5. Flirtbremser, Flirtkiller und Helfer

5.1 Definition

Als Flirtkiller und Flirtbremser werden Denkweisen und Verhaltensweisen bezeichnet, die einen Flirt schon im Ansatz verhindern oder ihn ruinieren, was sehr häufig ist. Flirtkiller sind heimtückisch: Wer von ihnen heimgesucht merkt es meist sehr schnell und fühlt sich hilflos. Das Lästige am Flirtkiller ist nämlich, daß sie als Flirthelfer gedacht sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, und daher nicht gleich erkannt wird, daß sie dieses meist nur in der Theorie oder kurzfristig sind, langfristig jedoch sich als Killer herausstellen. In der Regel macht man dann den Fehler, nach der Methode „mehr desselben“ vorzugehen. D.h., die vergebliche Strategie wird noch ausdauernder realisiert. (Sauf -comic)

Beispiel: Flirtkiller: „Ich fall mal nicht mit der Tür ins Haus und fang mal mit was Unverfänglichem an...“Studierst Du auch in Karlsruhe?““ Der/die Angesprochene spürt das Desinteresse an der Frage und antwortet entsprechend gelangweilt „ja“ - ein gutes Signal für den nächsten Flirtkiller: „Ich habs befürchtet, die /der will nichts von mir wissen, sonst hätte

er/sie ja nicht so gelangweilt geantwortet.“

Unter dem Begriff „Machtflirt“ wurden bereits einige Flirtkiller aufgeführt.

Eine Gemeinsamkeit fast aller Flirtkiller besteht in unzutreffenden Erwartungen, bzw. überhaupt Erwartungen.

1. Sie gehen mit hohen positiven Erwartungshaltungen, Idealisierungen Vorurteilen und Forderungen an sich und Andere in eine potentielle Flirtsituation. Diesen Fehler machen auch jene Menschen, die versuchen über „konsequentes positives Denken“ dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen und sich Erfolge zu garantieren. Die Wahrscheinlichkeit, daß Sie Enttäuschungen, Frust, Angst, Stress, Nervosität usw. erleben werden ist ziemlich groß, vor allem, wenn Ihr Gegenüber die gleiche Strategie fährt. Sie nageln dann mehr oder weniger dicht aneinander vorbei oder krachen ineinander. Auch vorübergehende Treffen sind kritisch, denn irgendwann kommen die Enttäuschungen und das böse Erwachen.

2. Sie gehen mit hohen negativen Erwartungen, mit Resignation, mit Skepsis, Vorbehalten, Vorurteilen, Mißerfolgserwartungen und Distanz in eine potentielle Flirtsituation. Diese Haltung nehmen vor allem Menschen ein, die aus unterschiedlichen Gründen eine Enttäuschungen vermeiden wollen. Das ist bedauerlich, denn Ent - Täuschung heißt auch

Aufklärung. So wird aus dem Versuch einer Behütung eine Verhütung. Keine Disteln und Dornen mehr im Garten Ihrer Seele - aber auch keine Blumen. Hoch erhobenen Hauptes - oder mit verkniffener, verbittertere oder auch nur trauriger Miene gehen Sie an Ihrem Glück dicht vorbei wie jener deutsche Tourist, der in der Wüste zehn Meter vor einem Brunnen verdurstet, weil er ihn für eine Fata Morgana hielt.

Flirthelfer sind entsprechend Denk- und Verhaltensweisen, die sich eignen einen Flirt in Gang zu setzen und zu unterhalten.

Beispiel Flirthelfer: „Ich klopfe mal an, mal sehn was passiert“: „Guten Morgen - darf ich mich dazu setzen? (Antwort :Ja, bitte“). Der Betreffen setzt sich und genießt die Situation da zu sitzen, wo er gerne sitzen möchte - ihm fällt dabei auf, wie leer der Hörsaal ist. Er wendet sich an den/die Nachbarin: „Wieso ist das eigentlich so leer hier? (Antwort:“Keine Ahnung-

ist es meistens glaube ich“. Mehr muß nicht passieren! Wenn Sie sich jetzt unter Druck setzen, das Gespräch mit Gewalt fortzusetzen, praktizieren Sie wieder einen Flirtkiller. Sollten Sie sich hingegen entscheiden, anderen Menschen mit Ihrem Interesse, Ihrer Zuneigung, Ihrer Neugier, Ihren Ideen, Ihren Gefühlen, Ihren Impulsen, Ihren Reaktionen auf sie zu begegnen, müßte es mit dem Teufel zugehen, wenn der Flirt sie dann noch verfehlen könnte. Zugegeben: Der Zeitpunkt ist nicht planbar oder vorhersehbar, nicht einmal, welche Person schließlich Ihr Flirtpartner wird. Unter dem Begriff Flirtmacht wurden oben bereits einige Helfer angekündigt.

5.2 Es gibt zwei Arten über die Helfer nachzudenken.

Man überlegt sich Tricks, Kniffe oder Methoden, um eine bestimmte Situation zu gestalten. Z.B. überlegt man sich Formulierungen,die möglichst gut ankommen und unverfänglich sind. (Ist hier noch was frei?)

Daneben gibt es Regeln , Einstellungen oder Haltungen, an denen man sich orientieren kann. Eine Regel ist viel umfassender und bezieht zahlreiche Einzelfälle mit ein. Wenn man sie oft verwendet und verinnerlicht hat, wird sie zu einer bleibenden Einstellung und Haltung. Ich brauche die Regel dann nicht mehr bewußt einzusetzen, ich tue automatisch das Richtige.

5.2.1 Tricks, Methoden, Kniffe.

Das Gegenstück dazu sind: Ungeschicklichkeiten, Flops, Sackgassen, Fehler. Ob ein Flirtversuch sich als gelungener Kniff oder als Flop herausstellt, hängt entscheidend von den Haltungen und Einstellungen ab, aus denen heraus er „gestartet“ wird. Wenn A mit dem Satz „Oh, Du rauchst auch Rothändle “ Erfolg hat, B hingegen nicht, liegt es häufig lediglich daran, daß A tatsächlich überrascht ist, B es aber nur spielt. Das Original ist eben meist attraktiver als die Kopie. Kniffe und Tricks zu lernen ist daher nur sinnvoll, wenn sie mit bestimmten Haltungen und Einstellungen verbunden sind. Diese erlauben, den jeweiligen Kontext richtig zu berücksichtigen.

Tricks sind schnell lernbar. Es reicht in der Regel sie zu kennen, um sie zu können. Haltungen und Einstellungen entstehen jedoch eher aus viel Übung und praktischer Erfahrung. Es dauert eine ganze Zeit, bis eine Regel in eine Haltung übergegangen ist. Die schlechte Nachricht daran: Es dauert alles ziemlich lange und eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Die gute Nachricht daran: Ein Flop ist keine Katastrophe, und Sie haben viel Zeit.

5.2.2 Grundhaltungen, Regeln, Einstellungen. (Bezug auf Grundbedürfnisse und Beziehungserwartungen!)
5.2.2.1 Interesse an sich und anderen entwickeln

Ein guter Flirt gelingt relativ leicht, wenn Sie ein Interesse an sich und Ihrem Leben sowie vor allem an anderen Menschen haben.

Wenn Sie also einen Menschen ansehen, ansprechen, mit ihm etwas unternehmen wollen,

hängt der Erfolg wesentlich davon ab, ob Sie ein überzeugendes Interesse am anderen haben. Sind Sie hingegen gelangweilt, abgeneigt, desinteressiert usw. sind Sie „reizarm“ für Ihr Gegenüber und er hat Mühe, mit Ihnen in einen Flirtkontakt zu kommen. Natürlich, auch die Wüste lebt, aber das Land wo die Zitronen blühen ist bei weitem beliebter. Treten Sie also immer mit dem auf, was Sie jetzt schon interessiert, berührt, fasziniert, beschäftigt. Suchen sie ein paar gute Gründe, warum sich jemand für Sie oder Sie sich für jemand anders interessieren sollte. Das läßt sich lernen.

Flirtkiller: Erst, wenn sich jemand für mich interessiert, habe ich Lust, mich für andere und die Welt zu interessieren.

5.2.2.2 Die Gegenwart zählt.

Ein guter Flirt beginnt am besten dort, wo ich mich bereits gedanklich, emotional, imaginativ und wahrnehmend befinde, nicht hingegen da, wo ich lieber wäre oder denke, daß ich mich befinden müßte. Ein guter Ballwechsel beim Tischtennis z.B. findet unmittelbar und im Moment statt, nicht in den Wunschphantasien, wie ich eigentlich spielen können müßte. Flirt ist immer ein Spiel mit dem unmittelbaren äußeren Wirklichkeiten. Diese haben den höchsten Reizwert für Sie und Ihr gegenüber und tragen somit die Situation weiter. D.h.. vor allem, daß Sie bereits ,- solange Sie bei Bewußtsein sind - alle Voraussetzungen erfüllen, um flirten zu können - solange Sie eben bereit sind an Ihrer Gegenwart anzuknüpfen. Es geht daher nicht darum, „gute“ von „schlechten“ Gelegenheiten zu unterscheiden, sondern überhaupt eine Gelegenheit zur Kenntnis zu nehmen, und sich ihrer eigenen Dynamik bereitwillig zu überlassen. D.h. nun keineswegs, daß Sie quasi automatisch alles von sich geben, was Ihre Phantasie, Ihr Denken, Ihre Gefühle, Ihre Wahrnehmung oder Ihr Handlungswunsch Ihnen eingibt. Sie werden nämlich feststellen, daß sie zahlreiche Möglichkeiten haben, echt und unmittelbar zu sein. Es gehören noch die weiteren Haltungen dazu, um entscheiden zu können, was Sie dann wirklich tun werden.

Lassen Sie Versäumtes ruhen, nachdem Sie es betrauert haben und öffnet Ihre Augen für Möglichkeiten, die Sie haben, statt sie mit dem Brett der Möglichkeiten, die Sie

nicht haben, zu vernageln. Hören Sie etwa auf zu Laufen, zu Essen, zu schlafen, bloß weil es Leute gibt, die dies alles viel besser können als Sie? Stehen Sie so zu sich wie Sie sind, vielleicht ein Langweiler, hübsch wie eine Heuschrecke, eloquent wie eine Auster, und mitreißend wie ein Stück Torf. Wenn Sie diese Möglichkeiten richtig nutzen, werden sie zur Stärke.: Sie lassen dem anderen viel Raum, können dessen Stärken hemmungslos bewundern und erschlagen ihn/sie nicht mit Charisma. Der gute Flirt setzt nicht voraus, daß Sie angstfrei, souverän, sicher, locker, frei, ungezwungen, witzig, schön, attraktiv sind.

Michael Ende beschreibt in seinem Buch „Momo“ den Erfolg eines kleinen Mädchen mit „schweigen und anderen Raum geben“, und die Schwierigkeiten für einen ständig kämpfenden Jungen, wirklich zu siegen.

Der dazu gehörige Flirtkiller : Sie befassen sich ausgiebig mit allen Bedingungen,. die Sie erst erfüllen müßten aber leider nicht erfüllen, um einen guten Flirt zu praktizieren. Ein ganz perfider Flirtkiller besteht in Überlegungen der Art „Zehn Minuten später war ich schlagfertig.“ Dazu gehört auch: Sich viel Gedanken machen, was sie alles versäumt haben und wieviel besser es gewesen wäre, wenn sie es anders gemacht hätten Meistens hat das Selbstgespräch oder Gespräch mit anderen die Form: Wenn ich dies und das gesagt hätte, wäre alles viel besser geworden, ich hätte es sagen können, das nächste mal werde ich es sagen usw.(Irreale Bedingungssätze, "Hätt' der Hund nicht geschissen, hätt' er den Hasen gehabt")..

Killergründe:

1. Irreale Bedingungssatz: Es ist völlige Unfug, daß Sie auch etwas anderes hätten sagen können. Es fehlte nämlich die Bedingung, die erforderlich gewesen wäre, um zu sprechen. : Ich hätte können...wenn.

Es besteht in Aussagen dieser Art nicht mehr Wahrheit als in folgendem Satz. Wenn ich

den Satz A gesagt hätte, hätte ich den Satz A gesagt. (habe ich aber nicht!)

Und dann können Sie immer weiter zurückschreiten: Die Bedingung A fand nicht statt, weil die Bedingung B nicht stattfand usw.usw.

Sie können Geschichte nicht umschreiben. Geschickter wäre es sich zu fragen, im Sinne einer

verstehenden und aufklärenden Geschichte: Was hat mich veranlaßt, die gewählte Option (z.B. nichts zu sagen) zu wählen, was habe ich genutzt, um eine Chance eher gehen zu lassen

statt sie in Anspruch zu nehmen. Sie meckern dann nicht in sinnloser Selbstzerfleischung mit sich herum, sondern verstehen sich. Das ist eine bessere Ausgangsbasis, um in einer

kommenden Situation auch andere Optionen wählen zu können.

2. Der zweite Killergrund ist nämlich: Es gibt keine zweite gleiche Situation, Deshalb können Sie auch aus einer unbefriedigenden ersten nur sehr selten auf eine zweite schließen . Ort, Umstände, Personen, Stimmungen, alles ist irgendwie auch anders. Sie geraten dann Gefahr, mit dem nachträglich produzierten Satz aus einer veralteten Situation etwas Neues bewältigen zu wollen und wundern sich, daß der Satz Ihnen wieder nicht über die Lippen kommt.

Da ist es geschickter, die Situation in ihrer Einmaligkeit zu sehen, und auf diese Moment zu reagieren. Dann ist zwar nicht so vorhersehbar, mit was und über was Sie einen Flirt beginnen, aber das macht den Flirt ja auch zu einem solchen und unterscheidet ihn von einer Konversation, einem höflichen Smalltalk, einem nichtssagendem Gespräch usw.

Sie lernen also durchaus aus einer Situation. Aber Sie lernen keine universellen Tricks,

sondern Sie lernen sich kennen und darüber freier über sich und ihre Fähigkeiten verfügen

Dieser Vorgang ist nicht immer einfach durchzuführen. Denn sich verstehen heißt auch,

sich damit zu konfrontieren, daß man ist wie man ist und keineswegs so, wie man gerne wäre und denkt sein zu müssen. Aber keine Sorge: Nur vom Standpunkt des unerfüllten Solls

aus sind Sie deine Null. In dem Moment, wo Sie Ihre eigene Position beziehen und

sich dazu stellen, sind Sie eine Größe, an der keiner mehr vorbeigehen kann - nicht einmal Sie selber. Der Bedarf dazu sinkt dann auch rapide und Sie beginnen, sich das Recht auf Ihre eigenen Eindrücke, Gefühle, Gedanken , Wertvorstellungen usw. zu nehmen. Man kann die Grundhaltung hier in der Regel zusammenfassen: Lieber echt blöd als falsch gut.

5.2.2.3 Kooperation geht vor Durchsetzen oder Flucht.

Ein Flirt gelingt - wie ein guter Tanz - immer dann, wenn Sie Ihre eigenen Gefühle, Wahrnehmungen, Gedanken, Interessen usw. genauso berücksichtigen wie die Ihres Gegenüber. Ein Flirt ist also immer etwas Gemeinsames, das folglich auch nur gemeinsam gelingen kann. Der Flirt bleibt solange gut, wie es gelingt, diese Gemeinsamkeit herzustellen. Flirtkiller: Ich werden hingegen zum Spielverderber, wenn ich mich kleinmache und aufgebe (Softie, Mieze), den anderen zu dominieren versuche (Macker,) oder gar fluchtartig das Feld räume (Penner, Feigling) bzw. mich unsichtbar mache (Mauerblümchen).

Gemeinsam heißt nicht, daß Sie keine Vorschläge machen dürfen oder eigene Positionen vertreten und nur noch Wünsche zulassen, die sie garantiert nicht in Konflikt mit Ihrem Gegenüber bringen (gegenseitige Anpassung ). Es heißt lediglich, daß Sie sich jeweils, von Fall zu Fall, drüber einigen sollten, welchen Tanz Sie miteinander tanzen wollen oder können.

5.2.2.4 Großzügigkeit und Risiko gehen vor Berechnung und Absicherung.

Ein Flirt gelingt am ehesten, wenn Sie großzügig sind, ein Risiko eingehen, dem anderen die Freiheit lassen ja oder nein zu sagen, ohne ihn zu beurteilen oder gar zu verurteilen, wenn er seine Freiheit nutzt. Er darf einen Korb geben, darf desinteressiert sein, darf merken, daß ich verlegen bin usw. Der Flirt gelingt hingegen seltener, wenn Sie Forderungen und Erwartungen haben, wie er und wie Ihr Schwarm reagieren oder nicht reagieren soll. Sie schränken Ihn und sich dann ein und sind sauer, wenn Ihre Erwartungen sich nicht erfüllen.

Beschränken Sie sich auf das, was Sie sehen und hören und fragen Sie lieber nach, statt sich den Kopf Ihres Gegenübers zu zerbrechen. Lassen Sie ihm /ihr die Freiheit zu fühlen und zu denken, was Sie wollen, und bleiben Sie interessiert, neugierig und überrascht, was er/sie tun

Der dazugehörige Flirtbremser und Killer : Sie befassen sich ständig mit Vermutungen darüber was Ihr Gegenüber denkt, fühlt, glaubt, meint will usw , denken sich dann aus, was sie möchten, daß Ihr Gegenüber in dieser Beziehung tun soll und was nicht. Auf diesen wüsten Haufen von Spekulationen reagieren sie dann ähnlich wüst. Sie haben dann gute Chancen den Flirt nicht erst entstehen oder frühzeitig sterben zu lassen. Ein besonders guter Killer besteht aus Phantasien über das Hohngelächter und die beschämende folgende Situation, in die Ihr Gegenüber Sie bringt, wenn Sie sich offen mitteilen. (Frage ist, warum Sie sich für derartig bösartige Leute interessieren)

5.2.2.5 Die Würde des Momentes geht vor seinem Nutzen.

Ein Flirt gelingt am ehesten dann, wenn Sie jedem Moment darin eine Selbständigkeit und ein Existenzrecht zubilligen. Schon ein Lächeln ist ein vollständiger Flirt, aus dem nichts weiter folgen muß (aber darf), ein weiter Blick ist ein Folgeflirt, ein Gespräch ein weiterer (usw.). D.h., ein Flirt ist sehr dem Moment und der Unmittelbarkeit, der Wahrnehmung und der Sinnlichkeit verpflichtet. Ein Flirt gerät hingegen schnell unter schädlichen Druck, wenn er stets als Mittel zum Zweck für den nächsten Schritt gesehen wird. Ein Flirt gelingt daher sehr viel besser, wenn er eher als eine Art des „In der Welt seins“, und nicht als Strategie „wie grabe ich eine Schnecke an“ verstanden und praktiziert wird. Sie freuen sich ja auch dann an Kunst, Kultur und schönen Dingen, wenn Sie diese weder besitzen wollen noch können. In diesem Sinne kann ein Flirt als ein Geschenk verstanden werden, für das man nichts zurückerwartet.

5.2.2.6 Der wirkliche Flirt geht vor dem Idealen.

Unterscheiden Sie zwischen Ihren Idealen, Sehnsüchten, Wünschen Hoffnungen, Phantasien (angeregt durch einen Menschen) und der realen Situation, in der Sie einem Menschen begegnen. Die Ideale haben ihre eigenen Existenzberechtigung als eine Art Orientierung und Leitfaden für Ihr Leben, sie müssen jedoch nicht und werden in der Regel auch nicht, und schon gar nicht in dem Moment, in dem sie angeregt werden, realisiert.

Andernfalls könnte Ihnen folgende Situation widerfahren:

„Du bist genau die Frau, die ich mir immer vorgestellt habe“ - „Du irrst Dich, ich bin Eva“. Da es nicht nur eine Handvoll sondern ein ganzes Land voll gibt, können auch andere Menschen (so Sie Ihnen die Chance dazu geben) lebhafte Wünsche und Sehnsüchte auslösen. Diese Grundhaltung ist nicht gerade die leichteste, aber sehr hilfreich auch für andere Lebenssituationen: Sie müssen dann ihre Wünsche und Phantasien nicht schamvoll wegdrängen: „Oh Gott, die darf nicht merken, was ich gerade gedacht haben“, setzen sich aber auch nicht unter Druck:„Ich muß alles gestehen, was ich denke“. Ziehen Sie die Haltung unter Punkt 2 hinzu, könnte sich z.B. ergeben, daß Sie einfach nur rot anlaufen und Ihr Gegenüber bewundernd ansehen (Augenflirt).

Flirtkiller: Versinken Sie in Tagträumen, Grübeln und Phantasien möglichst in Abwesenheit des begehrten Menschen, schreiben Sie Gedichte und „Letters never meant to be send,“ um in täglichen Tests wieder festzustellen, wie unmöglich es ist, zur Geliebten zu kommen, das Wasser ist viel zu tief (von den falschen Nönnchen ganz abgesehen). Stellen Sie immer wieder fest, daß Ihr Traummann oder die Traumfrau noch nicht gekommen sind, und vergeuden Sie ja keine Zeit mit Menschen, die diesem Ideal nicht entsprechen. Lieber gut geträumt als sich der unklaren Arbeit des Lebens aussetzen. Möglicherweise wachen Sie noch auf!

Ein weiter wirksamer Killer: Beschränken Sie sich auf Freunde, ihre Hobbys, die Schule, Ihren Verein - aber lassen Sie die Finger von der Liebe. Gehen Sie davon aus, daß Sie mit 3O Jahren, einem guten Einkommen und einem eigenen Haus so unwiderstehlich sind, daß dann alles von alleine geht.

5.2.2.7 Der Situation Kredit geben statt Mißtrauen üben.

Ein Flirt gelingt eher, wenn Sie ihre inneren Antennen eher auf „Es könnte etwas Schönes passieren“ ausrichten als auf „Hoffentlich passiert mir nicht wieder was Mieses“. Glück entsteht nicht durch die Abwesenheit von Unglück, aber Glück kann helfen manches Unglück leichter hinzunehmen. Halten Sie sich bei Begegnungen mit Menschen folglich nicht mit Merkmalen auf, die Sie ablehnen, sondern eher mit Merkmalen, denen sie zustimmen. Mißtrauen, Vorsicht, Vorbehalte usw. sind wenig reizvoll. D.h. keineswegs, daß Sie sich blauäugig nur auf die Blumen beschränken und die Disteln übersehen, sondern lediglich, daß Sie ihren Schwerpunkt auf die Blumen verlegen. Wenn es mehr Freude macht, eine halbe Flasche Wein als „prima, noch halb voll“ statt als „schade, schon halb leer“ aufzufassen, warum sollten Sie nicht die schönere Version nehmen, auch wenn beide wahr sind? Die Flirtbereitschaft kann auch als eine Art „Kredit geben“ an die Situation verstanden werden.

Ein Flirtkiiller besteht darin, grundsätzlich Ablehnungen anzunehmen. Ein anderer, solange zu warten, bis man sich sich absolut sicher ist, daß aus dem Flirt etwas Positives heraus kommen wird.

5.2.2.8 Das Spiel mit Möglichkeiten ist bereits der Erfolg.

Ein guter Flirt enthält immer ein Spiel mit positiven Eventualitäten, ohne daß der Fall wirklich eintreten muß. Sie überlassen sich z.B. einem erotisierten Gefühl, ohne im geringsten damit eine Vorentscheidung zu fällen, ob Sie sich mit einem anderen in eine Beziehung einlassen wollen. Es ist im Grund das Rollenspiel der Kinder von Erwachsenen gespielt. „Wenn wir jetzt ein Interesse aneinander hätten, was würden wir dann tun, denken, sagen, fühlen? “Sie haben dadurch die Chance, Ihr Reagieren aufeinander zu erfahren und kennenzulernen, ohne daß gleich folgenschwere Entscheidungen getroffen werden müssen.Wenn ich mit etwas liebäugele, heißt das immer, daß ich noch am Probieren bin, was und ob ich will. Diese Haltung eignet sich ausgezeichnet für die Gestaltung von mündlichen Prüfungen oder von Bewerbungsgesprächen, also Situationen, in denen erotische Aspekte gar keine Rolle spielen, sehr wohl aber Frage, was man miteinander beginnen will. Wenn Sie der Haltung folgen, gestalten sie die Prüfung und die Bewerbung mit und konzentrieren sich auf die konstruktiven Momente. Der Killer lautete entsprechen: Bleiben sie defensiv und zurückhaltend und vermuten, daß der Prüfer oder der Arbeitgeber Sie reinlegen will. Ein weiterer Flirtkiller besteht darin anzunehmen, daß Fliorten nuir positive Gefühle enthalten muß. Auch eine engagierte kämpferische Auseinanderesetzung mit jemanden kann Menschen zueinanderbringen. So kann der Ausdruck, jemand sein harter Brocken durchaus ein Kom pliment sein, die Zuschreibung, er sei "ganz nett" hingegen eher abfällig sein.

5.2.2.9 Erfahrung und Üben gehen vor Einsicht und Erkennen.

Flirten hat mit Praxis, Lernen, Üben und viel Erfahrung zu tun. Man lernt im Leben nie aus und immer etwas Neues hinzu, da die Welt und man sich selber selbst auch ständig ändern. Flirten geht somit in kleinen konkreten Schritten vor sich und ist nicht das Ergebnis einer einmaligen Bemühung. Suchen Sie aus jedem Versuch heraus, was gut gegangen ist, und wo sie bei einer kommenden Gelegenheit einen weiteren Schritt tun können.

Flirtkiller: Jetzt habe ich es probiert, und prompt hat „es“ nicht geklappt. Es lohnt sich nicht, ich habe kein Talent (usw.). Eile, Druck, Zwang und Hektik sind der Tod eines Flirts.

Das Verhältnis zwischen Flirten lernen und Flirten läßt sich mit einem Vergleich klären: Es ist kein großes Kunststück, aus einer frischen Quelle zu trinken oder einen Wasserhahn aufzudrehen. Beim Genießen eines kühlen Trankes wird nicht mehr wahrgenommen, wieviel Aufwand erforderlich ist, eine Quelle oder einen Wasserhahn in diesen Zustand zu versetzen.

Man kommt nicht umhin, beim Flirtenlernen beträchtliche Umwege zu gehen. Zum einen ist erforderlich, eigene innere Konzepte, Einstellungen und Bewertungen zu verändern oder

zu entwickeln. Zum Zweiten ist es nötig, diesen auch Taten folgen zu lassen und Erfahrungen zu sammeln. Auch ein Genie entwickelt sich zu 9O% aus Transpiration und zu 10% aus Inspiration.


erotischer Flirt mit jungen Mädchen

5.2.2.10 Erotische Reaktionen: Es kommt drauf an, was man damit macht.

Wenn jemand erotische Phantasien und Gefühle auch dann zuläßt, wenn noch keine tiefe persönliche Bindung vorliegt, wirkt er auf andere attraktiver und gerät schneller in einen Flirt. Das scheint kein Wunder. Erotisch berührt kann man in wenigen Sekunden werden, tiefe Bindungen erfordern hingegen sehr viel mehr Zeit und gemeinsame Erfahrungen..

Wie wäre es im umgekehrten Falle? Erotische Berührung entstünde viel leichter auf eine tiefe Begegnung hin und käme ohne sie kaum zustande? Dann würde man sich auch nicht wundern: Da die erotische Begegnung folgenschwer sein kann, hätte unsere Natur vorgesorgt und die Bedingung der tiefen Beziehung dazwischen gelegt.Dem ist nun aber nicht so. Faktisch löst ein Mensch eher einen Flirt aus, wenn er schnell Zugang zu seinen erotischen Wünschen hat und keine großen Bedingungen daran knüpft. Viele Männer und Frauen leugnen vor sich selber erotische Empfindungen, Phantasien und Reaktionen, beseitigen sie moralisierend, ignorieren sie usw. Sie halten sich an das Denkverbot des Neuen Testamentes: So Du schon die Frau (etc) eines anderen begehrst, hast Du schon die Ehe gebrochen (eine Sünde begangen usw.).

In der säkularen Form werfen sich Männer vor oder es wird ihnen vorgeworfen „immer nur an das eine zu denken“. Frauen haben leicht Sorge, abgewertet zu werden, wenn sie spontane und unbedingte sexuelle Reaktionen auf einen Mann erleben, ohne eine vorgängige feste Beziehung zu ihm zu haben.

Zugang zu seinen erotischen Gefühlen heißt keineswegs, daß sich jemand mit lüsternen Blicken, anzüglichen Sprüchen und aufdringlichem Verhalten darum bemüht, möglichst schnell ans Ziel seiner Wünsche zu kommen. Es heißt lediglich, daß man Gefühle, Phantasien und Wünsche zuläßt. Es springt ja auch so schnell keiner von einer hohen Klippe herunter, wenn er die Phantasie und den Wunsch zu fliegen in sich verspürt. Er würde sich den Wunsch jedoch auch nicht verbieten aus Angst, er könnte in unkontrollierter Impulshandlung versuchen, wirklich loszufliegen. Läßt ein Menschen seine erotischen Reaktionen zu, prägt das seinen Ausdruck und seine Ausstrahlung. Sie teilt dem anderen mit, daß er liebenswert, attraktiv und begehrenswert ist, also über eine Macht in der Begegnung verfügt. Das ermutigt ihn natürlich schneller zu einem Flirt, denn er kann sich sicher fühlen. Nichts hemmt ja einen Flirt mehr als Zurückweisung und Ablehnung - oder schon nur der Gedanke daran, daß es passieren könnte.

5.2.2.11 Ein Flirt richtet sich auf die Außenwelt.

Wenn ein Mensch seine Wahrnehmung mehr nach Außen lenkt und sich mit seinem Gegenüber befaßt, gerät er leichter in einen Flirt, als wenn er sich vorwiegend mit seinen eigenen inneren Gedanken, Vorstellungen und Phantasien befaßt. Befindet er sich zwar einem Menschen real gegenüber, ist aber immer mit seiner Innenwelt beschäftigt, wird er für den anderen schwerer wahrnehmbar sein und wirken wie ein zugeschlagenes Buch. Der andere fühlt sich - zu Recht - nicht wahrgenommen, oder wenn, dann erst an zweiter Stelle. Folglich wird er nicht so leicht geneigt sein, einen Flirt zu beginnen, da er nicht ermutigt wird. Entsprechend: Wenn Sie im Gespräch stets von sich sprechen, nötigen Sie dem anderen

Aufmerksamkeit ab, sie tun aber nichts für ihn, geben ihm keinen Raum. Sie wirken dann attraktiver, wenn Sie sich auf die Welt Ihres Gegenübers einlassen und sie auf sich wirken lassen. In der Umgangssprache gibt es den spöttischen Spruch: „Reden Sie nicht so viel über sich, das erledigen wir schon, wenn Sie gegangen sind.“

5.2.2.12 Annäherung und Begegnung geht vor Flucht und Vermeidung.

Schließlich ist es für einen Flirt förderlicher, wenn Sie trotz Ihrer Gefühle von Hemmung, Angst, und Schüchternheit auf jemanden zugehen. (Bewältigung durch Annäherung und Begegnung statt Flucht und Meiden).

Auch das signalisiert dem Anderen, daß er über Macht verfügt und Wirkung auslöst. Es ermutigt ihn eher zu einem Flirt, als wenn Sie fliehen und ausweichen. Er kann im Begegnungsfalle die Schüchternheit positiv als Interesse und Beeindrucktsein erleben. Weichen Sie hingegen aus, kann er nicht unterscheiden, ob Sie nur ängstlich sind oder ablehnend.

Es ist so erkennbar, daß es Voraussetzungen gibt, die einen Flirt eher fördern, und solche, die einen Flirt eher hindern. Man sollte sich aber immer klarmachen, daß es dabei nicht um ein Entweder - oder bzw. alles - oder nichts geht Auch wenn Sie von Ihrer Art her eher schüchtern sind, sich lieber mit Ihren eigenen Gedanken als mit dem befassen, was Sie um sich herum wahrnehmen, wenn Sie erotische Gefühle am liebsten ignorieren und wenn Sie aus Angst vor Zurückweisung lieber gleich aufgeben, können Sie in einen guten Flirt geraten.

Der erste Schritt besteht dann darin festzustellen, wo Sie sich gerade befinden (z.B. auf der Flucht). Was sollte Sie davon abhalten, im Wegrennen dem Menschen, an dem Sie interessiert sind, einen Zettel zukommen zu lassen, daß Sie sich über einen Anruf freuen würden?.

Das einzige, was wirklich mit einem Flirt unvereinbar ist, ist - nicht Flirten. Sie können also jederzeit versuchen, ihr Verhalten einem anderen Menschen gegenüber in die ein oder andere Richtung hin so zu entwickeln, daß Ihr Gegenüber zu einem Flirt ermutigt wird. Vielleicht kommt etwas zurück. Und wenn nicht, dann haben Sie sich zumindest in Gegenwart eines angenehmen Menschen wohlgefühlt.

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