Kapitel 15

 

*Ally’s P.o.v.*

Neun Tage, fünf Briefe, dreiundsechzig vergebliche Versuche Jason anzurufen und nur zwei gelungene Versuche später. Meine Stimmung befand sich unter der untersten Marke, die sie je gehabt hatte. Ungefähr bei minus 200, wenn nicht noch darunter. Die Sache mit Jason und die Tatsache, dass er kaum noch da war machte mich…nachdenklich und die Sache mit den Briefen machte mich nicht gerade unbedingt glücklicher. Es schien als wäre ich so ziemlich auf mich allein gestellt bei der ganzen Sache, nicht dass es nicht meine eigene Schuld gewesen wäre, ich hatte alle meine Kollegen beauftragt Patroullie zu laufen, die Jungs keinen Moment aus den Augen zu lassen. Und das alles unbemerkt. Ich hatte das Gefühl alles würde langsam zur heißen Phase auflaufen, denn die Abstände, in denen die Briefe ankamen wurde immer weniger. Und etwas machte mir besonders Angst. Ich bekam sie nur noch. Was hatte das zu bedeuten? Marcus konnte sich auch keinen Reim darauf machen. Und zu dem ganzen Stress kam noch dazu, dass mich die Jungs wie eine Plage mieden. Ich hatte ehrlich gesagt gedacht, dass ich alles etwas normalisiert hatte…aber im Gegenteil. Immer wenn sie nicht in meiner Nähe sein mussten, waren sie es nicht. Ich verdrängte das immer wieder indem ich mich mit anderen Sachen beschäftigte. So wie in diesem Moment gerade, wo ich in meinem Zimmer vor meinem Laptop saß und im Internet über die verschiedenen Schriftarten und Formen verschiedener Schreibmaschinen recherchierte. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und rieb mir über meine Augen. Sie brannten und meinem Rücken ging es auch nicht besser. Und gefunden hatte ich auch nichts. Ich seufzte und griff nach meinem Handy, das neben mir auf dem Tisch lag. Ich wählte Jason’s Nummer und klemmte das Telefon zwischen Schulter und Wange ein, während ich weiter auf der Tastatur tippte. Es klingelte zweimal, dann fünfmal, beim zehnten Mal ging der Anrufbeantworter dran. Ich legte genervt auf uns schmiss das Handy auf mein Bett, mein Gesicht in meinen Händen vergrabend. Da stimmte etwas ganz und gar nicht. Ich starrte aus den Augenwinkeln auf meine Armbanduhr und klappt genervt den Deckel meines Laptops zu. Ich musste schon wieder los. Nichts klappte so, wie ich es mir dachte. Meine Recherchen hatten nichts ergeben. NICHTS. Wie ich es hasste so hilflos zu sein und Menschen, die um mich herum waren in Gefahr zu sehen. Was hatten die Leute vor? Und warum drohten sie? Ich hatte bis jetzt keine Antwort darauf gefunden. Ich hoffte, dass sie mir bald zufliegen würde, bevor es zu spät war. Ich griff nach meiner Waffe, verstaute sie in meinem Gurt und eilte zur Tür hinaus, vielleicht kam ich jetzt durch die Arbeit erstens, auf andere Gedanken oder zweitens, endlich auf eine Spur die mich zu diesem Brief-Schreibenden-Leuten brachte. Letzteres war mir lieber, aber auch ersteres wäre eine schöne Abwechslung. Ich bekam schon Haarausfall, wegen dem Stress. Ich lachte leise über mich selbst, während ich den Flur runter zu Kevin’s Zimmer eilte, den ich als erstes abolen sollte.

*Nick’s P.o.v.*

Zu spät. Nein, nein, nein, nicht schon wieder. Es mussten wohl die Gene sein. Da stell ich mir den Wecker, stehe rechtzeitig auf, mache mich fertig und trotz allem…bin ich zu spät. Ich hetzte den Gang runter, zwei Bodyguards hinter mir her. Sie würde mir den Kopf abreissen. Ich war mir ganz sicher. Aber das war ja nichts neues. Jedesmal wenn ich sie vom Flughafen abholen sollte, war ich zu spät. Sie musste aber auch immer zu dem blödestens Zeiten ankommen, immer kurz vor dem Konzert…okay, dass war eine verdammt schlechte Ausrede. Noch um zwei, nein nur noch eine Ecke und schon war ich in der Halle vor Gate 5 angekommen. Natürlich war kein Mensch mehr da. Der Flug war vor fast einer Stunde gelandet und alle anderen Menschen waren schon gegangen oder abgeholt worden. Gott, war das peinlich. Ich ließ meinen Blick über die Halle schweifen und eilte schließlich auf die Sitzecke zu.

„JEN!“ rief ich und der dunkelblonde Kopf drehte sich in meine Richtung und ihr Gesicht strahlte mich an.

*Ally’s P.o.v.*

„Wo zum Teufel ist er?“ rief ich aufgebracht und warf frustriert meine Arme in die Luft.

AJ, der vor mir stand, kicherte.

„Mach hier doch nicht so einen Aufstand, Nick kommt schon rechtzeitig.“

Er fand das anscheinend höchst amüsant. Wenn der nur wüsste, Nick konnte in hoher Gefahr schweben. Und ihm war das alles nicht klar. Am liebsten hätte ich ihm alles ins Gesicht geschrieen, aber…nein, das würde ich nicht tun.  Ich wollte nur zu gern wissen, wo Nick war. Damit mein Gewissen beruhigt war. Ich machte mir ernsthafte Sorgen. Ich seufzte und sah AJ bittend an.

„Sag es mir einfach, bitte.“

„Ich dachte, DU müsstest immer wissen, wo die Leute rumlaufen, auf die du aufpassen musst. Die Suppe musst du jetzt schon allein auslöffeln.“

Und damit ging er einfach. Ich starrte ihm hinter her, der Mund stand mir buchstäblich offen. Was zum Teufel hatte ich diesem Menschen getan? Ich seufzte erneut und rieb mir über mein Gesicht. Ich fühlte mich schwach und ausgelaugt, als würde ich mit der ganzen Sache nicht klar kommen, als würde mir alles über den Kopf wachsen. In dem Moment sah ich Jack, einen meiner Kollegen, um die Ecke biegen und eilte zu ihm hin, um ihn nach Nick zu fragen, als ich einen Blondschopf, der ganz wie Nick aussah, im Gang entdeckte. Na Gott sei dank, jetzt konnte das Konzert anfangen.

*AJ’s P.o.v*

Zu schade, dass die blöde Kuh Nick gesehen hatte. Ich hatte sie gerade SO schön in der Zwickmühle. Aber was mir langsam Gedanken machte war, dass sie etwas zu beschäftigen schien, etwas, dass mit uns zu tun hatte. Anscheinend. Was konnte das nur sein? Ich musste mit Nick reden, vielleicht hatte er eine Idee. Aber als ich in Nick’S Richtung sah, verwarf ich den Gedanke wieder. Er stand mit Jen engumschlungen und knutschend vor unserem Aufenthaltsraum. Wahrscheinlich holte er sich so Glück für die Show ab. Da konnte man glatt neidisch werden. Ich sah, wie Marcus ihm sanft auf die Schulter tippte, um ihm so ein Zeichen zu geben, dass es Zeit war um zu gehen. Ein schub von Adrenalin durchfuhr mich. Ich liebte dieses Gefühl.

*Ally’s P.o.v.*

Endlich hatte ich wieder einen Moment Ruhe. Naja, ob ich ihn wirklich herbei gesehnt hatte?! Ich wusste es nicht. Mir ging es schlecht. Mit jedem Tag schlechter und ich wusste es. Kopfschmerzen waren mittlerweile alltäglich. Es war, als würde mir mein eigener Körper die Entscheidung machen, den ich nicht wahrhaben wollte. Dass ich gehen musste, dass ich es nicht hinbekam.

„Ally?“

Ich drehte mich zu der Stimme um und sah Marcus vor mir stehen. Ich sah zu seinem Gesicht auf. Und versuchte zu lächeln.

„Hey Bro.“

„Du siehst nicht gut aus, alles klar?“

„Sicher!“ erwiderte vielleicht ein bißchen ZU euphorisch.

Marcus sah mich zweifelnd an, aber fuhr dann fort.

„Was haben deine Nachforschungen ergeben?“

Oh Gott, wie ich hatte ich mich vor dieser Frage gefürchtet. Ich seufzte mal wieder.

„Nichts. Ich hab versucht was über die Schrift rauszubekommen, aber sie weißt keine Besonderheiten auf. Mir macht das Sorgen. Ich denke, der Showdown ist jetzt bald. Ich fühle mich beobachtet. Aber ich kann mich auch irren.“

Marcus nickte nur und schien zu überlegen.

„Wir verstärken unsere Überwachung. Und du legst dich grad zehn Minuten hin, damit du wieder bei kräften bist, wenn die Show vorbei ist. Nimm den Aufenthaltsraum, da steht ne Couch. Ich hab das für zehn Minuten alles im Griff, mach dir keine Sorgen.“

Dieses Angebot nahm ich ohne Widerrede an. Ich konnte mir in diesem Moment nichts schöneres vorstellen, als mich zehn Minuten auf eine Couch zu legen. Obwohl. Doch es gab etwas schöneres. Auf einer Couch liegen und mit Jason telefonieren. Ich schloss meine Augen während ich auf das Freizeichen in meinem Handy wartete. Es tutete einmal…dann zweimal. Ich seufzte. Er war wohl wieder nicht da. Dann hob jemand ab und meine Augen öffneten sich wieder.

Hallo?“ fragte eine weibliche Stimme am anderen Ende.

Ich kniff verwirrt die Augenbrauen zusammen und setzte mich auf. Hatte ich die falsche Nummer gewählt!? Ich sah kurz auf das Display. Nein, alles in Ordnung. Richtige Nummer.

Hallo?“ fragte die Stimme wieder.

Ich…uhm…hab ich die-“

Ich unterbrach mich selbst, als ich Jason’s Stimme im Hintergrund hörte.

„Maria, Baby…wer ist denn da am Telefon. Komm zurück ins Bett…ich vermisse dich schon…“

Ich fühlte, wie sich mein Herz zusammenkrampfte. Mein Mund war plötzlich trocken und ich konnte nichts mehr sagen. Ich brauchte etwas, wo ich mich rein übergeben konnte. Tränen sprangen in meine Augen. Das war nicht fair.

„Jase, versuch du es mal…“

Hörte ich wieder die weibliche Stimme.

„Wer ist denn da?“ hörte ich dann plötzlich Jason’s Stimme direkt an meinem Ohr.

Ich öffnete meinen Mund ein paar mal und schloss ihn wieder. Für einen Moment hatte ich mich wieder gefangen.

„Deine Freundin, Jason. Aber weißt du was? VERGISS ES! Hab ein schönes Leben!“

„Gott, Ally ich-“

Aber ich wollte es nicht hören. Ich wollte gar nichts mehr hören. Ich sprang auf und schleuderte das Handy gegen die harte Betonwand, wo es in tausende von Teilen zersplitterte. Ich fühlte wie mir die ersten Tränen die Wangen runterliefen. Ich ließ mich gegen die Couch sinken und begann hilflos zu schluchzen. Ich konnte nicht mehr. Das war zuviel. Mein letzter Halt hatte sich nun auch in Luft aufgelöst.

 

 

Kapitel 16

 

*Ally’s P.o.v*

Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Hätte ich mir dass nicht jede zweite Sekunde gesagt, hätte ich es wahrscheinlich vergessen. Oder ich hätte angefangen zu schreien. Hätte mir all die Wut und all den Schmerz, der sich die letzten Minuten in mir angesammelt hatte heruasgeschrien. Aber ich konnte das nicht tun. Ich hörte die Stimme meines Vaters in meinem Kopf: Bodyguards zeigen keine Gefühle. Wir sind PROFESSIONELL. Eine der goldenen Regeln, wenn du diesen Job hast. Niemand darf merken, wenn du traurig oder nervös oder wütend bist, es würde nur deine Klienten nervös machen. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Unbewusst hatte ich wieder die Luft angehalten. Ich ließ mein Gesicht in meine zitternden Hände fallen. War ich denn wirklich so vom Pech verfolgt, dass nichts funktionierte!? Gott! Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Ich musste stark sein, ich musste die fünf Jungs hier beschützen. Das war mein Job. Du darfst jetzt nicht schwach sein. Ich biss meine Zähne fest zusammen, wischte mir schnell alle Tränenreste aus dem Gesicht und atmete tief durch, bevor ich aus der Tür trat, die Stimme meines Vaters mich immer noch vefolgend…keine Gefühle Ally…

*Marcus’ P.o.v*

Ich eilte durch die Flure, zurück zum Aufenthaltsraum. Das Konzert war kurz über die Mitte vorbei und wir mussten uns auf das Ende vorbereiten. Rund um die Bühne waren meine Männer aufgestellt, aber ein mulmiges Gefühl hatte ich trotzdem. Ich hoffte innerlich so sehr, dass die Briefe nur ein dummer Streich waren, aber irgendwie wusste ich, dass es ernst war. Ich war schon fast bei der Tür, hinter der Ally vor gut einer viertel Stunde verschwunden war, als sie, wie von mir telepatisch gerufen, aus der Tür kam. Einen Moment zuckte ich zurück, als ich sie sah. Sie war…blass. Ungewöhnlich blass und ihre Augen waren rotunterlaufen. Wenn ich sie nicht so gut kennen würde, würde mir kaum auffallen das etwas nicht richtig war.

„Ally?“ rief ich und sie sah zu mir auf.

„He Bro..wie weit sind die auf der Bühne?“ grinste sie mich an.

Gefälschtes Grinsen. Gott, ich kannte sie einfach zu gut.

„Willst du mir sagen, was los ist, oder muss ich dich ausquetschen?!“ fragte ich mit ernstem Gesicht und ich hörte wie sie seufzte.

„Es ist nichts…nichts wichtiges. Ich hab mich nur gehen lassen.“

Ich strich ihr liebevoll über die Wange.

„Die goldene Regel lautet zwar, dass wir keine Gefühlen zeigen sollen, Al, was aber nicht meint, dass wir keine haben sollen. Wenn du reden willst, weißt du, wo du mich findest.“

Ich fühlte, wie sich ihre Arme kurz um mich schlossen.

„Danke, Biggie. Danke.“ murmelte sie in mein Shirt, seufzte und hatte sich dann wieder im Griff.

Sie checkte die Zeit auf ihrer Armbanduhr und sah mich wieder an.

„Ich werde dann mal die Räume und Flure checken, geh du die Jungs hinter der Bühne abholen, bring sie dann in den Dressingroom, sie müssten in gut zehn Minuten fertig sein.“

Mit den Worten lächelte sie mir zu und verschwand um die nächste Ecke. Ich schüttelte den Kopf über sie. Ally, die Profession in Person. Die beachtete die Regeln eines Bodyguard-Daseins zu sehr.

*Ally’s  P.o.v*

Ich wanderte durch die Flure, checkte alle Räume und beobachtet alle Menschen, unbemerkt von ihnen, nach etwas auffälligem. Ich kannte alle Menschen, die hier arbeiteten, egal ob sie einen Tag oder schon fünfundzwanzig Jahre hier waren, kannte jedes Gesicht, jeden Namen dazu. Würde es sofort bemerken, würden sie sich merkwürdig, unnormal verhalten. Alle Leute waren da. Das gehörte auch dazu, alle zu zählen, um sicher zu gehen, dass alle auf ihrem Posten waren und sich nicht herum trieben. Ich versuchte mich so gut ich konnte auf meine Aufgabe zu konzentrieren, aber Jason spukte mir im Kopf herum, ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte. Ich konnte nur versuchen, es so gut es ging zu verdrängen. Aber das war leichter gesagt, als getan. Ich checkte wieder die Zeit auf meiner Armbanduhr. Noch ein par Minuten, bis die Show zu Ende war. Ich hatte alles gecheckt, nichts war ungewöhnlich gewesen. Nur noch der Dressingroom fehlte, dort würde ich auf sie warten, sie würden sich umziehen und endlich würde es ins Hotel gehen. Und in diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher. In mein Bett zu fallen und die Augen zu schließen, um irgendwie diesem Alptraum wenigstens ein paar Stunden zu entkommen. Ich wollte gerade die Tür zum Dressingroom öffnen, als ich darin ein merkwürdiges Geräusch hörte. Mein Herz rutschte mir einen Moment lang in den Hals und begann wie wild zu pochen. Niemand hielt sich während der Show im Dressingroom der Jungs auf, vor allem war die ganze Crew da. Ich atmete tief ein und aus. Das konnte doch nicht sein. So auffällig würden sie es nicht machen. Oder es war jemand, der spionieren sollte? Ich fühlte, wie meine Hände einen Moment zu zittern begannen. Schritte gingen in dem Zimmer vor mir umher. Definitiv war dort jemand drin. Schnell trat ich einen Schritt zur Seite, meinen Rücken gegen die Wand pressend, meine Waffe schnell aus dem Gurt ziehend und in typischer Waffenhaltung, festhaltend. Noch einmal atmete ich tief ein und drückte vorsichtig die Türklinke nach unten, die Tür langsam und leise aufschiebend. Ich konnte niemanden sehen, als ich in den Raum schlüpfte und so in den kleinen Gang, der dann in das Zimmer führte betrat. Ich sah niemanden, hatte derjenige mich gehört und sich versteckt? Oder litt ich schon unter Halluzinationen? Ich hielt einen Moment meinen Atem an, versuchend alle Geräusche aufzunehmen, die in dem Zimmer vorkommen könnten. Und tatsächlich hörte ich etwas. Ich hatte mich nicht getäuscht. Ich schob mich näher an die Zimmerecke heran, die ins Zimmer führte, checkte meine Uhr. Die Jungs mussten mit Marcus schon längst auf dem Weg hierher sein. GOTT HERR IM HIMMEL, ich musste mich beeilen! Plötzlich hörte ich Schritte die auf mich zukamenund ich drückte mich näher und näher an die Wand. Von der anderen Seite der Tür hörte ich lautes Rufen und Reden, dass auf das Zimmer zukamen. Sie waren im Anmarsch. Und sie kamen näher. Die Schritte im Zimmer kamen auch näher zu mir, es waren Absatzschuhe, es musste ein Frau sein. Wirklich ein Spion oder nur ein kranker Fan. Gott, wenn ich mir nur sicher sein konnte. Die Schritte kamen näher, die Jungs kamen näher. Die Schritte waren jetzt bei mir, ich hätte mich nur um die Ecke drehen müssen, um die Person zu sehen. Ich löste den Abzug der Waffe, um mich auf alles gefasst zu machen und drehte mich in einer plötzlichen Bewegung um die Ecke, griff nach der Person, legte ihr meinen Arm fest um den Hals, sodass ich ihr die Luft halb abdrückte und drückte ihr die Pistole gegen die Schläfe. Es war eine dunkelblonde junge Frau, deren geschockten Schrei ich durch meinen Arm abgedrückt hatte und die nur einen ängtslichen Laut von sich gab. War es nur ein Fan? Verstellen konnte sich jeder.

„Na, wen haben wir denn da, huh?“ zischte ich in ihr Ohr.

„Macht es dir Spaß andere Menschen mit Briefen zu bedrohen ja? Macht dir das Spaß?“ zischte ich weiter und presste den Lauf der Pistole fester gegen ihre Schläfe, mit der Sicherheit, dass es ihr weh tat.

Aber das sollte es auch. Es war mir egal. Ich wusste nicht, warum ich plötzlich so böse war. Vielleicht lag es daran, dass ich plötzlich auf die ganze Welt böse war.

„Sag mir, wer dich beauftragt hat!“

„W-was?“ wimmerte das Mädel und ich drückte noch ein bisschen fester zu.

„Wer hat dich beauftragt? Wer is dein Boss? Komm schon, sag es mir…“

„Aber ich bin doch nur…“

Mit einem Druck auf ihren Hals brach ihr Kommentar in einem nach Atmen ringenden Röcheln ab. Irgendwas sagte mir, dass ich los lassen sollte, aber ich tat es nicht. Ich wollte endlich einen Erfolg haben.

„Ja sicher, du bist nur ein ‚Fan’…“ lachte ich sarkastisch aber weiter kam ich nicht mehr, denn die Tür wurde aufgeschmissen und die Jungs, samt Marcus und zwei andere Kollegen standen in der Tür.

*AJ’s P.o.v*

OH MEIN GOTT!

*Brian’s P.o.v*

OH MEIN GOTT!

*Howie’s P.o.v*

OH MEIN GOTT!

*Kevin’s P.o.v*

OH MEIN GOTT!

*Nick’s P.o.v*

OH MEIN GOTT! Was tat sie da? Ich blinzelte ganz schnell, aber das Bild spielte sich immer noch vor mir ab. DIESE BITCH! Die würde was erleben. Wie konnte sie es nur wagen.

*Marcus’ P.o.v*

Mein Blick klebte auf Ally und ich schüttelte innerlich den Kopf. Großer Fehler, Ally. Das würde sie jetzt nicht gerade beliebter bei den Jungs machen. Gott, woher sollte sie es nur wissen, dass es…ich seufzte und sah Nick an, der vor mir stand und der gerade, vor Wut kochen, Luft holte, um loszuschreien. Und ich erwartete das Schlimmste.

*Ally’s P.o.v*

 „DU SCHLAMPE, LASS SOFORT MEINE FREUNDIN LOS!“

Jedes seiner Wort stach mir ins Herz. Gott, wie hatte ich so dumm sein können. Ich löste den Abzug meiner Waffe wieder. Ich sah von einem der Jungs zum anderen, alles was mir in entgegen kam war purer Hass. Ich konnts doch nicht wissen…Ich fühlte, wie ich zu zittern begann, mein Griff um das Mädchen löste sich, meine Waffe fiel mir aus der Hand zu Boden. Das Mädchen stattdessen, riss sich sofort von mir los, stürzte sich in Nick’s Arme und begann gegen seine Schulter zu schluchzen. Es tat…mir so leid…aber, ich konnte keinen Ton herausbringen. Ich konnte es doch wirklich nicht wissen…alles was ich tun wollte war, sie zu beschützen. Aber ich glaubte kaum, dass sie mir das jetzt noch abnahmen. Ich schluckte meine Tränen runter und blinzelte ein paar mal. Ally, sag einfach, dass es dir leid tut, sag es…aber ich brachte einfach keinen Ton heraus. Nick’s Arme schlossen sich fest um seine zitternde Freundin und als ich ihn ansah, blickten seine stahlblauen Augen böse zurück.

„Wie kannst du es wagen, Schlampe, auch nur in die Nähe meiner Freundin, mit deiner Waffe zu kommen? Wolltest du vielleicht noch jemanden umbringen, huh? Wenn du noch einmal die Nähe von Jen kommst, dann bekommst du es mit mir zu tun du…DU MÖDERIN!“

*Marcus’ P.o.v*

Ich sah Ally zusammenzucken, bei den Worten, die Nick gerade zu auf sie gespuckt hatte. Die anderen Jungs starrten Nick erschrocken an. Ich wusste nicht woher sie es wussten, es schienen auch nicht alle davon zu wissen, ihren Gesichtern zuurteilen, aber das war die schrecklichste Waffe gegen sie. Ihr Augen waren groß geworden, ihre Arme hingen schlaff neben ihrem Körper und Tränen sammelten sich in ihren Augen, die sie sich aber weigerte loszulassen. Sie blinzelte schnell, sie war innerlich völlig zusammengebrochen. Aber nur ich konnte das sehen. Sie bückte sich schnell, hob ihre Waffe auf und ich sah, wie sehr ihre Hände zitterten. Sie stopfte sie in den Gurt an ihren Rücken und sah mir plötzlich in die Augen. Als wolle sie überprüfen, ob ich etwas verraten hätte, aber auch, um sich Beistand zu holen. Ich hoffe, sie sah ihn in meinen Augen. Dann eilte sie an uns vorbei, ihren Blick gesenkt und ich wusste, dass sie jetzt weinte. Als sie Nick passierte hörte ich wie sie ihm ein „Tut mir leid“ entgegen murmelte, dann war sie weg. Ich bezweifelte, dass sie Jungs wussten, wie sehr sie sie gerade verletzt hatten. Sie hatte nichts weiter als ihren Job getan. Sie hatte nichts weiter getan, als versucht, sie vor einer immer weiter wachsenden Bedrohung zu beschützen. Und jetzt das. Meine arme Ally.