"Wer sich nicht bessern will, den mag der
Henker in die Schule nehmen."
Simrock 4554
Mit dem Namen Meisterei bezeichnete man in allgemein üblichem Gebrauch früher immer die Wohnung des Henkers, des Scharfrichters.
Dieser teils gefürchtete, teils gesuchte Mann wurde im Volksmund „Meister Hans" genannt und davon leitet sich auch der Brauch her, sein Haus mit dem Namen Meisterei zu bezeichnen.
Der Beruf des Henkers galt als der niedrigste, entehrendste. Niemand wollte mit dem Meister Hans in Berührung kommen. Seine Hände waren mit Menschenblut befleckt. Man versagte ihm die Erlangung des Bürgerrechts in den Städten, wies ihm sogar in der Kirche einen besonderen Platz an. Vom gesellschaftlichen Verkehr war er so gut wie ausgeschlossen. Da ihn niemand zum Nachbar haben wollte, verlegte man immer seine Wohnung, die Meisterei, außerhalb der Stadt, und auch da wieder nicht in die Nähe anderer Häuser,
Die Verachtung, welche die öffentliche Meinung auf den Scharfrichter warf, traf natürlich auch dessen Familie. Die Handwerkerinnungen der Städte weigerten sich, Henkersöhne als Lehrlinge aufzunehmen. Was blieb den Abgewiesenen weiter übrig, als das blutige Handwerk des Vaters zu ergreifen. So vererbte sich notgedrungen das Meistereigewerbe durch viele Generationen hindurch in ein und derselben Familie weiter. Kein junger Bursche aus dem Bürger- und Bauernstande hielt um die Hand einer Henkerstochter an. Was blieb den Gemiedenen übrig, als einem vom gleichen Stande die Hand zum Ehebunde zu reichen.