Jet Li Biographie



Der kleine Li Lian Jie ist acht Jahre alt, als er mit dem Wushu-Training beginnt. Noch konnte niemand ahnen, dass er später einmal zu China's größten Sporthelden und Asien's bekanntesten Filmstars gehören würde. Doch dieser Erfolg ist das Ergebnis von vielen Jahren allerhärtesten Trainings. Jeder Tag erforderte die Bereitschaft bereits Gelerntes zu perfektionieren und immer wieder Neues dazu zulernen. Aber das war auch das, was den jungen Jet Li ausgezeichnet hat, diese eiserne Disziplin und der Ehrgeiz es schaffen zu wollen. Ein "Wunderkind" sei er nie gewesen, wie er heute betont, er habe nur das, was andere vielleicht einmal geübt haben, dreimal geübt und auch dann trainiert, wenn andere nicht trainiert haben, wie etwa Sonntags. Angetrieben und geleitet wurde er dabei von seinem Lehrer Wu Bin, der eine typisch chinesische Trainingspädagogik vertrat. Selten mal ein Wort des Lobes, für jede noch so perfekt scheinende Bewegung Kritik und allgemein einfach ein alles forderndes Training. Bereits nach drei Jahren machten sich diese Methoden bezahlt, als Jet Li im Alter von elf Jahren zum ersten Mal den Landesmeister-Titel in der Juniorenklasse gewinnen konnte. Das war 1974. Dieser Erfolg sollte sich in vier darauffolgenden Jahren wiederholen und Jet Li als einen der erfolgreichsten chinesischen Kampfkünstler in die Geschichte eingehen lassen. Er ruhte sich aber nie auf seinen Lohrbeeren aus, sondern entwickelte sein Können immer weiter. Er lernte von Meistern der unterschiedlichsten Wushu-Stile und von Schauspielern der Peking Oper, um möglichst viel für sich nutzbar zu machen. Seine in den Wettbewerben gezeigten Formen schraubten Jahr für Jahr die Messlatte für andere in die Höhe, und waren immer von Innovation und einer gewissen Exklusivität gekennzeichnet. Als er 1974 seinen ersten Titel gewann, wurde er in das professionelle Beijing Wushu Team berufen und bekam so die Möglichkeit, an repräsentativen Reisen rund um den Globus teilzunehmen. Zwischen '74 und '79 bereiste er insgesamt über 40 Länder. Als die Truppe in den USA gastierte, durfte der elfjährige Jet Li sogar vor den Augen des damaligen Präsidenten Nixon eine Vorstellung geben. Zu richtiger Popularität gelangte Jet Li schliesslich durch "The Shaolin Temple" ('82). Dieser Film war China's erster großer Kinohit und war auch in anderen Teilen Asiens sehr erfolgreich. Er erzählt die Geschichte eines jungen Mannes (Jet Li), der mitansehen muss, wie sein Vater getötet wird. Er findet Zuflucht im Shaolin-Kloster und erlernt die Kampfkunst, um sich so an dem Mörder seines Vaters zu rächen. Der Erfolg dieses Films lag sicher nicht an der altbackenen Story, sondern an dem authentischen Wushu, das von den besten Kampfkünstlern Chinas präsentiert wurde. "The Shaolin Temple" leitete die Wiedergeburt des Kampfkunstfilms in China ein und Jet Li war plötzlich ein Star. Er bekam Post und Besuch von Leuten, die ihn bewunderten und es seiner Figur in dem Film gleichtun wollten. Das Shaolin-Kloster war wieder in aller Munde und konnte so wieder aufgebaut werden. Die beiden Nachfolger "Kids From Shaolin" ('84) und "Martial Arts Of Shaolin" ('86) erreichten eine nicht minder schlechte Qualität und die so entstandene Shaolin Temple-Triologie geniesst heutzutage Klassikerstatus. Die Zeit zwischen 1986 und 1990 war die bisher härteste Probe für Jet Li's Karriere. Seine in dieser Spanne entstandenen Filme, "Born To Defend" ('86), "Dragon Fight" ('88) und "The Master" ('89) enttäuschten total und sind auch bei eingefleischten Fans unbeliebt. "Born To Defend" war zudem noch Jet Li's erster und bis heute einziger Film, bei dem er selber Regie geführt hat. "Dragon Fight" und "The Master" spielen beide in den USA und wurden dadurch ermöglicht, dass ihm von der chinesischen Regierung eine Auswanderungsgenehmigung erteilt wurde. Das Projekt USA wurde jedoch zum totalen Flop und Tsui Hark, der Regisseur von "The Master", lotste ihn schliesslich nach Hongkong. Hongkong war der Wendepunkt. Tsui Hark gab Jet Li die Hauptrolle in "Once Upon A Time In China" und das war wohl das beste, was ihm passieren konnte. Er spielt den legendären Arzt und Kampfkunstmeister Wong Fei Hung, eine historische Figur, die zuvor bereits in über hundert Filmen gewürdigt wurde und wohl als meistverfilm- ter Charakter der Kinogeschichte Hongkongs angesehen werden kann. Der "echte" Wong Fei Hung lebte gegen Ende des 19. Jahrhunderts und genau zu dieser Zeit spielt "Once Upon A Time In China". Meister Wong muss sich mit überheblichen und anmaßenden Ausländern, unfähigen Regierungsbeamten und einer Verbrecherbande herumschlagen. Darüberhinaus wird er noch von einem anderen Meister heraus- gefordert, der sich in der Stadt einen Namen machen will. "Once Upon A Time In China" bietet einfach alles, was einen historischen Kampfkunstfilm ausmachen sollte: Eine prächtige Optik, wahrheitsgetreue Kostüme und Frisuren, einen mitreißenden Soundtrack und umwerfende Kämpfe. Der Film zog bis heute fünf weitere Teile nach sich, die als OUATIC-Reihe bekannt sind. Jet Li ist auch im zweiten, dritten und sechsten Teil, der 1997 gedreht wurde, zu sehen, wo hingegen im vierten und fünften Teil Zhao Wen Zhou die Rolle des Wong Fei Hung übernimmt. "Once Upon A Time In China" entstand 1990, und das war auch das Jahr, in dem Kampfkunstfilme im historischen Gewand, nach ca. zehn Jahren Leinwandabstinenz, wieder angesagt waren in Hongkong. Dieser Trend dauerte bis 1994 an und während dieser Zeit entstanden die wohl bis heute besten Filme des Genres. Jet Li war während dieser Zeitspanne ausschließlich in Produktionen mit historischem Hintergrund zu sehen und hatte hier seine produktivste Phase. Dem ersten Teil der OUATIC-Reihe folgten Teil zwei ('91) und drei ('92), dann kam "Swordsman II" ('92), "Fong Sai Yuk I+II", "Last Hero in China", "The Tai Chi Master" und "Kung Fu Cult Master" (alle '93). "Bodyguard From Beijing" entstand 1994 und war Jet Li's erster Hongkong-Jetzt-Zeit-Film überhaupt. "The New Legend Of Shaolin" und "Fist Of Legend" entstanden noch im selben Jahr und sollten für die nächsten drei Jahre Jet Li's vorerst letzte Ausflüge in die Vergangenheit sein. 1995 erschienen mit "My Father Is A Hero" und "High Risk" zwei Jet Li-Filme, die eher auf Explosionen als auf Kampfkunst setzen, besonders in "High Risk" ist von Jet Li vergleichsweise wenig zu sehen. Mehr Kampfkunst findet man dagegen in dem "Indiana Jones"-orientierten "Dr. Wai In The Scripture With No Words" aus dem Jahr 1996, und auch das aus demselben Jahr stammende Bildspektakel "Black Mask" weist eine gute Mischung von Krawall-Action und fliegenden Händen auf. 1997 war es dann wieder so weit: Jet Li verkörpert noch einmal den legendären Wong Fei Hung, diesmal jedoch in ungewohntem Terrain. Denn "Once Upon A Time In China And America" spielt, wie es dem Titel natürlich zu entnehmen ist, auch in Amerika, genauer gesagt im "Wilden Westen". Meister Wong muss sich hier mit Banditen herumschlagen, den Dorfbewohnern zur Verteidigung chinesische Kampfkunst beibringen, und nach einem Gedächtnisverlust landet er auch noch mitten in einem Indianerstamm. Dieser amüsante Abschluss der OUATIC-Reihe wurde von dem bekannten Schauspieler, Kampfchoreographen und Regisseur Samo Hung inszeniert, und zeigt Jet Li das letzte Mal in der Rolle, in der er mir immer noch am besten gefällt. 1998 entstand Jet Li's bis heute letzter Hongkong-Film "Hitman", der aber Altbekanntes nur noch mal aufwärmte, und kaum als ein würdiger Abschluss dieser Zeit bezeichnet werden kann. Im selben Jahr rief dann auch Hollywood. Im vierten Teil der erfolgreichen "Lethal Weapon"-Reihe sollte Jet Li einen Triadenboss, und damit zum ersten Mal in seiner Karriere einen Bösewicht spielen. Jet Li sagte zu und wurde dadurch auch dem "normalen" Publikum vorgestellt und sorgte so mit seinem Team dafür, dass ein amerikanischer Actionfilm endlich mal mit guten Kampfszenen glänzen konnte. 1999 wurde dann mit den Dreharbeiten zu "Romeo Must Die" begonnen, einer modernen Neuauflage von "Romeo und Julia". Der Film startete im März 2000 in den amerikanischen Kinos und man wird sehen, ob es Jet Li langfristig gelingt, auch in Amerika Erfolge zu feiern...