Herr Travnicek auf Reisen

Merz / Qualtinger




Zur Vorgeschichte


In den fünfziger Jahren machte die Familie Qualitinger gelegentlich Urlaub in Jugoslawien, wobei man sich einmal auf der Adria per Schiff nach Süden begab. Auf dieser Kreuzfahrt kam man mit österreichischen Mitreisenden ins Gespräch, die sich über die lokalen Gegebenheiten beklagten ("raunzen" die der Wiener dazu sagt). Ein Herr tat sich dabei besonders hervor. Wieder daheim berichtete Qualtinger von dieser Urlaubsbekanntschaft, welche schließlich in seinem nächsten Programm als  "Herr Travnicek" auftauchte. 

(zusammengefasst nach der Schilderung von Carl Merz in Travniceks gesammelte Werke (CD) ). 


Das Deck eines Mittelmeerschiffes. Zwei Deckstühle. Darauf zwei Österreicher. Es ist Vollmond. 

Travnicek (mißmutig) Da ziehts auf dem Schiff! Des is a Land! Schaun S' da außi! ...

Freund: Ja, die Adria Travnicek.

Travnicek: Nix wiar a Salzwasser  ... Und der Mond scheint an ins G'sicht ... es ist net zum Aushalten ...

Freund: Südliche Nächte, Travnicek.

Travnicek: Her'n S' ma auf mit dem Süden. In der Bahn is' ja noch gangen. Da hab ich kalte Schnitzeln mitg'habt von z'Haus. Und an Erdäpfelsalat im Glasl. Aber da herunt ... Diese Chevu, Cheva...wollen s', daß ich essen soll.

Freund: Was?

Travnicek: Na dö Hundstrümmerl - mit Zwiefel - und ka Schnitzel weit und breit- Ka Erdäpfelsalat ... Für das Geld, was ich da ausgib, halten s' mi am Wörthersee für an Ausländer ... und an guten Wein gibt's durt.. Net so an Sauerrampfer und an Sliwowitz, scharf und ka Farb ... Und mit niemand kann man sich unterhalten ... nur mit ihnen. Ka Ansprach ...

Freund: Jetzt steigt die Küste aus dem Wasser, Travnicek ...

Travnicek: Na, was brauch i des? Gibt's da a Strandcafe? Na! Und was für Leut? Tschuschen. Wann mi des Reisebüro net vermittelt hätt ...

Freund: Wären S' nach Italien g'fahren ...

Travnicek: Des kenn i ... Die Paradeiser und der Kaas staubt mir scho aus die Ohren außi ...

Freund: Na und die Sehenswürdigkeiten? Die Kultur, Travnicek!

Travnicek: Lassen S' mi in Ruh ... Zeigen S' mir an Heinrichshof in Italien!

Freund: Na und die Ruinen san a Hund?

Travnicek: Was wollen S' denn? De san do hinig ... alles baufällig ... wann mi des Reisebüro net vermittelt hätt ...

Freund: Hätten Sie sich halt nach Norden vermitteln lassen. Ins Land der Mitternachtssonne, Travnicek!

Travnicek: Wollen S' mi pflanzen? Was brauch i um Mitternacht a Sunn ... ?

Freund: Ja aber die Fjorde?

Travnicek: (verächtlich) Fjorde! Nirgends kann ma baden ... Sowas wie das Gänsehäufel haben die dort net ... Und die Lappen? G'scherte im Pelz ...! Wann mi des Reisebüro net vermittelt hätt ...

Freund: Wie wär's mit Frankreich gewesen? Die Zote d'Azur, Travnicek!

Travnicek: Die kummt ma vor wie Krumpendorf - aber haaßer ...

Freund: Na, und das Casino ...

Travnicek: Heeren S', Stoßspielen kann i in jedem Kaffeehaus. Brauch i net am Baccarat-Tisch gehen ... Und die Grace Kelly kann i im Rabenhof-Kino anschaun ... Und was mir da zum Essen geben hab'n? Die Boll a Bus....

Freund: Bouillon-a-baisse...

Travnicek: - a stinketes Gschlader ... ! Nicht zu vergleichen mit aner Gulaschsuppen ... Wann mi des Reisebüro net vermittelt hätt ...

Freund: Travnicek, was sagt Ihnen Spanien?

Travnicek: Offen gestanden - nichts. Die Stierkämpf' a matte Sache ... Simmering-Kapfenberg, das nenn i Brutalität ... Der Malaga is ka Heuriger ... und die Regierung? A Diktatur, aber ka Hitler! Wann mi des Reisebüro net vermittelt hätt ...

Freund: Waren Sie in Griechenland?

Travnicek: Natürlich. Des scheenste, was' dort haben, is die Akropolis. Die schaut aus wie's Parlament. Nur  kann i da mit'n - J-Wagen hinfahren und hab die Pallas Athene davur. Wann mi des Reisebüro ...

Freund: (irritiert) Was lassen Sie sich denn allerweil von dem Reisebüro vermitteln?

Travnicek: Was soll i denn machen? I bin der Chef!