Durch ihre Beschränkung auf einen Tag im Monat stellte die Orakelbefragung immer nur den geringsten Teil des religiösen Lebens in Delphi dar, dessen Festkalender im Lauf der Zeit immer mehr anwuchs. Auch die panhellenische Bedeutung Delphis beruhte vielleicht mehr als auf dem Orakel auf den Pythischen Spielen, die mit den Olympischen, Isthmischen und Nemeischen die vier gemeinsamen religiösen Feste bildeten, die dem zerstrittenen Volk der Hellenen dennoch ein Bewusstsein der Zusammengehörigkeit gaben.
Die Pythien, das heiligste Fest Delphis, fanden alle vier Jahre im Herbst statt, bereits im Frühling aber wurde der Gottesfriede verkündet, der alle panhellenischen Spiele auszeichnete. Die ältesten Wettbewerbe waren die musischen, ab 590 BCE kamen unter Leitung der Amphiktyonen kamen auch athletische und hippische dazu. Zum Stadion der Athleten steigt man vom Tempelbezirk steil hinauf, das Hippodrom der Reit- und Fahrbewerbe lag in der Ebene. Sachpreise, die es zuerst gab, wurden bald abgeschafft. Die Sieger erhielten statt dessen Kränze aus heiligem Lorbeer. Von den Weihegeschenken, welche die Sieger dem Heiligtum stifteten, ist das berühmteste der Wagenlenker (rechts), der von einem bronzenen Viergespann erhalten blieb, das Polyzalos von Gela, der Bruder des Hieron von Syrakus, 475 BCE weihte.
   
         
  Die geheimnisvollsten Feste Delphis waren die drei, die im Rhythmus des Großen Jahres, also nur alle acht Jahre, stattfanden: das Stepterion ("Fest der Kränze"), das auch Septerion ("Fest der Reinigung") genannt wurde, die Herois ("Fest der Heroine") und das Fest der Charila. Das Stepterion wurde von der männlichen Jugend in Delphi und im Tempe-Tal gefeiert, erinnerte an Apollons Kampf mit Python und die folgende Reinigung und hatte seinen tieferen Sinn in der Initiation der Knaben in ein Erwachsenenleben im Geist des delphischen Gottes. Die Herois, die Semele, der Mutter des Dionysos, geweiht und für Männer geheim war, scheint die gleiche Aufgabe für die weibliche Jugend erfüllt zu haben, mit dem Unterschied, dass ihr Geist jener der Semele und auch der Gaia war, mit der Semele von vielen gleichgesetzt wird. Im Fest der Charila schließlich gedachten die Bürger Delphis eines Mädchens dieses Namens, das während einer Hungersnot vom König Hilfe erbat, aber von ihm geschlagen wurde und sich erhängte, worauf ein gerechter Fluch das Land traf, bis die Untat durch die Einrichtung des Festes zu Ehren des unglücklichen Mädchens gesühnt wurde.   
  Die Thyaden feierten außer der Herois auch das delphische Dionysos-Fest, zu dem sie jeden zweiten Winter gemeinsam mit den Athenerinnen auf den Parnassos zogen, dort die korykische Höhle aufsuchten und den Gott in den wilden, schamanischen Tänzen feierten, von denen wenig bekannt ist, weil Männer, auf deren Berichte wir angewiesen sind, nicht teilnehmen durften. Auf dem Höhepunkt des Festes zerteilten die Frauen ein lebendiges Opfertier, gewöhnlich eine junge Ziege, und aßen das rohe Fleisch (Omophagie) in der rituellen Wiederholung des Mythos, nach dem Dionysos von den Titanen zerrissen wurde. Die Götter belebten ihn wieder, doch wegen seines vorübergehenden Todes wurden in seinen Heiligtümern Kenotaphe (symbolische Gräber) errichtet.
Auch im Tempel Apollons, in dem während dessen Winterreise zu den Hyperboräern für drei Monate Dionysos regierte, gab es ein Grab dieses Gottes. Einmal während des dritten heiligen Krieges verirrten sich die Thyaden in die feindliche Stadt Amphissa, wurden aber von den dortigen Frauen beschützt.
Von den jährlichen Festen war das größte die Soteria, die für die Abwehr der Gallier gefeiert und in jedem vierten Jahr durch Athleten- und Reiterkämpfe ergänzt wurde. Mit besonderen Festen wurden auch zahlreiche Gottheiten und Heroen geehrt, die eigene Heiligtümer in Delphi und auf dem Parnassos hatten.
   
  Diese Gottheiten waren Pan und die Nymphen, die Musen, Zeus und Poseidon, Leto und die im Bezirk unterhalb der Kastalia verehrten Göttinnen Athene, Artemis und Aphrodite, die Schutzgöttinnen der Amphiktyonen, Demeter und Kore, Herakles und Asklepios, der sterbliche Sohn Apollons, der in Delphi durch den Blitz des Zeus starb, weil er sich angemaßt hatte, durch seine Heilkunst Tote wiederzuerwecken, ferner die Zeus-Söhne Kastor und Polydeukes, die ihr Fest, die Dioskureia, im Frühling hatten, und von den anderen Heroen Delphos und die Seinen, Pyrrhos-Neoptolemos, der Sohn des Achilleus, Phylakos und Autonoos, die aus ihren Gräbern steigend die Perser von Delphi vertrieben, und manche andere. Zuletzt wurden ein Fest für die Schutzgötter der Stadt Rom, die Romaia, eingerichtet und wie überall im römischen Reich die Kulte der Kaiser eingeführt. Außer diesen religiösen gab es noch einige Ehrenfeste, mit denen die Delphier bestimmter Wohltäter ihrer Stadt gedachten.  
   
 

Stieropfer für Athene, die bewaffnet am Altar erscheint