Ayer, am 29. Oktober 1910 geboren und am 27. Juni 1989 in Großbritannien gestorben, war Soldat für die britische Armee und besuchte als junger Mensch eine bekannte Privatschule (Eton). Seine Hauptschriften sind Language, Truth and Logic (1936; Sprache, Wahrheit und Logik) und The Problem of Knowledge (1956; Das Problem der Erkenntnis).
Nach P.M.S Hacker, der selber Schüler des Philosophen H.L.A. Hart war, war Ayer ein Schüler Ryles und wurde von diesem auf die Schriften u.a. von Russel und G.E. Moore aufmerksam gemacht. Er riet Ayer, nach seinem Examen ein Jahr in Wien zu verbringen. Ayer setzte sich mit dem tractatus auseinander und übernahm vom Wiener Kreis die Auffassung, dass sinnvolle Sätze entweder Tautologien oder empirisch verifizierbare Sätze seien.
„Obwohl Ayer nur wenig übrig hatte für die Bildtheorie des Satzes und die Lehre von Zeigen und Sagen, akzeptierte er die vom Wiener Kreis gegebene Interpretation, alle sinnvollen Sätze seien entweder Tautologien (also Sätze der Logik und – laut Wiener-Kreis-Interpretation – der Mathematik) oder empirisch verifizierbare Aussagen.“ (Hacker, S. 181)
Ryle nahm Ayer mit nach Cambridge und machte ihn dort mit Wittgenstein bekannt, der Ayer bis zu einer unbeliebten Äußerung im Radio als seinen Schützling betrachtete. Ayer bekam einen zweijährigen Lehrauftrag, der mit einem Forschungsurlaub begann und Ryle überredete ihn, anstatt zu Wittgenstein nach Cambridge zu gehen, den Forschungsurlaub in Wien zu verbringen. So nahm Ayer von 1932 bis 1933 an den Sitzungen des Wiener Kreises teil.
Zurück in England lernte Ayer Carnap und Moore kennen.
Ayers Enthusiasmus für den Wiener Kreis und dessen Grundsätze ging so weit, dass er sich dazu überreden ließ, diese Gedanken schriftlich zu fixieren. Er bewarb sich mit dem Manuskript 1935 am Christ Church College um ein auf fünf Jahre befristetes Forschungsstipendium und erhielt es z.T. aufgrund der freundlichen Aufnahme von Whitehead. 1936 kam es zur Veröffentlichung von Language, Truth and Logic.
Hacker beschreibt Language Truth and Logic so, dass Ayer die Cambridger Analyse im Sinne Russels, Moores, Ramseys und des frühen Wittgensteins mit den wichtigsten Grundsätzen des logischen Positivismus verbindet. Es wurde im englischen Sprachbereich zum Haupttext des logischen Positivismus. Ayer machte ebenso geltend, dass sich philosophische Analyse auf die Sprache richtet. Das Buch genoss vor dem 2. Weltkrieg einen succès de scandale (P.M.S. Hacker, S.182).
Die wichtigsten Grundsätze werden wie folgt beschrieben:
„Zu diesen Grundsätzen gehörten das Verifikationsprinzip und die Gleichsetzung von Sinnhaftigkeit und Verifizierbarkeit, die Absage an die für unsinnig erachtete Metaphysik, die Zurückführung aller empirischen Sätze auf die subjektive Erfahrung, eine Erklärung der als konventionsbedingt und analytisch hingestellte Notwendigkeit sowie der ethische Nichtkognitivismus (Emotivismus).“ (Hacker, S.182/3)
Die Gleichsetzung von Sinnhaftigkeit und Verifizierbarkeit ist beziehbar auf die Unterscheidung zwischen Sätzen, Aussagen und Propositionen. Eine Aussage ist das, was Sätze ausdrücken, z.B. das Gemeinsame zweier ineinander übersetzbarer Sätze. Aussagen können sinnvoll oder sinnlos sein. Propositionen sind sinnvolle Aussagen. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass sie sich zumindest grundsätzlich verifizieren lassen. (Ayer hat hier ein spezifisches Verständnis von Proposition, im heutigen Sinn versteht man unter Proposition den Sinn, die Aussage eines Satzes)
Die Absage an die Metaphysik überrascht nicht. Metaphysische Aussagen sind für Ayer auf Aberglauben begründet. Dieser Aberglaube besteht z.B. darin, in Aussagen, in denen Gott als Subjekt vorkommt, dahinter auch ein wirkliches Seiendes zu vermuten. Ein Beispiel für metaphysische Aussagen sind für Ayer auch Aussagen über „das Nichts“, was eine Kritik an Heidegger impliziert.
Mit ethischem Nichtkognitivismus/Emotivismus ist eine Grundhaltung gemeint, die moralische Sätze anders als im herkömmlichen Sinne sieht. Sie dienen vielmehr dem Ausdruck von Gefühlen oder von Einstellungen des Sprechers und sollen nach Ayer bei anderen Gefühle hervorrufen, um so Handlungen auszulösen. Spiegeln moralische Propositionen jedoch nur die persönlichen Gefühle wieder, lautet ein Kritikpunkt, so sei eine vernünftige Diskussion über die Verallgemeinerbarkeit ethischer Verhaltensweisen nicht möglich. G.E. Moore hat in seinem Buch m.E. eine ähnliche Position zu Ayer, indem er fragt, was wirklich gut sei und die herkömmliche Bewertungskriterien in Frage stellt, die letztlich diese Frage begründet nicht beantworten kann. Diese Herangehensweise mündet in Erörterungen über den naturalistischen Fehlschluss oder Seins/Sollens-Schluss, der dem widerspricht, dass man aus dem was ist, ein Sollen ableiten kann. Man spricht bei Moore oder auch bei Ayer von Metaethik, während man Moores Ethikverständnis in den Intuitionismus einordnet, was die Schwierigkeit objektiver Kriterien verdeutlicht, spricht man bei Ayer wie schon gesagt von ethischem Nichtkognitivismus, dessen Schwierigkeit m.E. wiederum ganz ähnlich im subjektiven Element besteht.
Die Elimination der Metaphysik
Ayer argumentiert explizit gegen Heidegger. Gegen Ende seines Kapitels in Distanz zu dem Philosophen im Zusammenhang mit der oben schon genannten Kritik an metaphysischen Äußerungen, meint Ayer, dass dem grammatischen Subjekt eines Seienden auch ein wirklich Seiendes entsprechen müsse.
„Diesem Irrtum zugerechnet werden müssen nicht nur die Äußerungen eines Heidegger, der seine Metaphysik auf die Annahme gründet, „Nichts“ sei ein Name, der zur Bezeichnung eines in besonderer Weise Geheimnisvollen diene, …“ (Ayer S. 55)
Implizit wendet er sich von Anfang an gegen diese Terminologie. Ich möchte Ayers Argumentation darlegen, um dann auf Was ist Metaphysik? von Heidegger einzugehen, eine Schrift, die 1928, also vor seiner berüchtigten Verstrickung mit den Nazis entstand und seine Antrittsvorlesung war – wenn es denn dieses „vor“ gibt – Heidegger zu referieren scheint mir hier sinnvoll, da die Stoßrichtung Ayers deutlicher wird, auch wird Heidegger immer wieder vom Wiener Kreis und seinen Nachfolgern kritisiert.
So z.B. von Ludwig Wittgenstein, der in einem Passus “Zu Heidegger“ gegen diesen argumentiert, wie er sich ebenso fast wortgetreu ohne Heidegger zu nennen, in "Vortrag über Ethik" äußert:
"Ich kann mir wohl denken was Heidegger mit Sein und Angst meint. Der Mensch hat den Trieb, gegen die Grenzen der Sprache anzurennen. Denken Sie z.B. an das Erstaunen, dass etwas existiert. Das Erstaunen kann nicht in Form einer Frage ausgedrückt werden, und es gibt auch gar keine Antwort….“ (Wiener Kreis, Gespräche aufgezeichnet von Waiszmann)
Zurück zu Ayer.
Zuerst widerspricht Ayer der These, die Aufgabe der Philosophie, Kenntnis von einer Welt zu geben, die die Welt der Wissenschaft und der alltäglichen Erfahrung übersteigt.
„Wir wollen mit der Kritik der metaphysischen These beginnen, die Philosophie gebe uns Kenntnis von einer die Welt der Wissenschaft und der alltäglichen Erfahrung transzendierenden Realität.“ (Ayer, S. 41)
Ayer verspricht sogar, dass man Metaphysiker sein kann, ohne an eine transzendente Realität zu glauben und bringt es auf den wichtigen Punkt, dass viele metaphysische Äußerungen eher logischen Irrtümern zuzuschreiben seien, als dem bewussten Wunsch ihrer Urheber, die Grenzen der Erfahrung zu überschreiten.
Ayer greift den Metaphysiker insofern an, indem er die Frage nach den Propositionen stellt. Die Kenntnis von einer phänomenalen Welt transzendierenden Realität sei hinterfragt, aus welchen Voraussetzungen seine Propositionen – sinnvolle Aussagen - stammen. Die sinnliche Evidenz, die anderen Menschen gleich ist, wäre eine Möglichkeit. Auch die Frage nach einem gültigen Vernunftverfahren, das ihn zu einer transzendenten Realität führen könnte, müsste einen Metaphysiker in Schwierigkeiten bringen.
Das alles jedoch, betont Ayer, würde einen Metaphysiker nicht beeindrucken. Das Vermögen, eine intellektuelle Anschauung zu besitzen, rechtfertigt ihn, Dinge zu erkennen, die durch Sinneserfahrung nicht erkannt werden können. Selbst wenn man einem Metaphysiker nachweisen würde, dass die Aussagen, die er macht, logisch nicht gerechtfertigt sind, hieße dies noch lange nicht, dass diese Aussagen nicht wahr sein könnten. Ayer schließt daraus, dass man ein metaphysisches System nicht dadurch zum Einsturz bringen kann, dass man an der Art und Weise ihres Zustandekommens Kritik übt.
Eine Kritik kann nur dann überzeugend sein, wenn sich diese auf die Beschaffenheit der Aussage bezieht. Ayer beschreibt also zuerst den Argumentationsweg, bevor er seine Argumentation beginnt – sein Ziel ist, dass Aussagen, die sich auf eine die Grenzen aller möglichen Sinneserfahrungen übersteigenden Möglichkeiten beziehen, keine wissenschaftliche Bedeutung haben.
„Wir werden nämlich behaupten, dass keine Aussage, die sich auf eine die Grenzen aller möglichen Sinneserfahrung transzendierenden „Realität“ bezieht, wissenschaftliche Bedeutung haben kann – woraus dann folgen muss, dass die Bemühungen derjenigen, die eine derartigen Realität zu beschreiben versuchten, insgesamt der Hervorbringung von Unsinn gewidmet waren.“ (Ayer, S.42)
Ayer bezieht sich auch auf Kant, der jedoch die Metaphysik nicht zu einer Sache der Logik machte, sondern zu einer der Tatsachen, indem er die transzendente Metaphysik verurteilte, da der menschliche Verstand sich in Widersprüche verstricke, wenn er sich über die Grenzen möglicher Erfahrung hinauswage, um sich mit den Dingen an sich zu befassen.
Außerdem merkt Ayer mit Bradley an, dass ein Metaphysikkritiker, der die Metaphysik kritisiere, selbst wiederum einen Begriff von Metaphysik haben muss. Ayer möchte nun eine These anbringen, gegen die nicht so leicht zu argumentieren ist.
Während Kant so argumentiert, dass die Grenze möglicher Sinneserfahrung zu überschreiten an der Beschaffenheit des menschlichen Bewusstseins scheitere, möchte Ayer darauf hinaus, dass die wissenschaftliche Bedeutung der Sprache bestimmenden Regeln das ausschlaggebende Argument ist.
„…; denn das Vergebliche des Versuches, die Grenze möglicher Sinneserfahrung zu überschreiten, wird nicht aus einer tatsächlichen Beschaffenheit des menschlichen Bewusstseins betreffender psychologischer Hypothesen gefolgert werden, sondern aus der die wissenschaftliche Bedeutung der Sprache bestimmenden Regeln.“ (Ayer, S.43)
und nochmals genauer:
„Unser Angriff gegen den Metaphysiker richtet sich nicht dagegen, dass er versucht, den Verstand in einem Felde anzuwenden, in dem er nichts Nutzbringendes leisten kann, sondern, dass er Sätze bildet, die nicht den Bedingungen entsprechen, unter denen allein ein Satz wissenschaftlich von Bedeutung sein kann.“ (Ayer, S.43)
Die Welt der Sinne
Die Möglichkeit der Sinnestäuschung hält auch Ayer fest. Das Problem der Sinnestäuschung geht schon auf Descartes zurück. Die Sinne können einen täuschen, man kennt dies z.B. bei den Bildern des Zeichners M.C. Escher.
Ayer beschreibt das Problem wie folgt und wendet sich damit gegen eine Philosophie, die sich den Cartesischen Prinzipien unterwirft:
Die Welt der Sinneserfahrung als Ganzes unwirklich zu beschreiben, ist nicht sinnvoll. Allein die Tatsache, dass es Sinnestäuschungen gibt, ist noch kein Beweis, dass die Welt der Sinne insgesamt verkehrt ist.
„Das heißt, wir vertrauen auf unsere Sinne, um die Urteile zu beweisen oder zu widerlegen, die sich auf unsere Sinneserfahrungen gründen. Und deshalb gibt die Tatsache, dass unsere Wahrnehmungsurteile sich bisweilen als irrig erweisen, nicht den mindesten Hinweis darauf, dass die Welt der Sinneserfahrung unwirklich ist.“ (Ayer, S.49)
Die Sinnenwelt ist nach Ayer also keine bloße Erscheinungswelt.
„Folglich sagt derjenige, der die Sinneswelt als eine der Realität entgegengesetzte bloße Erscheinungswelt abtut, etwas, das – unserem Sinnkriterium zufolge – wissenschaftlich unsinnig ist.“ (Ayer, S.49)
Als Beispiel für einen Konflikt zwischen Realisten und Idealisten bringt Ayer das Gedankenspiel eines unbekannten Gemäldes von Goya an. Es untersuchen Experten nun dieses Bild, ob es sich um ein Bild des anerkannten Künstlers handelt, oder ob es charakteristische Merkmale einer Fälschung besitzt. Selbst wenn sie am Ende verschiedener Meinung sind, so weiß jeder einzelne, welche empirischen Evidenzen nötig sind, um seine Meinung zu bestätigen. Ayer bringt z.B. als mögliches Kriterium zeitgenössische Berichte an, heute würde man event. zu den typisch modernen Möglichkeiten greifen, die ein 200 Jahre altes Bild aufweisen muss.
Ayers Gedankenspiel geht weiter und er stellt die Frage, was wäre, wenn die Experten nun Philosophen seien. Die einen würden zu der Behauptung gelangen, das Bild sei eine Folge von Ideen im Bewusstsein des Betrachters oder im Geist Gottes, andere würden die objektive Realität verteidigen.
Es fragt Ayer nun danach, ob es ein ähnliches Verfahren gibt, mit dem man dem Bild einen Terminus real im selben Sinne wie ideal entgegensetzen kann. Und das geht nicht. Daraus folgert Ayer, dass das Problem fiktiv ist.
„Die Streitenden haben sich damit zufrieden gegeben, dass das Bild in diesem Sinne real ist, durch das Vorhandensein einer aufeinander bezogenen Anzahl von Gesichts- und Tastwahrnehmungen. Gibt es ein ähnliches Verfahren, mittels dessen sie entdecken könnten, ob das Bild real sei in dem Sinne, in dem der Terminus „real“ dem Terminus „ideal“ entgegengesetzt ist? Gewiss gibt es das nicht. Wenn das aber so ist, dann ist das Problem, unserem Kriterium zufolge, fiktiv.“ (Ayer, S.51)
Äußerungen des Metaphysikers sind unsinnig, nicht allein aufgrund der Tatsache, dass sie keinen tatsächlichen Inhalt haben, sondern dass sie keine apriorischen Propositionen sind. Apriorische Propositionen aber sind Tautologien. Metaphysische Sätze jedoch sind Sätze, die vorgeben, wirkliche Propositionen zu sein, in Wirklichkeit jedoch weder eine Tautologie sind, noch eine empirische Hypothese ausdrücken.
„Da aber Tautologien und empirische Hypothesen die vollständige Klasse bedeutsamer Propositionen bilden, ist unsere Schlussfolgerung gerechtfertigt, dass alle metaphysischen Behauptungen unsinnig seien.“ (Ayer, S.52)
Orientierung an der Grammatik und an der Metaphysik leitet Ayer nun von der Frage nach dem Sein ab. Ayer stellt fest, dass unsere Sprache es ermöglicht, mit dem Wort „Sein“ Existenzaussagen und Eigenschaftsaussagen zu machen.
„Der Ursprung unserer Versuchung, Fragen nach dem Sein zu stellen, die durch keine denkbare Erfahrung beantwortet werden können, liegt in der Tatsache, dass in unserer Sprache Sätze, die Existenzaussagen, und solche, die Eigenschaften ausdrücken, die gleiche grammatische Form haben können.“ (Ayer, S.53)
Ein transitives Verb lautet z.B. „Ich koche Reis“, „Das Wasser kocht“ ist ein intransitives Verb. Ayer bringt das Beispiel der Sätze „Märtyrer existieren“ und „Märtyrer leiden“ an. Beide Ausdrücke bestehen aus einem Substantiv und einem intransitiven Verb.
Aus der gleichen grammatischen Erscheinungsform kann man nicht auf dieselbe logische Art schließen. Eine Existenz ist etwas anderes als eine Eigenschaft. Würde es Märtyrer z.B. nicht geben, könnte es den Satz "Märtyrer leiden" auch nicht geben. Grammatik kann nicht über die Grenze des Sinnvollen hinaus gehen.
Ein ähnliches Beispiel wären die Sätze „Hunde sind treu“ und „Einhörner sind fiktiv“. Während es Hunde gibt, enthalten fiktive Dinge einen Widerspruch in sich, dass sie nur eine Weise des Wirklichseins haben, die sich von der Seinsweise wirklich existierender Dinge unterscheiden. Die Wirklichkeit eines fiktiven Gegenstandes ist also eine spezifisch nicht-empirische. Dem jedoch widerspricht Ayer – wie auch eine Existenz keine Eigenschaft ist, ist auch Fiktiv-Sein keine Eigenschaft wie z.B. Treu-Sein.
Diese Beispiele zeigen, sagte Ayer, wie wichtig es sei, Dinge ganz genau zu untersuchen und wie einfach es manchmal ist, dass Unsinniges geäußert wird. Ayer nimmt gegen Ende noch den Dichter in Schutz vor dem Metaphysiker, stellt sich also der Frage, ob jegliche Dichtung zu verwerfen sei, und bricht selbstverständlich eine Lanze für die Dichtung und für den Dichter – die wahre Begebenheit einer Gefühlsregung besitzt durchaus seinen Wahrheitswert und die Bedeutung eines Textes kann auch in seinem Rhythmus liegen. Der Metaphysiker jedoch wird durch Grammatik und Denkirrtümer getäuscht.
Kritik an Heidegger
Im Zuge dieser Argumentation kritisiert Ayer Heidegger – seine Metaphysik behaupte, dass „Nichts“ etwas besonders Geheimnisvolles sei.
Erforscht werden solle nur das Seiende und sonst nichts, sagt Heidegger in seiner "Metaphysik". Er fragt dann jedoch weiter, was dieses Nichts sei und ob es nur so eine Art zu reden sei und ergibt sich in einer kleinen Erörterung, dass die Wissenschaft das Nichts ablehnt - ohne sich dem jedoch anzuschließen. Hierbei überlegt Heidegger durchaus richtig über das Wesen eines derartigen "Nichts" - nur stellt er nicht die Frage, ob diese Frage überhaupt wichtig ist.
"Gleichwohl versuchen wir, nach dem Nichts zu fragen. Was ist das Nichts? Schon der erste Anlauf zu dieser Frage zeigt etwas Ungewöhnliches. In diesem Fragen setzen wir im vorhinein das Nichts als etwas an, das so und so "ist" - als ein Seiendes. Davon ist es aber doch gerade schlechthin unterschieden. Das Fragen nach dem Nichts - was und wie es ist, das Nichts, sei - verkehrt das Befragte in sein Gegenteil. Die Frage beraubt sich selbst ihres eigenen Gegenstandes." (Heidegger, Metaphysik, S.30)
Heidegger macht in der weiteren Argumentation einen expliziten Unterschied zwischen Logik und Wissenschaft.
"So bedarf es nicht erst der Zurückweisung durch die Wissenschaft. Die gemeinhin beigezogene Grundregel des Denkens überhaupt, der Satz vom zu vermeidenden Widerspruch, die allgemeine "Logik", schlägt diese Frage nieder." (Heidegger, Metaphysik, S.30)
Und hier setzt bei Heidegger dann buchstäblich der Verstand aus, denn, es geht um Metaphysik und dies beinhaltet auch das Übersteigen rationaler Kriterien.
"Weil uns so versagt bleibt, das Nichts überhaupt zum Gegenstand zu machen, sind wir mit unseren Fragen nach dem Nichts schon am Ende - unter der Voraussetzung, dass in dieser Frage die "Logik" die höchste Distanz ist, dass der Verstand das Mittel und das Denken der Weg ist, um das Nichts ursprünglich zu fassen und über seine mögliche Enthüllung zu entscheiden." (Heidegger, Metaphysik, S.30)
Heidegger geht nun jedoch noch weiter - nachdem er die Logik außer Kraft gesetzt hat, setzt er sie auf der a-logischen Ebene wieder ein.
"Verneinung ist aber nach der herrschenden und nie angetasteten Lehre der "Logik" eine spezifische Verstandeshandlung. Wie können wir also in der Frage nach dem Nichts und gar in der Frage seiner Befragbarkeit den Verstand verabschieden wollen?" (Heidegger, Metaphysik, S.31)
Metaphysik wird als das Hinausgehende über das Seiende bezeichnet und so kommt Heidegger auf das Nichts. Heidegger bleibt bekannt, nicht nur für seine Philosophie, die hier im Lichte der analytischen Philosophie fragwürdig und destruiert erscheint, sondern auch für sein Engagement für die Nazis. Es gibt unzählige Literatur zu und über Heidegger und seine Verstrickung mit den Nazis. Man kann irgendein Thema wählen, man stößt auf ihn.
Literatur:
A.J. Ayer, Sprache, Wahrheit und Logik, 1936
Wittgenstein, Vortrag über Ethik, Frankfurt 1984
Wittgenstein, "Zu Heidegger", aufgezeichnet von Waiszmann, z.B http://www.phil.uni-passau.de/dlwg/ws05/07-1-96.txt
G.E. Moore, Principia Ethica
P.M.S. Hacker, Wittgenstein im Kontext der analytischen Philosophie, Frankfurt 1997
Martin Heidegger, Was ist Metaphysik, Klostermann 1943, gehalten 1929
Michael Dummett, Wahrheit, darin: Was ist eine Bedeutungstheorie?, Stuttgart 1982
Rudolf Carnap, Scheinprobleme in der Philosophie und andere Schriften, darin: Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache, Hamburg 2004
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Bettina Müller Januar 2007
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