Einmal fand der Engel Aloisius, himmlischer Abgesandter,
den Weg vom Hofbräuhaus in die Bayer. Staatskanzlei und überbrachte
dem Landesvater die lang ersehnte Botschaft von der Schaffung einer neuen,
virtuellen Welt. Hierfür bekam der Landesvater alle göttlichen
Freiheiten. Er sollte, wie Gott selbst, in 7 Tagen diese neue Welt, genannt
BAYERN ONLINE, erschaffen.
Voller Tatendrang verkündete nunmehr der "göttliche"
Landesvater von seinem himmlischen Auftrag. Da die Eingabe von oben kam,
brauchte er auch nicht lange über die Richtigkeit seines Tuns nachdenken.
Jeder Bürger im Freistaat sollte den kostenlosen Zugang zum Internet
erhalten. Hierfür würden 100 Millionen DM zur Verfügung
gestellt.
Aber zunächst war, wie bei der Schaffung unserer
schönen Erde, nur ein schwarzes Loch. Vergleichbar mit dem 1. Tag
der Schöpfung sprach nun der Landesvater: "Es werde Licht!" Und es
wurde Licht, die Bürgernetzvereine mit ihrem Bildungsauftrag waren
gegründet. Bereits am 2. Tag kam die Schöpfung ganz schön
durcheinander als es hieß: "Ihr braucht nun die Hardware!" Da, anders
als bei der Entstehung der Erde, der Mensch bereits erschaffen war, kam
die Frage zurück: "Wer soll das bezahlen und wieviele Millionen kriegen
wir aus dem Topf?" "Millionen?" hallte es durch Raum und Zeit. "Nicht einmal
Peanuts könnt' Ihr haben!" Womm, das hatte gesessen. Keine Kohle erhielten
die Bürgernetzvereine zur Anschaffung der Server.
Da war sie nun, die Gretchenfrage. Kostenloser Zugang
für alle und dafür kein Geld? Wer soll die Hardware bezahlen?
Und wenn sich Dumme finden, die sie bezahlen, warum sollen dann "ALLE"
sie kostenlos benützen dürfen? Fragen über Fragen. Da man
den Bürgernetzvereinen eine göttliche Mustersatzung mit auf den
Weg gab, sollte das doch keine Probleme bereiten. Für was sind die
Bürgernetzvereine denn sonst gemeinnützig? Ganz klar, zum Ausstellen
von Spendenquittungen.
Somit klopften sie, wie arme Bettler, an die Türen
der Banken und Firmen und baten um milde Gaben. Siehe da, wer bittet, dem
wird gegeben. Somit war der 2. Tag der Schöpfung auch ein Erfolg.
Bereits am 3. Tag, die Schöpfung war nunmehr so
richtig in Fahrt, da kam die große Plage über die Bürgernetzvereine.
Theo's Knechte mischten sich in die göttliche Angelegenheit. Ohne
sich darum zu kümmern, was ihr oberster Dienstherr und Landesvater
eigentlich wollte, haben sie die ganze Sache selbst in die Hand genommen.
Wer Finanzbeamte kennt, weiß, daß das der Anfang vom Ende bedeuten
kann.
Von wegen Schöpfung, Bildungsauftrag und Gemeinnützigkeit.
Das Betreiben von Servern geht nach Meinung des so überflüssigen
Finanzministeriums über den Bildungsauftrag hinaus und ist mit der
Gemeinnützigkeit nicht verträglich. Somit wollen die Finanzknechte
aus der ganzen Sache Kapital herausschlagen. Zur Zeit weiß keiner
mehr, was vorne und hinten ist. Von der mit auf den Weg gegebenen Mustersatzung
weiß auch keiner mehr etwas. Wer weiß überhaupt etwas?
Ich finde, das Verhalten des Finanzministeriums ist gemein und nützt
keinem.
Wie soll man den Bildungsauftrag, den Bürgern das
Internet verständlich zugänglich zu machen, erfüllen, wenn
man dazu keine Server betreiben darf? Ich vergleiche den ganzen Wirrwarr
mit einer Autobahn. Sie wurde 16spurig ausgebaut und den Bürgern soll
nun das Autofahren gelernt werden. Nur darf man hierfür kein Auto
benutzen! Oder Lernen ohne Schule? Nicht vorstellbar, doch in unserem Fall
Realität.
Mir war es schon von Anfang an klar, daß es nichts
Gutes bedeuten kann, wenn Politiker etwas ohne ihre Verwaltungsbeamten
unternehmen. Das geht meistens in die Hose. In unserem Fall ist das noch
viel schlimmer, weil die rechte Hand nichts von der linken weiß.
Jetzt mischen wieder solche Leute mit, die nicht einmal wissen, was ein
Computer ist. Geschweige, was es heißt, "Surfen im Internet".
Wie sich der 4. Tag der Schöpfung anläßt,
weiß noch keiner in der Staatskanzlei und in den Ministerien. Ich
habe den Verdacht, daß der Engel Aloisius nur die halbe Botschaft
überbracht hatte oder er war nach seinen 7 Maß etwas unverständlich
in der Aussprache. Ich will dem Landesvater gar nicht unterstellen, daß
er dem Engel Aloisius nicht richtig zugehört hatte. Letzte Woche war
ich auf der Suche nach dem Engel Aloisius im Hofbräuhaus in München.
Leider war dieser schon wieder zum Rapport nach oben aufgefahren oder er
holt die richtigen Anweisungen für die Staatsregierung ab. Wer weiß
schon überhaupt noch etwas? So konnte ich nicht ermitteln, wer nun
den schwarzen Peter in den Händen hält.
Für das AltmuehlNet sehe ich keine Probleme, da
unser Vorsitzender diese Probleme mit Sicherheit zu unserer größten
Zufriedenheit lösen wird. Für was haben wir ihn sonst gewählt,
oder?
Lassen wir uns also für die Zukunft nicht verrückt
machen und surfen weiter.