Dharamshala, Zufluchtsort des Dalai Lama

Im Norden Indiens befindet sich Dharamshala, wo der Dalai Lama mit tausenden anderen Tibetern im Exil lebt. Dharamshala liegt inmitten von wunderschoenen hohen Bergen -hier beginnt der Himalaya!

Dharmashala

Auf der Strasse tummeln sich Moenche und machen sich auf zum Gebet. Freundlich verbeugen sie sich und laecheln den Besuchern zu. Im Gebaeude im Hintergrund befindet sich die Tempelanlage, wo sich die Moenche zur Meditation und zum Gebet einfinden.

Dharamshala

Hier das Gebaeude von der anderen Seite....dies ist also das heilige und spirituelle Zentrum der Tibeter! Lange habe ich mich darauf gefreut diesen Ort zu besuchen und mehr ueber den Dalai Lama und die Geschichte der Tibeter zu erfahren. Dass das Gebaeude jedoch so schlicht und einfach aussieht, habe ich nicht erwartet!

Dharamshala

In diesem Gebaeude sitzen die Moenche und betten und meditieren den ganzen Tag. Puuuhhh...was fuer ein Leben! Ich moechte nicht tauschen!

Dharamshala

Den Dalai Lama selbst bekamen wir jedoch leider nicht zu Gesicht. Der ist wahrscheinlich sowieso nie dort, da er staendig in der Welt herum reist, um Anhaenger fuer die Befreiung Tibets zu gewinnen.
Trotzdem habe ich einiges ueber den Tibetkonflikt erfahren koennen. Hier ein eigener kleiner Zuammenfassungs-"Versuch" ueber das Thema:

Der Tibetkonflikt

Beziehung Tibet-China
Bis zum 6. Jahrhundert war Tibet in Fuerstentuemer unterteilt, doch vergroesserte sich dann seine Macht bis Nepal, Westtibet und ueber einen Teil Indiens. Tibet foerderte den aus Indien kommenden Buddhismus und drang darauf auch nach China ein. In dieser Zeit fand der Buddhismus seine Verbreitung in China. Im 7. Jahrhundert zerfiel das grosse tibetische Reich jedoch wieder in seine vorherigen kleinen Fuerstentuemer. China wurde immer maechtiger und hatte vom 13. Jahrhundert her vermehrt starke politische und kulturelle Einfluesse in Tibet. China versuchte mehrmals vergeblich nach Tibet einzudringen. Ende des 19. Jahrhunderts schaffte es Tibet, sich unter der politischen und geistlichen Fuehrung des Dalai Lama vom chinesischen Einfluss zu befreien und kapselte sich vollstaendig von der Aussenwelt ab. Die Briten, die Indien besetzten, sicherten durch die Kontrolle des Himalayas von Indien aus die freiwillige Isolation Tibets und im Jahre 1914 beschlossen Indien, Grossbritannien und Russland die Unabhaengigkeit Tibets. Diese Unabhaengigkeitserklaerung wurde von China jedoch nie anerkannt!

Einfall Chinas in Tibet
1950, ein Jahr nach der Machtuebernahme der Kommunisten in China, marschierten chinesische Truppen in Tibet ein. Um das Volk gegen die vorrueckenden Truppen zu ruesten, wurde der damals noch junge 14. Dalai Lama mit den vollen Machtbefugnissen ausgestattet und wurde somit nicht nur zum spirituellen, sondern auch zum politischen Fuehrer Tibets. Dennoch war der tibetische Widerstand bald gebrochen, Tibet musste 1951 einen ihnen diktierten Vertrag unterzeichnen, der dem Dalai Lama zwar die Zustaendigkeit fuer innere Angelegenheiten zusprach, Aussen- und Militaerpolitik sollte jedoch den Chinesen unterstellt werden.

Die Flucht des Dalai Lamas
In dieser Zeit wurden unter dem Einfluss von China das Bildungs- und Gesundheitswesen stark weiterentwickelt. China uebte aber auch sonst einen sehr grossen Druck auf Tibet aus. Beispielsweise sollen unter unmenschlichen Bedingungen 65000 tibetische Arbeiter beim Bau einer Strasse von Sinkiang und Szechwan nach Lhasa ums Leben gekommen sein. Durch die Zwangsarbeit und die Aufloesung der lamaistischen Kloester bildete sich ein Widerstand, den die chinesiche Regierung durch Umsiedlungsprogramme stoppen wollte. Es wurden Tibeter in China angesiedelt und Chinesen in Tibet. Durch diese Massnahme entstand ein Guerillakrieg, der von der tibetischen Bevoelkerung unterstuetzt wurde. Nach Demonstrationen in den groessten Staedten Tibets gegen die Besatzer brachen starke Unruhen aus. Die Chinesen griffen Kloester und auch den Sitz des Dalai Lamas an, der nach Indien ins Exil fluechtete. Die Demonstrationen der Tibeter forderten ca. 100000 Tote und zehntausende mussten nach Indien fluechten, wo der Dalai Lama eine Exilregierung gruendete.
1965 wurde Tibet von der chinesichen Regierung zur autonomen Region der Volksrepublik China erklaert und China vollzog in Tibet eine kontinuierliche Umwandlung zum Sozialismus.

Der Kampf um die Unabhaengigkeit
In den sechziger und siebziger Jahren brachte ein aufkommendes Interesse am Buddhismus viele neue Kontakte zwischen Exiltibetern und dem Westen. Der erste Auftritt des Dalai Lama im Westen fand 1979 auf dem Mt. Pelerin am Genfersee statt. Es folgten weitere Besuche des Dalai Lama im Westen. Der Buddhismus wurde bekannt als Religion der Toleranz, des Friedens und der Logik. Eine grosse Zahl von neu entstehenden Tibet-Support-Groups brachte das Anliegen der Tibeter der Bevoelkerung nahe. Die Tibeter gewannen bald die Sympathie des Westens und wurden als friedliebendes, freundliches und zu Unrecht unterdruecktes Volk bekannt.
Der Dalai Lama legt 1988 in Strasbourg seinen "Fuenf-Punkte-Friedensplan" fuer tibetische Selbstverwaltung innerhalb Chinas vor und wurde ein Jahr spaeter fuer seine Bemuehungen im Kampf fuer ein freies Tibet mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Ein freies Tibet?
Trotz den unermuedlichen Bemuehungen des Dalai Lama wird Tibet hoechstwahrscheinlich nie freikommen. Ein entscheidender Grund dafuer ist sicherlich, dass China in den letzen Jahrzehnten zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht herangewachsen ist. Welche westliche Wirtschaftsmacht sollte also die Unterdrueckung Tibets thematisieren, wenn vielversprechende Geschaefte locken?
China gibt zwar heute zu, in Tibet Fehler gemacht zu haben, ist aber der Meinung Tibet entwickelt zu haben, indem es den Fortschritt nach Tibet gebracht habe. Die heutigen Strassen, oeffentlichen Verkehrsmittel und Schulsysteme wurden von den Chinesen nach Tibet gebracht. China ist also ueberzeugt, in Tibet etwas gutes getan zu haben!

Tja, traurige Geschichte! Trotz tragischen Umstaenden sollten religioese und politische Ziele jedoch nicht vermischt werden. Politisch gesehen kann und soll man eine Befreihung Tibets diskutieren. Da der Dalai Lama aber nicht nur politischer, sondern auch religioeser Fuehrer der Exiltibetaner ist, vermischen sich politische und religioese Interessen des Fuehrers. So ist es nicht erstaunlich, dass sich viele Leute aus Mitleid zum unterdrueckten tibetischen Volk zum Buddhismus bekehren lassen und dem Dalai Lama folgen. Der beruehmteste Anhaenger Dalai Lamas ist wohl der Schauspielder Richard Gere.

Obwohl der Dalai Lama nicht abkoemmlich war, um mich kurz zu empfangen, war der Besuch in Dharamshala sehr interessant und ich habe viel gelernt ueber das tibetische Volk und dessen Geschichte.

Liebe Gruesse aus Dharamshala

Andi
02.04.04, Dharamshala, Indien