Kamelsafari in der Wueste von Jaisalmer

In Jaisalmer, das ziemlich nahe an der Pakistanischen Grenze liegt, werden Kamelsafaris angeboten, die dem Besucher nicht nur einen unvergesslichen Ritt auf einem Kamel, sondern auch eindrueckliche Kontakte mit dem einheimischen Volk bieten. Ich habe mich fuer eine zweitaegige Tour entschieden, die uns in eine grosse Sandduene fuehrte, wo wir dann uebernachteten.
So machten wir (ein Schotte, eine Amerikanerin und ich) uns per Jeep auf in die Wueste, wo wir dann mit den Kameltreibern und unseren Kamelen bekannt gemacht wurden. Mein Kamel hiess "Moru" und schien wenig beeindruckt von meinen ersten Annaehrungsversuchen wie Streicheln und Zureden -scheinbar ist es sich schon ziemlich daran gewoehnt irgendwelche Touristen durch die Wueste zu tragen und somit weder stoerrisch noch zickig (oder sagt man kamelig?). Aber da es mein erstes Mal auf einem Kamelbuckel war, dachte ich, dass ein bisschen Nettigkeit wohl nicht schaden konnte...

Moru

Es zeigte sich, dass sich meine Bemuehungen um die Freundschaft des grossen Tieres gelohnt hatten, denn das Kamel schien mir wohlgesinnt :-)
Ein Kamel zu besteigen ist schon ne ganz ulkige Sache: man setzt sich auf den Buckel des liegenden Kamels. Durch ein entsprechendes Kommando springt das Ding zuerst auf die Knie der Vorderbeine (sprich: man wird nach hinten geschleudert), dann auf die Hinterbeine (sprich: man wird nach vorne geschleudert) und anschliessend werden die Vorderbeine ganz gestreckt (sprich: man wird wieder nach hinten geschleudert..vielleicht toent das ganze etwas kompliziert...nun das ist es auch! Und so kompliziert es toent, so fest schuettelt es den Reiter auch durch! Da muss man sich schon ordentlich festhalten, wenn das Ding aufsteht, vom Absitzen ganz zu schweigen, denn das funktioniert fast genau gleich -einfach in der entgegengesetzten Reihenfolge. Und das Ding ist ja auch ganz schoen hoch...so 2.5 Meter sind's schon vom Boden bis zum Sattel.
Nachdem wir uns ein bisschen mit dem Kamel vertraut gemacht hatten, gings also los. Vom Buckel des Kamels siehts dann etwa so aus...

Dem Kamel ueber die Schultern geschaut!

Auf unserem Kameltrip kamen wir bei einzelnen Siedlungen vorbei, die aus Lehmsteinen bestanden. Die Leute hier leben vom Ackerbau und von der Tierzucht und fuehren ein sehr einfaches Leben. Wie ueberall hier in der Wueste gibt es keine Elektrizitaet -da geht man schlafen, wenn's dunkel wird und steht beim ersten Hahnenschrei wieder auf! Leider koennen die Bauern hier jedoch nicht immer nur gut schlafen, denn wilde Tiere, die nachts ums Haus schleichen, machen es noetig, dass man oefters nach dem Vieh schauen muss.

Wueste von Jodphur

Die angetroffenen Einheimischen waren sehr freundlich und wollten unbedingt fuer eine Foto posieren!

In Reih und Glied!

Wie in vorherigen Berichten schon erwaehnt, ist der muslimische Einfluss hier nahe der pakistanischen Grenze besonders stark spuerbar. Der Anteil der Muslims ist hier hoeher als anderswo in Indien. Die beiden Maenner in der Mitte sind Hindus und die beiden Auesseren sind Muslims.
Die Inder betonen immer wieder sehr stolz, dass Indien das einzige Land der Welt sei, dass so viele verschiedene Voelker und Religionen miteinander vereint und in Frieden zusammenleben laesst. Heute mag das vielleicht so sein, aber das war nicht immer so! Beispielsweise haben sich nach der Aufloesung der langen britischen Herrschaft ueber Indien, die muslimischen Gebiete Pakistan und Bangladesch 1949 von Indien getrennt. Dabei gab es riesige Fluechtlingsstroeme von Muslims von Indien nach Pakistan und Hunderttausende wurden dabei getoetet. Seither fuehrten Pakistan und Indien drei Mal Krieg gegeneinander und der umstrittene indische Bezirk Kaschmir ist noch immer regelmaessig terroristischen Anschlaegen unterworfen. Nicht vergeben wird darum die Grenze in der Kaschmirregion auch die blutigste Grenze der Welt genannt! Die staendig anhaltenden Konflikte sind sicherlich auch dafuer verantwortlich, dass beide Laender nukleare Waffenprogramme betreiben (denjenigen, die die Medien verfolgt haben, ist ja auch bekannt, dass die Pakistanis kuerzlich heftig in Kritik gekommen waren wegen illegalen Weitergabe von Knowhow und Waffenteilen an Libyen, Iran und Nordkorea).
Obwohl die beiden Laender heute in Frieden leben, ist die Grenze sehr stark militaerisch kontrolliert und tieffliegende indische Militaerflugzeuge ueberwachen die Wueste zwischen Indien und Pakistan, was die friedliche Ruhe jeweils stark stoert und einem daran erinnert, dass wohl doch nicht alles so friedlich zu und her geht, wie es einem die Inder immer wieder weiszumachen versuchen !

...nun aber wieder zurueck zum Kameltrip!
Am Abend kamen wir an einer Sandduene vorbei, wo wir dann unser Nachtlager aufschlugen. Toller Anblick so ne Sandduene, nicht?

Sandduene

Bei der Sandduene angekommen, wurden wir von einem Einheimischen begruesst. Obwohl er kein Wort Englisch sprach, ein Kommunizieren mit Worten also unmoeglich war, verstanden wir uns praechtig. Mit Handzeichen, Lachen und Augenzwinkern kann man sich manchmal auch ganz gut unterhalten. Dies beweist wieder einmal mehr, dass man sich oft auch ohne Worte versteht! Er wollte sich unbedingt meine Sonnenbrille aufsetzen und fuer eine Foto posieren...na gut, den Wunsch wollte ich ihm nicht ausschlagen ;-)

Aber Vorsicht, it's cool man!

Am Abend brachte unser neuer Freund dann sein Tabula, ein gitarreaehnliches Saiteninstrument (nicht zu verwechesln mit Tabla, was eine indische Trommel ist) mit ans Lagerfeuer. So sassen wir also mit den Kameltreibern ums Feuer und horchten den fuer uns ungewohnten Klaengen. Natuerlich mussten wir auch vom mitgebrachten "Wuestenwhiskey" probieren. Obwohl die Kameltreiber Pakistanis, also Muslims waren, tranken sie kraeftig mit. Das Gesetz, das den Muslims den Alkoholkonsum verbietet, scheint hier in der Wueste nicht zu gelten!

Lagerfeuer

So wurde bis in die fruehen Morgenstunden gesungen und gelacht. Schliesslich legten wir uns nieder und hoerten noch ab und zu das Heulen der herumstreunenen Tiere und schliefen dann schliesslich ein...
Am naechsten Tag gings dann auf dem Kamelruecken wieder zurueck nach Jaisalmer. Dieser Kameltrip war eine tolles Erlebnis, da es fuer mich nicht nur das erste Mal auf einem Kamel war, sondern weil wir auch mit den Einheimischen in Kontakt kamen und zudem noch Wuestenwhiskey probieren konnten ;-)

Ich wuensche Euch alles Gute! Habt Ihr eigentlich immer noch Schnee in der Schweiz? ;-)

Herzliche Gruesse

Andi
30.03.04, Jaisalmer, Indien