Das Hausmeerschweinchen

Das Hausmeerschweinchen (Cavia porcellus) ist eine Säugetierart aus der Familie der Meerschweinchen (Caviidae). Es ist die Haustierform des Tschudi-Meerschweinchen (Cavia tschudii).

In Europa und Amerika werden Hausmeerschweinchen sehr gerne als Haustiere gehalten, da sie einfach in der Haltung sind. Sie gelten zudem als ideale Streicheltiere für Kinder, was sie allerdings nicht sind.


Geschichte

Hausmeerschweinchen sind die Haustierform des Tschudi-Meerschweinchens (Cavia tschudii).

Wann genau Meerschweinchen domestiziert wurden, ist nicht bekannt. Je nach Autor wird der Domestikationszeitpunkt zwischen 5000 v. Chr und 2000 v. Chr. vermutet. Ein archäologischer Nachweis ist aufgrund der kleinen Knochen recht schwierig, eine Festlegung des Domestikationszeitpunktes nach molekulargenetischen Untersuchungen noch nicht möglich, da die Mutationsgeschwindigkeit in Frage kommender Gensequenzen noch nicht bekannt sind. Einig ist man sich nur, dass Meerschweinchen zuerst in der Altiplano-Region gehalten wurden. In dieser Gegend findet man auch heute noch Tschudi-Meerschweinchen.

Die ältesten Funde, die eindeutig dem Hausmeerschweinchen zugeordnet werden können, sind Funde aus dem nördlichen Zentralhochland Perus. Sie werden um 900 v. Chr. datiert. Weitere Funde stammen aus der Küstenebene Ecuadors, datiert um 500 v. Chr und dem Moche Valley, datiert um 200 v. Chr. Zu dieser Zeit waren die Hausmeerschweinchen schon voll domestiziert und hatten alle Merkmale heutiger Hausmeerschweinchen.

Im 16. Jhr. wurden Hausmeerschweinchen nach Europa und Nordamerika exportiert, von denen alle dortigen Meerschweinchen abstammen. Jedoch existieren weiterhin unabhängige, ältere Linien in Südamerika, die dort von den Einheimischen gehalten werden. Sie sind im Durchschnitt kleiner und scheuer als die in Europa und Nordamerika bekannten Meerschweinchen und werden zu Speisezwecken und rituellen Zwecken gehalten.

In neuerer Zeit wurden in Südamerika aus besonders großen Meerschweinchen die in Europa als Cuys bekannten Riesenmeerschweinchen gezüchtet, die dort in Intensivmast zur Fleischproduktion gehalten werden. Diese Meerschweinchen erreichen Gewichte zwischen zwei bis vier Kilogramm. Die Fleischprodukte werden inzwischen auch nach Nordamerika verkauft, aber es soll auch in Europa als Liebhabertier bekannt und eingeführt werden. Cuy ist für diese Meerschweinchen ein sehr unglücklich gewählter Begriff, da er in Südamerika die Bezeichnung für Meerschweinchen generell ist. Das hat in der Vergangenheit immer wieder zur Verwirrung geführt.


Domestikationsbedingte Veränderungen im Körperbau

Kopf

Der Kopf läuft nicht so spitz zur Schnauze zu wie beim Tschudi-Meerschweinchen. Das Hirngewicht ist im Verhältnis zum Körpergewicht kleiner als bei der Wildform. Der Ohrenansatz ist bei den meisten Hausmeerschweinchen tiefer. Die Ohrmuscheln sind größer. Hängeohren kommen häufig vor. Die Augenfarbe kann abhängig von der Haarfarbe dunkel wie bei der Wildform sein, aber kann auch rotbraune, rötliche oder blaue Farbtöne aufweisen.

Körperbau

Der Körperbau ist gedrungener und rundlicher und nicht so schmal wie beim Tschudi.

Beine

Die Hinterbeine sind kürzer als bei der Wildform. Polydaktylie tritt bei südamerikanischen Linien oft auf, da Meerschweinchen mit zuviel Zehen als besonders zart und schmackhaft gelten. Insbesondere bei den Mastmeerschweinchen können an den Vorderpfoten bis zu acht Krallen statt vier gezählt werden, bei den Hinterpfoten kommen ab und an bis zu sechs Krallen vor. In Europa und Nordamerika wird darauf geachtet, nur mit normalzehigen Meerschweinchen zu züchten. Polydaktylie gilt als Erbfehler. Nur bei den Cuys treten auch in Europa und Nordamerika immer noch relativ häufig mehrzehige Meerschweinchen auf, da diese erst vor wenigen Jahrzehnten aus Südamerika importiert wurden und noch nicht lange gezüchtet werden.

Behaarung männliches Rosetten-Meerschweinchen

Im Laufe der Domestikation haben sich bei den Meerschweinchen eine Vielzahl von Farben und Fellvarietäten gebildet. In Südamerika werden helle Fellfarben mit weißer Haut bevorzugt, damit der Schlachtkörper appetitlicher aussieht. Dunkle, insbesondere schwarze Tiere werden zu vielen rituellen Zwecken gebraucht.

In Europa und Nordamerika wird in der Rassezucht versucht, unterschiedliche Farben rein zu ziehen und möglichst intensiv zu züchten. Bedingung zur Aufnahme einer Farbe in die unterschiedlichen Rassebeschreibungen ist die gute Unterscheidbarkeit zu anderen, schon anerkannten Farben.

An Fellvarietäten sind bisher kurzhaarige, langhaarige und Tiere mit gekräuseltem Haar aufgetreten. Zusätzlich existieren noch Tiere mit Wirbeln am Körper oder einem speziellen Kopfwirbel.

Das harsche und halblange Haar der Tschudi-Meerschweinchen ist nur noch bei wenigen Hausmeerschweinchen zu finden, hauptsächlich in südamerikanischen alten Linien.

Das Tschudi-Meerschweinchen kann bei Gefahr ein Teil seiner Rückenhaare abwerfen, diese Fähigkeit ist im Laufe der Domestikation fast vollständig verloren gegangen.

Organe

Aufgrund der energiereicheren und saftigeren Ernährung der Hausmeerschweinchen hat sich auch der Verdauungstrakt mit der Zeit angepasst. Der Magen ist größer, so dass Hausmeerschweinchen auch mit größeren Mahlzeiten auf einmal klar kommen. Der Dünndarm ist länger, um eine längere Strecke zum Entwässern des Nahrungsbreies zu haben. Auch Blind- und Dickdarm sind größer, wahrscheinlich eine Folge der zum Teil erheblich von der Grasnahrung des Tschudi abweichenden Futters, mit welchem die Tiere seit Jahrtausenden klarkommen müssen.

Größe

Viele südamerikanische alte Linien, die dort seit Generationen innerhalb der Familien zur Eigenversorgung gezüchtet werden, haben noch die ursprüngliche Größe von 500g - 600g und etwa gleiche Geburtsgewichte des Tschudi-Meerschweinchens. Die europäischen und nordamerikanischen Linien dagegen sind mit 700g - 1500g deutlich größer, da sie von größeren Mastmeerschweinchen abstammen. Die größten Tiere sind die zu Intensivmast gezüchteten Tiere, von denen die nordamerikanischen und europäischen Cuys abstammen. Sie können im Extremfall ein Gewicht bis 4kg erreichen.


Verhalten

männliches Glatthaar-Meerschweinchen säugendes Meerschweinchen

Meerschweinchen sind als Beutetiere immer fluchtbereit. Daher erschrecken sie leicht bei lauten Geräuschen (besonders plötzlichen Geräusche wie Türenknallen usw.) und Bewegungen in ihrer Nähe. Besonders Annährungen von oben führen zu einer sofortigen Flucht, in Anlehnung an die von oben drohende Gefahr durch Raubvögel. Werden sie z. B. beim Herausheben von oben gegriffen, verfallen sie oft in eine Schreckensstarre, die vom Besitzer irrtümlich als: „Es mag mich doch, es verhält sich ganz lieb und still, wenn ich es herausnehme.“ gedeutet wird. Diese vom Meerschweinchen ungewollten, vom Besitzer gut gemeinten Zuwendungen bedeuten für das Tierchen oft eine extreme Stresssituation. Meerschweinchen sind daher für Kinder eher ungeeignet.

Wenn sie sich wohlfühlen, liegen die Tiere lang ausgestreckt herum, den Kopf auf dem Boden und dösen vor sich hin. Luftsprünge von 10 cm und mehr mit allen Vieren gleichzeitig, das sogenannte „Popcornen“, zeigen Übermut und drücken Freude aus. Bei älteren Tieren werden diese (wohl auch durch das Gewicht) weniger. Trotzdem wird es in einer zufriedenen Gruppe öfters relativ laut und munter hergehen. Entgegen ihres eher plumpen Aussehens im Ruhezustand sind Meerschweinchen alles andere als träge.

Meerschweinchen unterscheiden sich untereinander teilweise sehr. Sowohl beim Fressen, als auch beim Verhalten variiert das Spektrum von scheuer Zurückhaltung bis frechem Anknabbern (nicht Beißen) der Finger ihres Betreuers. Gesunde Tiere haben eine gewisse Neugier ihrer Umgebung gegenüber, wobei insbesondere Veränderungen, die sich nicht bewegen, ausgiebig, wenn auch vorsichtig, begutachtet werden.

Ein großer Unterschied zu Kaninchen und Hamstern ist, dass Meerschweinchen mit Lauten kommunizieren. Sie haben ein weites Spektrum von Lautäußerungen, die sie auch oft und gerne einsetzen. Neben dem ruhigen „Muigen“ oder „Gurren“, gibt es ein unwilliges „Knattern“ z. B. bei ungewohnten Geräuschen, das „Brommseln“ der Böcke beim Balzen bzw. beim Zeigen von Dominanz, das laute Quieken nach Futter, das nur dem Menschen gegenüber gezeigt wird und das geheimnisvolle „Cirpen“, das wie Vogelgezwitscher klingt, oft nur nachts auftritt und als Stressignal gedeutet wird. Zudem klappern die Tiere mit den Zähnen, um ihre Rangordnung gegenüber Artgenossen zu unterstreichen.

Entgegen weit verbreiteten Meinungen ist das Meerschweinchen denkbar ungeeignet als Kuschel- und Schmusetier für Kinder. Vor allem kleinere Kinder können dem filigranen Knochenbau des Tieres ernsten Schaden zufügen. Besser ist es die putzigen, lebenslustigen Tiere in einem, wie unten beschriebenen, abwechslungsreich gestalteten Lebensraum zu beobachten.


Nutzung Gebratenes Meerschweinchen mit Beilagen

Bis heute werden in Peru und den Nachbarländern Meerschweinchen als Fleischlieferanten gehalten. Allein in Peru sollen pro Jahr rund 65 Millionen der Tiere verspeist werden. In den letzten Jahren wurden gezielt größere und fettere Rassen gezüchtet und in Intensivmast gehalten. Die sogenannten Cuys können bis zu 4 kg wiegen, sind aber scheuer und schreckhafter als die in Europa und USA gehaltenen Hausmeerschweinchen. Meerschweinchenfleisch gehört zum traditionellen peruanischen Hochzeitsmahl und hat seine Bedeutung in den überlieferten Heilungsritualen.


Haltung

Männchen und Weibchen

Zwischen der Haltung von Männchen, auch Böcke genannt, oder Weibchen gibt es keine großen Unterschiede. Weder werden die einen zahmer, noch riechen sie strenger. Alle Meerschweinchen haben eine Duftdrüse, genannt Kaudaldrüse oberhalb der Afterregion. Außer der Kaudaldrüse weist das Meerschweinchen beidseitig angelegte Perianaldrüsen auf. Beide Drüsen sollten von Zeit zu Zeit auf Verschmutzungen kontrolliert und gegebenenfalls gereinigt werden, jedoch nur vorsichtig und nicht all zu oft.

Einzelhaltung

weibliches Glatthaar-Meerschweinchen bei der Fellpflege

Die dauerhafte Einzelhaltung ist nicht verhaltensgerecht im Sinne des Tierschutzgesetzes. Hausmeerschweinchen sind Rudeltiere und brauchen mind. einen artgleichen Partner. Alleine gehalten entwickeln sie Verhaltensstörungen. Menschen können keinen artgleichen Partner ersetzen, genausowenig wie Kaninchen. Die von vielen Zoofachgeschäften empfohlene Haltung von einem Kaninchen und einem Meerschweinchen verstößt gegen das Tierschutzgesetz.

Gruppenhaltung

Meerschweinchen können in Gruppen ab zwei Tieren gehalten werden. Möglich sind gleichgeschlechtliche Gruppen sowie auch Gruppen mit einem kastrierten Böckchen und einem oder mehreren Weibchen. Bei der Haltung reiner Böckchengruppen sollte auf eine gerade Anzahl der Böckchen geachtet werden, da ungerade Anzahlen oft zu wilden Beißereien führen. Jedoch ist dann auch bei gerader Anzahl nicht garantiert, dass es keine Beißereien zwischen den Böckchen gibt. Auch reine Weibchengruppen sind oft harmonischer, wenn sie eine gerade Anzahl aufweisen. Wenn Böckchen einmal Kontakt mit Weibchen hatten oder den Duft von weiblichen Meerschweinchen riechen, lassen sie sich meist nicht mehr mit Böcken vergesellschaften und fügen sich dann gegenseitig zum Teil sehr starke Verletzungen zu.

Werden Böcke ab 250g Gewicht und vor der Ausbildung der vollen Geschlechtsreife kastriert, werden sie von Altböcken nicht als Rivalen erkannt und können nun in Gruppen mit Weibchen und einem Bock oder mit einem Zuchtbock vergesellschaftet werden.

Haltung von Zuchtböcken

Aufgrund der Unverträglichkeit der Zuchtböcke gegenüber Geschlechtsgenossen wirft die Haltung von einem oder mehreren Zuchtböcken ganz eigene Probleme auf. Züchter haben unterschiedliche Systeme entwickelt, um ihren Zuchtböcken trotzdem ein Leben mit Artgenossen zu ermöglichen. Es können hier nur wenige Beispiele gegeben werden:

Vergesellschaftung mit anderen Tierarten

Die Vergesellschaftung mit Kaninchen ist möglich, wenn die Kaninchen mind. zu zweit sind, die Meerschweinchen mind. zu zweit sind und genügend Auslauf geboten werden kann. Es müssen Rückzugsgebiete für Meerschweinchen und für Kaninchen vorhanden sein.


Unterkunft

Die in Zoofachhandeln üblichen, käuflichen Standard-Käfige sind leider oft zu klein, um 2 oder mehrere Meerschweinchen darin zu halten. Liebhaber empfehlen im Allgemeinen pro Meerschweinchen eine Grundfläche von 0,50 m² pro Tier, was durchaus ausreicht, wenn die Tiere viel Auslauf bekommen. Sollten die Tiere nur im Gehege wohnen, oder bekommen sie nur selten Auslauf, ist eine Gehegegröße von 1 m ² pro Tier wohl angemessen. Besser geeignet sind jedoch geräumige Eigenbauten, die eine größere Fläche und zum Beispiel durch etwa 30cm hohe Plexiglasscheiben einen besseren Ein- und Ausblick sowie einen näheren Kontakt zu den Tieren ermöglichen. Für zwei Tiere sollte der Käfig mindestens eine Länge von 120 cm haben, für drei sind 140 cm empfehlenswert. Generell gilt natürlich: je größer, desto besser.Allerdings sollte der Käfig nie auf dem Boden stehen, da sich Meerschweinchen oft durch das Getrappel der Füße gestört fühlen und dann Angst bekommen. Am Besten stellt man den Käfig etwas erhöht auf Kommoden, kleine Schränke etc..

Der Boden des Käfigs sollte mit einer nicht staubenden Streu bedeckt sein, zum Beispiel Holzstreu, Holz- beziehungsweise Strohpellets oder Hanfstreu. Darauf kann eine Schicht Stroh oder Heu gegeben werden, die die Tiere gern zum Verstecken und Spielen nutzen. Ebenfalls kann man über das normale Streu auch noch sog. Überstreu geben, das dann z.B.Waldboden oder Heidelandschaften imitiert.

Zur weiteren Einrichtung des Käfigs gehören Futternäpfe, ein Häuschen mit zwei Ausgängen (Fluchtwege), möglichst ohne Fenster (Gefahr des Steckenbleibens), eine Heuraufe und eine Trinkflasche oder eine Wasserschüssel (Wasser muss immer zur Verfügung stehen). Der Vorteil der Wasserschüssel ist die natürlichere Trinkhaltung der Tiere und die bessere Wasserqualität (in der Trinkflasche - besonders im nicht einsehbaren Trinkrohr - können sich Algen oder Bakterien ausbilden). Der Nachteil ist das mögliche Umkippen der Schüssel (die Schüssel sollte auf das mögliche Aufstützen eines Meerschweinchens ohne zu kippen ausgelegt sein - wie auch der Futternapf). Alternativ kann man auch einfach ein (unbehandeltes!) Holzbrett durch die Gitterstäbe der schmalen Käfigseite stecken. Dadurch erhält man auch gleich noch eine erhöhte Aussichtsplattform, auf der sich zuätzlich Futter gut anbieten lässt, welches dort auch nicht so schnell verschmutzt werden kann.

Weitere mögliche Einrichtungsgegenstände sind der Foodball (ein Gitterball zum Aufhängen, kann mit Heu oder Gemüse befüllt werden), Steine, Korkröhren, Stofftunnel, Kuschelrollen, Schlafsäcke, Iglus und Hängematten. Diese können ganz einfach aus einem kleinen, mit Wäscheklammern oder Häkchen am Käfig befestigten Gästehandtuch selbst gemacht werden.


Auslauf

Meerschweinchen dürfen nie nur im Käfig gehalten werden, sondern brauchen täglich mindestens ein bis zwei Stunden Auslauf. Dabei sollten Kabel, Chemikalien und Giftpflanzen sicher abgegrenzt werden, um ein Anknabbern zu vermeiden. Nur selten werden die Tiere stubenrein. Man kann versuchen, ihnen einen überdachten Platz (z. B. Pappkarton), der mit einem Handtuch ausgelegt wird, als „Toilette“ anzubieten. Auch Wachstischdecken sowie billige Webteppiche eignen sich als Unterlage für einen Zimmerauslauf. Als Material für die Zäune können beispielsweise Holzpalisaden oder Komponenten von Magic cubes (Gitterschränke) benutzt werden.


Außenhaltung Meerschweinchenbock im Schnee vergrößern Meerschweinchenbock im Schnee

Ist ein wetter- und Raubtier-sicherer, fester Unterschlupf vorhanden, können Meerschweinchen auch ganzjährig draußen gehalten werden. Eine gut isolierte, zugfreie und trockene Rückzugsmöglichkeit sollte ständig zur Verfügung stehen. Diese Unterkunft muss den Mindestmaßen für Käfige entsprechen, da sie an kalten und regnerischen Tagen als ständige Behausung dienen muss. Die Tiere müssen bereits im Sommer an die Freihaltung gewöhnt werden, ein Wechsel vom kalten Außenstall in die warme Wohnung und andersherum ist unbedingt zu vermeiden. Vorsicht ist geboten, wenn Hunde und Katzen in der Nähe sind – wenn die Meerschweinchen Auslauf haben, ohne durch Gitter geschützt zu werden, können sie leicht von diesen „geraubt“ werden. Im Winter ist die Schutzecke außerdem gut mit Stroh und Heu auszustatten. Dort können sich die Meerschweinchen wie unter einen warmen Decke verkriechen.


Kastration

In den meisten Fällen ist es so, dass nur männliche Tiere kastriert werden. Zum einen ist bei Weibchen dieser Eingriff sehr riskant und auch teuer, da er viel größer ist als bei Böcken. Zum anderen ist es auch sinnvoller den Bock zu kastrieren, da man in den meisten Fällen mehrere Weibchen mit einem Bock zusammen hält und nicht umgekehrt.

Böcke kann man schon jung kastrieren, aber auch bei älteren Tieren, bis etwa vier Jahre, ist das noch möglich. Es hängt jedoch vom Gewicht und Gesundheitszustand des Bocks ab und sollte mit dem Tierarzt besprochen werden.

Unter Frühkastration versteht man, dass schon kleine Böckchen, die noch nicht geschlechtsreif sind, kastriert werden. Der Vorteil davon ist, dass sie meist (aber nicht immer) weniger dominant werden. Ab welchem Alter der Eingriff vorgenommen wird, ist von einem Tierarzt zum anderen verschieden. Die einen kastrieren Böcke schon mit etwa 4–5 Wochen und einem Gewicht ab 300 Gramm, meist wird jedoch etwa bis zur 5. Woche gewartet, denn dann kommen die Hoden herunter und der Eingriff ist weniger riskant.


Ernährung Meerschweinchengruppe beim Fressen vergrößern Meerschweinchengruppe beim Fressen

Meerschweinchen sind Pflanzenfresser, die kein tierisches Eiweiß benötigen. Frisches sauberes, staubfreies Heu ist die Basis ihrer Ernährung. Zusätzlich brauchen sie täglich ca. 100 g Frischfutter.

Futterpflanzen des Meerschweinchens sind:

Kein geeignetes Futter für Meerschweinchen ist:


Erkrankungen

Meerschweinchen sind Fluchttiere und für sie würde jede Erkrankung in der Natur den Tod bedeuten. Daher zeigen sie oft lange nicht, dass sie krank sind, wohl auch, weil sie dann einen Ausschluss aus der Gruppe zu befürchten hätten. Wenn ein Meerschwein seine Erkrankung zeigt, kann man davon ausgehen, dass es sehr ernst ist. Hat es zum Beispiel einmal aufgehört zu fressen, ist es schwierig und mühsam es wieder aufzupäppeln. Auch sind die Symptome anders aufzufassen und eine für Menschen harmlos wirkende Erkältung kann bei Meerschweinchen innerhalb kürzester Zeit zu einer tödlichen Lungenentzündung führen. Daher ist im Zweifelsfall immer ein Tierarztbesuch angesagt.

  • * Die häufigsten Erkrankungen von Meerschweinchen hängen mit der Nahrungsverwertung zusammen. Meerschweinchen haben ein relativ komplexes Verdauungssystem mit recht langer Verweildauer der Nahrung im Darm. Da sie keine Wiederkäuer sind, aber in freier Wildbahn hauptsächlich auf das relativ nährstoffarme Gras angewiesen sind, haben sie im Darm eine empfindliche Bakterienflora, die schon bei Nahrungsumstellungen Probleme machen kann. Das Darmklima ist basisch, und da stark zucker- und stärkehaltige Produkte zu einem sauren Darmklima führen können, sind solche industriellen Nahrungsmittel (wie Drops und Kräcker) für Meerschweinchen Tabu.

  • Meerschweinchen haben einen Stopfmagen und kaum Darmperistaltik, nur wenn Futter (das aus diesem Grunde auch sehr faserreich sein muss) aufgenommen wird, wird der Nahrungsbrei im Verdauungstrakt weitergeschoben. Diese anatomische Eigenschaft führt dazu, dass sich das Krankheitsbild eines Meerschweinchens, das nicht frisst, mitunter drastisch verschlimmert.

  • Blähungen sind sehr ernst zu nehmen, da sie innerhalb von Stunden zum Tode führen können. Der Tierarzt ist in diesem Falle der passende Ansprechpartner.

  • * Oft und zum Teil in Verbindung mit der Verdauung treten auch Zahnfehlstellungen auf, so dass die Zähne (Schneidezähne und Backenzähne) regelmäßig gekürzt werden müssen, da das Tier schlimmstenfalls nicht mehr fressen kann (Brückenbildung). (Die Zähne wachsen bei Nagern permanent nach und werden normaler Weise durch die Abnutzung auf Länge gehalten, da sie sehr viel weicher sind, als die von Raubtieren und Menschen. Dies geschieht z. B. durch das Kauen von Heu, Birkenzweigen oder Astrinden). Trockenes Brot eignet sich nicht zum Zahnabrieb, da es mit dem Speichel zu schnell aufgeweicht wird und somit nie bei den Backenzähnen ankommt. Auch ist es zu stärkehaltig.

  • Probleme mit der Nahrung können beim Meerschweinchen schnell lebensbedrohlich werden, weil sie innerhalb weniger Tage schnell an Gewicht verlieren. Weiter ist ihr Körper nicht in der Lage Vitamin C selbst zu produzieren, was in kürzester Zeit zum Problem werden kann. Nimmt der Körpern nicht genügend Vitamin C auf kann es zu einer Mangelerscheinung (Hypovitaminose) kommen. Der Bedarf an Vitaminen kann jedoch bei täglicher Fütterung mit Frischfutter (70-90g pro Tier) über die Nahrung gedeckt werden.


    Fortpflanzung

    Da sich Meerschweinchen sehr schnell vermehren, sollte man, wenn man keine Junge haben will, Männchen und Weibchen getrennt halten oder sterilisieren/kastrieren.

    Die Geschlechtsreife bei Meerschweinchen unterliegt großen Schwankungen. Bei Weibchen gibt es die so genannte Frühreife schon ab 3 bis 4 Wochen. Um gesundheitliche Störungen auszuschließen, sollte ein Weibchen keinesfalls vor Erreichen des 4. Lebensmonats und einem Gewicht von 700 g gedeckt werden. Bei Böcken liegt die Geschlechtsreife bei etwa 4-6 Wochen nach der Geburt bzw. ca. 300 g Gewicht. Es gibt allerdings auch Frühentwickler, die schon mit 2 Wochen, bzw. 250 g decken konnten.

    Das Weibchen darf bei der ersten Deckung nicht älter als 9 bis 10 Monate sein, da sich ab diesem Alter die Beckenknochen verhärten und es zu Geburtskomplikationen kommen kann. Es sollte mindestens 700 g, aber nicht mehr als 1100 g wiegen und muss gesund sein. Das Böckchen muss mindestens 6 Monate alt und natürlich ebenfalls gesund sein.

    Das Weibchen ist alle 14-18 Tage 24 Stunden lang brünstig. Wenn der Deckakt mit dem Männchen erfolgreich war, putzen sich beide Tiere ausgiebig. Nachdem die Jungen sich in durchschnittlich 68 Tagen vollentwickelt haben (Tragdauer kann zwischen 68 und 72 Tage schwanken), bringt sie das Muttertier innerhalb einer viertel bis halben Stunde zur Welt. Die Jungen sind Nestflüchter, wiegen zwischen 60-120 g, haben bereits ein Fell (bei langhaarigen Rassen ist es noch kürzer), offene Augen, können laufen und knabbern bereits wenige Stunden nach der Geburt am Heu, an Obst und Gemüse. Stirbt die Mutter bei der Geburt, brauchen die Kleinen dennoch Milch zum überleben. Man kann sie einer anderen Mutter geben - manchmal säugt sie die fremden Jungen mit. Sonst muss man die Jungen alle 2 Stunden (auch nachts!) mit Katzenaufzuchtmilch und einer Spritze (ohne Nadel) füttern.

    Direkt nach der Geburt der Jungen ist die Meerschweinchendame wieder empfangsbereit, weshalb unkastrierte Männchen dann nicht im Käfig sein sollten, um ein sofortiges Nachdecken zu vermeiden. Ein Weibchen kann 1 bis sieben Junge werfen, wobei es in der Regel zwischen 2 und 4 Junge sind. Der erste Wurf ist nicht unbedingt kleiner als die nachfolgenden. Die Jungen werden dann 3 Wochen von der Mutter gesäugt, bis sie mit 4-5 Wochen (und einem Mindestgewicht von 250 g) abgegeben werden können. Allerdings sollte man auch beachten, dass die Jungtiere nicht mehr bei der Mutter saugen, um späteren Verhaltensstörungen entgegenzuwirken.


    Zucht

    Von der einfachen Vermehrung von Meerschweinchen zur Zucht ist es ein grosser Schritt. Vermehrung bedeutet einfach zwei Tiere zusammen zu setzen, ohne genau zu wissen was raus kommt. Ein seriöser Züchter weiss zuvor schon genau, was bei einer Verpaarung heraus kommt und kennt meistens mehrere Generationen der Vorfahren seiner Tiere. Wenn er diese nicht kennt, nimmt er Testverpaarungen vor, um Aufschluss über die genetischen Eigenschaften des Tieres zu erhalten. Ein Züchter steckt sich ein genau definiertes Zuchtziel. Er verpaart gezielt nur Tiere mit einer speziellen Haarstruktur und eines Farbtypus. Falls von einer Verdünnungsfarbe zuwenige Tiere vorhanden sind, greift er auf Vollfarbentiere zurück und erhält erst in der übernächsten Generation wieder die gewünschte Farbe. Daher und zur Vermeidung von zu starker Inzucht muss ein Züchter zwangsläufig mehrere dutzend Tiere artgerecht unterbringen können und so eine Linie aufbauen.

    Linienzucht ist ein weiteres Gebiet mit dem sich ein Züchter zwangsläufig beschäftigen muss. Um eine Farbe oder ein Merkmal zu verstärken oder aber einen Gendefekt in der Linie aufzudecken, muss man oft auf Tiere der Linie, also der Verwandtschaft, zurückgreifen können. Allerdings muss eine solche Rückverpaarung gut geplant werden und man sollte darauf achten, dass man ab und zu wieder frisches Blut in die Linie bringt, um den Genpool zu erweiten, denn ansonsten kann das Immunsystem zu einseitig und die Tiere krankheitsanfällig werden.

    Wer züchten möchte, sollte sich vorher ein paar grundlegende Kenntnisse zur Genetik, den Rassen und der Linienzucht zulegen. Außerdem sollte man sich vorher überlegen, wie das Böckchen in den Zuchtpausen der Weibchen untergebracht sein soll und wohin die Jungtiere gehen sollen. Am besten sucht man sich einen erfahrenen Züchter, der einen berät. Zucht bedeutet einen sehr grossen Aufwand, sowohl zeitlich als auch finanziell. Daher wäre es eine Illusion zu glauben mit einer Zucht einfach Geld verdienen zu können.


    Rassen

    Das Hausmeerschweinchen ist im Gegensatz zu den grau- bis rotbraunen eher kurzhaarigen Wildrassen in den verschiedensten Farben, Felllängen und -strukturen zu finden. Generell gibt es nahezu beliebige Kombinationen aus Farben, Felllänge und Wirbeln. Dazu kommt noch eine unterschiedliche Haarstruktur (drahtig bis samtweich, sowie lockig).

    In den vergangenen Jahren sind durch gezielte Zucht viele Rassen entstanden, die noch in vielen Farben auftreten.

    Kurzhaarrassen:

    (Der US-Teddy, der Ch-Teddy und der Rex sind genetisch nicht miteinander verwandt. Verpaart man sie untereinander, würde man Glatthaarmeerschweinchen erhalten.)

    Langhaarrassen:


    Farben

    Schon die Inkas kannten verschiedene Farbvarianten bei den Meerschweinchen. Mit der gezielten Herauszucht von Farben wurde jedoch erst im 20. Jahrhundert begonnen:

    Vollfarben:

    Zu den Vollfarben gibt es viele Aufhellungstöne die bis zu weiß variieren können.

    Alle Farbvarianten können in Aufhellungsfarben und in Kombination mit weissen Feldern auftreten.


    Literatur

    Vererbung Oertel und Spörer ISBN 3-88627-300-8

    Weblinks

    Commons: Cavia porcellus – Bilder, Videos und/oder


    Audiodateien


    Geschichte/Abstammung

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