Die Vorgeschichte des Bahnbaus

Das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, eines der kleineren Thüringer Herrscherhäuser, umfaßte das Gebiet des nördlichen und westlichen Thüringer Beckens, das von den Höhenzügen Dün, Hainleite und Finne begrenzt wird.



Mit dem Bau und der Eröffnung der Nordhausen-Erfurter-Eisenbahn erhielten die nördlichen Gebietsteile bereits 1869 Eisenbahnanschluß. Die Nordhausen-Erfurter-Eisenbahn stellte eine Querverbindung zischen der 1845/47 eröffneten "Thüringischen Eisenbahn" und der zwanzig Jahre später gebauten nördlichen Verbindung Halle-Kassel her und wurde am 14. August 1869 dem Verkehr übergeben.
Eigentümer war die "Nordhausen-Erfurter-Eisenbahngesellschaft", die auch die Betriebsleitung der am 14. August 1874 eröffneten Verbindung Straußfurt-Großheringen übernahm. Diese, auch "Saal-Unstrut-Bahn" genannte Linie gehörte ebenfalls einer Privatgesellschaft und stellte eine östliche Verbindung zur "Thüringischen Eisenbahn" dar. Die erwarteten Einnahmen blieben jedoch aus, so daß die "Saal-Unstrut-Bahn-Gesellschaft" schon 1877 Konkurs anmelden mußte.
Die "Nordhausen-Erfurter-Eisenbahngesellschaft" kaufte im Jahr 1881 oder 82 die "Saal-Unstrut-Bahn". Doch die erwartete Verkehrsentwicklung und die damit verbundenen Einnahmen blieben hinter den Erwartungen zurück. Die wirtschaftliche Grundlage bildete ausschließlich der sich nur zögernd entwickelnde Lokalverkehr. Außerdem machte sich die Eröffnung weiterer Parallelstrecken, wie Gotha-Leinefelde am 3.10.1870 und Sangerhausen-Erfurt am 1.10.1879 negativ bemerkbar.
Etwa um diese Zeit begann Preußen seinen staatlichen Eisenbahnbesitz zu erweitern und kaufte größere Privatbahnen auf. Die Strecken der "Nordhausen-Erfurter-Eisenbahn" wurden 1887 von der Preußischen Staatsbahn erworben. Danach entwickelte sich der Verkehr positiv, besonders beeinflußt durch den sich entwickelnden Kalibergbau und die zugehörige Industrie.

Die westlichen Teile des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen, vorwiegend landwirtschaftlich genutztes Gebiet, blieben jedoch eisenbahntechnisch noch unerschlossen. Es gab zwar bereits 1870 erste Pläne Ebeleben, den Hauptort des westlichen Teils des Fürstentums von Greußen aus an die "Nordhausen-Erfurter-Eisenbahn" anzuschließen, und eine Verlängerung bis Keula war ebenfalls im Gespräch, doch die dazu notwendigen Mittel überstiegen die finanziellen Möglichkeiten des Kleinstaates beträchtlich. Deshalb wurden Verhandlungen mit der Firma "Herrmann Bachstein & Co." aufgenommen, die jedoch erfolglos blieben.
Der Bau einer solchen Bahnlinie erschien Bachstein noch zu riskant. Außerdem wäre die Regierung auch jetzt nicht in der Lage gewesen, die von Bachstein geforderten Mittel aufzubringen.So wurde dieser Plan wieder zu den Akten gelegt.

Die in den Gebieten um Ebeleben angebauten Zuckerrüben und der sich entwickelnde Kalibergbau machten einen Bahnanschluß dringend notwendig. So verhandelte das Fürstentum weiter mit Bachstein und erreichte schließlich, daß eine Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Hohenebra nach Ebeleben gebaut wurde.
Eindringliche Vorstellungen und Petitionen der Gemeinden an die fürstliche Regierung hatten bewirkt, daß sich das Fürstentum bei den Verhandlungen sehr intensiv um eine Eisenbahn bemühte und in größerem Maße zu Zugeständnissen bereit war.
So wurde am 8.Mai 1883 zwischen dem Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen und der Firma "Herrmann Bachstein & Co." ein Bau-und Betriebsvertrag abgeschlossen. Die Kosten des Bahnbaus hatte das Fürstentum zu tragen. Sofort nach Vertragsabschluß begannen die Bauarbeiten und am 20.November 1883 konnte die 8,700 km lange Strecke eröffnet werden.

Ein halbes Jahr später bot die fürstliche Regierung Bachstein die Bahn zum Kauf an. Der Kaufvertrag wurde am 1.Juni 1884 abgeschlossen und Bachstein erhielt die Konzession auf unbestimmte Zeit.
Als am 11.Februar 1895 die "Süddeutsche Aktiengesellschaft" ( SEG ) gegründet wurde, an der Bachstein selbst Teilhaber war, brachte er diese Bahnlinie in die SEG ein. Veränderungen für die Hohenebra-Ebelebener-Eisenbahn ergaben sich aber dadurch nicht und so blieb eigentlich alles beim alten. Eine Verbesserung der Verkehrsbedingungen brachte der Anschluß von Mühlhausen nach Ebeleben über Schlotheim im Jahre 1897. Der Bau dieser Strecke war bereits Jahre vorher einmal im Gespräch gewesen. Im Zusammenhang mit der damals strategisch wichtigen "Kanonenbahn" von Berlin nach Koblenz über Wetzlar wurde auch eine Linienführung über Ebeleben und Mühlhausen erwogen, später jedoch wieder verworfen.

Mit Inbetriebnahme der Strecke Hohenebra-Ebeleben wurden Pläne für eine Verbindung Ebeleben-Mühlhausen und eine Weiterführung bis Eisenach diskutiert. Dieses Projekt scheiterte aber an Kleinstaaterei, Finanz- und Grundstücksproblemen.
Herrmann Bachstein, Besitzer der immer noch wenig profitablen Strecke Hohenebra-Ebeleben, lehnte den Bau einer Verbindung bis Mühlhausen ab.

Nach diesen erfolglosen Verhandlungen erhielt 1894 schließlich der Eisenbahnbau- und Betriebsunternehmer Lenz & Co. den Auftrag für die Vorarbeiten. Die beteiligten Staaten Preußen, Sachsen- Coburg- Gotha, Schwarzburg- Rudolstadt und Schwarzburg- Sondershausen erteilten die Konzessionen und am 6. November 1895 wurde der Staatsvertrag über den Bau der Strecke Mühlhausen- Ebeleben unterzeichnet, auf dessen Grundlage die anliegenden Gemeinden am 26. Februar mit Lenz & Co. den "Vertrag Betreffs den Bau und Betrieb einer Neben- Eisenbahn von Mühlhausen über Körner nach Ebeleben" abschließen konnten.
Zur Finanzierung des Bahnbaus wurde eine Aktiengesellschaft, die "Eisenbahngesellschaft Mühlhausen- Ebeleben" gegründet, die über ein Kapital von 1.550.000 Mark verfügte.
Der Streckenbau begann im gleichen Jahr und am 28. Mai 1897 erfolgte die landespolizeiliche Abnahme der Strecke, die eine Länge von 25,550 km aufwies. Die Baukosten, einschließlich der Betriebsmittel wurden mit 1.521.228 Mark angegeben.

Die Strecke wurde am 3. Juni 1897 eröffnet, einen Tag später kam der Güterverkehr hinzu. Durch den günstigen Anschluß in Ebeleben, wo notwendige Erweiterungen des Bahnhofs durch die Mühlhausen- Ebelebener- Eisenbahn ausgeführt worden waren, war nunmehr ein ungehinderter Durchgangsverkehr möglich. Das wirkte sich auf die Betriebsergebnisse beider Bahnen positiv aus.
Sehr günstig erwies sich für die Mühlhausen- Ebelebener- Eisenbahn auch der Bau der Strecke Mühlhausen- Treffurt im Jahre 1908. Zwar mußten die Bahnanlagen des Mühlhäuser Bahnhofs von Grund auf verändert werden und das Gelände um bis zu 1,30 m erhöht werden, doch danach war ein Anstieg der Verkehrsleistungen zu verzeichnen. Nunmehr gab es auch auf der Hohenebra- Ebelebener Strecke einen bescheidenen Gewinn.