Subjektive Nachbetrachtung des Grand-Prix Vorentscheids
2001
Ein Drama in 17 Akten!
1.Akt: Einleitung
Wie im letzten Jahr führt der sympathische Axel Bulthaupt durch die
Sendung, was das Ganze nicht unbedingt spannender macht. Er stellt uns noch 2
Mitarbeiter von der Telekom vor, die trotz Aktienverlustes noch gerne in der
Sendung sind und am Ende das Ergebnis vorlegen werden. Zugegeben, anfangs wird
relativ wenig gequatscht und es geht schnell los.
2.Akt: German Tenors - A song for our friends
Da hat sich die Plattenfirma aber was ganz feines einfallen lassen, man hat
mal 3 Leute zum Grand-Prix geschickt, die auch singen können, Tenöre halt. Ich
bin sofort begeistert, das ist für mich der Favorit, mit dem Lied würden wir
in Stockholm alles holen können. Eine wunderbare Melodie und dazu 3 kräftige
Männerstimmen. Und sie singen zum größten Teil auch deutsch (lediglich der
Refrain wechselt die Sprache). Ein Meisterwerk!
3.Akt: Münchener Zwietracht + Rudolph Moshammer - Teilt Freud und Leid
Vorsichtig formuliert ist das Lied wenigstens nicht ganz so schlimm, wie ich
erwartet hatte, Moshammer hält sich angenehm zurück und sagt nur im Refrain
ein paar Worte. Aber der Sänger der Münchener Zwietracht ist ja auch voll der
zugekokste Typ, singen kann man das nicht nennen, was er da macht. Rudolph
Moshammers Aufzug ist auch mehr als peinlich. Das Publikum im Saal ist auch
nicht gerade begeistert, als Moshammer den Satz "Hier spricht der König
der Welt" ins Mikro säuselt. Hinterher gibt es Mitleidsapplaus, doch man
kann auch sehr deutlich die Pfiffe vernehmen. Bitte Deutschland, lasst uns das
nicht in Stockholm präsentieren.
4.Akt: Soultans - Set me free
Ich habe ja nichts gegen Ausländer, und erstrecht nichts gegen Engländer.
Aber sollte man wirklich eine ausländische Gruppe für Deutschland zum
Gran-Prix schicken? Doch da muss man sich auch nicht so die großen Sorgen
machen, was die 3 Herren da abliefern ist durchschnittlicher Pop, das wird schon
nicht gewinnen, denke ich mir. Das Lied dudelt also so vor sich hin und findet
auch nicht so die große Beachtung, es ist halt nur Durchschnitt.
5.Akt: Michelle - Wer Liebe lebt
Die heimliche Favoritin geht also ans Werk. Sie kann sicherlich gut singen,
keine Frage und das Lied ist auch vom Feinsten, es ist aber auch der pure
Schlager. Na gut, der Grand-Prix sollte ja eigentlich auch ein
Schlagerwettbewerb sein, in sofern ist das Lied dann doch schon recht gut. Ich
kann mich zwar die ganze Zeit über nicht ganz damit anfreunden, komme
aber immerhin soweit, zu verstehen, dass andere Leute das gut finden. Nach dem
Lied tobt der Saal.
6.Akt: Balloon - Techno Rocker
Yes Baby, die größte Scheiße aller Zeiten am Start. So was hat die Welt
noch nicht gehört, und zum Glück. Der fette Sänger ist ja wohl oberpeinlich,
auch er singt nicht wirklich und die "Musik" die da im Hintergrund
läuft ist purer Techno, so was darf den Leuten nicht gefallen. Aber da ich doch
der Meinung bin, dass die Deutschen noch ein wenig Geschmack haben, bin ich mir
doch recht sicher, dass dieser Schund keine Chance haben wird.
7.Akt: Tagträumer - Träumen und Hoffen
Das sind doch Leute für die Zukunft, sicherlich, ihr Lied ist ein wenig
sehr lahm und international sicherlich noch nicht so geeignet, doch man kann
schon recht zufrieden sein. Die haben ein melodiöses Lied und können was. Auch
die Instrumentführung ist vom Feinsten, diese Jungs haben Format, weiter so!
8.Akt: Illegal 2001 - Ich weiß es nicht
Das ist wohl die typische Proll Band, singt über Schumis Schwanz und vom
Wichsen. Das das nicht gewinnt, ist mir eigentlich recht schnell klar.
Zwischendurch kann man dann aber schon mal bei der recht simplen Melodie
mitsingen, zumal auch der Sänger der Truppe gar nicht mal so schlecht ist.
Diese Band ist halt irgendwo eine regionale Größe, das wird sie bleiben und
das ist auch gut so.
9.Akt: Lesly, Joy& Brigitte - Power of trust
Vielleicht stehe ich mit meiner Meinung ja alleine da, aber ein deutsches
Gran-Prix Lied sollte auch ansatzweise auf deutsch gesungen werden. Das ist der
große Nachteil dieser Band, denn das tun sie nicht. Ansonsten kann man aber
nicht viel zum Meckern finden, alle 3 Damen können hervorragend singen und auch
die Musik und die Melodie sind nicht schlecht. Insgesamt bleibt mir die Band
aber einfach unsympathisch. Das mag einerseits daran liegen, dass sie übers
Internet gecastet wurde, was zwar modern ist, der Band aber nicht gerade
Zusammenhalt gibt und das mag andererseits daran liegen, dass die Damen so auf
Frauenpower machen, nach dem Motto was Männer können, das können wir noch
viel, viel besser.
10.Akt: Zlatko - Einer für alle
Alle die befürchtet hatten, der mazedonische Schlosser würde zum
Grand-Prix fahren verlieren bei der Darbietung ihre Angst. Der Mann trifft nicht
einen Ton und das Lied ist auch nicht gerade mitreißend. Nur die Big Brother
Fans im Saale sind begeistert, ansonsten hört man nachher vor Pfiffen das
Klatschen nicht mehr. Das finde ich, egal wer es ist, zwar extrem unhöflich,
einen jungen Herren, der sich ja auf jeden Fall Mühe gegeben hat (was nicht
geht, geht halt nicht) nachher auszupfeifen, aber es ist ja nicht zu ändern.
11.Akt : Wolf Maahn - Better Life
Der Gutmensch singt ein so gutes Lied, ich bin zu Tränen gerührt. NICHT
WIRKLICH! Wie erzählte er uns im Vorfilm, er hatte die Idee zum Lied, als er
auf einem Benefizkonzert in Sarajevo war, wäre er mal da geblieben. Es nervt
einfach, wenn ein Typ, der nichts drauf hat, das mit Mitleid wegzumachen
versucht. Er kann ja nach Sarajevo fahren, wenn es ihm da so gut gefällt, uns
sollte er mit seinem Schund aber nicht weiter belästigen.
12.Akt: Kevin - Playing on my mind
Ein junger, schnulziger Typ, aber er kann akzeptabel singen, das muss man
zugeben. Sein Lied ist zwar auch mal wieder ein wenig zu lahm, aber auch er kann
an diesem Abend bestimmt einen Achtungserfolg erzielen. Mehr gibt's dazu nicht
zu sagen, nett, nicht mehr und nicht weniger.
13.Akt: Lou&Band - Happy Birthday Party
Nun gut, mir gefällt die Musik nicht, aber sympathisch ist die Band
irgendwie schon. Als ich das Lied höre, denke ich spontan, das sind doch die
Schlümpfe. Dem Publikum gefällt das letzte Lied des Abend aber anscheinend,
und das ist ja, was zählt. Dann endet das Lied und alle Lieder werden noch mal
im Schnelldurchlauf gezeigt.
14.Akt - Pausenfüller
Während die Zuschauer nun für 24 Pfennig pro Anruf für ihre 3 Lieblingsakts
voten können, kommen die Pausenfüller. Zunächst ist Rosenstolz dran, das
hört sich recht interessant an, was diese Band so abliefet. Danach kommt eine
von Dieter Bohlens Entdeckungen (aber keine Teppichverkäuferin). Gestylt
auf 20, singt wie 8 und ist 14. Na ja, belanglos halt. Und danach kommt der
"Meister" selbst, Dieter Bohlen und Thomas Anders mit ihrer neuen
Modern Talkink Single "Win the race". Hört sich an, wie alles was
Modern Talking bisher gemacht haben. Aber Dieter Bohlen wird endlich das, was er
schon immer war, ein Pausenclown.
15.Akt: Ergebnisse
Die beliebtesten 3 Darbietungen waren: 1. Michelle mit Wer Liebe lebt, 2.
Lesly,Joy and Brigitte mit Power of trust, 3. Lou&Band mit Happy Birthday
Party. Wo sind die German Tenors? Na egal, wenigstens sind nicht die
Peinlichkeiten unter den ersten 3.
16.Akt: Nächste Runde
Jetzt müssen sich die Zuschauer noch für die absolute Nr.1 entscheiden.
Währenddessen präsentieren 3 DJs einen 10minütigen, etwas eigenwilligen
Grand-Prix Mix. Für Freunde des Genres sicherlich ein Spaß.
17.Akt: Endergebnis!
Und hier das amtliche Endergebnis, Michelle fährt nach Stockholm, 36,6 %
der Zuschauer waren dafür. Das ist bei 3 Kandidaten nicht unbedingt viel
Vorsprung. Wie es so Tradition ist, darf die Gewinnerin ihr Lied noch mal
vortragen, und diesmal gefällt es auch mir. So endet eine Sendung "voller
Gefühl und voller Poesie" [Zitat aus Michelles Lied]. Und die Sparten
haben nicht gewonnen, jetzt kann Stockholm kommen, wir gewinnen, das ist klar!