Wogans Auftrag

14) Der Stab I

Bernd (ISL)  
Die Freunde sind schon den ganzen Rest des Tages unterwegs, mittlerweile hat sich die Landschaft um sie herum verändert, sie ziehen gerade durch einen Wald, der fast undurchdringlich erscheint. Nur ein schmaler Weg, auf dem gerade mal ein Karren Platz hat zieht sich erkennbar vor ihnen her. Das Tageslicht, welches sich sowieso schon spärlich durch die Blätterdecke sehen lässt, wird zunehmend weniger. Der Abend bricht an und die Freunde, vereinbaren ein Nachtlager aufzuschlagen. Shimor zwickt's im Rücken, Bardón ist von den Schlägen, die er hat einstecken müssen noch nicht ganz Genesen und Abraxa macht ihr Alter zu schaffen. Tarak, Gabrok und Kissmett scheinen noch recht frisch zu sein, fügen sich aber dem Wunsch der anderen.  
Als sie gerade im Begriff waren, sich auf einen Platz zu einigen, hären sie Laute in der Ferne durch den Wald. Ein Fluchen, Schreien, ja man hat sogar das Gefühl, dass sich Kampflärm unter diese Laute gemischt hat. Alle sehen sich schnell an - Tarak und Shimor schalten am schnellsten: sie laufen, durch einen Wink von Bardón ermuntert, in Richtung des Lärms und verschwinden so im Dickicht des Waldes...

Antje  
Zweige schieben sich vorsichtig auseinander, als ein Augenpaar auf die Lichtung späht. Der Anblick, der sich dort bietet, ist nicht gerade ungefährlich. Ein gutes Dutzend ziemlich grimmig aussehender Gestalten sind dort versammelt. Zwerge, Elben, Kobolde und in der Mitte - Horvath, der seine beiden Gefangenen anbrüllt, die in Fesseln zu seinen Füßen liegen. Aha - einer von ihnen ist Rapoge'reis. Mit grimmigem Gesicht beginnt Horvath ihr Gepäck zu durchwühlen. In dem Augenblick fühlt die Gestalt hinter den Zweigen eine kräftige Männerhand auf ihrer Schulter.
"He! Wen haben wir denn da? Keinen Schritt weiter! Waffe fallen lassen und... he..., wer ist denn das? Dich habe ich doch schon mal gesehen. " Tarak ist verblüfft, die schlanke Gestalt der Amazone vor sich zu sehen, die ihnen bereits vorher begegnet ist. "Nanu? Silvermoon Wie kommst denn du hierher? Und wo ist Shimor?"
"Du kannst dein Schwert wieder einstecken. Ich bin eben Shimor zufällig begegnet. Er wollte sich die Angelegenheit mal aus einem anderen Blickwinkel ansehen. Ich schätze, er beobachtet die Lichtung von der gegenüberliegenden Seite aus. Im Augenblick sieht es nicht so gut aus. Diese Kerle sind eindeutig in der Überzahl. Ich schätze, wir müssen eine List anwenden. Ich lenke die Kerle hier ab, während du Verstärkung holst" Ohne eine Antwort abzuwarten, tritt Silvermoon auf die Lichtung hinaus, als wäre es das natürlichste der Welt. "Sei gegrüßt, Kriegsführer. Ich bin eine reisende Söldnerin und gerade auf der Durchreise und ich fragte mich, ob Ihr vielleicht meine Dienste in Anspruch nehmen wollt."  
Horvath will gerade etwas zorniges erwidern und dreht den Kopf herum, aber als er Silvermoon sieht, verschlägt es ihm die Sprache. Er lässt sogar den Beutel sinken, den er gerade durchwühlt hat. Sein Blick gleitet über Silvermoons üppige Formen, die sich deutlich unter ihrer enganliegenden Lederbekleidung abzeichnen. "Hmmmmm darüber ließe sich reden, wenn ich diese Angelegenheit hier erledigt habe. Vielleicht sollten wir darüber mal genauer in meinem Zelt diskutieren."
Silvermoon tritt etwas näher an ihn heran und beugt sich etwas herab, so dass sein Blick auf ihr ausladendes Dekollté fällt. "Was habt ihr denn da? Reiche Kriegsbeute? Und die da sind wohl eure Gefangenen, wie?“  
"In der Tat, aber ich frage mich, wo sie das versteckt haben, das.. aaah..." Horvath schreit triumphierend auf, als er einen mit geheimnisvollen Zeichen verzierten Kasten aus dem Beutel zieht. Silvermoon streckt ihre Hand aus, um die Zeichen zu berühren. Gleichzeitig steckt sei mit ihrer anderen Hand den beiden Gefangenen heimlich ein kleines Messer zu. Zufrieden nimmt sie den erstaunten aber dankbaren Blick der beiden zur Kenntnis und sieht, dass sie bereits eifrig damit beginnen, ihre Fesseln durchzuschneiden.
"Eine schöne Arbeit, ich frage mich, wer wohl der begabte Handwerker gewesen ist," denkt Silvermoon laut. In diesem Augenblick lässt Horvath den Deckel zurückschwingen und man sieht einen wunderschön gearbeiteten Stab auf einem Samtpolster liegen. Horvaths Augen leuchten auf. "Endlich bin ich am Ziel! Unendliche Macht wird mein sein, ich werde..." Horvaths Höhenflug nimmt ein jähes Ende, als er einen unsanften Schlag auf sein Genick ihn erst einmal zu Boden gehen lässt. Silvermoon reißt sein Schwert aus der Scheide und wirft es den beiden Gefangenen zu, die sich gerade von ihren Fesseln befreit haben. Dann reißt sie den Kasten an sich und springt auf.

Bernd (ISL)  
Aber gleich sind zwei von Horvaths Gehilfen bei Silvermoon und versuchen sie zu überwältigen. Die Amazone wehrt sich noch standhaft, aber es kommen immer mehr von Horvaths Bande ihren Kumpanen zu Hilfe, bis Horvath dem Treiben ein jähes Ende bereitet. Ein kurz entschlossener, kräftiger Schlag in den Nacken und die Frau sackt wie ein Stein zu Boden.
Der Anführer grinst sich eins: "Na, da haben wir uns aber ein schönes Früchtchen eingefangen! Fesselt sie und bringt sie in mein Zelt - mal sehen, was man mit ihr so alles anstellen kann!" Dann hört er einen jähen Schrei, er wirft sich herum und sieht, dass die Gefangenen weg sind. Sein Blick eilt rasch umher, aber er kann keine Schachtel erblicken! "Schnell! Ihr drei da sucht die Schachtel und du bleibst bei unserem Kratzkätzchen - der Rest sucht die Gefangenen!" So gibt er die Anweisungen und wendet sich zum Gehen. Doch plötzlich sieht er Bardón, Kissmett und Tarak dicht vor sich auf ihn zulaufen, Abraxa und Gabrok kommen hintendrein...  

Alexander  
Am Rande der Lichtung sieht Abraxa, wie die Gefährten auf die Lichtung stürmen - ihre Waffen gezogen. Sofort bricht ein Kampfgetümmel aus und es sieht nicht gut aus, denn die Zahl der Gegner ist hoch. Abraxa konzentriert sich sofort auf einen der Halunken, während Rara in wilden Flugmanövern die anderen abzulenken versucht. Der Rabe fliegt immer wieder von oben heran und verletzt die Angreifer an verschiedenen Stellen ihres Körpers. Währenddessen verengen sich Abraxa's Augen und sie schickt einen Hexenfluch auf die Lichtung, der dem ersten Angreifer den Boden unter den Füßen wegreißt. Mit einem Schrei bleibt dieser regungslos liegen. Ein weiterer Schurke wird Abraxa gewahr und läuft in ihre Richtung. Sie reißt ihre Hände nach vorne, um den Gegner mit einem imaginären Stoß nach hinten zu katapultieren, doch - nichts geschieht.
Einen Moment lang ist Abraxa erschrocken, denn der Fluch zeigt keine Wirkung. Sofort schreit sie einen weiteren Fluch dem Heraneilenden entgegen, diesmal erfolgreich. Im Nu winden sich verdorrte Äste aus dem Boden der Lichtung und fangen den Fuß des Mannes. In einem Sturz fällt dieser zu Boden und ist einen Moment später von dem wachsenden Grün gefangen.  

Bernd  
Bardón muss sich gleich mit zwei Gegnern auseinander setzen, die ihn von zwei Seiten angreifen - ein gefährlich aussehender Zwerg, der bedrohlich in der einen Hand eine Streitaxt schwingt und in der anderen eine Art Morgenstern, während der Andere ein kräftiger aber tumb aussehender Jüngling ist, der mit einem armdicken, schweren Ast in beiden Händen auf den Abenteurer zustürmt.
Bardón reagiert schnell. In dem Augenblick, in dem der Zwerg mit seiner Axt und dem Morgenstern zuschlagen will, ist auch schon der Tumbe heran und schwingt seinen Ast - Bardón duckt sich behände und weicht blitzschnell zur Seite aus. Das Ergebnis ist, dass sich die Axt des Zwerges in den Ast des Tumben bohrt, uns zwar so feste, dass der Tumbe zur Seite gerissen wird und die Axt sich nicht mehr aus dem Holz löst. Der Morgenstern, der noch im Schwung ist und den der Zwerg nun nicht mehr unter Kontrolle hat, hagelt auf den Körper des Tumben, der unter dem Schlag zusammenbricht. Bardón will die Gunst nutzen und dem Zwerg die Beine unter seinem Körper wegtreten, aber er hat nicht damit gerechnet, dass der Zwerg seine Waffen loslässt, sich im gleichen Augenblick herumwirft und sich mit bloßen Händen auf Bardón stürzt. So geraten beide in eine wilde Rauferei...  

Adrian  
Während Bardón Tarak Abraxa und Gabrok weiter schnell und mit entschlossenem Schritt auf Horvath zugehen, lässt sich Kissmett nach hinten fallen und gibt seinen Platz in der Reihe an Gabrok weiter, der ihn dann sogleich auch einnimmt und anfängt etwas zu murmeln.
Kissmett läuft in seiner bevorzugten geduckten Haltung - die ihn als sowieso schon kleinen Menschen noch kleiner macht, und er so nicht besonders auffällt - von der Gruppe weg in einem Rundbogen auf das Zelt zu, in das soeben Silvermoon gebracht wurde. Vor dem Eingang des Zeltes standen gerade noch zwei Wachen, die eben zu Horvath geeilt sind. Kissmett kriecht hinter dem Zelt auf dem Boden, hebt kurz die Zeltwand hoch und schaut sich um. Sein Blick fällt auf drei Personen: eine Wache, ein Magier und Silvermoon. Kissmett denkt kurz nach, dann fällt sein Blick auf ein Seil, das mit der Zeltstange verbunden scheint und wohl dazu da ist das Zelt zu heben. Kissmett zieht seinen Wurfdolch aus dem Stiefel und wirft ihn auf das Seil - man hört ein "sssssss" und kurze Zeit später sieht man nur noch eine Zeltwand, die in sich zusammen gefallen ist. Kissmett hatte sich die Richtung gemerkt, wo Silvermoon gefesselt auf dem Boden saß. Man hört ein Schreien und ein Fluchen, während sich Kissmett durch die Zeltbahnen zu Silvermoon vorkämpft. Dann hat er sie erreicht und schneidet ihr behände mit einem weiteren Dolch die Fesseln durch, gibt ihr dann den Dolch und meint zu ihr: "Schnell schneide den Rest durch." Silvermoon nimmt den Dolch und schneidet sich die Fußfesseln selbst auf, während Kissmett mit seinem dritten Dolch die Zeltbahnen aufschneidet. Dann hilft er Silvermoon aus dem Zelt heraus. Draußen angekommen überblickt er erst mal die Sachlage. Kissmett zieht Silvermoon hinter sich her und will mit ihr durch das Gebüsch abhauen, doch sie hören plötzlich ein lautes "Stop!" und weder Kissmett noch Silvermoon können sich noch bewegen...  

Bernd  
"Stop!" schallt es vom Rande des Geschehens und alle bleiben wie erstarrt stehen! Der Ruf kommt von Gabrok, der einen wunderschön verzierten Stab in seiner Hand hält, den er auf die kämpfende Gruppe richtet. 'Prima, hat doch wunderbar funktioniert!' denkt sich der Zauberlehrling erleichtert. Er hatte den Stab unter einem Busch gefunden, unter dem er vor den herannahenden Kämpfern Horvaths flüchtete - beinahe hätte er sich noch so unglücklich darauf gestützt, dass der Stab daran zerbrochen wäre. 'So, und was nun? Was mache ich jetzt mit denen?' Ratlosigkeit macht sich auf seinem Gesicht breit. 'Wie komme ich da nur wieder heraus? Ich kann die doch nicht tanzen lassen...' Der Stab ist aber noch auf die Kampfhähne gerichtet, und somit fangen die meisten an sich zu einer nicht hörbaren Melodie zu wiegen und zu bewegen. Trotz seiner Ratlosigkeit muss der junge Zauberer schmunzeln - zu kurios sieht das Ganze aus...
Doch plötzlich löst sich einer aus dem Bann und kommt auf Gabrok zu - es ist sein alter Freund Bardón. "Aber wieso kannst du dich bewegen und die anderen nicht?" fragt der kleine Zauberlehrling halb verduzt, halb erfreut.
"Ach, Wogan hat mir noch ein Geheimnis verraten, kurz bevor er starb. Er hinterließ mit einen Gegenzauber, mit dem man sich von Bann befreien kann - den hatte der vor unserer Reise in den alten Stadtarchiven gefunden, als er die Unterlagen und Hintergründe studierte." sagt Bardón und nimmt Gabrok den Stab ab, richtet ihr wieder auf die Gruppe, die sich darauf hin niederlegt. Dann lässt er seine Gefährten nacheinander von Gabrok aus der Gefahrenzone ziehen und diese werden wieder 'wach'. Dann fesseln sie die Übriggebliebenen, um sich danach zur Besprechung zusammenzusetzen.  

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