Silvester (Le Snooc Looking Back In Anger Mix 2002)


Oh, was war das wieder für ein Jahr. Opa verdient wieder Geld auf dem Wochenmarkt indem er viel zu teuren Supermarktketten ein wirklich seltenes Gut entgegensetzt: Obst. Ohne manipulierte Gene und den ganzen Quatsch. Schmu. Quark. Deutschland läuft im Fußball unter Uns-Olli zu Höchstform auf. Der stille Held versagt zwar im Finale der Schlitzaugen-WM, aber das ist der Boulevard-Presse auch egal, in Zeiten wie diesen verkaufen sich Helden besser als Arschlöcher. Bis zum 22. September zumindest. September hat ja sowieso etwas Ungutes seit wir tatsächlich in das 21. Jahrhundert eingetreten sind. Letztes Jahr diese unsäglichen Terrorakte, dieses Jahr die Bundestagswahl. Erst dieses wirklich knappe Ergebnis, - haben wir nicht alle mit den Bayern gezittert? - und dann macht Schröder auf der Zielgeraden die wichtigen Punkte, sieht dabei bemerkenswert scheiße aus, im Regencape, dunkelgrün oder noch schlimmer. Sonderanfertigung von Boss. Lässt der Kanzler jetzt für einen guten Zweck versteigern, bei ebay, klar. Mit der Zeit gehen und so. Guter Zweck Staatskasse würde Elmar Brandt wohl vermuten. Haha. War ja auch lustig, der Steuersong. Irgendwann ausgelutscht, als selbst die Erstklässler das Ding auswendig kannten. Aber davor lustig. Und Geld hat der gebracht, ich mag gar nicht daran denken, wie reich der Fake-Kanzler jetzt ist. Reicher als Deutschland auf jeden Fall, ist aber, glaubt man der Bild-Zeitung, was jeder Zweite tut, glaubt man wiederum den Umfragen, auch kein Kunststück. Münti ist ja das größte Arschloch überhaupt. Fordert tatsächlich den Konsum zurückzuschrauben, zugunsten des Staates. Gefundenes Fressen für Katja und Co. Bäh, böser Münti. Wie in jeder großen Komposition wird das Thema dann in allen Variationen die nächsten zwei Wochen wiederholt. Bis das nächste Kind aufgeschlitzt im Wald gefunden wird. Bäh, böser Kinderschänder. "Das war ein ganz netter. Hat man ja so gar nicht bemerkt, dass der nicht ganz klar ist. Gut, viel gesehen haben wir ihn nicht, ist immer gleich in seiner Wohung im Keller verschwunden. Aber sonst wirklich ein netter. Sagte auch meine Tochter immer, die ist oft zum Spielen zu ihm. Dabei haben wir uns nie was gedacht. Das schockiert einen ja schon, wenn man dann so etwas hört." Ach was.

Zurück zum Thema. Silvester. Und Münti. Also, Gauweiler, Wagner, Graf Mayhaus, Kessler, schreien. Schreiben. Die Stimme des Volkes übt das Aufbegehren gegen tyrannische Regierungsvertreter. Ja, böse Diktatur. Dann kommt endlich der 30. Dezember. Praktiker hat 120 Feuerwerkskörper im Angebot für echt wenig Geld. Muss man doch zugreifen. So - na? genau - praktisch halt. Nach Silvester dann die Statistiken: 130 Millionen Teuro (Glückwunsch, lieber Focus-Redakteur) hat Deutschland verballert. Wie jetzt? In Afghanistan? Oder im Kosovo? Hä? "Mama, hast du da was drüber gelesen?". Stand gar nicht in der Bild. Ach, ist ja jetzt auch egal. Neues Jahr und so. Sonnenschein, trautes Heim, Glück allein. Außer diesem Brummschädel. Dabei hatte der nette Verkäufer doch den Champagner so gelobt. War ja auch nicht billig. Vor allem dieser 10er Pack. Die restlichen fünf trinke ich aber nicht mehr. Zum Verschenken sind die ja gerade recht. Wird bestimmt wieder lustig, dieses 2003. Bis zum September. Irgendwas passiert ja doch immer. Und dann heißt es wieder: Bäh, blöder September.

(im Dezember 2002, veröffentlicht im Januar 2003)