Was geschah mit Albert Müller nach dem 2. Weltkrieg?

Albert Müller , der Geschäftsführer der Lonza-Werke, wurde fallengelassen. Die französischen Besatzungsbehörden verhafteten ich und sieben weitere Angestellte im August 1945, wobei sie Müller das „rücksichtslose Herrschen nach Nazigrundsätzen“ sowie die Misshandlung von Ausländern vorwarfen. Seine an die Leitung der Lonza AG gerichtete Bitte, bei den Besatzungsbehörden zu seinen Gunsten zu intervenieren, wurde nicht erhört. Da die französischen Besatzungsbehörden aufgrund ihrer Ermittlungsergebnisse der Lonza AG nahe legten, sich von den Verhafteten zu distanzieren, enthob sie Müller am 23. März 1946 von seinem Amt als Geschäftsführer der Lonza-Werke:

„In Anbetracht der Lage, sehen wir uns veranlasst, (...) Ihre Aktivität bei den deutschen Gesellschaften mit sofortiger Wirkung als suspendiert zu erklären. Diese Mitteilung ändert in nichts unsere Anerkennung dafür, dass Sie, mit besonderem Erfolg und in schwerer Zeit, die Interessen unserer deutschen Tochtergesellschaften wahrgenommen haben, wofür wir ihnen grossen Dank schulden.“

Die „Säuberungskommission für die politische Reinigung der Industrie, Handel und Handwerk“ des Landes Baden sah für Müller ein hartes Urteil vor: Ihm sollte „für dauernd jede selbständige oder leitende Tätigkeit untersagt“ werden. „Während der Dauer von 5 Jahren hat er sich dem zuständigen Arbeitsamt zum Sondereinsatz zur Verfügung zu stellen. Sein gesamtes Vermögen – mit Ausnahme des persönlichen Mobiliars – ist einzuziehen.“ Zwar wurde Müller am 22. November 1948 von der Spruchkammer Freiburg/Breisgau nur noch als „Mitläufer“ eingestuft, doch trotz dieses relativ milden Urteils zeigte sich die Lonza AG in der Frage seiner Wiedereinstellung reserviert. Verwaltungsratspräsident Golay betonte,

„dass zur Organisation des Krieges nicht mehr zurückgekehrt werden könnte. Die Lonza-Werke sind schliesslich im Besitze der Muttergesellschaft und werden soweit möglich nach deren Direktiven geleitet. Die oberste Geschäftsleitung der Lonza AG ist im Prinzip auch die oberste Geschäftsleitung der Tochtergesellschaft.“

Müller kehrte nicht mehr zur Lonza zurück; er starb 1949 an einem Krebsleiden. Von allen ehemaligen südbadischen „Wehrwirtschaftführern“ wahr er am längsten inhaftiert, zwar wurde er im Februar 1946 aus dem Gefängnis entlassen, doch hielten ihn die Franzosen daraufhin ungeachtet seines schlechten Gesundheitszustandes bis 1948 im Internierungslager Freiburg fest. 

Bergierbericht Band 6: S.314/315

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