Einleitung

 

Schaut man sich die Reihe der Veröffentlichungen an, die sich mit Dornburg an der Saale befassen, stößt man auf zahlreiche farbige Prospekte, auf 3 Schlösser hoch oben, über den Felsen1. Man liest von dem großen Dichter, Johann Wolfgang von Goethe, der sich desöfteren nach Dornburg zurückzog, um sich von der Idylle inspirieren zu lassen, oder seinen Schmerz über den Verlust seines Freundes Carl August zu lindern2. Vieles ist von der bedeutenden Königspfalz des 10. und 11. Jahrhundert zu lesen, die nach dem Aussterben der Ottonen im urkundlichen Nichts verschwand3, erst gegen Ende des 12. Jh. beiläufig als Lagebeschreibung4, 1221 dann in einer wahrscheinlichen Fälschung als Gerichtsort5 auftaucht. Um 1244 erwarben die Schenken von Vargula Besitzungen in der Gegend, darunter wahrscheinlich auch die Burg6. Sicher sind diese ab 1281 als Schenken von Dornburg dokumentiert7. Über die Grafen von Orlamünde und Schwarzburg gelangte sie in die Hände der Wettiner8. In den darauffolgenden Jahrhunderten erscheint Dornburg als beliebtes Pfandobjekt und wechselte somit häufig die Besitzer9, bis es unter direkte Amtsverwaltung kam. 1918 ging sie durch Enteignung an den Staat über. Der entsprechend schlechten Quellenlage zufolge wurde auch in der Vielzahl der Veröffentlichungen großes Augenmerk auf den Nachweis der lange Zeit umstrittenen Königspfalz gelegt. Die unterschiedlichen Thesen von Dornburg an der Elbe, über Derenburg, bis hin zu Tören-Berg bei Seesen, finden trotz frühzeitiger Widerlegung erst in den letzten Jahrzehnten in der Geschichtsschreibung  keinen Platz mehr1.

Erst sehr spät erfährt man überhaupt etwas über eine "Siedlung" Dornburg. Gleich bei seiner ersten Erwähnung 1343 wird der Ort Dornburg als Stadt mit Kaufleuten erwähnt10.

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1 allgemeine Abhandlungen zu den Schlössern: BURG 1911, WAHL 1923, WOLFF 1924, HOLTZHAUER 1959, 1962, 1963, 1966, 1968, 1875, SCHIEFELBEIN 1962, KIESE 1963, KOSER 1963, BRANDENBURGER 1973; GOTHE 1977, 1978, 1980, 1983, 1985, 1986; 1987, 1989, 1994 RÖSSING 1986, 1991, IGNASIAK 1995, KAHLER 1996; Arbeiten zur den Gärten: ZOBEL 1906; LAß/SCHMIDT 1999 Abhandlungen zur Architektur: HANDRICK 1964, TAUBERT 1973, FREBEL 2000

2 Abhandlungen dazu von SCKELL 1864, 1924, KRÜGER-WESTEND 1908, STERNAUX 1919, JEZEWSKY 1932, WAHL 1937, HARTMANN 1966, BAY 1996, SCHÖN 1998

3 LEPSIUS 1825, 1854 gab Dbg an der Elbe den Vorzug als Pfalz und widersprach damit SCHWABE . Weitere Historiker, wie EICHSTÄDT 1827, WACHTER 1827, 1830, GRUBER 1836, KNORR 1839, SPECHT 1939, RIECKENBERG, CLAUDE, STÖBE 1937, SPIER 1980 und GOCKEL bearbeiteten diese Problematik.

4 vgl. eine in Eckartsberga ausgestellte Urkunde vom 16.09.1182 UB Jena Bd. 1, Nr. 1: que est sub ditione nostra iuxta Salam fluvium in medio Gene et Thorenburch ..."

1239 BÖHME, UB Pforte 1, Nr. 114/DOBENECKER 3 Nr. 818: " quandam insulam cum salicto et tribus iugeribus influvio Sale circumdatam ac molendinum in ipso fluvio et sub monte Dornburg sitaum cum omni utilitate."

5 DEVRIENT, UB Gleisberg Nr. 17 ausgestellt in Dornburg 16.04.1221

6 DEVRIENT, UB Gleisberg Nr. 29 vom 09.10.1244 Heinrich Schenk von Tautenburg tauscht ein Stück Weidicht zwischen Saale und Schloß Dornburg

7 Erst Rudolf I. nannte sich Schenck von Dornburg (DOBENECKER Bd. IV, Nr. 1949)

8 Die Brüder Heinrich und Dietrich verkaufen am 23.05.1344 den Grafen von Orlamünde und den von  Schwarzburg ihren Anteil an Schloß und Herrschaft Dornburg, letztmalig taucht die Linie der Schenken von Dornburg 1357 auf. Vgl. GOTHE, Dornburg, von Otto bis Goethe; auch DEVRIENT, Der Kampf der Schwarzburger um die Herrschaft im Saaletal (Festschrift B. Rein zum 75. Geburtstag, Hrsg. W. FLACH, 1935) Urkundenregest Nr. 19, S.25 z. J. 1343.

9 Im Jahre 1363 erhielten die von Querfurt, 1375 die von Geschwende und die von Roteleiben, 1381 die von Denstedt die Herrschaft pfandweise, Dresden, Cop., Ungedruckte Regesten zur Geschichte von Jena, Weimar, Erfurt Zs. d. V. f. Th. G. u. Ak. Bd. 5, 1863).

10 Vgl. STÖBE 1937, GOTHE 1991, GOCKEL. 

 

Ans Licht der Geschichte trat die Stadt überhaupt nur, weil sich der Kampf der Schwarzburger um die Vorherrschaft im Saaletal mit den Wettinern verschärfte. Die Zeit der vielen kleinen Herrschaften war vorbei. Nur die stärksten Fürstenhäuser waren noch vorhanden. Dieser Streit entbrannte nun auch offen um die Herrschaft Dornburg. Nur kurze Zeit nach der Besitznahme der Schwarzburger und Orlamünder mußten diese den Wettinern als Landesherren weichen. Von da an folgen im Laufe der Jahre immer dichter werdende Nachrichten.

Bildlich tritt uns Dornburg erstmals in einem Kupferstich von Wilhelm RICHTER aus dem Jahre 1650 entgegen11. Dargestellt sind die damals noch 2 Schlösser und die dahinterliegende Stadt mit Kirche, sowie der legendäre Kroatensturz aus dem Jahre 1632, also eine, wenn auch überhöhte, doch zeitgenössische Darstellung. Auch die nachfolgenden Darstellungen wurden fast ausschließlich vom gegenüberliegenden Berghang mit Blick auf die Schlösser gewählt. Von der Stadt selbst gibt es keine älteren historischen Abbildungen bis zum Einsetzen der Fotografie. 

Kurz um, bis auf einige wenige Ansätze erfährt man nicht allzuviel über die Stadt und ihre Bewohner. Dieser Problematik soll sich daher die hier folgende Arbeit widmen.

Noch ist die Zahl der über thüringische Orte handelnden Ortsfamilienbücher gering. Die Behandlung der Bewohner im Thüringischen Raum beschränkte sich bisher in einschlägigen Veröffentlichungen auf die Publikation von Einwohnerlisten12. Sicher hatte dies auch seine Berechtigung, da somit eine Vielzahl heute nicht mehr vorhandener Originalquellen ediert wurde.

Ich selbst begann Ende der 80-er, Anfang der 90-er Jahre des 20. Jh. mich für Dornburg zu interessieren. Nach einer Vielzahl von Besuchen und dem Studium der einschlägigen Literatur, wurde mir erst um die Problematik bewußt, daß es, abgesehen von den beiden Versuchen SCHWABEs13 und STÖBEs14, sowie einiger kleinerer Aufsätze15, keine ausführlichen Bearbeitungen Dornburger Geschichte gab.

Dem Umstand geschuldet, daß Herrmann STÖBEs umfangreiche Quellensammlung, sowie die darin enthaltenen Abschriften, eine Vielzahl im 2. Weltkrieg vernichteter Akten beinhaltend, nicht mehr existiert, habe ich den Versuch unternommen, die mir _____________________________________________________________________

11 Original aus der Sammlung Kippenberg, Leipzig. Spätere Darstellungen 1736 Prospect von denen fürstlichen Gebäuden zu Dornburg 1736 von G.H. KROHNE (HAAB), Pospect des fürstlichen Schlosses von 1747(ThHStAW), eine Tuschzeichnung von GOETHE 1776 (Goethe-Museum Weimar), ein handkolorierter Kupferstich von Schenck aus dem Jahre 1777 (Sammlung Kippenberg Leipzig) u.v.m.

12 Bisher erschienen sind unter der Reihe Mitteldeutsche Ortsfamilienbücher aus der näheren Umgebung Dornburgs OFB Großkröbitz mit Kleinkröbitz, Zimmritz, Rodias, Plinz, Neu-Frankendorf und den Rückersmühlen, sowie das OFB Altendorf im Saale-Holzland-Kreis mit Altenberga, Schirnewitz, Dürrengleina, Greuda und Schöps u.a.

13 SCHWABE , Johann Samuel Gottlieb, Historisch-Antiquarische Nachrichten von der ehemaligen kaiserlichen Pfalzstadt Dornburg an der Saale, ein Beitrag zu den deutschen Alterthümern und zur Geschichte des Mittelalters ; aus Urkunden und anderen zuverlässigen Quellen / gesammelt und mitgetheilt von Johann Samuel Gottlob Schwabe. - Weimar : Landes-Industrie-Comptoir, 1825.

14 STÖBE, Hermann, Aus 1000 Jahren Dornburgischer Geschichte (Das Thüringer Fähnlein 6. 1937) S. 387-416.

15 STIECKEL, Oskar [Hrsg.], Statuten der Stadt Dornburg an der Saale aus dem Jahre 1625, Jena, Frommann, 1868; VON KROSIGK, C., Geschichte Dornburgs an der Saale : in zwei Büchern Theil 1: [Nachrichten über die Stadt Dornburg und vom alten Schlosse, mit besonderer Berücksichtigung der jeweiligen Besitzer]; nach historischen Quellen, Weimar, Voigt, [nach 1870]; STOELTEN, Hans Otto, Wanderfahrt nach Dornburg und Tautenburg, Fremdenführer mit geschichtlichen Exkursen. [3. Aufl.]. Tautenburg. Selbstverl. d. Verschönerungsvereins. Halle/Saale. Hendel. [1894]; NAUMANN, Louis, Die Visitation der Aemter Dornburg und Camburg und der Comthurei Zwätzen im Jahre 1540 : Ein Beitrag zur zweiten Visitation im Albertinischen Thüringen. Naumburg a.S., Sieling, 1914; STIECKEL, Oskar, Statuten der Stadt Dornburg an der Saale aus dem Jahre 1625. Bearb. von Alfred Wlost. Halle (Saale), 1930.; VICTOR, H. [Hrsg.], Kirchen in Dornburg und Umgebung, die Kirchspiele Dornburg, Dorndorf und Nerkewitz. Fotos von Constantin Beyer. 1. Aufl. Jena, Wartburg-Verl., [1989].

 

zugänglichen Akten auf Nachrichten zu Dornburg durchzuarbeiten.

Bis auf Briefe, die durch zwei andere Forscher an mich gelangten, ist mir über den Umfang und überhaupt das Vorhandensein von Unterlagen STÖBEs nichts bekannt16. Seine Geschichte Dornburgs läßt leider nur erahnen, was er an Fakten zusammengetragen hatte.

Meine bisherigen Bemühungen über die Familie STÖBE an einen evtl. noch vorhandenen Nachlaß heranzukommen, hatten waren bisher nicht von Erfolg gekrönt und kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht zur Klärung herangezogen werden.

Durch die Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung, eine Buchreihe ins Leben zu rufen, die den Verfassern von Ortsfamilienbüchern eine Möglichkeit gibt, ohne finanzielle Eigenbeteiligung, ihre jahrelangen Arbeiten in geeigneter Form zu publizieren, brachte mir die Idee, meine Datensammlung in einer solchen Form herauszugeben.

Eigentliches Vorbild war die Arbeit von Hans APEL über die Einwohner Jenas17. Er hatte es in seinem Buch geschafft, die Eigenschaften eines Ortsfamilienbuches mit denen einer umfangreichen Quellenstudie zu vereinen. Dort wo es Zusammenhänge gab, zeigt er sie auf. Wo diese nicht zu finden sind, versucht er auch nicht, künstlich solche zu schaffen. Er hat sämtliche von ihm gefundene Quellen ausgewertet und darin aufgeführt. Wie ausführlich dies geschah, zeigen die wenigen Ergänzungen die Herbert Koch in einem Exemplar in der Handschriftensammlung der ThULB Jena hinterlassen hat18.

Nun hatte er den Vorteil, vor Ort zu wohnen und nutzte die vielfältigen Möglichkeiten des Quellenstudiums fast täglich.

Die im folgendem Ortsfamilienbuch ausgewerteten Quellen stellen daher nur einen Teil der insgesamt vorhandenen Akten dar. Der Umfang läßt aber eine Basis für weitergehende Untersuchungen zur Geschichte Dornburgs und seinen zugehörigen Ortschaften zu.

Die genealogisch eindeutig nachweisbaren Zusammenhänge gehen nicht selten bis 1600 zurück. Älteste Nachweise stammen, abgesehen von den Aufenthalten der deutschen Könige in Dornburg im 10. und 11. Jh., aus dem 13. Jh.

Die ersten Erwähungen im 13. Jh. und das Ende des ersten Kirchenbuches (1784) begrenzen, bis auf einige Ausnahmen, den zeitlichen Rahmen. Eine Bearbeitung der nachfolgenden Zeit kann anhand der Familienbücher der Pfarrei Dornburg (Ende 18. bis Anfang 20. Jh.) sowie einer Vielzahl von Unterlagen im Stadtarchiv Dornburg durchgeführt werden und kann aus o.g. Gründen hier nicht mit einfließen.

Das Ergebnis der Untersuchungen wird in der hier vorliegenden Arbeit vorgestellt.

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16 Brief von Hermann Stöbe an Herrn Peter Müller-Strauch, damals noch in Weimar wohnhaft von 1988 mit Inhalten zum Beteregister von 1421/25, Rüstungsverzeichnis 1466, Rüstungsverzeichnis 1555 (alles aus Quellen ThHStAW; EGA); Schriftwechsel mit Gero von WILCKE (Archiv des HEROLD e.V. Berlin)

Weitere Briefwechsel sind mit Gero von WILCKE belegt (Nachlaß Gero von WILCKE im Archiv des Herold, Berlin-Dahlem). Ein großer Bestand an Manuskripten ist auch im Konzept des 3. Bandes des UB des Hochstifts Naumburg zu vermuten, den Ernst DEVRIENT und Hermann STÖBE bearbeitet hatten. 

17 Hans APEL, Jenas Einwohner aus der Zeit von 1250-1600 beinhaltet die Auswertung sämtlicher ihm zur Verfügung stehender Quellen zur Jenaer Stadtgeschichte. Als "Nebenprodukt" hat er im Thüringer Heimatspiegel auch eine ganze Reihe von Personen veröffentlicht, die in den umliegenden Orten wohnhaft waren, die er bei der Bearbeitung der Urkunden nachweisen konnte. Für eine detailierte Darstellung bieten diese Vorlagen eine unschätzbare Hilfe.

Auf diese Arbeit stützt sich auch Herbert BACH in seiner Studie zum Einzugsbereich der Jenaer spätmittelalterlichen Lokalpopulation auf der Grundlage der Herkunftsnamen

18 Herbert Koch hat in diesem Buch verschiedenste Ergänzungsblätter eingeklebt. Eine weitere Fundgrube stellt das Verzeichnis Herbert KOCHs zu den Jenaer Leichenreden dar, von denen ein Exemplar in Jena (ThULB, Handschriftenabteilung) verblieben ist.

1. Umfang und Unterteilung des Untersuchungsgebietes

 

Als räumliche Begrenzung wurde von mir das über Jahrhunderte bestandene Kirchspiel Dornburg als historische Konstante gewählt. Der Umfang änderte sich im betrachteten Zeitraum nur im hohen Mittelalter, was aber auf die genealogische Untersuchung keinen Einfluß hat, da zu dieser Zeit keine, oder nur sporadische Nachweise erhalten sind.

Zur Wahrung der Übersichtlichkeit werden, im Gegensatz zu den Bänden 3 und 4 MOFB, im alphabetischen Katalog der Familien die einzelnen Orte des Kirchspiels separat aufgelistet1. Daher ist es möglich, daß einzelne Familien mehrfach auftreten. Dies erfolgt in solchen Fällen, in denen die Familien innerhalb des Kirchspiels den Wohnort wechseln. Vergleichbar ist das mit dem mehrfachen Erwähnen in unterschiedlichen OFB bei Ortswechsel zwischen Orten des einen OFB zum anderen. Zurecht kann die vorliegende Arbeit auch als Herausgabe von 4 OFB angesehen werden. 

Der vorliegende Teil 1 behandelt die Orte Hirschroda, Naschhausen und Wilsdorf. Dornburg selbst wird im später erscheinenden Teil 2 untersucht.

Die Entstehung und Festigung des Kirchspiels gestaltete sich wie folgt: Begründet durch die Ausdehnung der alten Herrschaft der Schencken von Dornburg, welche als Vorläufer evtl. schon in ottonischer oder sogar fränkischer Zeit bestand2, entwickelte sich die Pfarrei Dornburg als sogenannte Urpfarrei. Ursprünglich waren es sicher nur wenige Kirchen, direkt an den Königshöfen Niedertrebra, Sulza, Häßler, Eckartsberga, Kirchberg und Dornburg. Nach und nach entstanden mit fortschreitender Christianisierung immer mehr Kirchen, die dem Erzbistum Mainz unterstellt wurden3. Zum Kirchbezirk gehörten wohl ursprünglich die Burgkapelle, die Kirche in der alten Stadt, die evtl. auch schon in der vorstädtischen Siedlung bestand4, sowie die Kirchen in Eckolstädt und Obergosserstedt. Möglich sind aber auch Kapellen in Naschhausen und Wilsdorf. Eingepfarrt waren Naschhausen und später Wilsdorf auf jeden Fall. Das in Bernsroda eine Kirche gestanden hat, ist nicht nachweisbar5. Ebenfalls ist nicht feststellbar, ob es nach Dornburg, Hirschroda oder Würchhausen eingepfarrt war. Hirschroda scheint eine planmäßige Ausbausiedlung der Burg Dornburg zu sein, die durch Zuzug evtl. deutscher Kolonisten mit einer eigenen Kirche ausgestattet wurde6. Diese war aber, _____________________________________________________________________

1 In den OFB Altendorf und Großkröbitz, sind sämtliche Familien des Kirchspiels alphabetisch, ohne Sortierung nach dem Herkunftsort, innerhalb eines Familiennamen chronologisch von der ältesten Erwähnung an geordnet. Als Familien werden auch Personen deklariert, die dort lediglich geheiratet haben, aber anschließend nicht dort wohnten. Da anhand der Kirchenbücher oftmals keine Zusammenhänge zwischen einzelnen Familien eindeutig nachgewiesen werden konnten, wurde auf eine Numerierung verzichtet.

2 976 wird Dornburg mit Eckolstädt und 3 Kirchen genannt (DOBENCKEER II, Nr. 139). 1228 bestätigt eine päpstliche Urkunde Dornburg als Pfarrkirche (DOBENECKER III, Nr. 35), Bis 1321 gehörten zur Pfarrei Dornburg: Naschhausen, Eckolstädt und Obergosserstädt, evtl. sogar Dorndorf, Wüsten-Grötschen, Lanserode, Bernsroda, Hummelstedt, (Wilsdorf und Hirschroda - soweit diese damals schon bestanden). Nach 1321 hatte Dornburg noch gewisse Rechte an den Kirchen in Eckolstädt und Obergosserstädt.

3 Kurzzeitig war evtl. auch eine Zugehörigkeit zum Bistum Erfurt möglich, welches aber schon frühzeitig aufgelöst wurde.

4 In Akten des ThHStAW und des StadtA Dbg finden sich verschiedenste Hinweise auf eine Kirche in der alten Stadt.

5 Zu Bernsroda gibt es bisher keine urkundlichen Nachrichten. Archäologisch und namenkundlich ist es nachweisbar. Die Flur ist unter Dornburg und Hirschroda aufgeteilt, zumindest läßt sich in beiden Fluren der Name Bernsroda nachweisen.

6 Erstmals wird Hirschroda im RDMM 1378 erwähnt. Die heutige Kirche hat einen Vorgängerbau, der wahrscheinlich aus dem 16. Jh. stammt. Ob mit der 1349/50 im LBFS genannten Rode Hirschroda gemeint ist, konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

zumindest in dem Zeitraum, in dem sie nachweisbar ist, immer eine Tochterkirche Dornburgs, vergleichbar mit Eckolstädt und Obergosserstedt. In wie weit Reißen nach Eckolstädt eingepfarrt war, ist bis jetzt auch nicht nachweisbar7. Möglicherweise zählte es auch zum Kirchbezirk. Ob vor der Errichtung der Bistümer Erfurt (nur kurze Zeit, dann Erzbistum Mainz) und Naumburg, auch Dorndorf8 (wenn es damals schon existiert hat), Graitschen (im Saaleknie südlich Dorndorf) und Hummelstedt9 (zwischen Gönnabach und Burgschädel, direkt am Aufstieg der alten Handelsstraße nach Dornburg) der Kirche in Dornburg zugeordnet waren, ist ebenfalls nicht nachweisbar.

Die Möglichkeit bestand aber, zumal es alle 3 Burgmannensiedlungen zu sein scheinen. Sie treten in Urkunden fast ausschließlich im Zusammenhang mit der Dornburg auf. Die bisher noch nicht als Wüstung belegte Siedlung Rode10 (in Karten des 19. und 20. Jh. auch Lanserode genannt) dürfte auch diesen Siedlungen zugeordnet werden, wenn diese wirklich existierte, da diese direkt unterhalb des Burgschädels im Erdengraben gelegen haben soll.

Im Jahre 1321 wurde der enge Bezug Dornburgs zu Eckolstädt und Obergosserstedt abgetrennt. Obergosserstedt existierte nur bis 163411, Reißen wurde wahrscheinlich schon im Grafen- spätestens im Bruderkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut12. Die alte Stadt wurde vor 1343 verlassen. Bernsroda ist urkundlich überhaupt nicht nachweisbar, archäologisch reicht es nicht über das ausgehende 14. Jh. hinaus5. Die in den Erbbüchern des 16. Jh. erwähnte Wüstung Rode im Erdengraben teilte sicher das Schicksal der umliegenden Wüstungen10.

In der Zeit nach der Reformation war der Pfarrer auch für die seelsorgerische Betreuung von Neuengönna zuständig11; dies hielt aber nur kurze Zeit an und wird daher nicht mit betrachtet.

Aus rein genealogischer Sicht sind daher die genannten abgetrennten und wüstgewordenen Orte zu vernachlässigen, da für diese Zeit keine Unterlagen dieser Art vorhanden sind.

So bleiben für den eingegrenzten Zeitraum nur die Orte Dornburg, Naschhausen, Wilsdorf und Hirschroda übrig. Eckolstädt bildet ein eigenes Kirchspiel. Seit 1937 wurde auch Naschhausen nach Dorndorf eingemeindet12. Die Pfarreirechte gingen auch an die Kirche in Dorndorf über. Bei Dornburg verblieben die Häuser an der heutigen Jenaer Straße, südlich des Bornweges. Eingepfarrt waren auch die etwas außerhalb stehende alte und neue Ziegelhütte oder –scheune13.

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7 Die Flur von Reißen scheint unter Eckolstädt, Schmiedehausen, Pfulsborn und Niedertrebra aufgeteilt worden zu sein. Heute liegt in der Nähe das Vorwerk Escheroda, welches nach Niedertrebra eingepfarrt ist.

8 Da bei der Namenbildung Dorndorfs aus Dornburg-Dorf ausgegangen werden darf, ist eine Zugehörigkeit zum Burgbezirk sehr wahrscheinlich. So ging auch hier sicher die Pfarrei über die Bistumsgrenzen hinweg, ähnlich Camburg, Jena und  Lobeda. Der Ort ist zumindest der einzige ostsaalische Ort, der zur Pflege Dornburg vom 14. bis zum 19. Jh. gehörte.

9 Wenn Hummelstedt (Wüstung) als Gegenstück zu Graitschen (Wüstung) anzusehen ist, stand sie in Verbindung mit der Diebesfurt unter dem Schutz Dornburgs. In diesem Bereich kamen mehrere alte Straßen zusammen, um die Saale zu überqueren.

10 Die mögliche Lage ist heute noch gegenüber dem Burgschädel erkennbar. Ob eine Übereinstimmung mit der in einem Beteregister aus dem 15. Jh. (ThHStAW, EGA, Reg. Bb 710) genannten Siedlung Langenrode o.ä. besteht, ist nicht nachweisbar.

11 Vgl. NAUMANN 1914 - Hier wird der Pfarrer von Dornburg als Seelsorger in Neuengönna genannt. Wann diese Abhängigkeit begann, ist nicht bekannt. Nach der Reformation kam Neuengönna nach Nerkewitz.

12 Obwohl Naschhausen nach Dornburg eingepfarrt war, kam es nachweislich im 17. Jh. zu einer Reihe von kirchlichen Handlungen der Naschhäuser Einwohner in Dorndorf, wohl schon auf Grund der geografischen Lage.

13 Die Ziegelei lag etwas westlich der heutigen Stadt, in Richtung Zimmern. Dort taucht im 18. Jh. auch desöfteren ein Tabackpfeiffenmacher auf. Eine Strumpffabrik war wohl auch darin untergebracht. 

Das Patronat der Kirche zu Dornburg besaß bis zur Reformation, nicht der Archidiacon von Beatae Mariae Virginis in Erfurt, oder dessen Herr der Erzbischof von Mainz, zu dem der Pfarrbezirk gehörte (Sedes Utenbach, vormals Niedertrebra), sondern der Domprobst von Naumburg14. Dieser hatte die Rechte wahrscheinlich von den

Schencken von Dornburg und Tautenburg erhalten, als diese ihre Vogteien über die Schwarzburger und Orlamünder an die Wettiner abtraten. Dies wird sicher noch in dem von Ernst DEVRIENT, Hermann STÖBE u.a. verfaßten, als Manuskript vorliegendem Band des UB des Hochstifts Naumburg zu klären sein. In Eckolstädt waren sogar die niederen Gerichte im Besitz des Probstes 15. Nach der Reformation ging das Patronatsrecht Dornburgs an den Stadtrat über16.

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14 NAUMANN 1914

15 Im KB Eckolstädt tritt im 16-19. Jh. ein Domprobsteirichter auf.

16 STÖBE 1937

 

2. Entstehung der Orte

 

Dieses Buch soll und kann kein Ersatz für eine noch ausstehende Geschichtsbetrachtung der Burg, der Stadt und des Amtes sein.

Was SCHWABE begonnen und STÖBE in großem Maße intensiviert hatte, fand aber leider bis heute keine Weiterbearbeitung und zeitgemäße Analyse.

Eine ausgezeichnete Betrachtung gibt es für die Zeit der Entstehung der Burg und deren Blütezeit unter den Ottonen von Michael GOCKEL im Rahmen der Deutschen Königspfalzen. Viele kleine Einzelarbeiten über die Statuten, den Kroatensturz, einen Gerichtsprozeß wegen Kindesmordes und einen wegen unerlaubten Schatzsuchens, einige Eingaben wegen ungerechter Besteuerung wurden veröffentlicht. Aber eine zusammenfassende Darstellung gab es seit 1936 nicht wieder. Stöbe hatte sich zur Aufgabe gemacht, diese Geschichte als Promotion herauszubringen. Die Vernichtung seiner Quellensammlung 1945 machte dies aber zunichte. Ob die Sammlung vollständig vernichtet wurde, oder einiges erhalten blieb, ist bisher noch nicht bekannt.

Betrachtet man, welche Entwicklung die Stadtgeschichtsforschung in Jena genommen hat, kann man nur neidisch werden. Die neueste Kurzbeschreibung Dornburgs von Detlef IGNASIAK ist nur eine Zusammenfassung aus heimatgeschichtlichen Beiträgen, die schon irgendwann einmal veröffentlicht wurden, mit all ihren Fehlern.

 

 

Wann der Ort Dornburg entstand, ist nicht feststellbar. Evtl. hatte er auch einen anderen, sorbischen Vorgänger und stand weiter westlich von der heutigen Ortslage. Andererseits ist mit einer karolingischen Vorgeschichte auch eine fränkische Staats-siedlung wahrscheinlich, was der vorher erwähnten These der Entstehung nicht unbedingt widerspricht1.

Bisher gibt es unter der Vielzahl von Interpretationen keine überzeugende Variante. Von der Dornen-Burg über die Burg des Gottes Thor bis hin zur Burg über dem Wiesengrunde reichen die Vermutungen. GOCKEL führt als erstmalige Nennung des Ortes (nicht ausschließlich der Burg) das Jahr 9582 an, als Dornburg mit dem Zusatz "locum" in einer Königsurkunde erscheint.

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1 Von 937 bis 1022 wird Dornburg sehr häufig erwähnt. Die letzte Erwähnung war im Zusammenhang mit einer geplanten Weinachtsfeier Heinrichs II. Die auf 1029 datierte Urkunde (DOBENECKER I, Nr. 690) ist eine moderne Fälschung, siehe dazu auch STÖBE 1937, sowie FLACH, Thüringische Städte S. 86 f. 

2 DOBENECKER I, Nr. 197. Evtl. bezieht sich die Bezeichnung "locus" aus dem Jahre 958 sogar auf die später "Alte Stadt" genannte Siedlung.

Nach dem Aussterben der Ottonen war lange Zeit von Dornburg nichts zu hören, bis Wipprecht von Groitzsch als Dank für seine Unterstützung bei den Rom-Feldzügen vom Kaiser die Herrschaft Dornburg bekam3.

Die geographische Bedeutung Dornburgs wird zum ersten Mal, wie in der Einleitung schon beschrieben, wieder in einer Urkunde von 1182 bewußt. Dort werden Güter verkauft mit der Ortsangabe zwischen Jena und Dornburg. So muß wohl Dornburg zur damaligen Zeit zumindest genauso bekannt gewesen sein, wie Jena. Ob Dornburg zum Territorium der Herren von Lobdeburg zählte ist möglich aber doch fraglich, da es außer in einer Urkunde vom 16.04.12214 (Ernst DEVRIENT, Urkundenbuch zur Geschichte  von Gleisberg) nicht erwähnt wird. Die Urkunde von 1221 in der in Dornburg ein Gericht tagt, wobei der oberste Richter Hartmann von Lobdeburg ist, kann als Beweis nicht standhalten. Auch die Zugehörigkeit zur Landgrafschaft Thüringen ist rein spekulativ. Vielmehr ist die Burg nach Wipprecht von Groitzsch wieder ans Reich gefallen und wurde durch Reichsministerialen mitverwaltet, was die spärliche Urkundenlage erklären könnte.

Richtig aus dem Dunkel der Zeit kommt Dornburg mit der Belehnung der Schenken von Vargula. Diese haben wohl die Herrschaft Dornburg, kurz nachdem sie schon  Tautenburg erhielten5, in Empfang genommen. Unter ihnen dürfte auch die Stadternennung stattgefunden haben (die einzige in ihrem Herrschaftsgebiet).

In dieser Zeit setzen auch die ersten genealogischen Nachweise ein. Sind es zu Anfang noch ausschließlich Burgvögte und Besatzungsmitglieder der Burg, so treten um die Zeit der ersten Stadtnennung 1343 auch schon erste Bürger auf.

Kurioserweise ist einer der ältesten bekannte Einwohner ein jüdischer Kaufmann. Das es von Kaufleuten und Handeltreibenden noch mehr in der Stadt gegeben haben muß, berichtet die Urkunde von 13436.

Dies hängt auch unmittelbar mit dem Erwerb der Stadt und der Herrschaft durch die Wettiner zusammen. Unter direkte Amtsverwaltung scheint Dornburg 1358 gekommen zu sein, nachdem die Grafen von Schwarzburg und Orlamünde diese von den Schencken 1343/44 erwarben, dann aber die Lehnshoheit der Wettiner anerkennen mußten, und von denen die Herrschaft Dornburg pfandweise bis 1358 überlassen bekamen7.

Das erste umfangreiche Verzeichnis der Einwohner der Stadt stammt aus den Jahren 1421/258. Es handelt sich um ein Beteregister (ThHStAW) (ausgewertet von Fritz KÖRNER, Artikel Ammerbach ThHsp, ediert durch Verfasser 1998) Weitere Verzeichnisse folgen dann für 1466, 1497, 1501, 1529, 1530, 1546, 1547, 1555, 1559, 1578 usw. 9

In wie weit die Stadt bei der Belagerung 1450 zerstört wurde ist nicht genau nachweisbar. Große Stadtbrände gab es 976 (Burg), 1353 und 171710.

 

Naschhausen scheint als sub castrum, also Burgsiedlung entstanden zu sein. Allein die Vielzahl von Handwerkern und die kleine Flur unterscheidet es vom reinen Bauerndorf. Die Deutung des Namen läßt auch hier alle Möglichkeiten offen. Auch die

Parallele zu Wirchhausen, laut Eichler aus sorb. PN Wirichus, ist nicht abwegig (Naschus o.ä.). Die -hausen Endung dürfte danach eine Eindeutschung sein. _____________________________________________________________________

3 HEINRICH 1932

4 UB Gleisberg Nr. 17 ausgestellt in Dornburg 16.04.1221

5 STÖLTEN

6 GOTHE 1994

7 STÖBE 1937

8 ThHStAW, EGA, Reg. Bb. 710

9 Akten des ThHStAW und des SäHStAD, siehe ungedruckte Quellen

10 STÖBE 1937

STÖBE führt die Möglichkeit einer fränkischen Gründung an. So befinden sich in der Umgebung von Doorenburg/Gent Orte wie Smithusen, Wirthusen usw., die eine Übertragung der Namen durch Zusiedlung aus dem fränkischen Raum in Betracht zieht. Andererseits befinden sich unter Orlamünde, Altenburg und Lohra als Naschhausen benannte Burgsiedlungen11.

 

Wilsdorf und Hirschroda treten erst sehr spät ans Licht. Die beiden Dörfer sind offenbar als Küchendörfer der Burg in der Zeit der Schenken angelegt worden. Hirschroda, das besagt schon der Name ist eine Rodung, d.h. die Flur wurde erst dem Wald abgerungen, bevor überhaupt ein Ort dort stehen konnte. Die älteste Nennung von 137812 spricht von Heroldisrode, also der Rodung eines Herolds. Die Schreibweise ändert sich dann nach und nach in Herrisrode, Herschrode, Herlisrode, Hyllersrode, hin zu Hirschroda. Wilsdorf hingegen erscheint schon bei der ersten Nennung 1350 als Wilsdorf, (Dorf des Wil, Willher), ändert sich später in Wielsdorf, Wylsdorf, Wülßdorf u.ä. Beide Orte scheinen erst nach 1242 entstanden zu sein.13

Über größere Epedemien, wie z.B. in Jena, ist nichts überliefert worden. Die großen Unwetter betrafen nur den Ortsteil Naschhausen, der durch seine Hochwassergefährdung oft in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Im folgenden werden kurz die frühzeitig abgetrennten, bzw. wüst gewordenen Orte beschrieben.

 

Eckolstädt: Die frühe Erwähnung Eckolstädts 87614 und die abseitige Lage der Kirche, außerhalb des alten Unterdorfes, läßt den Schluß zu, daß der Rundling erst mit der Christianisierung eine Kirche bekam. Ob nun ein ehemaliges thüringisches Dorf oder sogar eine planmäßige Ansiedlung von Sorben durch die Franken, kann aus heutiger Sicht nicht entschieden werden.

Andererseits ist es aber auch möglich, daß Untereckolstädt vormals auch einen anderen Namen hatte. In den ersten Urkunden wird noch keine Kirche erwähnt. Das Oberdorf wird mit der steigenden Bedeutung der alten Leipziger Straße entstanden sein, die direkt darüber verläuft. Die Verbindung zwischen beiden Ober- und Untereckolstädt, wie es auch noch um 1600 in Erbzinsbüchern der Pfarrei heißt, ist auf die Ansiedlung einiger Obergosserstedter zurückzuführen, die sich im Zeitraum vor 1632 dort  niederließen.15

Die engere Beziehung Eckolstädts zu Dornburg stammt aus der Ottonischen Zeit (976), in der der Ort zum Burgbezirk zählte und wird evtl. im Zusammenhang mit der Abtrennung von Schmiedehausen, Eckolstädt und Obergosserstedt von der Pflege Dornburg und dem Anschluß an die Pflege Camburg, nach Übernahme der Dornburger Pflege durch die Wettiner und einer Aufwertung ihrer alten Camburger Pflege, verloren gegangen sein. 1378 und 1421/25 sind Obergosserstedt und Eckolstädt noch fest bei der Pflege Dornburg. In einem Türckensteuerregister aus dem Jahre 1497 tauchen beide Orte schon unter Camburg auf.16

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11 STÖBE (WZ FSU Jena 1956/57)

12 Erste Erwähnung erfolgte im RDMM. Die spätere Umdeutung in Hirsch-Roda hatte auch die Folge, daß im Gemeindesiegel des Ortes ein Hirsch auftaucht. Hirschroda bei Naumburg wird erstmals 1209 erwähnt.

13 Erste Erwähnung 1350 (UB Jena Bd. I)

14 Geschichte Eckolstädts in BRÜCKNER, Ersterwähnung DOBENECKER I

15 Pfarrachiv Eckolstädt, KB Bd. I.

16 976 (DOBENECKER II, Nr. 139) im RDMM 1378 sind Eckolstädt, Schmiedehausen und Wirchhausen noch unter Dornburg verzeichnet; 1421/25 (ThHStAW, EGA, Reg. Bb 710); 1497 (SäHStAD Landsteuer 289d)

Obergosserstedt: Ca. 1100 wird der Ort erstmals erwähnt 17. Ähnlich wie Ober- und Unter-Eckolstädt, ist er sicher im Zusammenhang mit Münchengosserstedt, dem früheren Niedergosserstedt zu sehen. Auffällig ist der ausgeprägte Rundling, der auf evtl. slawische Besiedlung hindeutet.

Im Gegensatz zu Eckolstädt scheint die Namensübertragung vom sicher älteren Niedergosserstädt auf den oberen Ort von statten gegangen zu sein. Wann der Ort eine Kirche bekam ist nicht nachweisbar. Bei ihrem Untergang in der Zeit des 30-jährigen Krieges war sie eine Tochterkirche der in Eckolstädt. Nach Verlassen des Dorfes, verlor die Kirche ihre Bedeutung und wurde als Baumaterial benutzt.18

 

Reißen: Mehreren Chroniken zufolge soll der Ort im sächsischen Bruderkrieg zerstört worden sein. Möglich ist aber auch ein allmähliches Verlassen des Ortes, wegen der schlechten Wasserverhältnisse. Später existierten noch einzelne Häuser als Vorwerk. Die Flur wurde unter Eckolstädt, Pfulsborn, Niedertrebra und Schmiedehausen aufgeteilt, was heute noch gut in den Flurkarten erkennbar ist. In der Nähe liegt die heutige Kleinsiedlung Escheroda 19.

 

Bernsroda: Wahrscheinlich zeitgleich mit Hirschroda ist die bewaldete Gegend um Lanserode, Zimmern (Hinweis auf Holzverarbeitung), Hainichen, Wilsdorf, Hirschroda, Bernsroda mit fortschreitendem Landesausbau gerodet worden.

So scheint Dornburg ursprünglich eine Rodungsinsel gewesen zu sein. Zu den Siedlungsgebieten im Thüringer Becken war die Verbindung durch dichte Wälder abgetrennt. 1349/50 wird ein Rode oberhalb von Dornburg genannt. Evtl. ist es auf diesen Ort zu beziehen.

Wahrscheinlich ergab sich im Laufe der Zeit, daß Bernsroda ungünstigere Verhältnisse hatte. Wasserarmut in den trockenen Monaten und Überflutungen in der Schneeschmelze, werden die Bewohner sicher zur Aufgabe der Ortschaft bewogen haben. Eine Zerstörung ist aber auch nicht ausgeschlossen, da die alte schon unter den Ottonen genutzte Verbindungsstraße von Dornburg nach Norden über Camburg und weiter nach Naumburg an Bernsroda und Hirschroda vorbei nach Döbritschen ging. Eine Route führte sogar direkt durch Bernsroda hinunter nach Würchhausen.

Wie schon oben erwähnt gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keine einzige schriftliche Überlieferung. Überliefert wurde der Name natürlich als Flurname. Auch im Volksmund ist der Name noch lebendig. Wichtigster Hinweis auf die Existenz ist allerdings der archäologische Befund. So ist der Ort genau lokalisierbar20.

 

Alte Stadt: Die Flurstücke hinter dem ehemaligen Brauhaus (heute Parkplatz) bis zu den Gebäuden der ehemaligen LPG tragen den Namen „in der alten Stadt“, hinter der alten Kirche“, „an der Apotheke“ usw. G. NEUMANN hatte in den 30er Jahren zahlreiche Ausgrabungen getätigt und ist auch auf reichhaltiges Material gestoßen. Die Fundstücke gehen nicht über das 14. Jh. hinaus. Wahrscheinlich handelt es sich hier um die Vorgängersiedlung der Stadt Dornburg, deren heutiger Grundriß auf eine spätere planmäßige Anlage hinzuweisen scheint. In diesem Bereich der „alten Stadt“ kommen auch die Handelswege zusammen, und führen gemeinsam vor zur Burg. Der genaue Zeitpunkt der Verlegung ist nicht bestimmbar, muß aber vor 1343 geschehen sein. Sicher ist es als ein Prozeß zu sehen, weniger als eine kurzfristige Umsiedlung.21

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17 laut VÖCKLER 1993/94 Urkunde im Domstiftsarchiv Naumburg

18 WELLHÖNER, S. 32-35

19 WELLHÖNER, S. 35-37

20 WELLHÖNER, S. 28-30

21 NEUMANN 1937, STÖBE 1937, GOCKEL 1984, GOTHE 1994, WELLHÖNER 1994

3. Wiedergabe des Quellenmaterials

 

Ohne die Aufgaben und Strukturen eines Orstfamilienbuches hier wiedergeben zu wollen, sollen einige Gedanken vorangestellt werden. Einen Hauptpfeiler bildet, wie in bisher allen Ortsfamilienbüchern die Auswertung der Akten des Pfarrarchivs, speziell der Kirchenbücher. Sie sind für den Zeitraum 1717-1800 die aussagekräftigsten Dokumente, die etwas über familiäre Beziehungen wiedergeben. Die Vorgängerbücher sind beim Stadtbrand 1717 verbrannt.

Ein großes Makel vieler genealogischer Veröffentlichungen ist die durch Programme und andere Vorlagen in ein enges Schema gedrängte Widergabe dieser Quellen. Häufig sind in Ortsfamilienbüchern sehr genaue und detailierte Angaben zu Geburt und Taufe zu finden. Doch bedingen sich beide direkt. In der Regel ist die Taufe 1-3 Tage nach der Geburt zu finden. So ist ein Weglassen der Taufdaten nicht zwingend mit größerem Datenverlust verbunden.

Größer ist der Informationsverlust schon beim weitverbreiteten Ignorieren der Taufpaten. Ist es nicht ein wichtiges Zeugnis über die Existenz von Personen zwischen Geburt/Taufe, Hochzeit und Tod/Begräbnis ? So bilden die Eintragungen als Taufpaten bei vielen Personen ofmals die einzige Nachricht über deren Existenz. So lassen sich viele Schlußfolgerungen nicht nur auf sonst unbekannt bleibende Verwandtschafts- auch auf Bekanntschafts- und Freundschaftsverhältnisse ziehen. Als wichtig ist auch die möglichst detailierte Widergabe der einzelnen Angaben des Taufpaten anzusehen, wie z.B. Junggeselle/Jungfrau, lediger Geselle, Wittwe/Wittwer, weyland, nachgelassen, ehelich einziger, ältester, jüngster, Mstr., unehelich, Einwohner, Mitnachbar, Nachbar, Bürger usw.

Für Berufsgruppen, wie z.B. Müller, Schäfer, Hirten, Becker, Böttcher, Pfarrer, Lehrer usw. trifft dies besonders zu. Diese auswärtigen Taufpaten sind in einem gesonderten Register erfaßt.

Weiterhin ist der Ort der Taufe und der Wohnort der taufenden Familie nicht immer identisch. So wurde hier der Wohnort auch zusätzlich vermerkt. Die Taufen der Wilsdorfer und Naschhäuser sind in der Regel in Dornburg abgewickelt worden, die der Hirschröder in Hirschroda.

Nicht als eigenständige Familien werden die Personen erfaßt, die nach Erlangung der Eigenständigkeit, bzw. Trauung nicht im Ort ansässig sind, sondern im Herkunftsort der Braut, des Bräutigam oder in einem völlig anderen Ort wohnen.

Die Eintragung von Trauungen, bei denen beide Partner von auswärts stammen und auch nach der Trauung nicht am Trauort bleiben, wird als gesonderte Rubrik erfaßt. Sie stellen zwar keine Einwohner des Ortes dar, sind aber häufig die einzige Quelle, die überhaupt über beide existiert. Andernfalls ist die Eintragung am Herkunftsort oft kürzer gefaßt. Proklamationsdaten sind zwar eingetragen, die Eltern aber oftmals  weggelassen. Bestimmte Berufs- oder Standesbezeichnungen fehlen, oder im schlimmsten Fall sind die Aufgebote dort überhaupt nicht eingetragen, bzw. die KB fehlen für die fragliche Zeit.

Über die Kirchenbücher hinaus wurden, im Gegensatz zu bisherigen Ortsfamilenbüchern, eine Vielzahl von Quellen aus den unterschiedlichsten Archiven und privaten Besitzen ausgewertet. Diese werden an entsprechender Stelle genauer beleuchtet. Einige dieser Quellen sind in mir bekannten Veröffentlichungen teilweise eingeflossen. Die größere Zahl wird aber hier erstmals überhaupt Erwähnung finden. 

Das ausgehende 18. Jh. wurde als Grenze der Betrachtungen gewählt, da die Bevölkerung, vor allem die Dornburgs, sprunghaft anstieg und den Rahmen der Arbeit sprengen würde.

Wichtiger Bestandteil der Untersuchungen vor Beginn der Dornburger Kirchenbücher 1717 bilden die KB der umliegenden Orte. Den zeitlichen Möglichkeiten entsprechend, wurden diese ausgewertet. Die Fundsituation stellt sich wie folgt dar: Ergiebige Quellen sind die KB Eckolstädt (ab 1576), Dorndorf (ab 1612) und Jena (ab 1606). Im Umkreis von ca. 10 km wurden alle KB durchsucht. Darunter sind folgende historische Pfarreien enthalten: Abtlöbnitz, Altengönna, Camburg, Eckolstädt, Frauenprießnitz, Golmsdorf/Beutnitz, Kösnitz, Kunitz, Löberschütz, Löbstedt, Münchengosserstedt, Nerkewitz, Pfulsborn, Schmiedehausen, Stiebritz, Stobra, Tautenburg, Thierschneck, Utenbach, Wetzdorf, Wichmar, Wormstedt, Zimmern und Zwätzen. Im weiteren Umkreis von 20-30 km wurde zwar nicht flächendeckend, doch aber relativ intensiv gesucht. Enthalten sind: Altendorf, Ammerbach, Apolda, Aue, Bremsnitz, Burgau, Casekirchen, Darnstedt, Eberstedt, Großkröbitz, Großlöbichau, Großschwabhausen, Gumperda, Hermstedt, Hohlstedt, Isserstedt, Jena, Jenaprießnitz, Kapellendorf, Karlsdorf, Kleinebersdorf, Kopitzsch, Lichtenhain, Lindau, Löbschütz, Lobeda, Magdala, Miesitz, Mörsdorf, Molau, Neustadt/Orla, Niederroßla, Niedertrebra, Orlamünde, Ottendorf, Rattelsdorf, Renthendorf, Saaleck, Schönborn, Schwartzbach, Stadt-, Dorf- und Bergsulza, Thalbürgel, Traun, Triptis, Tultewitz, Winzerla, Wöllnitz und Ziegenhain.

Vermutet werden noch weitere Eintragungen in den KB Eckartsberga, Eisenberg, Graitschen/Gleise, Hohendorf-Rauschwitz, Leislau, Lissen mit Osterfeld, Naumburg, Neidschütz, Petersberg, Schkölen, Schleußkau, Schulpforta, Stößen, Serba, Sieglitz, Taubach und Weimar.

 

Im folgenden Abschnitt wird einiges zu den Besonderheiten der Gliederung vorausgeschickt werden müssen. Die Bearbeitung der einzelnen Familien erfolgte nach einem vorgegebenen Schema. Während der Bearbeitungsphase wurde versucht, diese Vorgaben einzuhalten, um dem Benutzer die Auswertung der Daten zu erleichtern. Das Familienoberhaupt, in den meisten Fällen der Mann, wird im folgenden als Proband bezeichnet.