Wogans Auftrag

15) Der Stab II

Abraxa  
Etwas verwundert sieht Abraxa auf, als sei sie aus einem Traum erwacht. Ihr Blick bleibt auf dem Stab hängen den Bardón in Händen hält. Auf der Lichtung liegen die verzauberten eng verschnürt zusammen.
"Wo kommt der her?" Abraxa deutet auf den Stab. "Hast du ihn gesucht?" Sie sieht Bardón an. Während sich die Freunde zusammengesellen und erstaunt auf diesen kurzen, unscheinbaren Stab sehen, setzt Bardón an: "Soviel ich weiß, hat dieser Stab ganz besondere Kräfte. Er ist ein starkes, magisches Artefakt, welches in falschen Händen ungeheuren Schaden anrichten würde. Was er alles kann, weiß ich nicht, doch sollten wir ihn nicht offen herumtragen und uns genau überlegen, was wir mit ihm anstellen sollen."
Bardón sieht zu den gefesselten Halunken. "Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was Horvath damit anstellen würde. Aber wir sollten ihn mit Vorsicht behandeln. Wenn es wirklich der Stab ist, den ich vermute, stammt er aus einem alten Koboldgeschlecht. Und wir wissen ja, zu welchen Späßen Kobolde aufgelegt sein können."  

Bernd
Der Abenteurer nickt mit seinem Kopf, als wenn er sich selbst etwas bestätigen wollte und meint "Am besten wir legen ihn zurück in die Schachtel, in der er gelegen hat" Damit begeben sich alle auf die Suche nach der Schachtel, die aber verschwunden zu sein scheint. Nach einiger Zeit wickeln Bardón und Gabrok den Stab in ein Tuch ein und verstauen dieses Bündel in Bardóns Rucksack. "Nun, was machen wir jetzt?" fragt der adelige Abenteurer "Hat jemand eine Idee?" So sieht er sich im Kreise seiner Freunde um und wartet auf Antworten oder Vorschläge.

Alexander  
Rara macht es sich auf einem Ast über der Gruppe gemütlich und hält die Umgebung im Auge. Es ist nichts zu sehen, was ihn beunruhigt. Sein Blick schweift zu Abraxa hinunter, die mit den Gefährten zusammen sitzt und sich beratschlagt.
"Sollte zurück zu den Kobolden, der Stab. Ist sicher das Beste. Zuviel Gefahr, so ein mächtiges Stück, wenn ihr mich fragt. Stellt die Welt auf den Kopf. Bringt nur Ärger und Tod."
Dann schaut sie in die Runde, um den anderen Vorschlägen zu lauschen. Auf jeden Fall müssen sie eine Lösung finden, denn bei ihnen ist das Artefakt nicht sicher. Nur wohin damit?

Antje  
Silvermoon atmet auf und lächelt Kissmett mit einem fast verführerischen Lächeln an: "Vielen Dank für die Rettung, das war knapp!" Dann wendet sie sich an Bardón: "Wenn du mich fragst, was wir mit dem Stab tun sollten, so würde ich erst einmal sagen, dass wir nicht versuchen sollen ihn zu benutzen, denn du hast recht, wer weiß, wozu er noch alles fähig ist. Allerdings kenne ich eine weise Frau in einem Dorf ungefähr drei Tagesreisen von hier. Sie kennt sich mit allen Arten von Zaubern aus, bestimmt auch mit dieser Art von Koboldzauber. Shimor weiß ebenfalls, wo sie wohnt. Ich frage mich, wo er sich gerade wieder herumtreibt..."  

Bernd  
"Jaaa, das ist vielleicht eine Idee..." murmelt Bardón doch plötzlich hebt er seinen Kopf und sagt "Was ist eigentlich mit Tarak? Hat ihn jemand gesehen? Seit dem Kampf ist auch er verschwunden! Wir sollten ihn suchen - Kissmett gehst du mit Gabrok? Ich werde mit Silvermoon suchen und Abraxa wird hier auf die Gefangenen aufpassen - hast ja den Stab zur Not und wenn einer aufmuckt...!" Damit zwinkert er der alten Hexe freundlich zu "Wir werden uns bei Sonnenuntergang hier wieder treffen und dann werden wir uns entgültig entscheiden! Auf nun, lasst uns suchen...!" Er packt Silvermoon am Arm, um sich auf seinen Weg zu machen...  
Als sie außer Sichtweite sind lässt Bardón seine Begleiterin los und schickt sie in Richtung eines Gebüschs "Und Beeil dich!" ruft er ihr noch leise hinterher. Kurz darauf kommt eine kleine, kräftige Person heraus, die so gar nichts mit der erotischen Amazone gemein hat; Shimor lächelt seinen Freund fragend an. Bardón schaut nervös zu ihm hin und meint "Ich habe das Gefühl wir können hier niemanden mehr trauen - allenfalls noch Gabrok und Abraxa. Ich denke, wir sollten uns ohne Kissmett und Tarak auf den Weg machen. Nur wohin? Du hast etwas von einer weisen Frau erwähnt... ist sie vertauenswürdig? Ich möchte dieses Ding zerstört wissen - meinst du, sie kann das bewerkstelligen?"  

Antje  
Shimor grinst breit: "Davon bin ich überzeugt. Es gibt nichts, was sie nicht bewerkstelligen kann. Ich war mal sehr eng mit ihr befreundet... aber das ist lange her..." Ein fast verträumter Ausdruck tritt in seine Augen. "Aber wie Du weißt bin ich ein alter Haudegen und mein anderes Ich Silvermoon ist zwar schön und hat ihren eigenen Sinn für Humor und auch einiges in ihrem schönen Köpfchen, allerdings hat sie sich niemals mit der Magie der Kobolde beschäftigt, so wie es Tamara getan hat. Ihre Welterfahrenheit und Weisheit ist von anderer Art als unsere. Du wirst es sehen, wenn du sie erst kennenlernst. Ich würde mich jedenfalls freuen, sie einmal wiederzusehen. Du kannst auf mich zählen, wenn du einverstanden bist."

Bernd  
Der adelige Abenteurer macht ein nachdenkliches Gesicht, aber meint dennoch: "Es sei, wie es sei - uns bleibt nicht mehr viel übrig. Und wir müssen schnell was unternehmen, sonst haben wir nicht mehr viel Gelegenheit dazu...!" Er schnauft durch seine Nase, klapst seinem Freund auf den Rücken und dreht sich zum Gehen um. "Lass uns die anderen suchen. Möchte nur wissen, was der Kleine - ich meine Gabrok - zu all dem sagt, wenn alles vorbei ist...!"  raunzt er verwundert, während er zurück zum Lager geht.  

Antje  
Da schmunzelt Shimor und sagt zu Bardon: "Schade, dass ich es als Silvermoon nie geschafft habe, etwas nähere Bekanntschaft mit Gabrok zu schließen. Seine schüchterne Art fand ich immer ganz reizend. Ich hoffe, wenn das alles hier zuende ist, wird Silvermoon ihn doch noch etwas näher kennen lernen. Aber ich weiß ja noch nicht einmal, ob er sie überhaupt bemerkt hat, so schnell wie ich die Gestalt gewechselt habe - und was wird er nur sagen, wenn er erfährt, dass wir ein und dieselbe Person sind?"  

Bernd  
"Ich weiß es auch nicht, aber lass es erst mal auf dich zukommen. Dass du es auch nicht sein lassen kannst den Männern die Köpfe zu verdrehen!" lacht Bardón und durchbricht das Dickicht zum Lagerplatz. Gabrok steht schon mit Abraxa da, die gerade an ihrem Karren zu schaffen hat, und schaut ganz verwirrt drein. "Was ist los, mein Freund?" ruft Bardón und Gabrok erzählt seine Geschichte.
"Kissmett und ich sind Tarak suchen gewesen, wie du weißt - und wir kamen irgend wann an eine weitere Lichtung. Doch bevor wir heraus treten konnten hat man uns versucht zu überwältigen. Es war Rapoge'reis und sein Begleiter. Wir wehrten uns nach Kräften, so dass sie dann letztendlich die Flucht antraten. Ich wollte Kissmett noch zurückhalten, aber er war sofort hinterher. Als ich ihm folgen wollte, waren alle verschwunden - ich konnte weder Kissmett noch die beiden Angreifer finden und so bin ich sofort hierher zurück. Abraxa hat mich daraufhin geschickt, um unseren Wagen und unsere Sachen zu holen und danach schon alles für eine schnelle Abreise gepackt. Sie meinte, es wäre an der Zeit, so schnell wie möglich von hier fort zu kommen."
Shimor und Bardón sehen sich verwundert an, doch sind sie sich einig darüber, dass Abraxa genau das ausgesprochen hat, was beide vorher besprochen hatten. Und somit verlieren sie keine weitere Zeit zu Abreise - die Fesseln der Gefangenen werden schnell überprüft, deren Pferde frei gelassen und dann geht die Fahrt zügig los.
Nach drei Tagen Reise, die alle wie im Trance erlebt haben, kommen sie an dem Dorf an, in welchem Shimor Tamara vermutet.  

Alexander  
Eingebettet in ein Waldstück liegt das kleine Dorf genau an der Hauptstraße zwischen Neander und Smöhre. Händler, Abenteurer und Wanderer, welche zwischen Mittland und Wasserkant unterwegs sind, kommen an diesem Dorf einfach nicht vorbei. Dieses wirklich kleine Dorf mit gut drei duzend Häusern, die sich um einen zentralen Platz sammeln, lädt einfach zum verweilen ein. Ein kleiner Markt bietet hauptsächlich heimische Schnitzarbeiten und kulinarische Spezialitäten der Umgebung.
Von einer großen Tanne am Dorfrand ist das laute Quorksen eines Raben zu vernehmen. Der Wagen rattert an einem kleinen Mäuerchen vorbei, welches die Grenze des Dorfes andeutet. Sofort wird der weiche Waldweg abgelöst von einem festeren Steinweg, und führt die Gruppe auf den zentralen Platz -- dem Markt. So idyllisch die Umgebung auch auf die Freunde wirkt, ihr Sinn steht nicht nach ausruhen oder entspannen. Sie haben eine Aufgabe zu erledigen die keinen Aufschub duldet.
Bardón lenkt den Wagen an den Rand des Platzes und bringt ihn zum stehen. Abraxa, Shimor, Bardón und Gabrok sehen sich das Treiben auf dem Markt kurz an, bevor Bardón sich zu Shimor wendet: "Gut, hier sollten wir Tamara finden. Hast Du eine Idee, wo sie sein könnte?" Shimor schüttelt langsam den Kopf und die Blicke der Freunde sehen sich suchend um.
"Nach wem suchen wir eigentlich?" fragt jetzt Gabrok, "Ich meine wer... was ist sie?" Eine leichte röte steigt in Gabroks Gesicht, als er Shimor anblickt. "Sie ist eine Zwergin," spricht Shimor, als wäre es das selbstverständlichste auf Arcoris, "Und eine sehr hübsche dazu," murmelt er in seinen Bart, so das die anderen ihn nicht verstehen. Ein lauter Rabenruf lässt Abraxas Blick an das andere Ende des Dorfes schweifen. Rara zieht dort seine Runden und ruft auffordernd in ihre Richtung.
"Wir müssen dort hin," sagt sie kurz und deutet Bardón in Richtung des Raben. Während auf dem Marktplatz das geschäftige Treiben weitergeht, setzt Bardón den Wagen wieder in Bewegung. Sie verlassen den Platz und folgen einem kleinen Weg zwischen den Häusern hindurch auf die andere Seite des Dorfes. Schnell bleiben die Holzbauten zurück und geben den Blick auf ein steinernes Haus etwas Abseits der anderen Häuser frei.
"Das muss es sein," sagt Shimor etwas aufgeregt und rutscht im Wagen unruhig hin und her. Mit einem Lächeln auf den Lippen gibt Bardón dem Pferd ein Zeichen etwas schneller zu werden. Das Haus unterscheidet sich von den anderen, weil es gänzlich aus Stein gebaut ist. Die Türe sieht nach sehr massivem Holz mit Metallbeschlägen aus, als müsse hier jemand etwas sicher verwahren.
Als der Wagen sich knirschend über den Steinweg nähert, wird auch schon die Türe von innen geöffnet. Ihr kommen war bereits vernommen worden. Ein Zwerg tritt aus dem Haus hervor und sieht seinen Besuchern skeptisch entgegen, als Bardón den Wagen genau vor der Tür hält. Ein starker Lederpanzer mit metallenen Verzierungen spannt sich um den gewaltigen Leib der gedrungenen Person. Langes Haar fällt strähnig vom Kopf, und der Bart steht wirr vom Gesicht bis zum kräftigen Bauch des Zwergs hinab. Die Haut ist runzelig und das Alter des Zwerges ist schwer zu schätzen. Shimor springt als Erster vom Wagen, während die anderen ihm langsam folgen.
"Tamara!" ruft Shimor erfreut in die Richtung des Zwerges. Tamara? Nicht nur Gabrok stutzt einen Moment, als Shimor diesen Zwerg mit dem Namen 'Tamara' anspricht. Dies war doch kein weiblicher Zwerg, oder doch? Sicher, sie hatten noch nie einen weiblichen Zwerg gesehen, aber... "Darf ich euch Tamara vorstellen?" Shimor hat den Zwerg in den Arm genommen und grinst breit über sein ganzes Gesicht.
"Das sind Freunde von mir." Er deutet in die Runde seiner Gefährten, die immer noch ein wenig verdutzt vor ihnen stehen. Bardón fängt sich als Erster und grüßt freundlich zurück. "Willkommen," spricht Tamara mit eindeutig dunkler Stimme. "Tretet ein und seid meine Gäste." Sie dreht sich um und geht in das Haus. Shimor geht näher zu Bardón hin.  
"Habe ich es euch nicht  gesagt? Und sie ist wirklich ein hübsches Ding, nicht wahr?" Er schlägt sich in die Hände, dreht sich ebenfalls herum und betritt dann vor den anderen das Haus. So fröhlich hatten sie Shimor lange nicht mehr gesehen.  

Antje  
"Was verschafft mir denn die unverhoffte Ehre Eures Besuches?" Tamara stapft in ihrer Hütte herum, bis sie eine alte mit Spinnweben überzogene Weinflasche hervorgezogen hat. "Aber zuvor möchte ich Euch natürlich meinen besten Wein einschenken. Es ist mein bester und ältester Wein." Mit diesen Worten verteilt sie ein paar Gläser auf dem Tisch und lädt die Abenteurer ein, sich zu setzen. Shimors Augen leuchten natürlich auf, und er ist der erste, der die Spinnweben abwischt und sich das Glas randvoll gießt und es in einem Zug austrinkt.
"Tamara, altes Haus. Dein Wein ist noch immer so gut wie immer. Wie freue ich mich dich zu sehen. Ich hoffe, deine anderen Fähigkeiten, neben der Weinkelterei, haben nicht brach gelegen, seitdem wir uns getrennt haben?" Tamara lächelt ihn an: "Ich habe viele Fähigkeiten, wie du weißt. Welche meinst du denn?"
Shimor zieht die Schachtel hervor, in welcher der Koboldstab verborgen ist, und packt ihn vorsichtig aus. "Weißt du, was das hier ist?" Tamara nimmt ihn in ihre Hände und sieht ihn sich von allen Seiten an. Dann zieht sie eine Augenbraue hoch und sagt: "ICH weiß das schon, aber wisst Ihr es auch?"
"Nun, ich nehme einmal an Koboldm...." Shimors Hand hält mitten in der Bewegung inne, mit der er erneut nach der Weinflasche zu greifen versucht. Seine Freunde halten erschreckt die Luft an, als er tatsächlich zu Stein erstarrt zu sein scheint. Tamara kichert und reibt wieder etwas an dem Stab und murmelt ein paar Worte. Shimor blinzelt verwirrt und bewegt seine Hand wieder. Dann klopft sie Shimor mit der Spitze energisch auf die Hand. "Genug jetzt! Lass deinen Freunden gefälligst auch was über..." Shimor reißt die Augen auf: "Hast du mich etwa versteinert?"  
"Man könnte noch eine ganze Menge mehr mit den Stab anfangen..."
Shimor sagt: "Das fürchten wir auch, und wir möchten nicht, dass er in die Hände der  falschen Leute gerät. Deshalb wollten wir dich bitten, ihn zu zerstören. Denn wie ich sehe, weißt du noch immer eine Menge über Koboldmagie..."
Tamara brummte: "Hmmm, eigentlich schade, man könnte eine Menge Schabernack damit anstellen. Aber eigentlich bin ich viel zu alt für solche Scherze, und ich schätze in den Händen eines Kriegsführers wäre er eine gefährliche Waffe. Es sei denn, Ihr lasst ihn hier bei mir..."  
In ihre Augen tritt kurz ein begehrliches Funkeln, das aber bald erlöscht. "Nein, du hast recht... ich solle nicht in die Versuchung kommen, seine ganze Macht anwenden zu können..." Mit diesen Worten legt sie den Stab auf die Erde und bittet die Abenteurer sich im Kreis um ihn aufzustellen. "Fasst Euch an den Händen, ich werde einen Energiestrahl durch Eure Körper schicken, der sich in der Mitte auf den Stab konzentrieren wird, so dass er schließlich zerstört wird."
Shimor brummt erschreckt: "Wie... was... wir sollen auch mitmachen? Das ist aber nicht gefährlich, oder?"
"Nein, nein, natürlich nicht. Ihr solltet mir schon vertrauen!" Als sich schließlich alle in einem Kreis um den Stab aufgestellt haben, gibt es keinen, dem nicht etwas mulmig dabei zumute ist. Bald fühlen alle eine riesige Energiewelle, die durch ihre Körper strömt und sich in der Mitte zu einem hellen Lichternetz verdichtet, das langsam auf den Stab niedersinkt. Mit einem bunten regenbogenfarbigen Lichterspektakel zerplatzt der Stab in tausend Lichtfünkchen. Als schließlich nur noch eine dünne Aschenschicht übrig ist, löst Tamara den Kreis auf und sieht mit einem fast bedauernden Blick auf die Reste des Koboldstabes.
"Hmmm... ich hoffe, wir haben das richtige getan... wenn ich es mir recht überlege... hätten wir ihn vielleicht doch nicht vernichten sollen... wenn ich daran denke, wem ich alles eins hätte auswischen können damit..." Shimor klopft ihr auf den Rücken und hebt demonstrativ die Weinflasche an: "Wenigstens wirst du mich DARAN jetzt nicht mehr hindern können!"

ENDE - SCHLUSS - AUS!

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