Freiheit.
Das „Haus Sonne"
in Freiheit
(Hauptstr. 21) hat
seinen Namen
durch den Hau-
stürschmuck,
eine Sonnen-
scheibe mit der Jahreszahl
1700,
erhalten. Noch sind die
ersten
Besitzer dieses Hauses
nicht
eindeutig belegt, doch
nach der
Hausfront und der
gesamten
Bauanlage mit dem
umbauten
Innenhof (Wasch
haus,
Stallungen, Scheune) zu
urteilen,
gehörten die
ursprünglichen Besitzer zu den
wohlhabenden
Einwohnern von Freiheit.
Als dieses
Haus gebaut wur-
de, gab es in
Osterode das
Kommagazin
noch nicht. Gär-
ten umsäumten
die Stadtmauer,
die mit ihren
Toren einem Gür-
tel gleich
die Häuser und Kir-
chen mit den
aufragenden Tür-
men St. Aegidien und St. Jacobi
zusammenhielten. Die Söse
trennte die
Bewohner der Stadt
von denen aus
der Johannisvor-
stadt und
Freiheit, die ohne
Schutzmauer
lebten und wohl
deswegen eine
selbstbewusste
Lebensweise
entwickelten, und
trotz aller
Rückschläge einen
Neuanfang
wagten. In einer
Beschreibung
des Fürstentums
Grubenhagen
von 1673 wird
berichtet,
dass in Freiheit 100
Wohnungen
unbewohnbar
geworden
seien, größtenteils
durch Feuer,
so dass die
|
Bewohner in
die Johannisvor-
stadt zogen.
Etwa 15 Jahre spä-
ter (1689)
hatte Freiheit nur 439
Einwohner,
das entsprach gut
80
Haushaltungen. Die Auswir-
kungen des 30
jährigen Krieges
waren gegen
1700 einigermaßen
überwunden,
so konnte das
„Haus
Sonne" weitsichtig
geplant und
gebaut werden. Es
ist die Zeit,
in der die Leinewe-
ber, in
Freiheit allgemein nur
als Weber
bezeichnet, als Heim-
arbeiter
beginnen und sich zu
selbstständigen Handwerkern
emporarbeiten.
Schulstube seit 1637
Die seit 1637
bestehende
Schulstube
mit dem ab 1664
amtlich
bestellten Schullehrer,
Johann Daniel
Külstein, unter-
stützte diese
Entwicklung. Wer
lesen und
schreiben konnte,
hatte bessere
Möglichkeiten,
den
Lebensunterhalt zu
sichern. Das
galt auch für die
Kenntnis von
Zahlen, Maßen
und
Gewichten. Die Freiheiter
Korn- auch
Fruchthändler
genannt,
müssen eifrige Han-
delsleute
gewesen sein. Ein
Kaufkontrakt
vom 14.2.1666
belegt, dass
es Eseltreibern ver-
boten wurde,
vor 11 Uhr
Getreide
aufzukaufen. Die
Preise wären
sonst für die
Osteroder Bürger und Hand |
werker zu
hoch gestiegen. Auch
wurde ihnen
auferlegt, alle vier
Stadttore zu
nutzen, damit das
Johannistor
nicht zum Engpass
werde. Das
„Haus Sonne", auch
als
Eseltreiberschenke bezeich-
net, war zu
einem günstigen
Zeitpunkt
erbaut, denn der
begonnene
wirtschaftliche Auf-
stieg wurde
durch den Standort
des
Harzkornmagazins in
Osterode
ab 1722 weiter
gestärkt. Die
Eseltreiber erleb-
ten eine
Blütezeit, so dass in
Freiheit
ebensoviel Esel gehal-
ten wurden,
wie es Webstühle
gab - je 80
an der Zahl.
In einer
Aufzeichnung des
Gemeindevorstehers Windhau-
sen wird
dieser Sachverhalt
hervorgehoben: „Die Handwe-
berei stand
früher sehr in Blüte,
so dass
manche Leute es
dadurch zu
Wohlstand gebracht
haben".
Französische Belagerung
Ein dritter
Erwerbszweig, der
um diese Zeit
in Freiheit stark
zunahm, war
das Handwerk der
Eimermacher.
Ihre Produkte
wurden im
gesamten norddeut-
schen Raum
verkauft. Der sie-
benjährige
Krieg (1756 - 63)
stoppte den
wirtschaftlichen
Aufschwung.
Im Herbst 1761
wurden die Freiheiter beson-
|
ders hart
getroffen. Französi-
sche Truppen
belagerten den
Ort und
lieferten sich vor Ler-
bach ein
Scharmützel mit dem
Harzer Jäger
Corps. Elf Wochen
haben die
Franzosen hier im
Lager und
Quartier gestanden
und Felder
und Häuser geplün-
dert, heißt
es in einer Überliefe-
rung.
300 Jahre Dorfgeschichte
Das war in
der langen
Geschichte
des Dorfes, ein-
schließlich
des Hauses „Sonne",
nicht die
einzige unruhige Epi-
sode. Geht
man von dem Stan-
dort an der
Hauptstraße aus, so
ließe sich
hier die Zeitspanne
der letzten
300 Jahre Dorfge-
schichte
festmachen. Als der
bedeutungsvollste Abschnitt
jedoch bliebe
die Zeit ab 1700,
als in
Freiheit durch die Weber,
Eseltreiber
und Eimermacher
die
wirtschaftliche Grundlage
des Ortes neu
belebt wurde. Das
seinerzeit
erbaute „Haus Son-
ne", mit dem
Symbol der Son-
nenscheibe
über der Tür, ver-
sinnbildlicht
geradezu diesen
hoffnungsvollen Anfang, der
trotz
nachfolgender erschwerli-
cher
Ereignisse den Fortbe-
stand des
Dorfes Freiheit
sicherte. Die
Hausfront dieses
Hauses gehört
zu Freiheit, wie
das
Kommagazin zu Osterode.
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