Das Erzgebirge und sein Bergbau
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Das Erzgebirge - mitten in Europa liegend - bildet zwischen dem Vogtland im Westen und dem
Elbsandsteingebirge im Osten die natürliche Grenze zwischen der BRD und der Tschechischen
Republik. Auf deutscher Seite umfaßt es eine Fläche von etwa 4000 kmē und ist mit seinem
höchsten Berg, dem Fichtelberg - 1214 m - heute ein interessantes Wintersportgebiet.
Ursprünglich wurde das Erzgebirge, ein zusammenhängendes, fast undurchdringliches
Waldgebiet, "Miriquidi" (Dunkler Wald) genannt. Erst im 15. Jahrhundert, nach der
Entdeckung zahlreicher Erzlagerstätten, bekam das bis dahin noch von großen
Waldflächen bedeckte Gebirge seinen heutigen Namen "Erzgebirge".
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Um 1156 spricht man vom Beginn der Rodung des "Miriquidi" zwischen dem Flüßchen
Striegis und der Freiberger Mulde durch fränkische Bauern. Es entstanden
die ersten Waldhufendörfer, welche meist als Reihendörfer
entlang von Flußläufen gebaut wurden.
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Ersten Silberfunde um 1168 im damaligen Christansdorf (Freiberg) bildete die Grund-
lage des "freien Bergbaus" und lockten zahlreiche Bergleute und Siedler aus ganz
Deutschland und Böhmen an. "Freiberg" entwickelte sich in den folgenden
Jahrhunderten zu einer der größten Silberstädte in Mitteleuropa
und zählte im 13. Jahrhundert bereits ca. 5000 Einwohner.
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Nach dem die Abbaubedingungen schwieriger und die Silberausbeuten
immer geringer wurden, war die Blütezeit des Silberbergbaus
am Anfang des 14. Jahrhunderts vorerst vorbei.
Mit dem Einsetzen eines erneuten großen Berggeschreis im 15. Jahrhundert entstanden
die Zentren des Silberbergbaus im Westerzgebirge, so die bedeutenden Bergstädte
Schneeberg (1471), Annaberg (1496) und Marienberg (1521). Die "Silberstädte"
wurden vom Kurfürst mit zahlreichen Privilegien ausgestattet wie, z.B. Markt-
und Braurecht, Geleits- und Zollfreiheit und die eigene Gerichtsbarkeit.
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Ein Kennzeichen für den damaligen Wohlstand sind viele, noch erhaltene Bauwerke
wie die Sankt-Wolfgangskirche in Schneeberg, die Sankt-Annen-Kirche
in Annaberg oder der Freiberger Dom und prunkvolle
Rathäuser dieser Städte.
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Schneeberg, der Ausgangspunkt für den Silber - Bergbau im Westerzgebirge, zählte bald Zeche
an Zeche. Im Jahr 1477 lieferte die Grube "St. Georg Fundgrube" 14 Tonnen Silber,
u.a. aus der in Form eines Blockes größten zusammenhängenden
Silbererzmasse, die je in Europa gefunden wurde.
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Ein im Jahre 1503 begonnener Stollen war der Markus-Semmler-Stollen, ein bis 1841 in
kürzeren oder längeren Zeitabständen weiter aufgefahrener Wasserableitungsstollen
für die Silberbergwerke. Er erreichte vom Raum Schneeberg/Neustädtel bis zur
Mulde in Niederschlema eine Gesamtlänge mit Nebenstollen von 43,6 km. Im
Jahre 1491 stieß man unterhalb des Dorfes Frohnau (Annaberg) auf einen
reichen Erzgang, der schon kurze Zeit später reichlich Silbererz fördert.
So schnellte die Einwohnerzahl Annabergs innerhalb von nur
40 Jahren von Null auf 12.000, was für damalige Zeit
eine Großstadt war und überflügelte sogar
Leipzig und Dresden.
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Im mittleren und östlichen Teil des Erzgebirges entwickelten sich im 14. und 15. Jahrhundert
auch Zentren des Zinnbergbaues. Hauptsächliche Abbaugebiete waren Geyer,
Ehrenfriedersdorf und Altenberg, allerdings galt Zinn zu dieser Zeit als
"unedles" Metall und erlangte nicht die wirtschaftliche
Bedeutung wie der Silber - Bergbau.
Der Verfall des Bergbaus und seine Folgen
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Nach dem der große Silbersegen Wohlstand und somit auch höhere Lebenshaltungskosten gebracht
hatte, begann Ende des 16. Jahrhunderts der Bergbau abermals zu stagnieren. Für die
Bergleute im Erzgebirge brach eine schwierige Zeit an.
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Die hauptsächliche Ursache war die Erschöpfung der oberen Erzlagerstätten, aber auch
die Mehraufwendungen für die Erschließung. Der Abbau des Erzes mußte nun aus
immer tieferen Gruben erfolgen. Es bildeten sich "genossenschaftliche
Zusammenschlüsse", welche von Kuxbesitzern finanziert wurden.
Durch Billigimporte aus Übersee und insbesondere aus
Südamerika, begann Anfang des 17. Jahrhunderts
zusätzlich der Preisverfall
des sächsischen Silbers.
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Die Lage der Bergarbeiter verschlechterte sich zunehmend, allerdings wurden die
Unternehmer immer reicher, denn es gab keine Schürffreiheit mehr. Selbst
die Kinder mußten beizeiten unter Tage, bis zu 12 Stunden
täglich - häufig liegend - arbeiten. Die Folge waren
Streiks, wo sich die Knappschaft zur Wehr setzte.
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Doch auch bei weiteren Aufständen, Ausläufer des 30-jährigen Krieges, mußte man
später einsehen, daß die schlecht ausgerüsteten Bergleute und Bauern keine
Chance gegen die Fürstenmacht hatten. Es folgten u.a. Folter,
Hinrichtungen und harte Strafgerichte.
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Böhmische Glaubensflüchtlinge gründeten nach dem 30-jährigen Krieg die Bergstadt
Johanngeorgenstadt. Auch der Fastenberg, auf dem sich die Bergstadt erhob,
schenkte den Siedlern einige Zeit nochmals reichen Silbersegen. In den
folgenden Jahrhunderten wurde immer wieder Bergbau an
verschiedenen Orten auf Silber betrieben.
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Die Funde konnten jedoch an den Silberreichtum der Blütezeit nicht mehr heranreichen.
Not und Hunger waren an der Tagesordnung. Nun hieß es für viele darauffolgende
Bergmannsgenerationen, die mit dem großen Berggeschrei im 15. und
16. Jahrhundert ins Gebirge gezogenen waren, einen neuen
Broterwerb zu suchen. Nachdem 1873 die Währung
des Deutschen Reiches auf Gold umgestellt wurde,
sank der Wert des Silbers immer mehr
und der Silber-Bergbau wurde
nahezu bedeutungslos.
Aus Pöhla stammt der im Jahre 1991 entdeckte, letzte reiche und ungewöhnliche Silberfund.
Während der Liquidationsarbeiten der SDAG Wismut fand man hier eine bisher noch
nicht beobachtete Verwachsung von gediegenem Silber, gediegenem Arsen,
Löllingit und Carbonaten in der Lagerstätte Tellerhäuser
nahe dem Fichtelberg.
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