himmel seine vorgeschriebene Bahn ziehen muß, wird von ihm besonderes Verständnis für die Sehnsüchte aller Liebenden aber auch für den Kummer treulos Verlassener erwartet.
Der Mond kennt das Schicksal, er schenkt prophetische Träume, die sich einstellen, wenn man folgenden Rat befolgt:

"Wenn man den Neumond zum ersten Mal sieht, soll man ihm drei Kußhände zuwerfen und sagen: , Lieber Mond, sage mir, wen ich werde haben zum Manne hier' und der, von dem man in der zukünftigen Nacht träumt, ist der Zukünftige."

Wahrscheinlich ist der folgende Spruch der Rest eines Liebeszaubers.
Er wurde als Scherzvers in Pfänderspielen des 19. Jahrhunderts oft gebraucht und ist bis heute geläufig:

"Lieber Mond, ich bete dich an.
Du hast keine Frau und ich keinen Mann.
Wenn du auch so denkst wie ich,
So komm herab und küsse mich".

Beim Wahrsagen wird der Mond noch immer benutzt, auch seine Spiegelung auf einer ruhigen dunklen Wasserfläche kann bei intensiver Betrachtung das Bild des Zukünftigen zeigen.
Bereits in der Antike war der Liebeszauber bekannt, von dem Theokrit um 300 v. Chr. berichtet.
Mit Hilfe Selenes sollte ein Liebhaber zurückgewonnen werden, dessen Wachsbild geschmolzen wird, um die Flammen seiner Leidenschaft neu zu entfachen.
Doch auch in Deutschland ist versucht worden, den Mond zu einem Untreuen zu schicken, um ihn zur Rückkehr zu zwingen.
Aus der Oberpfalz stammt der folgende Spruch, der sich an den Abendstern und den zunehmenden Mond richtet:
"Grüß dich Gott, mein lieber Abendstern;
Ich seh dich heut und allzeit gern.
Scheint der Mond übers Eck,
Meinem Herzliebsten aufs Bett;
Laß ihm nicht Rast,
Laß ihm nicht Ruh,
Daß er zu mir kommen mu."



Wann ist denn nun Vollmond???

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Last update:14.01.99
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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