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Korsika


Ein Tauchbericht von Walter Karnthaler

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Die Bucht von Campomoro

Die Bucht von Campomoro
Wie ein Fels erhebt sich Korsika aus dem Ligurischen Meer. Es heißt, daß man die mit würziger Macchia bewachsene Insel alleine schon an ihrem von Thymian, Rosmarin u. Lavendel bestimmten Duft erkennt, wenn man sich vom Meer her nähert. Tatsache ist jedoch, daß Korsika neben seiner herrlichen Landschaft noch einiges mehr vorzuweisen hat. Eine reichhaltige Geschichte und vor allem die Möglichkeiten zum Tauchen machen Korsika zu einem Juwel des Mittelmeeres. Auf die ganze Insel verteilt gibt es eine Menge meist deutscher oder französischer Tauchstationen. Entlang der wildromantischen Westküste hat man die schönsten Gelegenheiten zum Tauchen. Schroffe, felsige Küstenabschnitte wechseln sich hier mit Sand und Kiesbuchten ab.

W ir starten unsere Tauch-Safari in Ile Rousse und fahren mit der MS-Beluga, einem von Hans und Gerda Berz zum Tauchboot umfunktionierten Stahlschiff, zum Riff der schlafenden Jungfrau. Das Riff beginnt erst bei 20m Tiefe und geht runter bis auf 45m. Wir lassen uns von der hier herrschenden Strömung am Riff vorbeitreiben und bewundern die über und über mit gelben Krustenanemonen bewachsenen Felsen. Auf etwa 30 Metern offenbart sich das Riff in seiner ganzen Pracht. Rote Gorgonien, die mit ihren überdimensionalen Fächern anmutig in der Strömung liegen, lenken unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich. Diese Weichkorallen werden hier bis zu 1,5m überdimensional groß. Wir können gar nicht glauben, daß wir eigentlich im Mittelmeer sind. Weiter unten im Süd-Westen der Insel, südlich von Calvi, sind wir ähnlich begeistert vom Tauchen im Mittelmeer. Langusten aller Dimensionen lugen aus ihren kleinen Höhlen und lassen die mit chemischen Sensoren bestückten Fühler baumeln. Nachts begeben sie sich auf Nahrungssuche und klettern die Felsen auf und ab.

Goldstriemen
GoldstriemenE in riesiger Schwarm Goldstriemen zieht vorbei. Diese zur Gruppe der Meerbrassen gehörenden und bis an die 40 cm langen Fische ziehen primär pflanzliche Nahrung vor. Interessant ist, daß sie täglich zur exakt gleichen Tageszeit die selben Algengründe an den Felsen abweiden. Es gelingt uns, daß wir uns in unmittelbarer Nähe des Schwarms aufhalten, ohne daß die Fische die Flucht ergreifen. In einer Felsspalte entdecke ich eine Muräne, die sogenannte "Muraena helena" (lat.). Ich frage mich, wie sie eigentlich zu ihrem Namen kommt, sieht sie doch gar nicht aus wie die lieblichste Frau des griechischen Altertums. Die Zähne zeigend, wartet sie auf Nahrung. Doch wir sind ihr zu groß und sie zieht sich in ihre Wohnspalte zurück. Mit einem Ruck reiße ich Klaus, meinen Tauchpartner, zurück. Hat er doch einen aus dem Boden ragenden Conger übersehen. Eine Auseinandersetzung mit diesem Tier könnte schmerzhaft sein.

J ede Felsspalte zeigt uns wieder einen Ausschnitt mehr aus der üppigen Unterwasserwelt an der Westküste Korsikas: seien es die Drachenköpfe, Röhrenwürmer, ein verspielter Tintenfisch oder die vielen gelben Krustenanemonen, die verschiedenfarbigsten Schwämme und die roten Gorgonien und Edelkorallen.

Nelkenkorallen

NelkenkorallenE twas weniger schöne Tage eignen sich bestens zur Besichtigung der Insel. Fährt man entlang der Westküste von Süden nach Norden, so gibt es so manches Juwel zu entdecken. Dabei ist die schmale Küstenstraße ein Erlebnis an sich. Bonifacio, die Stadt auf dem Kreidefelsen an der Südspitze Korsikas, widerstand zahlreichen Eroberungsversuchen. Hier macht ein kleiner Stadtbummel durch die engen Gassen der Altstadt so richtig Spaß. Außerdem gibt es unten am Hafen das bekannte Aquarium, welches von Katzenhaien bis zu Seeanemonen so ziemlich alles enthält, was das Mittelmeer zu bieten hat.

R este vergangener Epochen kann man in Filitosa besichtigen. Dolmen und Menhire zeugen von der Megalithkultur. Für die Frühgeschichte Korsikas hat diese Fundstätte überragende Bedeutung.

I n Ajaccio, der zweitgrößten Stadt Korsikas, wurde Napoleon geboren. Viel erinnert in dieser Stadt an den berühmten Feldherrn, zum Beispiel der "Cours Napoleon", die zahlreichen Denkmäler oder die vielen, kleinen Napoleons in den Schaufenstern der Souvenirläden.

E ine Fahrt durch die Calanche, eine enge Felslandschaft mit rötlichem Gestein, beeindruckt durch das Wirken der Naturgewalten. Bizarre Felsformationen mit Rissen, Spalten und Löchern erheben sich steil aus dem Meer. Bei einem Zwischenstopp im Fango-Tal ladet der warme Gebirgsfluß zum Baden ein. Wer Glück hat, kann sogar kleine Flußaale im klaren Wasser sehen.

A ngeblich verlor Admiral Nelson 1794 sein legendäres Auge in Calvi, heute eine pulsierenden Schicki-Micky-Stadt. Hier findet jeder etwas, ob es die gut erhaltene Zitadelle oder eine Bar direkt im Yachthafen ist. Unmittelbar vor der Zitadelle liegt übrigens der "Bomber von Calvi" im Meer, ein schon 1944 gesunkener amerikanischer Bomber vom Typ B-17G. Das stark bewachsene Wrack ruht jetzt auf 30m Tiefe.

W eiter oben im Norden windet sich die Küstenstraße in immer enger werdenden Kurven in Richtung Nordkap. Nonza, ein malerisches Dorf auf einem Felsen 200 m über dem Meer, gibt den Blick frei auf eine riesige Bucht mit kohlrabenschwarzem Gestein. Ablagerungen eines nahen, jedoch jetzt stillgelegten Asbestwerks prägen dieses Landschaftsbild, sind jedoch schwer wegzudenken.

T auchen an Korsikas Westküste, das heißt vor allem tief tauchen. Deko-Tauchgänge sind die Regel. Und um alle Tiere des Mittelmeeres kennenzulernen, sind Nachttauchgänge unbedingt erforderlich. Hier vertraue ich mich meinem Freund Yann, Tauchlehrer in Campomoro, an.

rote Edelkorallen
rote EdelkorallenW ie ich im nächtlichen, schwarzen Meer versinke, wundere ich mich, daß der Lichtkegel meiner Lampe im Nichts endet. Erst nach und nach tauchen die Konturen der UW-Landschaft auf. Die nachtaktiven Tiere, wie Langusten, Hummer, Seespinnen, Bärenkrebse, Krabben, Garnelen usw. werden mißtrauisch und verharren bewegungslos, geblendet vom starken Licht der Lampe. Das ist genau der richtige Moment für Nahaufnahmen. Die Korallenpolypen der roten Edelkoralle "Corail du Corse" recken nur nachts ihre weißen Tentakel aus dem roten Kalk-Skelett, das zur Schmuckerzeugung verwendet wird. Umso seltener sind diese anmutigen, nächtlichen Erscheinungen.

U nd plötzlich taucht ein großer, dunkler Schatten im schwarzen Meer auf. Ein Hai? Ein Zackenbarsch? Oder ein Thunfisch? Ich werde es nie erfahren, doch der Schrecken sitzt tief. Wie friedlich wirken da die Nacktschnecken, die mit ihrer Raspelzunge lautlos die bunten Schwämme anknabbern! Tags darauf besuchen wir die Zackenbarsche von Lavezzi. Diese majestätischen Fische werden hier stolze 1,5m lang und haben sich die Lavezzi-Inseln, im Südosten Korsikas gelegen, zur Heimat auserkoren. Mittlerweilen sind sie bereits berühmt geworden und werden von Tauchern aus aller Welt besucht. Es ist ein unvergeßliches Erlebnis, die neugierigen Tiere zu füttern. Vorsichtig nehme ich ein gekochtes Ei aus meiner Tasche. Doch plötzlich sehe ich gar nichts mehr. Ich bin eingehüllt in eine riesige Fisch-Wolke. Goldstriemen, Meerjunker, Barsche, Lippfische und natürlich die Zackenbarsche stürzen sich auf das Mahl. Der Futterneid ist groß. Und endlich landet das Ei im gierigen Schlund eines der Zacki's.

kleiner, roter Drachenkopf

DrachenkopfU nweit der Lavezzi-Inseln, an der Ostküste Korsikas aufwärts, kann man Tauchen ganz anderer Art erleben. Im Club la Chiappa, einer französich-deutsch-schweizerischen Ferienanlage betreiben Karin und Gerald eine Tauchbasis. Mit Schnellbooten geht es im Höllentempo ab zu nahen Tauchgebieten, wie zum Beispiel dem Felsen von La Vacca. Hier habe ich die meisten und die größten Drachenköpfe in Korsikas Unterwasserwelt gesehen. Gespenstisch ruhen sie mit gespreizten Giftstacheln auf Felsvorsprüngen, erst meine Kamera scheucht sie auf. Mit glotzigem Blick suchen diese zotteligen Ur-Fische das Weite. Für Abwechslung sorgen auch die hier in großer Zahl vorkommenden Leoparden-Nacktschnecken.

I n der Bucht von Porto-Vecchio liegt das "Wrack der Besoffenen" auf Grund. Alkohol war Schuld am Sinken dieses Zementfrachters. Bewacht wird er von roten und braunen Drachenköpfen, von Nacktschnecken und Röhrenwürmern. Ein Purpur-Seestern marschiert lautlos im nahen Sand, ein Octopus lugt verspielt zwischen abgebrochenen Teilen des Wracks hervor. Algen, Anemonen und grellrote Schwämme haben den Rumpf zugedeckt und werden so zu stummen Zeichen der Zeit. Das ist nun auch ein würdiger Abschluß unserer Tauchreise. Hier gibt es noch sehr viel zu entdecken unter Wasser. So beschließen wir, irgend wann einmal wiederzukommen auf diese malerische Insel, die man alleine schon durch ihren würzigen Geruch und ihre herrliche Landschaft schätzen und lieben lernt.

Nacktschnecke
Nacktschnecke
 
 

Aus dem Artikel: "Korsika, Juwel im Mittelmeer"
MEGADIVE Nr.5

© 1996 by W.Karnthaler. Alle Rechte vorbehalten.
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