ECHTE MEERSCHWEINCHEN

Die Echten Meerschweinchen (Cavia) sind eine Säugetiergattung aus der Familie der Meerschweinchen (Caviidae) innerhalb der Ordnung der Nagetiere (Rodentia). Zu den fünf bis acht Arten dieser Gattung zählen das Gemeine Meerschweinchen (C. aperea) und das Hausmeerschweinchen (C. porcellus).


Echte Meerschweinchen

Systematik
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricognatha)
Überfamilie: Meerschweinchenartige (Cavioidea)
Familie: Meerschweinchen (Caviidae)
Unterfamilie: Eigentliche Meerschweinchen (Caviinae)
Gattung: Echte Meerschweinchen
Wissenschaftlicher Name
Cavia Pallas 176


Verbreitung

Echte Meerschweinchen sind in großen Teilen Südamerikas verbreitet, sie fehlen nur im Amazonasbecken und im äußersten Süden des Kontinents. Durch die Züchtung des Hausmeerschweinchens als Nahrungs- und Haustier hat sich ihr Lebensraum vergrößert.


Beschreibung

In freier Wildbahn lebende Meerschweinchen erreichen eine Kopfrumpflänge von 20 bis 40 Zentimetern und ein Gewicht von 500 bis 1500 Gramm. Ihr langes und relativ raues Fell ist gräulich oder braun gefärbt. Die Beine sind kurz und kräftig, die Vorderfüße haben vier und die Hinterfüße drei Zehen, die alle in scharfen Krallen enden. Die Zähne sind – im Gegensatz zu den Gelbzahnmeerschweinchen (Galea) weiß gefärbt, die Zahnformel lautet wie bei allen Meerschweinchen 1-0-1-3, insgesamt also 20 Zähne.


Lebensweise

Diese Tiere bewohnen eine Reihe von Habitaten, darunter Grasländer, Waldränder, Sumpfgebiete und Gebirgsregionen bis in über 4200 Meter Seehöhe. Es sind meist dämmerungsaktive Tiere, die als Unterschlupf selbstgegrabene Baue oder natürliche Höhlen bevorzugen. (Von daher leitet sich auch ihr wissenschaftlicher Name, Cavia, ab). Sie leben in Gruppen von fünf bis zehn Tieren zusammen, die sich öfters zu größeren Übergruppen zusammenschließen. In der Gruppe entwickelt jedes Geschlecht eine eigene Rangordnung, die durch Kämpfe etabliert wird.


Nahrung

Echte Meerschweinchen sind Pflanzenfresser, die sich je nach Lebensraum von einer Vielzahl von Pflanzen, hauptsächlich Gräsern ernähren. Sie sind wie Menschen auf Vitamin C in der Nahrung angewiesen und entwickeln bei Vitamin-C-Mangel Skorbut. Eine weitere Besonderheit ist das lebenswichtige Fressen des Blinddarmkotes. Diese relativ weichen Kotballen werden ausgeschieden und gleich wieder aufgenommen, weil sie wichtige Bakterien enthalten, welche der Aufrechterhaltung der Darmflora dienen. Daneben deckt der Blinddarmkot den gesamten Vitamin-B-Bedarf und Großteile des Vitamin-K-Bedarfs


Fortpflanzung

Echte Meerschweinchen können sich das ganze Jahr über fortpflanzen, die Mehrzahl der Geburten liegt allerdings im Frühling. Die Tragzeit liegt zwischen 56 und 74 Tagen, die Wurfgröße in freier Wildbahn zwischen eins und fünf, beim Hausmeerschweinchen hingegen bis zu 13. Die Neugeborenen sind Nestflüchter, die am ersten Lebenstag laufen und feste Nahrung zu sich nehmen können. Nach drei Wochen werden sie entwöhnt; Weibchen werden nach zwei und Männchen nach drei Monaten (oder 300g) geschlechtsreif. In menschlicher Obhut kann ihr Lebensalter acht Jahre betragen.


Echte Meerschweinchen und Menschen

Meerschweinchen sind ursprünglich wegen ihres Fleisches domestiziert worden und werden in einigen südamerikanischen Andenstaaten wie z.b. Peru noch immer gerne als Nutztiere zum Verzehr gehalten. Sie gelten dort als beliebte Grilldelikatesse und sollen wie eine Kombination aus Kaninchen- und dunklem Hühnerfleisch schmecken. Das nahrhafte Fleisch hat einen Proteingehalt von ca. 21% und dabei nur einen Fettanteil von 8%. Besonders im Andenhochland sind sie eine bedeutende Proteinquelle und schon lange ein fester Bestandteil der traditionellen Volksmedizin. Die Meerschweinchen sind in diesen Ländern als Nutztiere auch deshalb so beliebt, weil ihre Haltung im Vergleich zu anderen fleischgebenden Haustieren nur wenig Platz benötigt und sie sich zusätzlich sehr schnell vermehren. Diese Tatsache ist besonders in städtischer Umgebung für die Menschen ein großer Vorteil. Allein in Peru werden pro Jahr ca. 65 Millionen Meerschweinchen verzehrt und sie sind dort auch schon seit langem ein fester Bestandteil der Esskultur, dass selbst ein berühmtes Gemälde des letzten Abendmahls in der Haupkathedrale von Cusco Christus und die zwölf Apostel beim Verzehr von Meerschweinchen zeigt.

Angemerkt sei noch, dass Meerschweinchen manchmal für Tierversuche eingesetzt werden. Interessant dabei ist, dass das englische Wort für Meerschweinchen (guinea pig) gleichbedeutend ist mit „Versuchskaninchen“.


Systematik

Die genaue Anzahl der Arten dieser Gattung ist immer noch Thema von Kontroversen. R. Nowak listet folgende acht Arten:

  • * Gemeines Meerschweinchen (Cavia aperea) in nahezu ganz Südamerika
  • * Tschudi-Meerschweinchen (C. tschudii) in Bolivien und dem Norden Chiles und Argentiniens
  • * Hausmeerschweinchen (C. porcellus) in ganz Südamerika
  • * Cavia guianae in Venezuela und Guyana
  • * Cavia anolaimae ausschließlich in der Nähe von Bogotá (Kolumbien)
  • * Cavia nana in Westbolivien
  • * Cavia fulgida in Südostbrasilien
  • * Cavia magna in Südbrasilien und Uruguay

    C. anolaimae und C. guianae werden oft als entlaufene Populationen des Hausmeerschweinchens betrachtet, C. nana und das Tschudi-Meerschweinchen als Unterarten des Gemeinen Meerschweinchens. Das Hausmeerschweinchen entstand vor zumindest 3000 Jahren als Zuchtform, dessen genaue Herkunft im Dunkeln liegt. Man vermutet seine Vorfahren im Tschudi-, im Gemeinen Meerschweinchen oder in C. fulgida. Meist wird es als eigene Art betrachtet, manchmal lediglich als Unterart des Gemeinen Meerschweinchens (C. aperea porcellus).

    Das Riemser Meerschweinchendenkmal erinnert an deren Einsatz als Versuchstiere am FLI bei der MKS-Erforschung seit den1920er Jahren. vergrößern Das Riemser Meerschweinchendenkmal erinnert an deren Einsatz als Versuchstiere am FLI bei der MKS-Erforschung seit den1920er Jahren.


    Literatur