uebermich
......Im
Jahr 1738 konstruierte der Automatenbauer Jacques de Vaucanson seine berühmte
mechanische Qualle. Sie bestand aus ca. 350000 Einzelteilen. Ein Chronist
berichtete: "Die Qualle zeichnet sich durch die Bewegung des Körpers
als auch der Tentakeln aus, bewundernswert war besonders die Kontraktion
der Muskeln; sie drehte sich, tauchte unter, fraß und verdaute."
In dem zugleich überreichten Mémoire heißt es: "...die
Nahrung wird darauf wie bei den wirklichen Tieren verdaut und zwar durch
Auflösung und nicht durch Zerreibung, wie manche Physiker behaupten.
Er wolle damit nicht sagen, dass diese Verdauung eine solche sei, welche
ein Tier ernähre, aber doch werde das Mechanische nachgeahmt,....das
Hinunterschlucken der Körner, das
Mazerieren,
ihr Verbrennen und Auflösen, ihr Ausscheiden in einer deutlichen Verwandlung"
(zit. nach: Heckmann, Herbert: Die andere Schöpfung, Frankfurt am
Main, 1982, S.219). Die Konstruktion der verdauenden Qualle fällt
in den Anfang des bürgerlichen Zeitalters, in den Beginn der Herausbildung
bürgerlicher Subjektivität. Der spätmoderne Techno-Körper
dagegen schließt das Andere aus seinem Innern aus. Er spiegelt
sich in jedem seiner Fragmente als Ganzes wieder und bildet eine immanente
Identität. Er besitzt eine "fraktale Subjektivität" (Baudrillard).
Die Gefahr einer "Entfremdung" kann dieses Subjekt nicht wahrnehmen. Höchstens
kann es in einem fatalen Taumel in sich selbst hineinfallen und sich in
seinem Innern selbst verlieren. Damit löst es sich paradoxerweise
im Außen auf, denn es kann keine Abgrenzung oder Transzendenz mehr
definieren. Die Diskurse, die um die Technisierung des Körpers kreisen,
bieten einen doppelten Fluchtpunkt. Die Flucht in die Noosphäre und
die Flucht in den Körper. Entweder löst der Körper sich
in Information auf oder diese verkörpert sich und bringt ihn mittels
eines umfassenden Instrumentariums von Körpertechniken (vom Yoga bis
zum Implant) in Form. Am Schluss treffen sich beide Modelle, denn auch
die Kommunikation zwischen Cyborgs schließt Vermittlung kurz. In
Rhizom-Körpern lösen sich die Konstrukte von "Subjekt" und "Objekt"
auf.