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Wie diesem kleinen Vögelchen Flügel wuchsen
(letzte Änderung: 16.September 1997) |
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Dies ist der zweite Teil meiner Geschichte. Nachdem ich seit 5 Monaten als Judy im Internet unterwegs war, wurde es Zeit auch kleine Schritte in die "wirkliche Welt" zu setzen. Das ist nicht gerade einfach, und vielleicht war es auch nur die Verkettung mehrerer glücklicher Zufälle, die mich dazu brachte, Dinge zu tun, von denen ich mein Leben lang geträumt hatte.
Dies ist eine kleine Chronik von Ereignissen, die sich Anfang September 1997 zugetragen haben. Mal sehen, wohin mich das alles in Zukunft führen wird....
Dieser Text war ursprünglich eine E-Mail an meine liebe Freundin Nikki in Australien. Ich wollte ihr eigentlich nur die wichtigsten Neuigkeiten berichten, aber dann konnte ich einfach nicht aufhören zu schreiben bis die ganze Geschichte erzählt war. Ich hoffe, daß es Nikki nichts ausmacht, die E-Mail nun mit der ganzen Welt zu teilen, aber mir fallen im Nachhinein eigentlich keine besseren Worte ein.
Es muß nun etwa zwei Wochen her sein, als mich meine Frau im Büro anrief und sagte, sie hätte eine Menge Taschen zu tragen und ich solle sie vor der Firma treffen und ihr etwas abnehmen. Kaum daß wir uns getroffen hatten begann sie auch schon wie wild an mir herumzunörgeln - sie hatte offensichtlich wieder einen dieser Tage - und meine Stimmung sank unter den Nullpunkt. Wir gingen dann in ein Schuhgeschäft, das gerade ein eigenes Stockwerk für Sonderangebote eingerichtet hatte.
Nachdem ich mit all ihrem Zeug beladen war blieb ich ganz vorne in der Abteilung für Schuhgröße 41 stehen, während sie weiter hinten Schuhe in ihrer Größe anprobierte.
Genau vor mir stand ein tolles paar Pumps. 8 cm hohe Absätze, über und über voll mit blauen Pailletten und auf dem Preisschild stand 150 Schilling. Ich wäre dafür gestorben, sie anzuprobieren, und konnte während der nächsten zwei Tage an nichts anderes denken.
Kannst Du dich erinnern, daß Du mir unlängst sagtest, daß ich einfach nur in ein Geschäft gehen bräuchte um die Dinge zu kaufen, die ich immer schon haben wollte? Na ja, mir war das immer noch wahnsinnig peinlich.
Wie auch immer, am darauffolgenden Freitag ging ich in meiner Mittagspause wieder in dieses Geschäft. Ich wagte es nicht, die Schuhe anzuprobieren, da ich eigentlich Schuhgröße 43 habe. Aber nachdem die Schuhe beinahe geschenkt waren, kaufte ich sie einfach.
Zurück im Büro probierte ich sie an, nachdem alle Kollegen gegangen waren. Sie waren etwas eng, aber ich konnte sie problemlos tragen. Ich stieg in Donna's Chatroom ein und plauderte 2 Stunden mit den Mädels und trug während der ganzen Zeit meine wunderbaren neuen Pumps. *WOW*
Am Dienstag ging ich wieder in dieses Geschäft und kaufte mir ein weiteres Paar von diesem Modell, nur mit roten Pailletten, sowie ein Paar weiße und ein Paar schwarze Pumps derselben Größe. Ich war sooo stolz.
Am nächsten Tag kam ich am Schaufenster eines Friseurladens vorbei und sah dort eine traumhafte Perücke. Eine atemberaubende rote Perücke mit Stirnfransen und glatten Haaren, ca. 40 cm lang, auf eine Länge geschnitten. Und wieder konnte ich tagelang an nichts anderes denken.
Am nächsten Morgen legte ich mir eine Geschichte vom Kaliber "Ich kaufe sie für meine Frau" zurecht und ging in diesen Laden, um nach dem Preis dieses herrlichen Stücks zu fragen. Ich sagte also "Ich interessiere mich für die rote Perücke aus dem Schaufenster". Das Mädel im Laden wußte nicht viel über die Perücken und holte eine Kollegin zur Hilfe.
Sie zeigte zunächst auf mich, dann aufs Schaufenster und murmelte "die lange rote Perücke dort..." und das zweite Mädchen sah mich an und sagte "Ah, gerne. Wollen Sie sie probieren?" - ich war sprachlos! Sie war ein sehr hübsches junges Mädchen und sie sagte diese magischen Worte so natürlich. Ich war so fassungslos, daß ich ihr meine blöde vorbereitete Geschichte über das Geschenk für meine Frau auftischte und sagte, ich wolle eigentlich nur nach dem Preis fragen. Nun, leider kostet das Ding 3.900 Schilling, was eindeutig viel mehr ist, als ich für ein heimliches Geschenk für Judy augeben kann.
Kaum daß ich aus dem Geschäft draußen war, ärgerte ich mich maßlos über mich selbst, weil ich ihr nicht einfach sagte, daß die Perücke tatsächlich für mich selbst sei. Mein Gott, ich hätte mich vom Fleck weg in dieses Mädchen verlieben können, das so freundlich und natürlich zu mir war - wer weiß, was sich daraus noch entwickeln hätte konnen.
Ich kam also ziemlich deprimiert ins Büro. Ich wollte diese Perücke unbedingt haben, aber sie war sooo teuer. Also suchte ich im Telefonverzeichnis und notierte mir die Adresse des einzigen Perückengroßhändlers, den ich finden konnte. Noch am gleichen Nachmittag ging ich dorthin und fand eine andere schöne Perücke. Sie ist etwas kürzer als die andere, aber kostete nur halb so viel. Also kaufte ich sie.
Am Samstag kaufte ich mir dann diverse Make Up Artikel, ein schwarzes Lackkleid und Unmengen von Armreifen :)
Montag abend gingen meine Frau und mein Sohn in ein Konzert, daher hatte ich zumindest 2 Stunden Zeit, mich herauszuputzen und ein paar Fotos mit dem Selbstauslöser zu schießen. *NOCHMAL WOW* jetzt kann ich endlich richtige Fotos von mir auf meine Web Site setzen und muß auch in den Chats nicht mehr Scarletts Gesicht verwenden...
Dienstags scannte ich die Fotos im Büro ein und lud sie hinauf zu Geocities. Donna's Chat war außer Betrieb, also chattete ich in der Glamourline. Ich war so stolz auf meine Fotos, daß ich sie alle den anderen Mädels vorführte :)
Suzie meinte sogar, ich sei sehr fotogen. Hey, wow, das ist das erste Mal in meinem Leben, daß mich jemend fotogen nannte. Normalerweise bin ich nur ein häßlicher Typ und hasse jedes einzelne Foto, das jemals von mir aufgenommen wurde. Es ist so aufregend. Erinnert mich irgendwie an die Geschichte vom häßlichen Entlein, daß eines Tages zum prächtigen Schwan wird ;)
So wurde es natürlich ziemlich spät, bis ich endlich das Büro verließ, und meine Frau war inzwischen mit dem Auto heimgefahren. Also fuhr ich mit der Straßenbahn nach Hause (was ich normalerweise nicht tue). Wie ich so im Waggon sitze und gelangweilt aus dem Fenster schaue, sehe ich plötzlich ein Schaufenster voller prächtiger Abendkleider, ähnlich denen, die ich auf meiner Modeseite habe.
Am nächsten Morgen fuhr ich zu diesem Geschäft, aber es war noch nicht geöffnet. Im Fenster war ein langes blaues Paillettenkleid, in das ich mich vom Fleck weg verliebte. Aber es war sehr teuer. 3.600 Schilling - da hätte ich mir ja auch gleich meine Traumperücke kaufen können. Aber da war noch ein zweites blaues Paillettenkleid, etwa knielang mit Spaghettiträgern und einem raffiniert geschnittenen Bustier. Es war zwar kein Preisschild daran aber ich dachte mir, das müsse doch etwas billiger sein als die lange Version.
Im Büro angekommen suchte ich mir die Telefonnummer dieser Boutique heraus. Ich dachte mir, es wäre ratsam zunächst einmal anzurufen um herauszufinden, ob ein Mann oder eine Frau an den Apparat geht. Ich wollte unbedingt eines dieser Kleider haben, aber sie waren doch alle recht teuer, also konnte ich mich nicht darauf einlassen, eines zu kaufen ohne es vorher anzuprobieren. Aber das wäre mir doch viel zu unangenehm gewesen, falls es sich um einen männlichen Verkäufer handelte. Also rief ich an - und eine Frau ging an den Apparat.
Ich fragte nach dem kurzen Kleid und sie sagte mir es kostet 2.800 Schilling und wäre in verschiedenen Größen lagernd. Hmmm.. immer noch eine schöne Stange Geld, aber noch am selben Nachmittag packte ich meine blauen Paillettenpumps und meine Perücke ein und fuhr zu dieser Boutique.
Als ich dort ankam war auch wirklich eine Frau im Geschäft, aber leider auch ein Mann (scheinbar der Besitzer). Also sah ich mir nur all die traumhaften Kleider an und war ziemlich deprimiert. Es ist schon komisch, ich hätte überhaupt kein Problem gehabt, eine Frau zu fragen, ob ich die Kleider anprobieren könne, aber ein Mann stellte ein beinahe unüberwindbares Hindernis dar.
Also verließ ich den Laden wieder und warf einen letzten wehmütigen Blick auf das traumhafte blaue Kleid im Schaufenster. Und während ich es so anträumte dachte ich mir plötzlich "Verdammt, die müßten das doch eigentlich gewöhnt sein. Wer sollte sonst in so einem Laden einkaufen, außer Nutten oder Mädels wie ich?". Also ging ich wieder hinein und sagte der Frau, daß ich es war, der am Morgen nach dem blauen Paillettenkleid gefragt hatte.
Im nu mischte sich leider auch der Mann ins Gespräch ein und fragte mich "Welche Größe hat denn die Dame?" - jetzt gab es kein Zurück mehr, also sagte ich "Das mag jetzt etwas ungewöhnlich klingen, aber es ist nicht für eine Dame, sondern für mich selbst". Er erwiderte freundlich, das sei überhaupt kein Problem und ich könne in Ruhe alles probieren, was ich wollte.
Er gab mir beide Kleider in die Kabine und war ganz begeistert, als er sah, daß meine Pumps exakt zu den Kleidern paßten. Er fragte mich sogar, wo ich sie gekauft hätte, da die meisten seiner Kundinnen schwarze Schuhe zu diesen Kleidern trugen, weil sie keine passenden Pumps finden konnten. Er kam wieder, um mir mit dem Reißverschluß zu helfen und ließ mir alle Zeit der Welt, um das hübsche Mädchen im Spiegel zu betrachten.
Oh mein Gott, ich fühlte mich so sexy! Als ich mich so im Spiegel sah, spielte das Geld absolut keine Rolle mehr. Am liebsten hätte ich beide Kleider gekauft, aber letztlich entschied ich mich dann doch für das längere.
Am nächsten Abend war ich wieder für eine Stunde allein zu Hause und machte ein paar Fotos vom mir im neuen Kleid. Nun, eine Stunde zum schminken, anziehen, fotografieren, abschminken, umziehen und entfernen aller verdächtigen Spuren - das ist recht knapp :) Daher hatte ich diesmal mit dem Selbstauslöser weniger Glück. Auf allen Fotos ist mein Gesicht abgeschnitten, aber das ist egal, denn es ist ja das Kleid, was zählt :)
Fortsetzung folgt hoffentlich...