Die Chronik von Quantum Leap



Das Thema Zeitreisen ist im Science Fiction-Genre ein äußerst beliebtes Thema. Der Gedanke, die Zukunft oder auch Vergangenes zum Besseren verändern zu können, ist ein uralter Traum des Menschen. Das Konzept von Quantum Leap ist also im Prinzip uralt. Es gibt Unmengen von Büchern, Romanen, Filmen und auch Serien, die sich mit diesem Thema schon vor Quantum Leap befaßt haben. An dieser Stelle alle aufzuzählen würde natürlich zu weit führen, aber dennoch sollen ein paar wenige Beispiele folgen.

Der Klassiker ist natürlich sowohl das Buch von H.G. Wells als auch dessen Verfilmung der Zeitmaschine. Nicholas Meyer griff das Thema in Flucht in die Zukunft auf. Ferner gibt es Kriegsfilme wie Der Letzte Countdown, die beiden Philadelphia Experiment-Teile und strenggenommen kann man auch die Planet der Affen-Filme dazurechnen.

Im Fernsehprogramm wäre an erster Stelle natürlich Star Trek zu nennen, wo die Macher das Thema Zeitreisen sowohl in den Serien als auch in den verschiedenen Filmen aufgriffen.
Es gab aber auch schon vor Quantum Leap Serien, die sich nur um das Reisen in der Zeit drehten und deshalb auch als Vorbild für Sams Abenteuer dienten. Die bekannteste Serie, die auch immer wieder als Vorbild für Quantum Leap herangezogen wird, ist Irwin Allens Time Tunnel. In dieser Serie aus den 60er Jahren geht es ebenfalls um zwei Wissenschaftler eines geheimen Regierungsprojekts, die in der Zeit zurückreisen. Auch hier versucht man, die beiden in ihre eigene Zeit zurückzuholen. Diese beiden reisen aber viel weiter in der Zeit zurück und im Gegensatz zu Sam scheitern sie darin, die Zukunft zu verändern.

Um 1988 herum legte Donald P. Bellisario der Produktionsfirma Universal / MCA seine Idee in Sachen Quantum Leap vor. Bellisario hatte den Einfall, einen Wissenschaftler in die Körper anderer Menschen "springen" zu lassen. Bellisarios Hauptidee war noch nicht einmal die Idee des Zeitreisens, sondern er sah das Ganze als eine Art "Anthologie" in der der Held die verschiedensten Situationen erleben konnte. Deshalb legte Bellisario von vornherein fest, daß dieser Wissenschaftler nur innerhalb seiner Lebenszeit springen kann - natürlich um einerseits Kosten zu sparen, andererseits erschien Bellisario dieses Konzept auch realistischer. Dennoch hatte Universal Bedenken, denn zu diesem Zeitpunkt war Science Fiction eher out.

Deshalb wurde Quantum Leap zunächst als sogenannte Sommerserie produziert. Der Pilotfilm und die erste Staffel liefen ab Frühling 1989 auf NBC. Man wollte zunächst testen, ob die Serie mit dem ungewöhnlichen Konzept beim Publikum ankam. In der Tat fanden die Zuschauer Gefallen an der Serie und ab dem 20.9.1989 lief Quantum Leap als reguläre Serie an. Der Start war also geglückt.
Als jedoch die ersten Quoten ins Haus flatterten, war die Enttäschung bei den Beteiligten groß. Die Serie war zwar kein totaler Flop, aber dennoch wurde damit nur eine bestimmte Zielgruppe von Zuschauern angesprochen. Und das reichte Universal nicht, denn die Serie war in der Produktion nicht gerade billig. In den Pressemeldungen jener Zeit ist eine Aussage zu lesen, die die Serie ihr ganzes Leben lang begleiten sollte: "Ja, wir glauben fest an Quantum Leap, aber angesichts der Quoten müssen wir noch daran arbeiten."

Nun muß an dieser Stelle gesagt werden, daß der Sendeplatz der Serie um 22.00 Uhr abends nicht unbedingt zu besseren Quoten beitrug.
So war NBC schon drauf und dran, die Serie aus dem Programm zu nehmen - doch dabei unterschätzten sie die treuen Fans von Sam und Al. Eine halbe Million Fans schrieben an den Sender mit der Bitte, Quantum Leap noch eine Chance zu geben.

Die Serie ging also dank der aktiven Fans ins zweite Produktionsjahr. Doch wieder bekam die Serie einen schlechten Sendeplatz. Die Zeit wurde zwar geändert und die Serie lief nun um 20.00 Uhr, aber vom Mittwoch Abend verschob man die Serie auf den Freitag - ein absolut tödlicher Zeitpunkt für Sci-Fi-Serien, dies hatte sich schon bei Star Trek und The Flash gezeigt. Mitten in der Staffel verschob man also die Serie wieder auf den alten Sendeplatz. Quantum Leap hatte also von Anfang an keine Chance, sich auf einem vernünftigen und regelmäßigen Sendeplatz zu etablieren.

Es kam, wie es also kommen mußte: im Herbst 1991 sah es gar nicht gut aus für die Serie. Zwar zeigte man sich bei Universal und NBC von den hartnäckigen Fans beeindruckt, aber über die Quoten herrschte nach wie vor große Enttäuschung. Wenigstens konnte man sich dazu durchringen, diesmal den Sendeplatz der Serie beizubehalten. Schließlich ging die Serie dennoch ins dritte Produktionsjahr.
Die Quoten veränderten sich nicht großartig und man erkannte endlich (aber eigentlich zu spät) die Unsinnigkeit des Sendezeitpunkts. Die letzten Folgen der Staffel wurden eine Stunde früher gezeigt.

Irgendwann war schließlich die Geduld bei NBC und Universal am Ende - und im Sommer 1992 bat Bellisario um einen letzten Versuch, die Serie doch noch zu retten. Man änderte einiges am Konzept der Serie - einige Veränderungen waren sehr zum Mißfallen der eingefleischten Fans. So ließ man Sam in berühmnte Persönlichkeiten wie Lee Harvey Oswald oder Elvis oder in deren Umfeld springen. Ferner wurde die Idee eines bösen Gegenspielers eingeführt: Alia und Zoey tauchten in der Serie auf. Während manche Fans an Alia und Zoey noch Gefallen finden konnten, fanden viele die Idee, Sam in berühmte Persönlichkeiten springen zu lassen, schwachsinnig. Damit war dann das endgültige Aus der Serie besiegelt. Die letzte reguläre Folge (MEMPHIS MELODY) lief im April 1993 und im Mai folgte die Abschlußfolge MIRROR IMAGE, mit der die treuen Fans der Serie noch einmal vor den Kopf gestoßen wurden. Diese Folge ist so verwirrend und bizarr, daß die Fans noch heute versuchen, sie zu verstehen und darüber diskutieren, was denn nun aus Sam geworden ist. Das wurde nämlich offengelassen: in einer - etwas trostlosen - Einblendung erfährt der Zuschauer, daß Sam Beckett nie mehr nach Hause zurückkehrte. Für viele war dies ein Schlag ins Gesicht.
Nicht zuletzt wegen dieser letzten Folge hoffen viele Leaper - noch heute - auf eine Fortsetzung der Serie in Form eines (Kino)-films.

Was die "Karriere" der Serie in Deutschland betrifft, so erschien Quantum Leap hier zuerst auf Video. 1989 erschien der Pilotfilm unter dem Titel Der Zeitprung. 1991 folgte dann der Zweiteiler THE LEAP HOME unter dem Titel Der Zeitsprung II - die Rückkehr. Leider wurde dieser Titel nicht beibehalten, denn Der Zeitspringer wäre wohl gegenüber Zurück in die Vergangenheit noch das kleinere Übel gewesen. Wie auch immer: die Serie lief schließlich noch im gleichen Jahr (also 1991) auf RTL zum ersten Mal. Es waren auch die Leute bei RTL, die mit der Unsitte anfingen, die Folgen in wirrer Reihenfolge zu zeigen, was kürzlich von VOX noch getoppt wurde. So lief z.B. MIRROR IMAGE als drittletzte Folge. Dennoch muß man froh sein, daß die Serie überhaupt noch einmal wiederholt wurde. Auch wenn die Quoten hier in Deutschland ebenfalls nicht berauschend waren, hat sich hier eine kleine und solide Fangemeinde an Leapern gebildet.

Noch ein paar Worte zur Kritik an der Serie. Schwierig ist bei dieser Serie sicherlich, daß der Zuschauer bei der Serie mitdenken muß. Wer Sams Abenteuer nicht regelmäßig und von Anfang an verfolgt, hat es schwer, noch in die Serie einzusteigen. Hier wird die Abwechslung (für viele ja einer DER Pluspunkte der Serie) zum Problem für "Seiteneinsteiger". Außerdem darf man nicht aus den Augen verlieren, daß die Qualität der Folgen doch manchmal schwankt.

Ungerechtfertigt finde ich persönlich die Kritik an den Schauspielern. Da heißt es bei Torsten Dewi: "Scott Bakula ist ein sympathischer, aber nicht überragend charismatischer Schauspieler, und die Sprüche von Dean Stockwell werden nach einer Weile doch relativ nervig."
Gut, ich mag da als eingefleischter Fan der Serie nicht ganz objektiv urteilen, aber dennoch finde ich, daß gerade die schauspielerischen Fähigkeiten der beiden dazu beigetragen hat, daß die Serie so viele Fans gefunden hat. Die Chemie zwischen Dean und Scott ist spektakulär und die Preise, die beide für die Serie eingeheimst haben, sprechen für sich.
Ferner müssen sich viele amerikanische Schauspieler in Deutschland vorwerfen lassen, sie hätten kein Charisma - doch muß hier einmal daran erinnert werden, daß daran auch die Deutsche Synchronisation nicht ganz unschuldig ist. Viele englischsprachige Schauspieler, die auf eine Theaterkarriere zurückblicken, setzen beim Schauspiel nicht nur ihr Gesicht, sondern vor allem ihre Stimme ein. Das wird von Deutschen Kritikern einfach nicht bedacht. Und gerade Scott arbeitet mit seiner Stimme. Alle, die Scotts und Deans Stimmen kennen, werden mir da sicherlich recht geben. Trotzdem will ich die Deutsche Synchronisation von Quantum Leap nicht vollkommen verdammen - im Gegenteil. Diese ist im Vergleich zu mancher Serie noch einigermaßen gelungen.

Ich halte Quantum Leap für eine der besten Science Fiction-Serien, die jemals über den Fernsehschirm geflimmert sind und hoffe wie so viele andere Fans, daß doch irgendwann noch einmal ein Film folgen wird.




Quelle:
Ich beziehe mich, was die Geschichte der Serie vor allem auf den Führer von Torsten Dewi. - Torsten Dewi: Science Fiction TV-Guide 97/98, Königswinter: Heel, 1997.


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