Vorwort: Worum geht es ?
Spirituelle Bewusstseinsentwicklung steht in meinem Leben an erster Stelle. Mit diesem Buch möchte ich Sie an einem besonders wichtigen Abschnitt meiner Entwicklung teilnehmen lassen. Ich beschreibe das immer wieder in religiösen Traditionen angesprochene sogenannte Spirituelle Sterben. Sterben müssen alle alten Konzepte, Ideen, Vorstellungen und Gefühlsstrukturen, weil sie neben der göttlichen Liebe nicht bestehen können. Die dazugehörigen Entwicklungsschritte und Überlegungen sind so grundsätzlich menschlicher Natur, dass ich Sie mit den folgenden Bildern und Texten immer auch zu eigenen Gedanken anregen und zu eigener Begegnung mit Gott ermutigen möchte. In der Tiefe haben wir letztlich alle dieselbe Quelle.
     Ich selber bin absolut überzeugt von der Existenz Gottes, aber vielleicht beschäftigt Sie gerade die Theodizeefrage[Fn] , wie es bei all dem Leiden in der Welt überhaupt einen allmächtigen, liebenden Gott geben kann? Auch darauf möchte ich eine Antwort anbieten, denn ich war selber schlimmstem Leiden ausgesetzt. Meine Kindheit wurde von Ablehnung, Eifersucht auf meine zwei Jahre jüngere Schwester, Nicht-gesehen-werden und sexuellem Missbrauch bestimmt. Das hat meine gesamte Persönlichkeitsstruktur geprägt und stellt damit die psychische Ausgangssituation für meine Entwicklung dar.
     Ich verarbeite diese erlebten Traumata im Zuge meiner Bewusstseinsentwicklung. Daher beschreibe ich sie in Verbindung mit meinen inneren Wahrnehmungen, Gefühlen und spirituellen Erfahrungen völlig unverfälscht und direkt. Meine Vergangenheit ebenso wie meine aktuelle Entwicklung gebe ich aus meiner ganz persönlichen Sicht heraus unverfremdet wieder.
     Um wirklich offen schreiben zu können – ohne mir dabei über die Verletzung etwaiger Persönlichkeitsrechte Dritter Gedanken machen zu müssen –, habe ich mich dafür entschieden, dieses Buch unter einem Pseudonym zu veröffentlichen. Noch enthaltene Namen sind abgeändert und Danksagungen erfolgen anonymisiert als rückblickende Würdigung am Ende des letzten Kapitels. Die Verwendung des Pseudonyms wird meine spirituellen Aussagen nicht beeinträchtigen, denn es geht ja nicht um meine konkrete Person, sondern um meine Erfahrungen, mit denen ich Sie ansprechen möchte.
     Meine persönlichen Erfahrungen versuche ich, immer auch in einem Gesamtzusammenhang zu verstehen. Deshalb ergänze ich meine Erlebnisse durch theoretische Erläuterungen, die den spirituellen Hintergrund erklären sollen. Dabei verändert sich der spirituelle Hintergrund im Laufe des Buches entsprechend meiner persönlichen Entwicklung.
     Die theoretischen Erläuterungen beruhen auf einer Mischung aus eigenen Überlegungen aufgrund persönlicher Erfahrungen, intuitiven Erkenntnissen und verarbeitetem fremden Wissen, das mir – wiederum aufgrund meiner eigenen Erfahrungen – plausibel erscheint. Soweit ich das Wissen gelesen habe, ist die Literatur angegeben.
     Was ich von meinem spirituellen Lehrer (ich nenne ihn Sebastian) und ab dem siebten Kapitel von meiner spirituellen Lehrerin (ich nenne sie Diana) aus persönlichen Gesprächen übernommen habe, ist durch unsere enge Zusammenarbeit ohne Literaturangabe mit in meine Texte eingeflossen. Deswegen möchte ich Ihnen ein wenig über den Hintergrund von Sebastian und Diana verraten. Sollte der Ihnen nicht vertraut sein, befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Ich selber bin mütterlicherseits wenig religiös christlich orientiert und väterlicherseits atheistisch aufgewachsen. So werde ich erst allmählich im Laufe dieses Buches Erfahrungen mit mir fremden spirituellen Weltanschauungen machen.
     Sebastian steht als Lehrer der Transzendentalen Meditation in der vedischen Tradition von Guru Dev und Maharishi. Ich habe seine Quellen nicht überprüft, sondern mich mit ihm als Person auseinandergesetzt und seine Anregungen praktisch ausprobiert. Diana machte zunächst diverse Selbsterfahrungen aller Art und hat sich dann Pratnaji aus der Shiva-Linie angeschlossen. Dianas spirituelle Lehrtätigkeit ist vor allem durch ihre eigenen Einzel- und Gruppentherapieerfahrungen bei Dorothea emotional-psychotherapeutisch geprägt. Dorothea ist zugelassene Psychotherapeutin mit dem Schwerpunkt der inneren Kindarbeit. Sie ist die Supervisorin von sowohl Sebastian als auch Diana. Ich persönlich hatte mit Dorothea nur wenig zu tun.
     Was ich an theoretischen Hintergründen überzeugend fand, stelle ich anhand meines persönlichen Entwicklungsweges überarbeitet mit diesem Buch zur Diskussion. Dabei erhebe ich von vorneherein keinen Anspruch auf die „absolute Wahrheit“. Vielmehr beschreibe ich, was ich auf meinem jeweiligen Entwicklungsstand gerade für die Wahrheit halte. Dieses Buch ist kein Sachbuch, sondern ein Erlebnisbericht, mit dem ich zu eigenen Erfahrungen ermutigen möchte. Ich sehe in den Theorien keinen Selbstzweck, sondern Unterstützung für die persönliche praktische spirituelle Entwicklung.
     Dementsprechend habe ich auch keine einer Theorie oder Tradition zugehörige Gottesvorstellung. Meine Vorstellung von Gott ergibt sich vielmehr aus meinen persönlichen Erfahrungen, meiner Art der Gotteswahrnehmung und meinen Gefühlen. So empfinde ich Gott zugleich als weiblich und männlich, was ich über die Schreibweise „Göttin/Gott“ beziehungsweise „er/sie“ ausdrücke. Manchmal bevorzuge ich auch die geschlechtsneutrale unpersönlichere Bezeichnung „das Göttliche“. Ich nehme Gott als Gegenüber und in mir selbst, energetisch ebenso wie emotional, intuitiv oder als Person wahr. Meine Gottesvorstellung ist also ein sich entwickelndes, flexibles Sammelsurium aus persönlichen Einzelerfahrungen.
     Im ersten Kapitel stelle ich den leidenden Menschen beispielhaft anhand meiner eigenen psychischen Situation dar. Jeder mag da über seine persönlichen Erfahrungen nachdenken, denn es geht darum, die eigene Persönlichkeitsstruktur als Ausgangssituation für die individuelle Entwicklung zu erkennen. Ab dem zweiten Kapitel mache ich zunehmende Erfahrungen mit dem direkten Kontakt göttlicher Liebe. Dabei ergeben sich immer auch starke Abwehrreaktionen, die ihren Höhepunkt im dritten Kapitel finden. Ab dem vierten Kapitel gebe ich dann immer mehr von meinem persönlichen Machtanspruch Göttin/Gott hin und erreiche insbesondere ab dem fünften Kapitel zunehmend tiefere Bewusstseinsschichten. Im sechsten Kapitel erfolgt schließlich das mentale Spirituelle Sterben meiner bisherigen Vorstellungen, Ideen und Konzepte. Meine Gefühle bilden den Schwerpunkt des siebten Kapitels und im achten Kapitel wird der sexuelle Missbrauch geheilt. Im neunten Kapitel wird meine bedingungslose Liebe befreit, was zum Spirituellen Sterben meiner ursprünglichen Gefühlsstrukturen führt. Schließlich beende ich meinen spirituellen Sterbeprozess durch das Auflösen meines menschlichen Egos im göttlichen Selbst. Im zehnten und letzten Kapitel blicke ich auf meine spirituelle Entwicklung zurück.
     Ich empfehle, dieses Buch nicht in der Mitte oder Hinten zu beginnen, sondern kontinuierlich von Anfang an zu lesen, weil meine persönlichen Entwicklungsschritte ebenso wie die Erläuterungen aufeinander aufbauen. Der vorweggenommene Blick auf spätere Kapitel dürfte daher zu Unverständnis führen. Lediglich die Anhänge mit einer Farbenerläuterung und Worterklärungen können von vorneherein begleitend die Aussagekraft der Bilder erhöhen beziehungsweise Begriffsinhalte verdeutlichen.
     Sollten Sie mit Spirituellem weniger vertraut sein, empfehle ich Ihnen, eine Kopie des Glossars neben den Text zu legen, um unnötiges Blättern zu vermeiden. Ich habe die Fachbegriffe jeweils bei ihrer erstmaligen Verwendung erläutert und hoffe, Ihnen bei deren späterer Wiederholung die Erinnerung durch die Worterklärungen zu erleichtern.
     Ich würde mich freuen, wenn mein Buch Ihnen positive Anregungen gibt und dadurch Ihre persönliche Entwicklung – und vielleicht auch Missbrauchsheilung – unterstützt. Dann hat es seinen Zweck erfüllt.

Im Oktober 2006                                Lina


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