Das
schwerste deutsche 38-cm-Eisenbahngeschütz im Bois de Warphemont
("Langer Max") war gegenüber den älteren Geschützen
im
Bois de Watlemont
(auch Bois de Muzerey) und an der Sorel-Ferme
besser
ausgestattet.
Es bestand aus drei Hauptteilen: Bettung,
Drehscheibe, Gerüst mit Rohr. Nach Fertigstellung der Bettung,
einem Betonfundament, wurde innerhalb von drei bis sechs Wochen
das Geschütz auf dem Schienenweg zur Bettung transportiert,
eingefahren, mit Winden hochgezogen, die Fahrgestelle
ausgefahren, das Geschütz auf den Drehkranz abgesenkt und
schließlich verschraubt.
Der
Gebrauch einer halbkreisartigen, betonierten Verschalung im Bois
de Warphemont verbesserte die Erweiterung des Schußfeldes des
Geschützes auf 144 Grad. Eine Rotation von 360 Grad und damit
eine Reichweite von 45 km wurde gegenüber den beiden anderen
38-cm-Geschützstellungen (Bois de Warlemont und
Sorel-Ferme)
möglich!
Die
ersten behelfsmäßigen Schießunterlagen, Betonbettungsgerüste,
erforderten längere Bauarbeiten. Die am
auf wendigsten hergestellte Bettungsgrube für die
Schnellladekanone S.K.L./45 im Bois de Warphemont hatte einen
Durchmesser von 20 m und eine Tiefe von 4 m. Diese
Grubenmaße waren notwendig, damit die zerlegbare Eisenbettung,
die mittels Hilfskran zusammengebaut wurde, in ihr montiert
werden konnte.
Die
zur Anvisierung des Zieles notwendige Verschiebung des Geschützes
wurde mittels leistungsfähiger Höhenrichtungsmaschinen,
Schwenkwerke mit Handkurbeln und Triebwerken vorgenommen. Mit
Hilfe der Drehscheibe konnte das Geschütz 360 Grad
Seiteneinrichtung einnehmen. Die elektrische Energie für die Höhenrichtanlage
bezog man aus einem von einem Benzinmotor angetriebenen
Generator, der auf einem Güterwagen stand.
Zur
Stellung gehörten außerdem betonierte Beobachtungs- und
Munitionsräume. Ein Holzgerüst mit einem
überspannten Tarnnetz schützte
die Bettungsgeschütze vor
Feindeinsicht durch Aufklärungsflugzeuge. Auf
Grund der langen Bettungsbauarbeiten war ein Überraschungsangriff
allerdings unmöglich. Das
Bedienungspersonal der drei 38-cm-Geschütze, die auch vom
Gleis feuern konnten, bestand vorerst aus Soldaten der
Marine-Artillerie: des Fußart. Batl. 5000 unter der Leitung des
Korvettenkapitäns Schulte.
Zuerst
wurden die über 1.000 kg schweren Geschosse für das Geschütz auf einem Schmalspurwagen herangefahren. Dann
transportierte man auf einer Ladeplattform die Wagen nach oben.
Deren schwere Ladung legte man auf einen Geschoßwagen, der die
Munition zum Verschluß brachte. Anschließend schoben zwölf
Soldaten des Bedienungspersonals das Geschoß mit ihren Händen
in den Verschluß.
Das
im Bois de Warphemont, westlich von
Duzey, gelegene
38-cm-Geschütz,
das in einer der aufwendigsten Betonbettungen stand, beschoß während
seiner Einsatzzeit Verdun und zerstörte die Stadt größtenteils.
Der Beschuß des Forts de Moulainville führte zum Ausfall der
150-mm-Zwillingskanone der Festung. Die im Februar 1915 vor
Verdun verwendeten und speziell entwickelten Schrapnells konnten
mit grosser physischer und moralischer Wirkung gegen die in den
Schluchten und Seitentälern versammelten französischen Truppen
eingesetzt werden.
Sämtliche
Geschützstellungen waren untereinander mit Zufahrtsgleisen und
Munitionsdepots verbunden: Von Longuyon zog sich das Gleis über
die Handeville-Ferme zur 38-cm-Geschützstellung im Bois de
Warphemont und nach Duzey. Von Duzey
nach Süden mit der Weiche nach Spincourt und dem Munitionsdepot
nördlich von Muzerey nach Billy.
Von Billy durch den
Bois de
Hingry zur Sorel-Ferme mit einer Abzweigung nördlich an Loison
vorbei nach Spincourt mit der Weiche zur Stellung im Bois de
Watlemont.
Am
28. März 1916 besichtigte Kaiser Wilhelm zwei im Wald von
Consenvoy aufgebaute 38-cm-Eisenbahngeschütze. Jedes Geschütz
hatte bis Ende März über 200 Schuß abgegeben. Allerdings
hatten die Kanonen zehn Prozent ihrer Reichweite eingebüßt.
Die Tiefenstreuung lag schon bei 1.400 m! Der durch den Schuß erzeugte
Feuerausstoß von 15 m und die auf 10 km zu hörende Explosion
machten aus dem Geschütz ein leicht auszumachendes Objekt für
die französische Fliegeraufklärung. Um vom eigentlichen
getarnten Geschütz abzulenken, erzeugte man mit sog. Attrappen eine ähnliche Lärm- und
Rauchentwicklung.
Während der Schlacht wurden die
38-cm-Geschütze eher schwerpunkt- mäßig
eingesetzt:
z.B. Beschuß der Forts de Douaumont und de Vaux,
am 20.
Mai 1916 der Doppelhöhe Toter Mann am westlichen Maasufer usw.
Noch
während des Krieges baute man im Januar 1917 das Geschütz
im Bois de Warphemont wieder ab. Ende September 1917 folgte
das Marine-Geschütz an der Sorel-Ferme und im Juli 1918 die
Kanone im Bois de Watlemont.
Heute sieht man, wenn
die halbrunde Bettungsgrube nicht unter Wasser steht, Teile des
Bewegungsapparates und den betonierten Feuerleitstand. Die fest
eingebauten Eisenteile sind in gutem Zustand.
Außerdem
existieren noch zwei gut erhaltene betonierte Munitionsräume.
Auch die Trasse der Feldbahn für die Geschützmontage ist
deutlich erkennbar. Nördlich
der betonierten
Bettung befindet sich noch eine weitere
Ausschachtung,
Reste von Holzbohlen und zu Stein gewordene Zementsäcke: Zeugen einer
geplanten weiteren Geschützstellung.
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