Frühlingsturnier Vimbuch 1998
White: Manfred Geiger (800)
Black: S. Kassner (1231)
Eine besonders heisse Partie möchte ich euch vorstellen,die
sich auf dem vergangenen Turnier in Vimbuch zugetragen hat.
Mein Gegner entschied sich für Sizilianisch
und ein leichtes Unbehagen breitete sich in meiner Magengrube
aus.
2. |
Sg1-f3 |
Sb8-c6 |
3. |
d2-d4 |
... |


















































































Dem schwarzen c-Bauern sollte es nicht zu wohl
in seiner Stellung werden.Angriff ist letztendlich die beste
Verteidigung.
3. |
... |
c5*d4 |
4. |
Sf3*d4 |
g6 |
Schwarz versucht mit dem Königsläufer Druck
auf das Zentrum zu bringen.Dieser Zug bereitet das Fianchetto
vor.


















































































Verlockend ist hier 5.Sd4*c6 nebst Dd1-d4 und
Bedrohung des Turmes auf h8.Nach 5...f6 steht die Dame aber
schlecht und der weisse Angriffszug stellt sich als
Entwicklungsfehler heraus.Das von mir gewählte Gegenfiancetto
verspricht solideres Gegenspiel.
5. |
... |
Lf8-g7 |
6. |
Sd4-b3 |
Sg8-f6 |
7. |
Sb1-c3 |
0-0 |
8. |
Lf1-g2 |
d7-d6 |
9. |
0-0 |
Lc8-d7 |


















































































Beide Seiten haben nun ihre Entwicklung
abgeschlossen (sieht man von meinem weissen schwarzfeldrigen
Läufer mal ab) und das Mittelspiel beginnt.
Das Eindringen des Springers auf das Feld
g5,wollte mir wegen f7-f5 nebst e7-e5 nicht so recht behagen.Die
von mir gewählte Abwartetaktik schien mir deswegen angebrachter.
Schwarz hatte es auf meinen Randbauern h3
abgesehen.Meines Erachtens wäre eine Aktivierung der Madame
mittels Dd8-b6 nebst e7-e5 bzw.Sf6-e8 wesentlich stärker
gewesen.
Die einzige sinnvolle Verteidigung.
Durch die schlechte Figurenstellung war dieser
Vorstoss zu diesem Zeitpunkt noch etwas früh.
Das konnte mir nur recht sein,der Springer
stand hier sowieso am falschen Platze.


















































































Die schwachen Felder d5 und vor allem b6
stachen mir jetzt schon ins Auge.Mein beengter Läufer auf c1
bereitete mir allerdings etwas Kummer.
Dieser schlecht organisierte Angriff regte mich
nicht sonderlich auf.Bereits nach dem nächsten Zuge war die Lage
für mich wieder entspannt.
Schwarz brachte meine Figuren wunderbar ins
Spiel.
Schwarz plante den Angriff auf der f-Linie.Noch
erkannte ich keine Gefahr für meine Dame,aber sie stand nicht
mehr gerade auf dem besten Feld.
Etwas zauderlich beschloss ich meine
Entwicklung zu vollenden.Etwas sicherer wäre wohl 16.e4-e5 mit
Eroberung des Bauern auf b7 und evtl. Damentausch gewesen.


















































































Schwarz nutzte die Gunst der Stunde und brachte
den Bauer e4 in eine unangenehme Fesselung.
Der andere Turm wäre wohl angebrachter
gewesen,um weiterhin das Feld f2 bewachen zu können.Allerdings
sollte der Turm auf a1 mir später zum Glücksbringer werden.
Der kritische Punkt war erreicht.
Die Dame musste dringend aus der Fesselung
heraus.Etwas besser wäre 18.Df3-d3 gewesen.
Mir war klar,dass Schwarz nun einen Bauern
gewinnen würde,aber dennoch konnte ich mit einem Gegenangriff
antworten.
19. |
Lg2*e4 |
Lc6*e4 |
20. |
Sc3*e4 |
Dc8*d2?! |
Schwarz schienen die Drohungen Se4-g5 nebst
De2-e6 im Angesicht eines Bauerngewinns ziemlich kalt zu
lassen.Das sollte sich bitter rächen.


















































































Die Gier des Schwarzen wurde grösser und
grösser! Er hielt es offenbar nicht für notwendig seinen König
zuerst in eine bessere Position zu bringen. ***Frage:Welcher Zug
bringt Weiss in positionellen Vorteil? (abweichend von der
Partie) *** Lösung:Ta8-a7 hätte den Läufer auf b7 gefesselt
und die Verteidigung der Königsstellung ohne Damenverlust fast
unmöglich gemacht (Analyse:Fritz 5).
Eine sehr zweischneidige Idee.Der taktische
kluge Zug (aber wer sieht den schon?) 22.Ta1-a2!! wollte mir
nicht einfallen und so setzte ich alles auf eine Karte.Mir war
natürlich klar,dass mein Plan nur funktionieren konnte,wenn
Schwarz auch noch den Turm auf a1 schlagen würde.
22. |
... |
Kg8-h8 |
23. |
Sg5-f7+? |
... |
Der Druck auf den König musste nun
aufrechterhalten werden.Das war aber ein Fehlschluss,nach Tf8*f7
steht Schwarz eindeutig besser.Das einfache Schlagen des
e-Bauern,drohend De7*h7 matt,hätte einen Abtausch verhindern
können.Der Angriff Tf8*f2+ ist nicht zu fürchten.
Nunja,nicht nur ich mache Fehler.
24. |
Ld2-h6+ |
Kg7-g8 |
25. |
Sf7-g5+ |
Kg8-h8 |
26. |
Sg5-f7+ |
Tf8*f7?! |
Schwarz hätte sich mit einem Remis mittels
Dauerschach begnügen sollen.


















































































Der Bauer f2 war nun wieder gedeckt! Dies hatte
mein Gegner wohl übersehen.Nun drohte Te1*e7!
Schwarz übersah die Mattgefahr auf h7 und
rannte in sein Verderben.Nach 27...Lb2-f6! 28.Df2-a2 hätte
Schwarz besser gestanden,aber so war die Gier grösser als die
Vernunft.
Das Matt war nicht mehr abzuwenden.Etwas blass
verliess mein Gegner seinen Platz...
Das war eines der aufregensten Spiele in meinem bisherigen
Schachleben.Aber auch heute bedarf es grosser Selbstdisziplin
dargebotene Opfer streng zu prüfen.In den Anfängen des Schachs
galt es als selbstverständlich unter grossen Opfereinsätzen den
Gegner in ein Mattnetz zu drängen.Aber man sollte nicht
vorschnell urteilen:Ein Spieler der es versteht,Material für
Position einzutauschen,wird den Gegner auch noch heute ins
Schwitzen bringen.Letztendlich gelangt aber nur der zum
Erfolg,welcher seine Kombinationen genauer durchgerechnet hat
bzw. über den grösseren Erfahrungsschatz verfügt.
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