~ Karin/Lengee ~




Diesen Text, von meiner Schwester verfasst, finde ich sehr schön. Es steckt auch viel Wahrheit dahinter.



Jedigedanken

Was ist Liebe? Man sagt immer, uns Jedi wäre verboten zu lieben. Liebe würde uns abhängig und blind machen. Zu Taten ermutigen, die wir ohne sie nie getan hätten und später jedoch bereuen. Und doch lieben wir in gewisser Weise alles. Wenn wir Eins mit der Macht werden und tiefen inneren Frieden spüren mit uns und allem, ohne dabei den Verstand zu verlieren, dann lieben wir auch. So fragt man sich, ob es nicht vielleicht verschiedene Arten von Liebe gibt. Was für eine Art von Liebe es damals bei mir und meinem alten Freund war, vermag ich nicht zu bezeichnen.
Ich kannte ihn schon seit meiner Geburt. Unsere Eltern lebten damals zusammen und wir waren wie Brüder. Der eine war immer da, wo der andere war, selbst als wir das Laufen noch nicht beherrschten. Er war ein fester Bestandteil meines Lebens sowie die Luft, die ich zum Atmen brauchte. Ein Leben ohne ihn wäre unvorstellbar gewesen.
Später, als die harten Zeiten anfingen, man unsere Eltern ermordete und uns zum Dienen versklavte, obwohl wir noch im Kindesalter waren, waren wir das Einzige, was wir hatten. Wir ermutigten uns gegenseitig zum Weiterleben, halfen einander und waren immer für den anderen da. Ich glaube, wäre er nicht gewesen, ich hätte niemals erfahren, was Freundschaft, Aufopferung und Mitgefühl bedeutet. Wir nahmen uns das Ziel, irgendwann aus diesem Teufelskreis hinauszukommen und irgendwo anders ein ganz neues friedliches Leben anzufangen.
Von Grund auf waren wir eigentlich sehr verschieden. Er war immer der lautere und aggressivere, unberechenbar und überheblich. Ich für meinen Teil war eher ruhig, zurückgezogen, nachdenklich und still arbeitend. Der eine war die bessere Hälfte des anderen und gegenseitig ergänzten wir uns.
Und so kam es, dass sich unsere Wege das erste Mal trennten. Er schlug den Pfad der dunklen Seite der Macht ein, während ich mich für den hellen Weg entschied, als wir es schafften uns von unserem Dienst loszureissen. Er wurde Sith, ich Jedi. Doch selbst dies konnte unsere enge Freundschaft nicht trennen. Wir nahmen den anderen so wie er war, wir fragten nicht und dachten nicht. Ich liebte ihn so wie er war, selbst wenn er tat, was meiner Gesinnung nicht entsprach und mir nie in den Sinn gekommen wäre zu tun. Ich liebte alles an ihm, sein ganzes Wesen, obwohl er meinen Feinden so ähnlich war. Bin ich deshalb ein schlechterer Jedi, weil ich mich mit jemanden von der dunklen Seite eingelassen habe? Obwohl ich nie zur dunklen Seite wechseln würde, mich niemals dem Hass hingeben würde, selbst wenn mein Freund umkommen würde durch die Hand meiner Gleichgesinnten? Selbst er hätte nicht gewollt, dass ich übertrete. Und er? Er, der das Böse zu sein scheint. Das Böse, das liebt. Wenn Böses liebt, fragen wir uns, was ist dann Böse? Kann man Gut und Böse überhaupt trennen? Irgendwo laufen, die Grenzen wieder zusammen. Wir, die wir unseren Feind zu lieben und zu schätzen wissen, auch wenn es nur einer von ihnen ist. Diese ganzen Phänomene werden wir nie ganz klar erfassen können und doch sind sie so wie sie sind.
Nun gehen wir getrennte Wege, jeder seinem Ziel folgend, und doch sind wir immer da. Ich frage mich, ob ich ihn jemals wieder sehen werde…. Ja, ich weiß, ich werde. Spätestens dann, wenn die Kraft unserer Körper versagt und wir zusammen in die Eine Macht eingehen werden an unserem Kindheitstraum immer noch festhaltend.

(in Liebe gewidmet an meine Schwester Luna)