Kritische Stimmen. Lob und Tadel
 
 

STIMMEN DER KRITIK
 
 

...wobei immer im Hintergrund die Suche nach einer andern Wahrheit steht, einer tiefen Wahrheit, die der Geschichte entkommt oder sie überschreitet.

E.M. Cioran




Sprachgewaltig bannt Dieter Schlesak die Verhältnisse hier und dort, in Ost und West, in das Bild des achten Tages der Menschheitsgeschichte. Neue Zürcher Zeitung
 
 

Er zeigt uns quer zu manch herrschender Meinung, daß im Mikrokosmos des leidenden Ich die Veränderung der Welt radikal anders bewertet wird als im praktischen Optimismus des politischen Tagesgeschäfts. Hans-Jürgen Schmitt, Süddeutsche Zeitung. Die Ausführungen von Dieter Schlesak haben den Vorzug der Klarheit. Was bei Heiner Müller bisher dunkel "deutsches Verhängnis", "Kolonisation" oder "Überfremdung, bei Volker Braun locker "das nicht Nennenswerte" hieß und von Christa Wolf als "dunkle wilde Jagd" bedichtet wird ... ist hier plötzlich deutlich." Iris Radisch, DIE ZEIT
 
 

Sein Ich ist sich des Zeitsprungs gewiß, sein Ich warnt den Leser vor allzu großen Erwartungen ... Die enge Verbindung von gegenwärtigem Geschehen, das das Bewußtsein noch nicht aufnehmen kann, und einer eben abgelaufenen Vergangenheit, die als Traumsequenz in eine Zukunft reicht, in welcher alles erst entwickelt wird, was im Präsens zu schnell vorüberjagt - ist der Übergang, in dem das Schlesaksche Ich stehengeblieben ist, um in der Fülle des Augenblicks seine vielschichtigen Beobachtungen machen zu können. Es wählt den quälenden Weg der Offenlegung von Wunden im Zeitbewußtsein am Ende des 20. Jahrhunderts.

Wolfgang Schlott, Kommune 2

Haben wir 1989 den Beginn eines neuen Zeitalters erlebt? Einen Umbruch, we er nur mit der Reformation oder der Französischen Revolution vergleichbar ist? Werden Historiker bei der Periodsierung der Vergangenheit Jahrhunderte einteilen in ein großes Vorher und Nachher? Dieter Schlesaks Essay über den Umsturz in Rumänien deutet Ereignisse vom 21. und 22. Dezember 1989 in Bukarest als welthistorischen Einschnitt, nach dem nichts mehr so ist, wie es war.
 
 

Schlesak erzählt von der Melancholie , die sich einstellt, wenn das jahrelang Ersehnte plötzlich Wirklichkeit wird und dann doch alles ganz anders ist, als man sich vorgestellt hatte. "Der Zustand der Sehnsucht wird gelöscht"

Frankfurter Allgemeine Zeitung
 
 

In Ihrem Buch sind all die Erfahrungen versammelt, die über zwei Jahrhunderte hinweg viele, viele Revolutionäre gemacht haben. Ich denke an die Reden von Robespierre und Danton... an Kropotkin und Bakunin, an einige arkane Passagen bei Marx, an die Enthusiasmen der irischen, der spanischen, der vietnamesischen, der südamerikanischen Rebellen und Revolutionäre. Sie alle versuchen das zu sagen, was Sie in Ihrem Band auf das trefflichste und... auf das tiefsinnigste präzisiert haben, nämlich das enthusiastische Erlebnis, den Furor gleichsam aus der Zeit zu fallen, dieses offenkundig beglückende Geühl, an einem Schnittpunkt der Geschichte stehend die Geschichte selbst förmlich "abzuschneiden".

Michael Naumann, Ehemaliger Leiter des Rowohltverlages
 
 

Dieter Schlesak, vigoroso e sottile narratore... sembrava riconoscersi nell´ indicativo presente. La vita, come diceva Svevo, originale e lascia presto indietro il suo ritratto stesso da una penna (...) Nel suo intervento a Trieste, Schlesak (...)ha detto genialmente che soltanto dopo Stalingrado é comniciata, per la sua gente, la possibilita di' una vera letteratura che nasce dalla consapevolezza e dall' esperienza della disfatta del perverso sogno di dominio. Ii romanzo ,Giorni della patria di Schlesak é un´espressione poetica di questo amore di patria puro e purificato e reca significativamente ii sottotitob L´arte di sparire.
 
 

Claudio Magris, Corriere della Sera (8 febbraio 87).