Abraxa
Etwas verwundert sieht Abraxa auf, als sei sie aus einem Traum erwacht. Ihr
Blick bleibt auf dem Stab hängen den Bardón in Händen hält. Auf der Lichtung
liegen die verzauberten eng verschnürt zusammen.
"Wo kommt der her?" Abraxa deutet auf den Stab. "Hast du ihn
gesucht?" Sie sieht Bardón an. Während sich die Freunde zusammengesellen
und erstaunt auf diesen kurzen, unscheinbaren Stab sehen, setzt Bardón an:
"Soviel ich weiß, hat dieser Stab ganz besondere Kräfte. Er ist ein
starkes, magisches Artefakt, welches in falschen Händen ungeheuren Schaden
anrichten würde. Was er alles kann, weiß ich nicht, doch sollten wir ihn nicht
offen herumtragen und uns genau überlegen, was wir mit ihm anstellen
sollen."
Bardón sieht zu den gefesselten Halunken. "Ich möchte mir gar nicht
vorstellen, was Horvath damit anstellen würde. Aber wir sollten ihn mit
Vorsicht behandeln. Wenn es wirklich der Stab ist, den ich vermute, stammt er
aus einem alten Koboldgeschlecht. Und wir wissen ja, zu welchen Späßen Kobolde
aufgelegt sein können."
Bernd
Der Abenteurer nickt mit seinem Kopf, als wenn er sich selbst etwas bestätigen
wollte und meint "Am besten wir legen ihn zurück in die Schachtel, in der
er gelegen hat" Damit begeben sich alle auf die Suche nach der Schachtel,
die aber verschwunden zu sein scheint. Nach einiger Zeit wickeln Bardón und
Gabrok den Stab in ein Tuch ein und verstauen dieses Bündel in Bardóns
Rucksack. "Nun, was machen wir jetzt?" fragt der adelige Abenteurer
"Hat jemand eine Idee?" So sieht er sich im Kreise seiner Freunde um
und wartet auf Antworten oder Vorschläge.
Alexander
Rara macht es sich auf einem Ast über der Gruppe gemütlich und hält die
Umgebung im Auge. Es ist nichts zu sehen, was ihn beunruhigt. Sein Blick
schweift zu Abraxa hinunter, die mit den Gefährten zusammen sitzt und sich
beratschlagt.
"Sollte zurück zu den Kobolden, der Stab. Ist sicher das Beste. Zuviel
Gefahr, so ein mächtiges Stück, wenn ihr mich fragt. Stellt die Welt auf den
Kopf. Bringt nur Ärger und Tod."
Dann schaut sie in die Runde, um den anderen Vorschlägen zu lauschen. Auf jeden
Fall müssen sie eine Lösung finden, denn bei ihnen ist das Artefakt nicht
sicher. Nur wohin damit?
Antje
Silvermoon atmet auf und lächelt Kissmett mit einem fast verführerischen Lächeln
an: "Vielen Dank für die Rettung, das war knapp!" Dann wendet sie
sich an Bardón: "Wenn du mich fragst, was wir mit dem Stab tun sollten, so
würde ich erst einmal sagen, dass wir nicht versuchen sollen ihn zu benutzen,
denn du hast recht, wer weiß, wozu er noch alles fähig ist. Allerdings kenne
ich eine weise Frau in einem Dorf ungefähr drei Tagesreisen von hier. Sie kennt
sich mit allen Arten von Zaubern aus, bestimmt auch mit dieser Art von
Koboldzauber. Shimor weiß ebenfalls, wo sie wohnt. Ich frage mich, wo er sich
gerade wieder herumtreibt..."
Bernd
"Jaaa, das ist vielleicht eine Idee..." murmelt Bardón doch plötzlich
hebt er seinen Kopf und sagt "Was ist eigentlich mit Tarak? Hat ihn jemand
gesehen? Seit dem Kampf ist auch er verschwunden! Wir sollten ihn suchen -
Kissmett gehst du mit Gabrok? Ich werde mit Silvermoon suchen und Abraxa wird
hier auf die Gefangenen aufpassen - hast ja den Stab zur Not und wenn einer
aufmuckt...!" Damit zwinkert er der alten Hexe freundlich zu "Wir
werden uns bei Sonnenuntergang hier wieder treffen und dann werden wir uns entgültig
entscheiden! Auf nun, lasst uns suchen...!" Er packt Silvermoon am Arm, um
sich auf seinen Weg zu machen...
Als sie außer Sichtweite sind lässt Bardón seine Begleiterin los und schickt
sie in Richtung eines Gebüschs "Und Beeil dich!" ruft er ihr noch
leise hinterher. Kurz darauf kommt eine kleine, kräftige Person heraus, die so
gar nichts mit der erotischen Amazone gemein hat; Shimor lächelt seinen Freund
fragend an. Bardón schaut nervös zu ihm hin und meint "Ich habe das Gefühl
wir können hier niemanden mehr trauen - allenfalls noch Gabrok und Abraxa. Ich
denke, wir sollten uns ohne Kissmett und Tarak auf den Weg machen. Nur wohin? Du
hast etwas von einer weisen Frau erwähnt... ist sie vertauenswürdig? Ich möchte
dieses Ding zerstört wissen - meinst du, sie kann das bewerkstelligen?"
Antje
Shimor grinst breit: "Davon bin ich überzeugt. Es gibt nichts, was sie
nicht bewerkstelligen kann. Ich war mal sehr eng mit ihr befreundet... aber das
ist lange her..." Ein fast verträumter Ausdruck tritt in seine Augen.
"Aber wie Du weißt bin ich ein alter Haudegen und mein anderes Ich
Silvermoon ist zwar schön und hat ihren eigenen Sinn für Humor und auch
einiges in ihrem schönen Köpfchen, allerdings hat sie sich niemals mit der
Magie der Kobolde beschäftigt, so wie es Tamara getan hat. Ihre
Bernd
Der adelige Abenteurer macht ein nachdenkliches Gesicht, aber meint dennoch:
"Es sei, wie es sei - uns bleibt nicht mehr viel übrig. Und wir müssen
schnell was unternehmen, sonst haben wir nicht mehr viel Gelegenheit
dazu...!" Er schnauft durch seine Nase, klapst seinem Freund auf den Rücken
und dreht sich zum Gehen um. "Lass uns die anderen suchen. Möchte nur
wissen, was der Kleine - ich meine Gabrok - zu all dem sagt, wenn alles vorbei
ist...!"
raunzt er verwundert, während er zurück zum Lager geht.
Antje
Da schmunzelt Shimor und sagt zu Bardon: "Schade, dass ich es als
Silvermoon nie geschafft habe, etwas nähere Bekanntschaft mit Gabrok zu schließen.
Seine schüchterne Art fand ich immer ganz reizend. Ich hoffe, wenn das alles
hier zuende ist, wird Silvermoon ihn doch noch etwas näher kennen lernen. Aber
ich weiß ja noch nicht einmal, ob er sie überhaupt bemerkt hat, so schnell wie
ich die Gestalt gewechselt habe - und was wird er nur sagen, wenn er erfährt,
dass wir ein und dieselbe Person sind?"
Bernd
"Ich weiß es auch nicht, aber lass es erst mal auf dich zukommen. Dass du
es auch nicht sein lassen kannst den Männern die Köpfe zu verdrehen!"
lacht Bardón und durchbricht das Dickicht zum Lagerplatz. Gabrok steht schon
mit Abraxa da, die gerade an ihrem Karren zu schaffen hat, und schaut ganz
verwirrt drein. "Was ist los, mein Freund?" ruft Bardón und Gabrok
erzählt seine Geschichte.
"Kissmett und ich sind Tarak suchen gewesen, wie du weißt - und wir kamen
irgend wann an eine weitere Lichtung. Doch bevor wir heraus treten konnten hat
man uns versucht zu überwältigen. Es war Rapoge'reis und sein Begleiter. Wir
wehrten uns nach Kräften, so dass sie dann letztendlich die Flucht antraten.
Ich wollte Kissmett noch zurückhalten, aber er war sofort hinterher. Als ich
ihm folgen wollte, waren alle verschwunden - ich konnte weder Kissmett noch die
beiden Angreifer finden und so bin ich sofort hierher zurück. Abraxa hat mich
daraufhin geschickt, um unseren Wagen und unsere Sachen zu holen und danach
schon alles für eine schnelle Abreise gepackt. Sie meinte, es wäre an der
Zeit, so schnell wie möglich von hier fort zu kommen."
Shimor und Bardón sehen sich verwundert an, doch sind sie sich einig darüber,
dass Abraxa genau das ausgesprochen hat, was beide vorher besprochen hatten. Und
somit verlieren sie keine weitere Zeit zu Abreise - die Fesseln der Gefangenen
werden schnell überprüft, deren Pferde frei gelassen und dann geht die Fahrt zügig
los.
Nach drei Tagen Reise, die alle wie im Trance erlebt haben, kommen sie an dem
Dorf an, in welchem Shimor Tamara vermutet.
Alexander
Eingebettet in ein Waldstück liegt das kleine Dorf genau an der Hauptstraße
zwischen Neander und Smöhre. Händler, Abenteurer und Wanderer, welche zwischen
Mittland und Wasserkant unterwegs sind, kommen an diesem Dorf einfach nicht
vorbei. Dieses wirklich kleine Dorf mit gut drei duzend Häusern, die sich um
einen zentralen Platz sammeln, lädt einfach zum verweilen ein. Ein kleiner
Markt bietet hauptsächlich heimische Schnitzarbeiten und kulinarische Spezialitäten
der Umgebung.
Von einer großen Tanne am Dorfrand ist das laute Quorksen eines Raben zu
vernehmen. Der Wagen rattert an einem kleinen Mäuerchen vorbei, welches die
Grenze des Dorfes andeutet. Sofort wird der weiche Waldweg abgelöst von einem
festeren Steinweg, und führt die Gruppe auf den zentralen Platz -- dem Markt.
So idyllisch die Umgebung auch auf die Freunde wirkt, ihr Sinn steht nicht nach
ausruhen oder entspannen. Sie haben eine Aufgabe zu erledigen die keinen
Aufschub duldet.
Bardón lenkt den Wagen an den Rand des Platzes und bringt ihn zum stehen.
Abraxa, Shimor, Bardón und Gabrok sehen sich das Treiben auf dem Markt kurz an,
bevor Bardón sich zu Shimor wendet:
"Nach wem suchen wir eigentlich?" fragt jetzt Gabrok, "Ich meine
wer... was ist sie?" Eine leichte röte steigt in Gabroks Gesicht, als er
Shimor anblickt.
"Wir müssen dort hin," sagt sie kurz und deutet Bardón in Richtung
des Raben. Während auf dem Marktplatz das geschäftige Treiben weitergeht,
setzt Bardón den Wagen wieder in Bewegung. Sie verlassen den Platz und folgen
einem kleinen Weg zwischen den Häusern hindurch auf die andere Seite des
Dorfes. Schnell bleiben die Holzbauten zurück und geben den Blick auf ein
steinernes Haus etwas Abseits der anderen Häuser frei.
"Das muss es sein," sagt Shimor etwas aufgeregt und rutscht im Wagen
unruhig hin und her. Mit einem Lächeln auf den Lippen gibt Bardón dem Pferd
ein Zeichen etwas schneller zu werden. Das Haus unterscheidet sich von den
anderen, weil es gänzlich aus Stein gebaut ist. Die Türe sieht nach sehr
massivem Holz mit Metallbeschlägen aus, als müsse hier jemand etwas sicher
verwahren.
Als der Wagen sich knirschend über den Steinweg nähert, wird auch schon die Türe
von innen geöffnet. Ihr kommen war bereits vernommen worden. Ein Zwerg tritt
aus dem Haus hervor und sieht seinen Besuchern skeptisch entgegen, als Bardón
den Wagen genau vor der Tür hält. Ein starker Lederpanzer mit metallenen
Verzierungen spannt sich um den gewaltigen Leib der gedrungenen Person. Langes
Haar fällt strähnig vom Kopf, und der Bart steht wirr vom Gesicht bis zum kräftigen
Bauch des Zwergs hinab. Die Haut ist runzelig und das Alter des Zwerges ist
schwer zu schätzen. Shimor springt als Erster vom Wagen, während die anderen
ihm langsam folgen.
"Tamara!" ruft Shimor erfreut in die Richtung des Zwerges. Tamara?
Nicht nur Gabrok stutzt einen Moment, als Shimor diesen Zwerg mit dem Namen
'Tamara' anspricht. Dies war doch kein weiblicher Zwerg, oder doch? Sicher, sie
hatten noch nie einen weiblichen Zwerg gesehen, aber...
"Das sind Freunde von mir." Er deutet in die Runde seiner Gefährten,
die immer noch ein wenig verdutzt vor ihnen stehen. Bardón fängt sich als
Erster und grüßt freundlich zurück.
"Habe ich es euch nicht
gesagt? Und sie ist wirklich ein hübsches Ding, nicht wahr?" Er
schlägt sich in die Hände, dreht sich ebenfalls herum und betritt dann vor den
anderen das Haus. So fröhlich hatten sie Shimor lange nicht mehr gesehen.
Antje
"Was verschafft mir denn die unverhoffte Ehre Eures Besuches?" Tamara
stapft in ihrer Hütte herum, bis sie eine alte mit Spinnweben überzogene
Weinflasche hervorgezogen hat. "Aber zuvor möchte ich Euch natürlich
meinen besten Wein einschenken. Es ist mein bester und ältester Wein." Mit
diesen Worten verteilt sie ein paar Gläser auf dem Tisch und lädt die
Abenteurer ein, sich zu setzen. Shimors Augen leuchten natürlich auf, und er
ist der erste, der die Spinnweben abwischt und sich das Glas randvoll gießt und
es in einem Zug austrinkt.
"Tamara, altes Haus. Dein Wein ist noch immer so gut wie immer. Wie freue
ich mich dich zu sehen. Ich hoffe, deine anderen Fähigkeiten, neben der
Weinkelterei, haben nicht brach gelegen, seitdem wir uns getrennt haben?"
Shimor zieht die Schachtel hervor, in welcher der Koboldstab verborgen ist, und
packt ihn vorsichtig aus. "Weißt du, was das hier ist?" Tamara nimmt
ihn in ihre Hände und sieht ihn sich von allen Seiten an. Dann zieht sie eine
Augenbraue hoch und sagt: "ICH weiß das schon, aber wisst Ihr es
auch?"
"Nun, ich nehme einmal an Koboldm...." Shimors Hand hält mitten in
der Bewegung inne, mit der er erneut nach der Weinflasche zu greifen versucht.
Seine Freunde halten erschreckt die Luft an, als er tatsächlich zu Stein
erstarrt zu sein scheint. Tamara kichert und reibt wieder etwas an dem Stab und
murmelt ein paar Worte. Shimor blinzelt verwirrt und bewegt seine Hand wieder.
Dann klopft sie Shimor mit der Spitze energisch auf die Hand. "Genug jetzt!
Lass deinen Freunden gefälligst auch was über..."
"Man könnte noch eine ganze Menge mehr mit den Stab anfangen..."
Shimor sagt: "Das fürchten wir auch, und wir möchten nicht, dass er in
die Hände der
falschen Leute gerät. Deshalb wollten wir dich bitten, ihn zu zerstören.
Denn wie ich sehe, weißt du noch immer eine Menge über Koboldmagie..."
Tamara brummte: "Hmmm, eigentlich schade, man könnte eine Menge
Schabernack damit anstellen. Aber eigentlich bin ich viel zu alt für solche
Scherze, und ich schätze in den Händen eines Kriegsführers wäre er eine gefährliche
Waffe. Es sei denn,
In ihre Augen tritt kurz ein begehrliches Funkeln, das aber bald erlöscht.
"Nein, du hast recht... ich solle nicht in die Versuchung kommen, seine
ganze Macht anwenden zu können..." Mit diesen Worten legt sie den Stab auf
die Erde und bittet die Abenteurer sich im Kreis um ihn aufzustellen.
"Fasst Euch an den Händen, ich werde einen Energiestrahl durch Eure Körper
schicken, der sich in der Mitte auf den Stab konzentrieren wird, so dass er
schließlich zerstört wird."
Shimor brummt erschreckt: "Wie... was... wir sollen auch mitmachen? Das ist
aber nicht gefährlich, oder?"
"Nein, nein, natürlich nicht. Ihr solltet mir schon vertrauen!" Als
sich schließlich alle in einem Kreis um den Stab aufgestellt haben, gibt es
keinen, dem nicht etwas mulmig dabei zumute ist. Bald fühlen alle eine riesige
Energiewelle, die durch ihre Körper strömt und sich in der Mitte zu einem
hellen Lichternetz verdichtet, das langsam auf den Stab niedersinkt. Mit einem
bunten regenbogenfarbigen Lichterspektakel zerplatzt der Stab in tausend Lichtfünkchen.
Als schließlich nur noch eine dünne Aschenschicht übrig ist, löst Tamara den
Kreis auf und sieht mit einem fast bedauernden Blick auf die Reste des
Koboldstabes.
"Hmmm... ich hoffe, wir haben das richtige getan... wenn ich es mir recht
überlege... hätten wir ihn vielleicht doch nicht vernichten sollen... wenn ich
daran denke, wem ich alles eins hätte auswischen können damit..."
ENDE -
SCHLUSS - AUS!