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Alte Bekannte

Und ich hatte Erholung dringend nötig. Nicht nur, das diverse Körperteile von mir beschädigt bin, nein auch intern schien ich Schaden genommen zu haben. Seit unserem Kampf in der Ausgrabungsstätte werde ich von einem Traum verfolgt, den ich in der Nacht im Bus hatte:

Alles ist Schwarz, Meine Augen helfen Mir nicht, ein kleines Display wiederholt immer wieder Error-Error-Error-Error..

In der Dunkelheit höre ich wie eine Person rennt, Ich gehe dem Geräusch nach un taste an meinem Gürtel entlang. Meine Waffe fehlt. Ich bin allein. Dann eine vertraute Stimme ... es ist die Stimme meiner Frau.

'Kevin, wo bist Du?! Wir brauchen Dich doch, er wird uns ALLE holen, Kevin gleich hat er mich .. Ahhhhhhhhhhhhh!

Stille.

Ich renne. Ich Stoper über etwas weiches, ich blicke zurück, es wird langsam heller. Es ist ein unnatürliches grünes Licht. Es wird sehr kalt. Dann erkenne ich die Person, es ist meine Frau ... sie ist tot; ich erkenne es, obwohl ich ihr Gesicht nicht sehen kann.

Meine Gelenke schmerzen vor Kälte, dann eine kratzig-dominante Stimme:

'Kevin, du bist zu süät! Du hast mir sehr wehgetan! Aber ich bin nett ...'

Ich kann nicht erkennen, wo die Stimme herkommt. Die Kälte schmerzt so sehr, dass ich nicht einmal die Hand nach meiner Frau ausstrecken kann.

'Wenn du mir einen unversehrten Seelenstein bringst lasse ich deine Familie leben ...'

Der Kopf meiner Frau dreht sich mit einem Knacken zu mir und rollt auf mich zu. Sie blickt mich an:

'Unde das möchtest du doch?! Ich gebe dir einen Mondlauf Zeit und erwarte dich in meiner Ruhestätte mit dem Stein!

Nach dem Traum war mir eiskalt, und was noch schlimmer ist, ich habe keine Ahnung was ein Seelenstein ist. Aber mir scheint es etwas magisches zu sein, also frage ich Ben, wo ich so ein Ding herbekomme.

'Das ist kein Problem. Ein Seelenstein ist halt eins von diesen magischen Artefakten, die Magier so benutzen. Nichts besonderes. In Wolfsburg kannst zum Beispiel beim Alchemisten einen kaufen'.

Ich mache mir eine geistige Notiz, dass ich die anderen dazu bewegen muss früh genug nach Wolfsburg zurückzukehren. Es ist ungemein beruhigend, dass man das Leben seiner Frau beim örtlichen Taliskrämer erwerben kann. Ich kuschel mich in mein Kopfkissen. Durch die Synthfasern drücken die Umrisse meiner Ares Predator beruhigend an meine Wangenknochen.

Es klopft an die Tür. Ich blinzel einmal. Die Ares Predator, eben noch unter dem Kopfkissen zeigt auf die Tür. Die Decke verbirgt die Waffe. Ich blinzel. Die Jalousie filtert das Licht, das durch die schmutzigen Fenster fällt.

'Wer ist da'?

'Ich bin's Ben, es geht um den Seelenstein'!

'Muss das jetzt sein? Es ist mitten in der Nacht'. Nervös schau ich auf die Uhr. Das Display zeigt 6:13. Was ist mit dem Seelenstein. Die Schmerzen wummern hinter meinem Kopf. 'Egal, komm rein'.

'Ich habe jemanden, der uns einen Seelenstein anbietet für einen Run. Wir sollen jemanden umlegen', schallt es durch die Tür.

'Wieso solten wir? Ich kaufe mir einfach einen in Wolfsburg. Wozu die ganze Mühe? Und schrei sowas nicht über den Flur. Komm endlich rein'.

Endlich öffnet sich die Tür und Ben kommt rein. Eine feuchter Film bedeckt sein Gesicht. 'Ich weiss auch nicht, ich glaube, so ein Stein ist manchmal recht teuer'.

'Wie teuer'?

'So etwa 60.000 Eier'

Blut steigt mir in die Augen. Ohne mein Zutun schlägt meine Hand zweimal gegen die Schläfe. Das Echo der Schläge hallt schmerzhaft durch meinen Kopf. Meine Augenlieder zittern. Ich beherrsche mich und mache mir die Mühe die Informationen verbal aus Ben zu extrahieren. Es ist unglaublich mühseelig aus dem Spitzohr etwas herauszubekommen.

Vor ein paar Minuten ist Ben aufgewacht, mit dem Gefühl, etwas langes feuchtes wische ihm durch das Gesicht. Als er die Augen aufschlägt schaut er in ein Gesicht ohne Haut. Die offen liegenden Muskel glänzen bläulich. 32 spitze Zähne lächeln ihn bösartig aus einem unglaublich breiten Grinsen an.

'Guten Morgen, mein Name ist Pawn. Ich habe gehört du brauchst einen Seelenstein'

'Äh ... ja, ein Freund von mir hat eventuell Interesse an einem solchen Gegenstand'. Ben braucht in solchen Situationen immer nur sehr wenig Zeit um sich zu fassen. 'Ich müsste ihn ersteinmal fragen. Was willst du denn für einen solchen Stein'.

'Schafft mir Diana Gore vom Hals. Sie tanzt im Candelabra. Wenn Dark Lupus auch den Bach runtergeht, gibt es noch einen Bonus'.

'Klingt nicht schlecht. Komm doch so gegen Mittag noch mal Bescheid, wir werden uns bis dahin überlegen, ob wir den Auftrag annehmen'.

Während ich diese Geschichte höre steigt in mir das Gefühl auf, ich könnte die Kontrolle verlieren. Ich rufe Iggy noch schnell zu, er soll rausfinden, ob er einen Seelenstein besorgen kann, und renne nach draussen. Der Wurzelzwerg regt sich tierisch auf, weil die kleine Siam bei ihm im Bett liegt.

Auf der anderen Strassenseite ist ein kleiner Mann mit schwarzer Wollmütze, schwarzem Wollmantel und schwarzem Wollpullover. Ein Seemann, wie er im Buche steht. In der rechten Hand hat er einen hohen Schmel, wie einen alten Barhocker. In der rechten Hand hat er eine große schwarze Kiste, vielleicht einen Akkordeonkoffer.

'Mensch Wilhelm, du bist wieder in London'!

'Lass mich in Ruhe, wir kennen uns nicht'.

'Ich bin es der alte Bill. Mensch, dass ich dich noch mal wieder sehe. Was machst du jetzt? Bist du auf Dauer hier? Hast du nen Run? Erzähl doch mal. Oh Mann, Wilhelm und Bill das alte Team ist wieder zusammen. Die anderen haben mich alle für verrückt erklärt, dass ich deinen Kram aufbewahrt habe. Deine Hubschrauber, den Wagen und all die Waffen sind alle noch in unserem Lager. Ok, so ein paar Sachen musste ich verkaufen, aber das meiste ist noch da'

Ich glaube ich höre nicht recht. Hat der Typ da vor mir gerade von 'meinem Hubschrauber' gesprochen. Das kann nicht sein, ich war nie in London, aber andererseits, ich habe ne Menge Dinge vergessen. Aber dass ich längere Zeit in London gelebt habe? Egal.

Ei Mensch Bill, du bist das wirklich? Und es gibt das Lager wirklich noch!? Ich war so lange Weg, ich hatte garnicht damit gerechnet, dass es das noch gibt. Alles hat sich hier verändert, aber das Lager ist noch da? Ich würde es nicht mal mehr finden. Lass mal sehen, was da noch drin ist.

Unser Lager ist wirklich beeindruckend. Kaum zu glauben, niemand Bill in den letzten Jahren ausgeraubt hat. Der Typ merkt kein Stück, dass ich keine Ahnung habe wovon er redet. Er führt mich zu einem Lager am Hafen. Gesichert mit einem Zahlenschloss. Er zeigt mir die Kombination: 1226 Ich kann sie euch ruhig erzählen, jetzt ist das Lager ja längst leer. Und im innern der Halle ein Anblick, schöner als Weihnachten und Geburtstag auf einem Tag! Hier steht alles was mein Herz begehrt:

Während ich in dem ganzen Kram stöber erzählt Bill mir von den guten alten Zeiten.

Was kann ich dafür, wenn die Leute so dämlich Namen haben - Futschikato, wer sich das wohl ausgedacht hat.
Ein Trigger ist ein Gerät, mit dem man Reflexbooster deaktivieren kann. Es hilft Leuten, die Probleme damit haben ihre Reflexe unter Kontrolle zu halten.
Eine gewisse Sandra hat es mir wohl schwer übel genommen, dass ich damals abgehauen bin. Ein Japanischer Magier namens Futschikato kann mich für ein paar Wochen verschwinden lassen, und angeblich habe ich mir einen Trigger einbauen lassen, nachdem ich einem Troll den Kopf weggepustet habe als draussen eine Tür zuklappte.

Ich kann mich an nichts davon erinnern und ich habe keinen Trigger eingebaut.

Aber was solls, ich schnappe mir das Scharfschützengewehr und mach mich auf den Weg. Vorher kaufe ich Bill noch ein Handy, damit er Futschikato anrufen kann um schon mal vorzuwarnen, dass ich und ein paar Freunde seine Hilfe benötigen könnten.

Von meinem Run auf Diana Gore erzähle ich Bill zunächst nichts, obwohl er ständig nachfragt. Ich traue dem Typen nicht so recht. Wieso sieht der Typ aus wie der letzte Penner und hat jede Menge Ausrüstung im Lager stehen, die er anscheinend nicht nutzt. Er selbst erzählt etwas von Problemen mit seiner Cyberware. Er ist also auch so ein Plastik Junkie. Ich frage mich warum ich mich jemals mit dem Typen eingelassen habe und warum ich so überraschend aus London abgehauen bin.

Wir verabreden für Abends um 10:00 beim Big Ben. Ich mache mich auf den Weg zum Candelabra. Es ist eine ehemalige Synagoge in einer verkommenen Gegend. Gegenüber steht ein heruntergekommenes Hochhaus, der ideale Posten für jemanden wie mich, wenn man die Tänzerin aus dem Candelabra erledigen will. Es geht wieder zurück zu unseren Appartments.

Hier kocht die Gerüchteküche, weil ich so schnell verschwunden war. Iggy dieser blöde Zwerg hat gedacht die 60.000 Ocken für einen Seelenstein wären die Bezahlung für einen Run - PRO PERSON! Man kann sich die Aufregung vorstellen. Nacdem ich die Sachlage ein wenig geklärt habe, überlegen wir Alternativen zu dem Run. In null komma nix hat Iggy Angebote für Seelensteine zwischen 40.000 und 120.000 Eurodollar. Das ist zwar ganz gut als Alternative, aber so viel Geld würde ne mächtige Lücke in unsere Finanzen schlagen. Ich plädiere also für den Run, überhaupt haben die anderen eigentlich nichts damit zu tun. Es ist meine Frau, und ich kann den Seelenstein nicht teilen.

Sorgen macht uns der Auftraggeber. Was kann man gegen einen Geist tun, wenn der sich nicht an die Abmachung hält? Ben erzählt am besten wäre waffenloser Kampf, wenn man sich ordentlich konzentriert könne man einen Geist einfach erschlagen. Ich habe meine eigene Theorie über den Bildungsstand unsere Quotenelfen, aber eins ist sicher, ich habe schon einen Geist umgelegt. Und wenn einer mehr oder weniger spielt wohl eh keine Rolle. Diese Arschlöcher hängen doch eh alle zusammen. Würde mich nicht wundern, wenn das eh alles ein abgekartetes Spiel ist.

Deswegen habe ich auch nichts dagegen, wenn Iggy den beiden Zielen von unseren Plänen erzählt. Vielleicht wollen Sie sich rauskaufen. Dann bekomme ich den Stein und das Vergnügen diesen Pawn umzupusten, wenn er wutschnaubend bei mir auf taucht.

Bob ist garnicht glücklich mit dem Run, weil er ein Problem damit hat Leute umzulegen. Ich hätte nicht gedacht, dass er so ein Weichei ist. Ich dachte immer er und Spider wären die Leute, auf die man sich im Zweifelsfall verlassen kann. Nun ich habe mich einmal mehr getäuscht. Am Nachmittag halte ich eine Notiz von ihm in den Händen. Er hat den Run abgebrochen und ist nach Wolfsburg verschwunden.

Ben sagt den Run zu. Das kann nur Ben tun, da wir Pawn dieses feige Gespenst nicht sehen können. Iggy versucht auf Pawn einzuschlagen, so zum Test. Ben meint zwar Pawn würde sich unter den Schlägen krümmen, aber ich glaube an Schmerzen nur, wenn ich sie in den Augen meines Opfers selber sehe.

Ich gehe mit Spider auf Stadttour, uns mal ein wenig genauer umsehen. So langsam kommen Erinnerungen auf, aber nichts konkretes. Nur dieses vage Gefühl, schon mal hier gewesen zu sein.

Die anderen kümmern sich um Mayana. Gemini hatte angerufen wärend ich weg war. Bei den Hensons, bei denen Mayan untergebracht war, hat es ein Massaker gegeben. Ein Ork namens Iron Man, der jedes zweite Wort verschluckt bringt die anderen zu dem Haus der Hensons. Spider und ich stossen später wieder zu den anderen und schauen uns die Bescherung an.

Die Hensons bewohnten ein geräumiges Haus, in dem sie fast dreißig Kinder versorgten. Jetzt sind die Hensons mit Kerzenständern an die Wand genagelt, wie gekreuzigt. Überall auf ihrem Körper sind Bißspuren. Die Kinder liegen alle bis auf Mayana im Haus verteilt. Die Körper gebrochen und verdreht. Die Gedärme herausgerissen und teilweise angefressen. Die beiden Flügel der Eingangstür sind von innen aufgebrochen. Als wäre ein panisches Kind mit aller Wucht von innen davor gelaufen. Trotz all des Blutes scheint für die Anzahl der Toten und der Art ihrer Verwundungen zu wenig Blut auf dem Boden zu stehen. Ein fenster in einer Ecke neben dem Treppenhaus ist mit einem Draht von aussen verschlossen worden. Der Täter hat vermutlich durch dieses Fenster den Tatort verlassen. In einem Sandkasten in der Nähe finden wir Mayanas Reisetasche vergraben. Unter ihrem Bett Spuren, wie von einem Tier. Das zusammen mit der Tatsache, dass sie nur rumänisch spricht lößt unangenehme Assoziationen bei mir aus.

Fence ruft bei Iggy an. Er hat eine Bekannte, die eine Möglichkeit sucht, aus London zu verschwinden und sich hervorragend bei DocWaggon auskennt. Er möchte, dass wir sie uns mal anschauen. Wir verabreden uns

to be continued ...