(muss noch formatiert werden, bin aber im Moment zu faul, sry ;)

<--zurück


So, wie findet ihr diese Fantasy-Story?(schreibt beim Kommentar auch hin, was ihr gewählt habt=)
Wählen! Ihre Meinung
fesselnd
interessant
ganz gut
nich mein Thema
schlecht geschrieben
absolut daneben
Ihr Name:

Kommentar:
Admin



Die Scharlachrote Feder


„Autsch!“ Der Karton mit dem Krimskrams fiel mir schmerzhaft aus den Fuß. Naja, wenn man so ungeschickt ist, wie ich, dann sollte man sich nicht wundern, wenn man nicht einmal eine Treppe hochgehen kann. Mit einem Karton, meine ich. So stolperte ich über eine Stufe und hob nun, leise vor mich hin fluchend, den Karton wieder hoch. Denn wem bringt es schon was, wenn ich hier ´rum sitze und einen Flunsch ziehe? ! Dadurch würde mein Umzug auch nicht schneller von statten gehen. Gerade als ich im Begriff war, wieder loszugehen, fiel mir etwas scharlachrotes ins Auge. Ich stellte meine Kiste wieder ab und bückte mich hinunter, um mir die Feder näher anzusehen. Eine so kräftig rote Feder hatte ich noch nie gesehen. Im Grunde hatte ich überhaupt noch nie eine rote Feder gesehen...


Ich bin Kathrine McKenzie und wie man an meinem Nachnamen erkennt, komme ich aus Schottland. Ursprünglich. Denn die letzten sieben Jahre habe ich in Ägypten verbracht, zusammen mit meinem Vater. Meine Mutter starb in Ägypten an einer rätselhaften Pilzkrankheit, die in den Gräbern auf einmal in der Atemluft auftauchte, wenn lang verschlossene Gräber geöffnet wurden. Mein Vater war in einer anderen, schon seit längerem geöffneten Kammer. In den alten Pharaonengräbern gab es viele von diesen Organismen. Um ihr Projekt zu beenden, blieb Vater die letzten sieben Jahre in Ägypten, obwohl seine Arbeit bereits beendet doch Mutter tot war. Jetzt, da ich endlich wieder zu Hause bin, vermisse ich das trockene, heiße Klima der Wüste kein bisschen! Es ist mir jedoch alles etwas fremd geworden, sodass ich nicht müde werde am Strand mit den zerklüfteten Felsen und den stürmischen Wellen entlang zu laufen oder in dem mystisch wirkenden Wald herumzuschlendern. Den Wald mag ich besonders. Das weiche Moos und die Wölfe. Ich habe schon ein par Mal welche gesehen, aber immer an derselben Stelle... man könnte denken, dass es eine geheime Versammlung war, bei der Menschen keinen Zutritt hatten. Aus diesem Gefühl heraus habe ich mich auch nie bemerkbar gemacht denn ich weiß nicht was, aber, dass etwas passiert wäre... Nachdem ich bei so etwas zugesehen habe, fühlte ich mich immer, als ob ich langsam aus einer wässrigen Blase heraus und nur ganz langsam wieder etwas mitkommen würde.
Jeder, der schon einmal ein Buch über Feen, Elfen und die rothaarigen, lustigen Kobolde gelesen und dann den Wald gesehen hatte, konnte verstehen, was ich fühle. Hier scheint es einem, als ob jeden Moment eine Fee aus einer Blüte hervorschweben oder hinter dem nächsten Baum ein fieser Kobold hervorspringen und mir eine blöde Grimasse ziehen könnte.

Man erkennt bestimmt, dass ich sehr naturverbunden bin. Allerdings gibt es da bei mir auch eine andere Seite, welche auch etwas mehr auf Zack ist. Solch eine Seite sollte man bei seinem ersten Schultag schon an den Tag legen, denn sonst ist man ganz schnell der Loser. Diese Erfahrung habe ich schon oft gemacht. Ein falsches Wort und der Neuling hat alle in der Klasse gegen sich. So versuche ich also, immer wenn ich in eine neue Klasse komme(was leider wegen Dads Arbeit häufig vorgekommen ist) etwas flippiger als sonst zu sein. Anscheinend werde ich auch nicht so schnell in eine neue Klasse kommen, das hat Dad versprochen.

Dad s neuer Wagen fuhr vor das Schultor... riesig, alt und verrostet. ,Hoffentlich sieht das innen besser aus! ´ das habe ich gedacht. ,Die Schule hat mehr Ähnlichkeit mit einem alten Burggemäuer als mit einer angesehenen Schule. Ob es da auch Kerker gab? Sozusagen für jeden Schüler, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.´ dachte ich halb belustigt. „Na los! Steig aus Kat! Die Schule beißt nicht! “ ,Beißt doch nicht! ´, das war Dads Lieblingsspruch. Doch ganz die brave Tochter steige ich aus und machte ein paar zaghafte Schritte auf das Tor zu. Alle Belustigung war vergessen. Als die Reifen quietschten und das funkelnde Auto schnell von der Schule wegbeförderten, zuckte ich zusammen. Nichts wünschte ich mir jetzt mehr, als am Meer entlang zu joggen wie es sonst mache, wenn ich wieder auf irgend etwas sauer bin. Doch jetzt konnte ich maximal in den Klassenraum joggen. Und das möglichst schnell, denn in ein paar Minuten würde der Unterricht anfangen. Und am ersten Tag zu spät erscheinen, das würde nicht besonders gut kommen... Nach einigem Umherirren in den Gängen, habe ich dann den Raum gefunden. Ich war schon mal bei meiner Anmeldung hier, aber mit Schulgängen hatte ich noch nie zu tun. Bisher hatte ich immer Privatlehrer. Außerdem, als ich zur Anmeldung hier war, sind wir durch einen Seiteneingang hereingekommen. Ob ich den noch finden würde war fraglich. Es klingelte in dem Moment, als ich die Tür öffnete. Ich huschte schnell rein und sah mich zirka 20 Schülern gegenüber, die mich alle anstarrten, als ob ich ein pinkfarbenes Zebra in einem Kino wäre. Das war nicht besonders angenehm! Da noch kein Lehrer in Sicht war stellte ich mich einfach an die Seite. Was mich wunderte war, dass es im Klassenraum absolut still war. Mit „still“ meine ich, dass zwar geflüstert wurde, aber mehr nicht. Ich kam nicht dazu, mir weitere Gedanken über das ungewöhnliche Verhalten der Schüler zu machen, denn in diesem Moment öffnete sich die Tür. Die Lehrerin kam herein. Und jetzt wusste ich warum die Schüler so still waren. Bei so einer Person kann man nicht anders. Sie sah zwar sehr witzig aus, mit der rüschenbesetzten Bluse, dem altmodischen Faltenrock und der nicht geraden schlanken Figur, aber wer den mehr als strengen Blick in ihren Augen sah, der konnte nicht mehr anders. Man konnte einfach nicht mehr reden oder anderen Blödsinn machen! Es ging einfach nicht. Das, was mich aus meiner Erstarrung riss, war: ihr Parfum! Es hatte einen sehr... äh... aufdringlichen Geruch. Grauenhaft!
„Du bist die Neue?“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ich nickte stumm.
„Auf was wartest du? Stell dich vor! “ bellte sie. "Ähm... ja!“, wenn man vor Nervosität Bauchschmerzen hat, ist das nicht gerade einfach!
„ Hi! Ich bin Kathrine McKenzie, aber alle nennen mich Kat. Ich bin 16 Jahre alt und habe 11 Jahre in Ägypten gelebt... zusammen mit meinem Vater. Er ist auch jetzt noch oft unterwegs. Ich habe eine Katze. Sie heißt Whisky Meine Hobbies sind: Sport, besonders Leichtathletik und Kampfsport, Skateboard und Inliner fahren. Außerdem lerne ich gerade Schlagzeug.“

„Setz dich“ na danke! Gerne! Aber wohin? „Und wo?“
„Irgendwo!“ sie sah sich um.
„Da!“ sagte sie und deutete auf einen Platz neben einem etwas erschrocken aussehenden Jungen.
„Neben Clintock. Na los! Beweg dich!“
Na prima, ein Junge. Das kann ja lustig werden... Schon am Anfang des ersten Schultages musste ich mich neben einen völlig verschüchterten Jungen setzen. Niedergeschlagen schlurfte ich zu meinem Platz. Als die Frau weiter ihren Job erledigte und uns mit Mathe quälen durfte(und dafür auch noch bezahlt wurde) merkte ich aus den Augenwinkeln, dass der Junge, den sie Clintock nannte immer wieder herüberschielte. Das macht wirklich nervös. Irgendwann schob er dann einen Zettel rüber: „Hi, ich bin Matthew. „Interessante“ Person unsere Lehrerin, oder? ^.^“ Ich hatte nicht wirklich Lust, Matthew zu antworten, also fiel meine Antwort wohl etwas kurz aus. „Äußerst!“ Daraufhin unterließ er es, mir zu schreiben...

Nach der Schule sollte ich noch ins Sekretariat um mit dem Direktor zu sprechen, doch da das eh nur Tradition war, mit dem neuen Schüler nach dem ersten Tag zu sprechen, kam nicht viel Neues dabei raus... hauptsächlich ging es darum, dass ich auch mit dem hinfahren könnte. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass ich lieber mit meinem Fahrrad fahre, aber ich glaube, so ganz hat es noch nicht geschnallt. Als ich aus dem Schulgebäude herausging war es schon fast dunkel. Aber dadurch konnte ich die Sonnenröte sehen, die auf die Burg fällt. „In diesem Licht sieht sie gar nicht mehr so gruselig aus, was?“
Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Hinter mir stand Matthew. „Musst du mich so erschrecken?!“
„Schlechtes Gewissen?“
„Nein! Warum bist du eigentlich noch hier?“
„Ich musste heute Raumdienst machen. Tafel wischen, kehren, gießen, Stühle hochstellen und so weiter.“
„Aha.“ Stille. Ich stieg auf mein Fahrrad, er tat es mir nach.
„Ehm... du spielst Schlagzeug?“
„Ja... aber wie schon gesagt, ich lerne noch.“
„Hast du Lust mal mit mir zusammen zu spielen? Weißt du, ich spiele E-Gitarre“ Ich sah ihn an. Ich konnte mir das kaum vorstellen. Zu ihm hätte irgendwie mehr ein Klavier gepasst. Die langen Finger... und überhaupt, der ganze Eindruck vermittelte eigentlich nicht das, was man von einem E-Gitarrenspieler erwarten würde. Er war etwa größer als ich, (irgendwo normal, oder?) was heißt, dass er etwas 1,80 m groß ist. Er hatte dunkelblonde Haare. Blaue Augen; das vermute ich zumindest, schlank, nicht dürr und wirkte auf mich wie... ja. Wie der Wald. Er hatte etwas verträumtes an sich. Ich bemerkte, dass ich ihn anstarrte.
„Ent... entschuldige.“ Er sah mich nur verwundert an, hatte das ganze wahrscheinlich gar nicht mitbekommen. „O.k., lass uns mal zusammen spielen, aber in nächster Zeit geht es nicht. Ich muss noch den ganzen Kram nachholen, denn etwas seid ihr mir etwas voraus...“ „Versprochen?“
„Versprochen!“
Den Rest der Zeit redeten wir über allerlei belangloses Zeug, ich bemerkte kaum, dass es schon stockduster war... Als ich schon fast zu Hause war und man unser Cottage sehen konnte drehte Matthew ab. „Ich wohn da drüben.“ Sagte er und zeigt auf ein Haus, etwa 500 m entfernt. „Mit ein bisschen Glück treffen wir und ja morgen. Tschau!“ „Ja.“ Ich fuhr noch die restliche Strecke und dachte über diese Person, mit der ich eben nach Hause gefahren bin, nach. Bei mir brannte kein Licht. Etwas enttäuscht stellte ich meinen Drahtesel in den angrenzenden Schuppen. Kein Dad. Nur eine Katze, die gefüttert werden wollte. Unsere Eingangstür konnte man nicht von der Straße aus erreichen und einen Weg um das Haus hatte Dad auch noch nicht angelegt. Ich seufzte und sprang über den Verandazaun. So würde ich wenigsten trocken bleiben. Wobei ich sowieso vorhatte ein heißes Bad zu nehmen und es mir dann bequem zu machen. Denn den Abend kann auch alleine verbringen. Wozu gibt es Computer, Fernsehen oder Bücher? Kurz: Ich machte es mir mit Schokolade und Tee vorm Fernseher gemütlich. Whisky konnte sich bestimmt auch nicht beklagen, schließlich hatte sie Futter bekommen, durfte es sich auf meinen Beinen bequem machen und wurde gestreichelt. Hatte die es gut! Da ich noch bis nach um 11 wach war, finde ich es sehr verständlich, wenn man am nächsten Morgen etwas blöd aus der Wäsche schaut, was mir dann auch von meiner neuen Bekanntschaft mitgeteilt bekommen habe. Ich habe Matthew am Morgen getroffen und er hat mir versichert, dass er mir in der „Schule“ alles zeigt da ich im Moment anscheinend nicht ganz zurechnungsfähig war. Das finde ich sehr erfreulich, denn es macht sich irgendwie nicht gut, wenn man selbst die Mensa suchen muss. Ehe man diesen Ort der Vergiftung findet, kann die Pause schon wieder vorbei sein.



II. Erste Anzeichen Die Feder habe ich noch. Sie ist in einem leeren, mit juwelenbesetzten Tintenfass aus dem Grab eines „unbekannteren“ Pharaos. Eine solche Feder hätte ich zwar sowieso nicht weggeworfen, doch ich habe das Gefühl, dass da noch was anderes ist. Deswegen habe ich sie auch nicht weggelegt. So ein Gefühl ist bei mir aber nichts sonderbares. Ich habe aus Ägypten einige Grabschätze mitgenommen. Grabschätze... eigentlich nicht richtig, denn wenn sie wertvoll wären hätte sie wohl kaum ein 16-jähriges Mädchen, sondern irgendein verstaubtes Museum. Mit Grabschätzen meine ich: Katzenskulpturen aus Bronze und Gold, bei denen ich manchmal das sie mehr schimmern als es normal wäre. Oder Skarabäen, bei welchen ich mir eine Flügelbewegung einbilde. Und das ist es eben. Ich weiß nicht, ob ich mir das einbilde oder nicht. Tatsache ist, dass ich wegen solcher Frage oft nicht einschlafen kann. Doch mir war nichts bewusst, weswegen ich heute nicht schlafen könnte, außer, dass Vollmond war. Manchmal bin ich sozusagen „mondsüchtig“ aber das ist nicht so krank, wie bei Leuten die sich dann immer hin und her wälzten oder schlafwandelten.

Als ich dann eines Nachmittages wieder nach Hause kam leuchtete die Feder. Ich war mir dieses eine Mal absolut sicher, dass ich mir das nicht eingebildet habe. So eine intensive Leuchtkraft haben nicht mal die Reklameschilde in Las Vegas! Das kann man sich an so einem zarten Gebilde gar nicht vorstellen... aber Tatsache war: Sie leuchtete. Jeder normale Mensch würde sich jetzt fragen warum sie das tat. Nun, ich fragte mich warum sie leuchtete. Aber wie man sich denken kann, kam ich nicht zu einer logisch nachvollziehbaren, auch wirklich möglich Antwort, die auch noch Sinn machen soll! Also ließ ich die Feder, Feder sein und hoffte darauf, dass mein Vater (wenn er irgendwann mal wieder da sein sollte) eine Erklärung hatte. Fluoriszierung oder so. Aber wie ich ihn kannte, würde er mit einem geheimnisvollen lächeln sagen: „Magie.“ Ein positiver Nebeneffekt von dem Leuchten war, dass es ein schönes Nachtlicht abgab. Nicht, dass ich nachts nicht schlafen kann, aber während Vollmond ist, schlafe ich meistens nicht besonders gut. Allerdings ist es bei mir nicht so extrem wie bei anderen „mondsüchtigen“ Menschen. Ich schlafwandele zum Beispiel nicht. Doch diese Nacht, es war Vollmond, konnte ich absolut nicht schlafen. Das hatte aber nichts mit der Feder zu tun, obwohl sie dieses Mal schon glühte und man Angst hatte, dass sie sich selbst verbrennen könnte. Ich spürte etwas, eine Mischung zwischen dem Wissen, dass etwas passiert; ein Ziehen, nicht körperlich, sondern eher phantastischer Natur, als ob etwas meine Vorstellungskraft überall da hinzieht, nur nicht zu den imaginären Schäfchen über meinem Bett.



III. Verwandlung Konnte nicht schlafen. Musste aufs Klo. Stieß mir den Zeh. Fluchte. In letzter Zeit fluche ich zu häufig! Noch fünf Meter bis zum Bad. Drei. Zwei. Einer. Endlich! Ich ging am Spiegel vorbei. Der im Bad ist der größte im Haus. Er ist an den Türen eines Schrankes angebracht, sodass die Gesamtfläche wohl 3m x 2m betrug. Beiläufig sah ich wie immer kurz hinein und ging weiter. Aber nur um mich erschrocken noch einmal dem sonst so verfluchten Spiegel zuzuwenden. „UAAAH! Was geht n jetzt ab? !“ Hat jemand schon mal die Magier aus irgendwelchen Fernsehserien gesehen, die sich nur halb in ein Tier verwandelt hatten? Naja. So in etwa sah ich jetzt auch aus! Ich hatte einen langen buschig roten Schwanz und lange Fangzähne. Ich war zur Hälfte ein Fuchs. „Nicht Fuchs. Wolf!“ Sagte eine sanfte Stimme hinter mir. Erschrocken sah ich im Spiegel wer(oder was) das war. Die Feder schwebte hinter mir. In der Luft. Und projizierte das Bild einer Wölfin. Woher ich wusste, dass es eine Wölfin war? Keine Ahnung. Ich wusste es halt! Aber ich wusste auch noch: Sie war das schönste Tier, das ich je gesehen hatte! Seidiges Fell, grau-schwarze, regelmäßige Musterung und vollkommene Symmetrie der Zeichnung des Fells. Ihre „Stimme“ war nicht hoch oder tief, sondern hörte sich eher wie das Rauschen eines Sturmes an. Das meine ich nicht als Metamorphose. Es hörte sich wirklich so an! Plötzlich gab es einen Ruck, und die Feder war noch weiter oben in der Luft als vorher. Unabsichtlich sah in den Spiegel und was ich da sah. Verschlug mir den Atem, und allem Anschein nach auch die Sprache. Denn als ich schreien wollte kam nur ein ohrenbetäubendes Jaulen heraus. „Schrei doch nicht so!“, rief die Wölfin. „Du bekommst ja deine alte Gestalt zurück! Obwohl ich nicht weiß, was dir an dieser hier nicht gefällt. Ich komme ganz gut damit klar.“ „Entschuldigung. Ich wollte nicht... respektlos sein“, erwiderte ich, mittlerweile wieder in Menschengestalt. „Schon gut. Aber jetzt sei still. Ich habe dir etwas zu sagen!“ „Das glaube ich auch!“ „Ruhe!“ sie seufze und murmelte irgend etwas von wegen: Typisch Mensch. Allein die Tatsache, dass ich sie verstehen konnte war ungewöhnlich, da ich nur jaulen, bellen und andere Kläfflaute von mir geben konnte, als ich bis vor einer Minute noch ein Wolf war. Ein scharlachroter übrigens.

„ Also, du hast ja gemerkt, wenn Vollmond ist, verwandelst du dich zur Hälfte in einen Wolf.“ Ach nee. „Das lässt sich nicht vermeiden. Doch du kannst dich auch ganz verwandeln. So wie eben. Dieses Mal habe ich die Vollverwandlung ausgelöst, aber wie schon gesagt: Du kannst das auch!“ „Und warum, bitte schön, sollte ich das wollen?“ Jetzt maulte sie nicht ´rum, weil ich sie unterbrochen habe. Sie schien auf diese Frage gewartet zu haben. „Weil du eine Aufgabe hast.“ Ich wollte sie fragen warum ausgerechnet ich eine „Aufgabe“ bekommen habe, aber der Gedanke verschwand, sobald ich es aussprechen wollte. Es wunderte mich auch, warum ich mich nicht freute. Schon immer habe ich davon geträumt, Superkräfte zu haben, mich verwandeln oder zaubern zu können. Und jetzt „Wusch“, und ich kann mich in einen Wolf verwandeln. Hey, wer kann das schon einfach so wegstecken? ! Dem Normalo-Menschen stellte sich jetzt die Frage: Schön und gut. Bin ein Wolf, aber warum? „Du hast eine Aufgabe!“ „Du wiederholst dich...“ „Na gut,“ sagte sie bissig „dann erklär´ ich dir halt deine Mission!“ „Werde ich nicht gefragt, ob ich sie annehme, bevor sie mich in Staatsgeheimnisse einweihen?“ „Nein! Und jetzt lass mich ausreden.“ Es war eigenartig mit einem Wolf so zu reden, als ob er ein Mensch wär´... Sie putzte sich und fuhr dann fort: „Vor einiger Zeit verschwand die Königin der Elfen, Mirana de ra basa Lunar. Und auch der König der Kobolde ist unauffindbar --“ also kein Kobold, der hinter einem Baum hervorspringt und mir eine Grimasse zieht. „ -- Fin querno Bora. Beide sind sehr mächtige und gute Herrscher und deshalb sehr wichtig. Gerade jetzt, wo die Orks und Zwerge in unser Reich eindringen...“ „Orks? Elfen? Zwerge? Kobolde?“ quiekte ich und unterbrach sie wieder mal. „Ja.“ Sie runzelte die Stirn, was äußerst lustig bei einem Wolf aussah. „Wusstest du das nicht? Es gibt sie alle noch. Die Sage, dass es keine Elfen oder Koboldgold am Ende eines Regenbogens gibt, wurden nur vorgetäuscht, da immer mehr Menschen uns bedrohten.“ „Aha.“ Ich war perplex. Sehr sogar. „Was ich sagen wollte: Sie werden wahrscheinlich von Larga gefangen gehalten.“ „Largo.“ Echote ich. „Wer is n das jetzt schon wieder? Der Herrscherin der Finsternis?“ Das war ein Scherz, doch: „Nicht ganz. Nicht Herrscherin der gesamten Finsternis, aber zumindest die Kronprinzessin von Schattenreich. Unserem stetigen Feind. Sie war es auch, die die Menschen gegen uns aufbrachte. Doch nun...“ sie stockte. „Was „nun“ ?“ „Naja. Sie hält höchstwahrscheinlich König Fin und Königin Mirana gefangen. Und es gibt nur zwei Mittel um sie zu besiegen und dadurch Fin und Mirana zu befreien. Wir suchen nach den Federn des Lichts. So kann man sie bannen. Die Königin war die einzige, die sie suchen konnte, und Fin war ihr Beschützer. Jetzt, da sie weg sind, musst du diese Arbeit übernehmen.“ „Ah, ja. Ganz allein...“
„Nein. Ich stelle dir Zelnd zur Seite.“ Ein Lächeln. „Zelnd.“ Ich würde mir nie diese ganzen Namen merken können. „Und wo ist dieser Zelnd?“
„Über dir.“ sagte sie, immer noch lächelnd. Ich sah automatisch nach oben. Da war nichts. Außer der Feder. Eine Ahnung stieg in mir auf. Und tatsächlich. Die Wölfin stieß einen einzigartigen Ton aus. Ich fröstelte. Dann bewegte sich die Feder(oder sollte ich sie schon Zelnd nennen?) und streckte sich. Wurde immer breiter und größer. Die rote Gestalt wurde menschenähnlich. Dann folgte ein Summen und der Umwandlungsprozess à la Wolfsgöttin war abgeschlossen. Vor mir stand: ein Mensch. Er hatte kurze schwarze Haare und wolfsähnliche Augen. Schwarz. In der Mitte gelb. Aber eigentlich fiel mehr sein Erscheinungsbild ins Auge, als besagtes Auge. Altmodische märchenhafte Kleidung. Eine Art Halbmantel in dunkelblau. Blau war auch seine ziehmlich weite Hose. Unter dem Mantel kam etwas, was Ähnlichkeit mit einer Schärpe hatte zum Vorschein. In Gelb. Sie endete in einem arabisch anmutenden Gürtel.
Zum Erstaunen schaffte es mein Verstand nicht mehr. Der Vorrat davon war für heute eindeutig aufgebraucht!



IV. Changing Live Nach einigen praktischen Tips wie: Verwandle dich nur halb, wenn du eine Tür aufmachen willst. Mit der Vollverwandlung und den dazugehörigen Pfoten geht das nicht. Oder: Wenn du auf der Flucht bist, oder aus irgendeinem Grund schnell sein musst, dann mach die Vollverwandlung. „Und wie kriege ich die hin?“ das war eine Frage, die, meines Achtens nach, reichlich spät kam. „Zelnd wird es dir zeigen!“ mit diesen Worten machte sie den Abgang und hinterließ mir einen nicht sehr redseligen neuen Freund. „Wie kann sie es wagen einfach so in Nebel aufzugehen?!“ murmelte ich empört. Keine Antwort. Dann halt nicht! Er tappte aus dem Zimmer. „Hey! Wo willst du hin?“ wieder keine Antwort. Er ging zielstrebig die Treppe runter. „Hallo-ho!!!“ diese „Nichtbeachtung“ machte mich rasend. Ich folgte ihm also wütend hinunter in die Küche, wo sich dieses ... äh... Individuum an meinem Kühlschrank gütlich tat... nicht an dem, was in dem Kühlschrank war! An dem Kühlschrank, an sich! Da fallen einem doch die Glubscher raus! Das könnte problematisch werden, das Vieh zu füttern. Was heißt Vieh? Es sah ja aus wie ein Mensch... Ich seufzte. „Was n los?“ fragte das Etwas mit vollem Mund. „Ich frag mich nur grade, wo du schlafen, was du essen, wo du wohnen kannst... !?“ „Im Bett. Alles. Hier.“ Tolle Antwort! Was der kann, kann ich schon lange! „Welches, bist du Allesfresser, wo genau?“ Jetzt war “er“ sprachlos. „In deinem, nein, in diesem Haus.“ Oder auch nicht.


Auch der finstersten , oder unglaubwürdigsten, Nacht, folgt der Tag. Und auch dieses Mal traten die Naturgesetze trotz allem Eigenartigen wieder in Kraft. Was mich irgendwie erleichterte. Vielleicht hatte ich ja geglaubt, dass heute statt der Sonne der Jupiter aufgehen und strahlen würde... auf jeden Fall bedeutete ein neuer Tag auch Schule. So machte ich mich notgedrungen auf den Weg und versuchte sprechende Wölfe und Kühlschrank futternde Menschen aus meinen Gehirnwindungen zu vertreiben. Was angesichts anstehender Arbeiten nicht leicht fiel... selbst Matthew, Matt, merkte, dass etwas nicht stimmte und fragte mich dauernd, was denn passiert sei. Aber ich antwortete lediglich mit einem Kopfschütteln. Was hätte ich auch sagen sollen? Das ich gestern Nacht in einen Wolf verwandelt würde und ich jetzt immer bei Vollmond zum Wolf wurde?“ „Ich habe mich gestern Nacht in einen Wolf verwandelt und immer bei Vollmond verwandle ich mich wieder in einem Wolf.“ „Lass den Sarkasmus! Ich mein es ernst.“ Toll, ich auch. Da erzählt man nun schon mal die ganze Wahrheit und dann? „Na gut, ich hab gestern einen Anruf von einer millionenschweren Werbeagentur bekommen. Die wollen mich als Ablösung für Naomi Campbell. Deshalb konnte ich nicht schlafen und glotz jetzt blöd aus der Wäsche“ fuhr ich in an. „Na endlich! Ich dachte schon, du rückst nie mit der Wahrheit raus! Ich werd demnächst Kontrollanrufe machen“, scherzte er. Und da sagt man: Der Mensch will immer die Wahrheit erfahren. Natürlich.


Bevor ich zur Schule gefahren bin habe ich Zelnd so in etwa beigebracht, was es heißt, "Mensch" zu sein. Wenn man erst seit einigen Stunden ein Mensch ist, dann ist es kein Wunder, wenn man nicht weiß, dass ein Lichtschalter wie der Name schon sagt zum Schalten da ist, und nicht zum Essen. Überhaupt, hat er heute Morgen schon fast alles angeknabbert von Löffeln über Gardinen und Treppengeländer. Gut, dass er nicht den Menschenspruch kennt: Was auf den Tisch kommt, wird gegessen. Sonst wäre mein Haus wahrscheinlich, wie ein Baum von Termiten, sofort kahlgefressen worden. Ganz richtig. Fressen! Er hat absolut keine Tischmanieren. Er schmatzt, er wischt seinen Mund an den Fingern ab und die Finger wiederum an der Tapete und so weiter. Man muss erst mal den Versuch wagen, das Ganze wieder von der Wand zu kriegen! An all das erinnerte ich mich auf dem letzten Wegstückchen... Ich konnte nur hoffen, dass noch Möbelstücke da waren. Treppe hoch. Schlüssel rauskramen. Tür aufschließen. Zelnd sehen... ZELND SEHEN? Was n nu los? Ein über das ganze Gesicht grinsender Zelnd sah mir entgegen. Und allein das war schon verdächtig, denn tagsüber schlief er meist und kam erst so gegen Aber aus dem Bett und in Schwung. Außerdem wohnte ich nun schon ein paar Tage mit ihm zusammen, daraus folgt das Wissen, dass er diesen Ausdruck nur dann im Gesicht hatte, wenn es was wollte. Und: „Hallo! Freu mich, dich zu sehen. Willst du was zu trinken?“ Das wäre schon bei einem Normalsterblichen verdächtig gewesen. „Was willst du?“, fragte ich ihn leicht grinsend. „Naja. Wenn du schon soooo fragst... einen Ausweis für die Bibliothek.“ Ich war ehrlich verblüfft. Das hatte ich absolut nicht erwartet. Vielleicht noch, dass er ins Kino wollte um sich alle möglichen Märchenfilme anzusehen, aber das? „Und warum?“ „Ich habe nur die Schriftrollen unserer Welt, deshalb möchte ich was über deine erfahren...“ „Apropos deine Welt. Erzähl mir lieber mal genauer, was beim nächsten Neumond oder Vollmond so abgeht. Wie komm ich eigentlich in diese Welt? Wie kann ich mich vollständig verwandeln? Was machst du während der Zeit? Wie lange hält die Verwandlung an? Und: Wie komm ich wieder in meine normale Gestalt und Welt zurück?“ „U lala. Gleich so viele Fragen auf ein Mal! Komm mit. Das kann dauern, dir das zu erzählen... also machen wir es uns lieber bequem, oder?“
Ich machte es mir also in den angenagten Polsterstühlen bequem und Zelnd fing an zu reden...



V. Das Portal „Hmm. Wo fang ich an? Du betrittst meine Welt an einem Neu- oder Vollmond durch ein Portal -logisch-, denn die Göttin hat gesagt, dass du damit schon Erfahrung hast.“
„Mit Portalen? Schulportale, ja. Museumsportale, ja. Schlossportale, ja. Aber Märchen-Welt-wechsel-Portale? Neee. Noch nie ausprobiert.“
„Ich sag ja auch nicht, dass du sie schon aktiviert hast, aber gesehen hast du auf jeden Fall schon. Erinnere dich! Immer wenn du im Wald warst, hast du eine Wolfsversammlung gesehen. Nun, sie haben darüber beraten, ob sie dich durch das Portal gehen lassen. Aber-“
„Klar. Die Wölfe beraten mal eben ob ein Mensch in ihre Welt darf. Vermutlich darf ich nicht. Deswegen wurde mir wahrscheinlich auch die Ehre zuteil in einen Wolf verwandelt zu werden, was? Das alles ist schon äußerst unglaubwürdig.“
„Hey. Sieh dich an. Du redest mit jemanden, der vor ein paar Stunden noch eine Feder war. Ist das nicht ungewöhnlich?! Aber jetzt: Ruhe! Wo war ich?! Ach ja!
Durch das Portal können keine Menschen. Deswegen musstest du auch zu einem Wolf werden. Das war das Problem. Wenn du als halbverwandelter Wolf in die Richtung des Portals geblickt hättest, dann wüsstest du jetzt, wo das Portal ist. Das heißt: Wir müssen bis zum nächsten Vollmond warten, um es zu sehen.“
„Kann uns das nicht besagte Wolfsgöttin sagen?“
„Hallo-ho! Sie ist eine Göttin und viel beschäftigt! Es war schon eine Zumutung für sie, dass sie dir die Mission persönlich übermitteln sollte. Immer gehen hunderte, tausende Beschwerden, Bitten, Flehen ein. Da kann man sich nicht noch um ein neugieriges Menchenkind kümmern.“ Das er mich mit neugieriges Menschenkind betitelt hat, machte mich ziehmlich wütend, doch Selbstbeherrschung ist alles. So entgegnete ich nur bissig:
„Und woher weißt du so viel?“
„Ich war sozusagen ihr Sekretär...“ Diesen Ausdruck bei einer ehemaligen Feder zu hören war schon irgendwie lustig. „Und? Warst du schon immer eine knallrote Feder?“
„Nein, vorher sah ich so aus, wie jetzt, glaube ich...“
„Und warum warst du als Feder bei mir?“
„Ich sollte dich überwachen und herausfinden, wie du auf die Umwandlung reagierst. Die Überwachung ist positiv ausgefallen...“ „Aha.“ Das war schon ein starkes Stück.
„Das heißt, ihr habt mir nachspioniert!“
Schweigen.
Das war mir Antwort genug.
„Aber es war für einen guten Zweck“ verteidigte er sich. „Woher hast du denn den Spruch? Von ´ner Hilfsorganisation?!“ Das war gemein, ich weiß. Aber in dem Moment war ich einfach nur sauer. Auf wen, das wusste ich auch nicht. So machte ich mich nur noch auf den Weg zur Küche, um mich mit Schokolade vollzustopfen. (Das ist so eine dumme Angewohnheit von mir...) Nachdem ich keine Süßigkeiten mehr sehen konnte, schnappte ich mir einen Apfel und stapfte grummelnd in mein Zimmer. Zelnd ließ sich diesen Abend auch nicht mehr blicken. War wahrscheinlich auch besser so. Denn wenn ich ihn gesehen hätte, wär er bestimmt nicht mit heiler Haut davongekommen! Aber daran wollte ich nicht denken! Also suchte ich nach einem möglichst realistischen Roman. Von Fantasy hatte ich genug. Das Buch war zweifelsohne sehr spannend, aber ich kriegte gar nicht mit was ich las. Dauernd schweiften meine Gedanken zu allerlei Fragen ab. War mir so ein Schicksal vorbestimmt? Warum ich? Warum konnte alles nicht so einfach sein, wie in einem meiner zahllosen Fantasy-Romane? Die Helden hatten eine schicksalhafte Begegnung und „zipp“ konnte sie zaubern. Die hatten anscheinend noch keine Wolfsgöttin kennengelernt! Bei diesem Gedanken musste ich lächeln. Langsam begann ich mich zu fragen, warum ich so sauer reagiert hatte. Normalerweise bin lockerer drauf. Vielleicht lag es einfach daran, dass eben solche Begegnungen für mich bis jetzt nur in einem Buch stattfanden. Mit dem Gedanken daran, dass ich mir diese Situation schon immer gewünscht habe und man dafür eben Opfer bringen musste, schlief ich schließlich ein. Ich hatte einen ziehmlich unruhigen Schlaf und einen Traum, an dessen Inhalt ich mich später auch nicht mehr erinnern konnte. Das hieß dann wohl, dass es nicht mehr lange bis zum Neumond warten brauchte.

Zelnd wollte sich am Morgen auf seine Art entschuldigen... ein Strauß Federn von den Hühnern des Nachbars... natürlich rot angemalt. Meine Laune besserte sich schlagartig, als ich mir grinsend sein Gesicht vorstellte, wenn er seine (gerupften)heißgeliebten Suppentopf-Hühnchen sehen würde. So war ich auch bereit, mich bei Zelnd für meinen Ausbruch am vergangen Abend zu entschuldigen. Es stellte sich heraus, dass er absolut nicht nachtragend war(er hatte es fast vergessen). Bei Zelnd gab es ausnahmsweise mal etwas normales zum Frühstück. Cornflakes. Wie es schien, gewöhnte er sich schnell an das Essen in dieser Welt. Und aus Dauer kam das mich wahrscheinlich billiger, als ihm jeden Tag fünf neue Steckdosen zu spendieren.... So verabschiedete ich mich bei ihm mit dem Versprechen, nach der Schule in die Bibliothek zu fahren und ihm einen Ausweis zu besorgen. Am besten ich kaufte ihm noch normale Anziehsachen, denn so eigenartig dieses Dörfchen(Stadt darf man das nicht nennen) auch war, in märchenhaft aussehenden Umhängen und Anzügen wirkte man schon etwas auffällig. Und das er auffiel wollte ich um jeden Preis vermeiden. So streute ich später auch das Gerücht aus, dass er mein Cousin sei, der erst später nachgereist war, weil er zu Hause noch einiges erledigen musste. Was die „Kosten“ anging, die er verursachte, drückte es nicht mir auf den Geldbeutel. Denn aus irgendeinem Grund hatte er immer genügen Geld... ob er einem Kobold seinen Goldtopf geraubt hatte? Immerhin erschien mir das Ganze schon wie ein Märchen. Matt wartete wie sonst auch an der Kreuzung mit dem Fahrrad. Er war natürlich der Erste gewesen, der Zelnd bemerkt hatte. Und aus der Spontanität heraus hatte ich auch die Lüge erfunden, er sei mein Cousin. Das Einzige, was ich nicht erklären konnte, war: Sein Name. Schon ziehmlich ungewöhnlich. Selbst für jemanden, der aus einem anderen Land kam. Naja. Ich habe mir schon ein paar Mal überlegt, ob ich ihm erzähle was in der Nacht passierte, als Zelnd zu mir kam. Allerdings dürfte es doch etwas unglaubwürdig wirken: `Hey Matt, gestern Nacht hat sich meine rote Feder in einen Menschen verwandelt. Und dann ist eine Wolfsgöttin aufgetaucht, die gesagt hat, dass ich mich jeden Voll- oder Neumond in einen Halbwolf verwandele und mit etwas Übung sogar ganz zum purpurfarbenen Wolf werde.´ Ich glaube, die würden mich kurzerhand in eine Hab-mich-lieb-jacke stecken. Der Unterricht lief normal ab, Spaß gab es allerdings wieder nur in Sport... wobei ich sagen muss, dass es mir deswegen immer soviel Spaß macht, weil ich von Natur aus sportlich bin. Nur Turnen kann ich nicht leiden. Aber Basketball, Volleyball, Sprint, Ausdauerlauf, Hochsprung und Bock(und Pferd-)Springen mache ich sehr gern. Dieses Mal hatten wir mit den Jungen zusammen. Wenn das ansteht, vergessen die meisten Mädchen „rein zufällig“ ihr Sportzeug. Oft die, welche auch sonst nicht so besonders gut sind. Da wir, wenn wir mit den Jungen zusammen sind, immer dasselbe Schema haben, wissen sie auch immer genau, auf was sie verzichten(oder -aus ihrer Sicht- wovor sie sich drücken). Da es, wie schon gesagt, meist die mittelmäßigen Sportler(nicht die „ganz schlechten“) sind, die ihr Zeug vergessen macht auch das Spielen mehr Spaß. Denn die(ich bezeichne sie jetzt mal so) Schlechten meckern nicht herum, wenn man mal einen Fehler macht und mit anderen kann man eben auch wirklich ein Spiel aufbauen. So hat die Mannschaft, in der ich war, zwar nicht gewonnen-wir waren Zweiter- aber es war insgesamt eine bessere Stunde. Aber die Mannschaft war auch einfach klasse. Leider ging auch diese Stunde zu Ende und mit dem deprimierenden Gedanken an die nächste Sportstunde(wieder mit allen Mädchen) machte ich mich auf den Weg in die Umkleide. Ich trödelte herum, da die Bibliothek erst in einer dreiviertel Stunde aufmachen würde, ich in einer Viertelstunde da wäre und es für mich keinen Sinn machte mich zu beeilen. Das heißt: doch es hätte einen Grund gegeben, aber das konnte ich ja nicht wissen. Matt wartete draußen ungeduldig darauf, dass ich fertig würde. Offensichtlich wollte er etwas. „Warum stehst du denn noch hier“ war meine Reaktion auf sein Warten. „Hätte ich schon gehen sollen“ konterte er und zog eine Miene. „Ich steh mir hier die Beine in den Bauch und du sagst nichts anderes als: Warum stehst du denn noch hier?“ Ein entnervter Seufzer folgte. „Ich warte natürlich auf dich! Erinnerst du dich, dass wir mal zusammen spielen wollten? Naja. Ich hätte heute Zeit... und jetzt frag ich dich, hast du heute Zeit?“ „Naja. Zeit schon...“antwortete ich zögernd. Irgendwas würde da noch kommen! Das hatte ich im Gefühl. Und tatsächlich: „ Allerdings müssten wir zu dir gehen. Bei mir ist gerade Besuch von irgendeiner weit entfernten Verwandten da. Ich muss aber nicht die ganze Zeit da sein. Und, das ist der eigentliche Grund, ich will wissen, wie du spielst!“ Also. Begeistert war ich nicht, gerade weil Zelnd sich immer noch nicht unbedingt normal verhielt. Aber da mir eh nur wieder ein langweiliger Nachmittag drohte war ich einverstanden. Unser Keller war perfekt für diese Art von Nutzung geeignet! „Na gut. Aber stör meinen Cousin nicht. Es geht ihm nicht so gut.“ „Ist er krank? Wie entschuldigst du ihn denn? Dein Vater ist doch nicht da, oder? Hat er Verwandte in der Nähe?“ „Äh...klar. Zirka 20km entfernt. Allerdings darf ich ihm eine Entschuldigung schreiben, wenn es weniger als 4 Tage sind.“ Puh gerettet. „Auf welche Schule geht er denn, das heißt wie alt ist er denn?“ doch nicht gerettet. „Er ... ist noch nirgends angemeldet! Genau! Und er ist genauso alt wie ich.“ Jetzt fiel mir noch ein bisschen mehr von dieser Lüge ein: „Er wird auf unsere Schule gehen. Wahrscheinlich sogar in unsere Klassen. Du weißt ja: Cousin- Cousine. Die müssen zusammen sein, wenn keine Erwachsenen bei ihnen wohnen.“ „Hmm...klar“ antwortete er. Ganz überzeugt wirkte er nicht und für meine Begriffe hatte er auch schon mehr Fragen gestellt, als normalerweise. Dennoch kam mir plötzlich der Gedanke, warum ich eigentlich wollte, dass mein „Geheimnis“ eins blieb. Die Antwort kam genauso schnell wie die Frage. Man würde mich fürchten; bestenfalls. Schlimmstenfalls würden sie mich und Zelnd in irgendein Untersuchungslabor bringen und Versuche mit uns durchführen. So wurde es zumindest immer in Sci-Fi Filmen dargestellt.
Irgendwie hatte ich jetzt keine Lust mehr, mich über Zelnd ausfragen zu lassen.
„Na dann... ich muss jetzt los. Weißt ja, ich möchte mir und Zelnd noch Mittagessen machen. Es spielt sich nicht gut mir leerem Magen!“
„Dafür, dass ihr verwandt seid, versteht ihr euch sehr gut.“
Jetzt nahm es mir doch zu sehr Züge eines Verhöres an und ich wollte mich davonmachen. Die Fahrradräder knirschten ungewöhnlich laut auf dem Kies.
„Warte! Wann soll ich denn da sein?“
„Ähm... in zwei Stunden?“
„Geht klar!“
Ich schob mein Fahrrad durch den Kies auf ein Stück Rasen und stieg auf. Matt hatte offensichtlich vergessen, dass er mich noch hätte begleiten und ausfragen können.
Mir recht verwirrten Gedanken machte ich mich auf den Weg in die Bibliothek.

Ich hatte die Bibliothek kaum betreten, da wuselte auch schoneine übereifrige Bibliothekarin herbei. Sie lächelte mich freundlich an.
„Was kann ich für dich tun?“ Der typische auswendig gelernte Spruch. Aber bevor ich ihr antwortete, wollte ich mich noch umsehen. Die Bibliothek war sehr alt. Wirkte auch staubig, aber andererseits war sie auch sehr gemütlich. Ich vermutete, dass es nicht das letzte Mal sein würde, dass ich hier hergekommen war. Und sei es auch nur wegen diesen für britische Bibliotheken typischen grünen Tischlampen. Ich bemerkte aus den Augenwinkeln, dass sie mich ungeduldig ansah. Ich versuchte, mich zu erinnern, was sie mich gefragt hatte.
„Ich ...ähm... möchte.... jemanden anmelden.“
„Dann komm mal mit“ sofort lief sie durch die zahllosen Reihen staubiger Bücher und hielt dann vor einem großen, plumpen Schreibtisch an.
„Wie heißt du?“
„Ähm, das ist ein Missverständnis. Ich möchte nicht mich sondern meinen Cousin anmelden.“
„Wie heißt er?“
„Zelnd.“
„Und weiter?“ Ich schreckte auf. Damit hatte ich nicht gerechnet.
„Sein Nachname“ ,sagte sie ungeduldig.
„Ähm... McKenzie.“ Das war das erstbeste, was mir einfiel. Sie sah mich zwar etwas komisch an, aber ich drückte ihr den Geldschein in die Hand, was sie ihr Misstrauen vergessen ließ. Ich lieh auch gleich einige Geschichtsbücher für ihn aus. Außerdem wollte ich wissen, wie er auf Märchenbücher reagiert, deswegen habe ich auch gleich noch ein paar davon eingepackt. Letztendlich war mein Rucksack so schwer, dass ich mit meinem alten Klapperrad dauernd von dem ohnehin schon ramponierten Weg torkelte.
Als ich an der Kreuzung ankam, an der ich normalerweise Matt traf sah in die Richtung seines Hauses. Aus irgendeinem Grund hatte ich ein schlechtes Gefühl, was das bevorstehende Treffen anging. Ich fand, dass es zu sehr danach aussah, dass es Spionage war. Ich verscheuchte diese negativen Gedanken und überlegte mir, was ich zu essen machen könnte.

Zelnd kam mir, aufgeregt plappernd, an der Tür entgegen. „Hast du den Ausweis“, fragte er mich.
„Hm... mal sehen. Mathe.“ Ich holte das Mathebuch aus dem Rucksack hervor.
„Nun spann mich doch nicht so auf die Folter!“
„Englisch.“
„Kat! Lass das!“ Er wurde trotz dessen, dass er genau wusste, dass ich den Ausweis hatte, zunehmend nervöser. Das ist sehr lustig mit anzuziehen. Während ich ins Haus ging zog ich allerlei Bücher und Hefter aus meinem Rucksack hervor und ließ sie hinter mir wieder fallen. Als in der Küche angekommen war, holte ich dann das Kärtchen heraus, auf dem stand, dass er Mitglied in der Bibliothek ist. Schließlich wollte ich ihn nicht sauer machen. Trotz dessen, dass ich ihn so lange hatte warten lassen, ließ er es sich nicht nehmen, dieses Mal Mittagessen zu machen. War mir nur recht. Aber nicht lange... Es stellte sich heraus, dass es zwar gerne aß, aber dafür nicht kochen konnte! Na prima! Ich probierte tapfer, aber . . .
Letztendlich habe ich mir eine Pizza gemacht(von der Zelnd natürlich ¾ gegessen hat). Er verzog sich kurz darauf in sein Zimmer, das heißt, ich meine natürlich das Gästezimmer. Da das Cottage so groß ist und auch ausreichend Zimmer hat, habe ich ihn nicht draußen schlafen lassen. Hätte auch für alle, die hier vorbeikamen eigenartig ausgesehen. Da ich nun niemanden mehr ärgern konnte(bei diesem Gedanken lächelte ich unwillkürlich), machte ich an die anstehenden Hausaufgaben. Einiges hatte ich schon in einer Freistunde gemacht, aber es stand trotzdem noch einiges an.
Mit einem abgrundtiefen Seufzer, der die Hölle ankündigte machte ich mich die Arbeit.

„driiiiin“ schallte es vom Eingang zu mir hoch.
„Irgendwann bring ich diese Klingel um!“ Dass ich es tun würde, daran bestand kein Zweifel und niemand, der einmal diesen Ton gehört hat, würde mich schuldig sprechen. Nur: Wie kann man eine Klingel töten? Na egal. Obwohl... mir kam der Einfall, einfach Zelnd an die Klingel gehen zu lassen. Etwas Salz und wäre bestimmt ein Leckerbissen für ihn!
Erst mal musste ich Matt reinlassen. Die alte Tür knarrte und quietschte, als ich sie öffnete. Er stand dort, vor der Tür, mit seiner Gitarre unter dem Arm. In der Hand hielt er einen Beutel. „Noten“, meinte er grinsend.
„Komm rein. Willst du was zu trinken?“

Fünf Minuten später hatten wir soweit alles aufgebaut und seine Gitarre und den Verstärker angeschlossen. Mittlerweile freute ich mich schon darauf, endlich wieder im Duett zu spielen. Auch deshalb, weil ich mir keine Gedanken machen musste, dass Zelnd auftauchen könnte. Ich hatte ihm extra noch gesagt, dass er die nächsten drei Stunden auf keinen Fall aus seinem Zimmer gehen soll. Das hat ihn auch nicht gestört. Er hat ja schließlich jede Menge zu lesen und von unserer Welt zu lernen. Ich begann damit, mein Können unter Beweis zu stellen und spielte ein schnelles Solo. Matt war anscheinend sehr beeindruckt- -und ich schweißdurchtränkt. Daraufhin haben wir unsere Noten auf der Suche nach einem Stück durchforstet, dass wir beide haben. In dieser Hinsicht wurden wir enttäuscht. Allerdings wurde es auch ansonsten ein sehr interessantes Treffen, denn es stellte sich heraus, dass er ein ziemlich guter Komponist war und uns so in wenigen Minuten ein Stück zusammengezaubert hat, obwohl er gar kein Schlagzeug spielen kann und somit normalerweise auch nicht wüsste, wie die Noten aussehen. Nach einer Stunde waren wir fertig mit der Konzentration und von der Kraft her. Wenn sowohl Geist als auch Körper kaputt sind, brauche ich Schokolade!! Viel Schokolade. Da setzt bei mir auch nicht an. Wie erfreulich! Nur mochte er keine Süßigkeiten. Wie unerfreulich! Ich zog eine Grimasse, als er mir ausführlich erläuterte, was passiert, wenn man zuviel Schokolade isst. Tatsachen ist: Ich esse nicht zuviel. Zumindest nicht von Schokolade. Ansonsten denke ich „nur alle zwei Minuten ans Essen“ wie es eine Freundin von früher immer so schön ausgedrückt hat, wenn sie mein Lunchpaket gesehen hat. An all das habe ich gedacht, während Mattvor sich hinplapperte und sich mit einem gelegentlichen „hmm...“ meinerseits zufrieden gab. Letztendlich schaffte ich es dann, ihn freundlich loszuwerden. Ich mochte ihn mittlerweile echt gerne, aber wenn er einmal ins Reden kam... Nachdem ich diesen menschlichen Papagei losgeworden war, war es dringend notwendig, eine Dusche zu nehmen. Vorher ging ich nochmal zu Zelnd, um mich davon zu überzeugen, dass er noch laß. „Du bleibst noch die nächste halbe Stunde hier; ich will duschen. Danach mach ich Abendessen.“ „Ist Matt noch da?“ „Nein, wieso?“ „Warum soll ich da noch länger hier bleiben?“ „Weil ich duschen will und das Badezimmer keinen Schlüssel zum abschließen hat.“ „Na und? Ich müsste mich auch mal waschen“ Offensichtlich hatten auch menschliche Federn das Bedürftnis, sich zu duschen. „das kann man doch auch zu zwei machen!“ Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass es das ohne jeden Hintergedanken und total arglos gesagt hat. Trotzdem stieg es heiß in mir auf und ich spürte regelrecht, wie ich rot wurde. „Nicht in dieser Welt. Hier duschen Mädchen und Jungen getrennt.“ „Und warum?“ „Weil... darum halt“, entgegnete ich heftig und knallte die Tür hinter mir zu. Draußen atmete ich tief durch und machte mich dann auf den Weg in das Bad, in dem alles angefangen hatte. Zu Zelnds Glück und Gesundheit kam er nicht nach, sondern wartete lesend in der Küche auf mich. Beim Lesen hatte er die Stirn gerunzelt und sah unweigerlich intellektuel aus. Richtig attraktiv. Ich schüttelte den Kopf und versuchte diese Gedanken loszuwerden. Er wurde auf mich aufmerksam und grinste. „Fertig geduscht? Darf ich jetzt?“ In diesem Moment hätte ich zu gern in das gesicht, das ich eben noch so attraktiv fand, reingehauen! Dieses bescheuerte Grinsen! Sowas bringt mich zur Weißglut. „Ja. Du darfst! Ersauf am besten gleich!“ Er sah mich ehrlich verwirrt an. „Ersaufen? Was´n das? Hat das was mit Essen zu tun?“ Der Typ dachte echt nur ans Essen! Seufzend sagte ich nur: „Geh einfach hoch und dusch dich. Ich mach derweil das Essen.“ Das brachte ihn anscheinend wieder zu sich, denn er düste die Treppe hoch und kam auch schon nach fünf Minuten mit nassen Haare zurück. „Kleinen Moment noch. Ganz so schnell bin ich nicht!“ grummelte ich, hinsichtlich seines erwartungsvollen Gesichtes. Böse war ich ihm schon nicht mehr. Wie konnte man das auch bei so einem naiv-freundlichen Menschen... ´Ich nenne ihn schon Mensch`, dachte ich verwundert... „Beieil dich doch mal“, nörgelte das „Wesen“ hinter mir. Mit einem Seufzer in der Stimme sagte ich: „Essen ist fertig.“ Und wie ein Blitz war er still und saß am Tisch.