Das größtenteils postum erschienene Werk Franz Kafkas zählt zu den bedeutendsten und
meistgedeuteten Werken des 20. Jahrhunderts. Trotz der glasklaren Sprache, in der sich scheinbar realistische
Sachverhalte aneinanderreihen, vermischen sich in Kafkas Prosa Innen- und Außenwelt zu einem irrealen
Ganzen, das den Leser befremdet und irritiert. Seine Hauptthemen sind die hoffnungslose Isolation des
Individuums, seine undurchschaubare Abhängigkeit von anonymen Mächten und sein Scheitern: Spiegelungen
der existenziellen Grundsituation des modernen Menschen. Kafkas spezifische Darstellung des in labyrinthischen
Lebensverhältnissen gefangenen Menschen wurde zum Synonym für bedrückend-absurde Zustände
(kafkaesk). Erst durch die gegen seinen Letzten Willen erfolgte postume Veröffentlichung der Romane Der
Prozess (1925) und Das Schloss (1926) durch Max Brod wurde Kafka zu einem Klassiker der Moderne.
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