Pfingsten - Wunder der Erkenntnis
Überlegungen zur Bedeutung von Pfingsten am 30.5.04
Mir ist aufgefallen, daß das Pfingstfest keine typische Kommerzialisierung hat. Weihnachten ist es Lichterkult und Geschenkerummel, Ostern das erwachende Leben in Flora und Fauna, doch Pfingsten gibt offenbar nichts her, was sich vermarkten läßt. Fragt man hingegen die alte Dame Kirche, so wird sie verwundert aufschauen und darauf hinweisen, Pfingsten sei doch ihr Geburtstag. Vor gut 2000 Jahren sei sie geboren worden, damals als der Geist Gottes die vergewaltigte Braut des HERRN zu Neuem Leben befreit habe. Vielleicht sollte die alt gewordene Dame zum besseren Verständnis erklären, dass es bei ihren jüdischen Vorfahren schon lange ein Pfingstfest gab; u.a. wurde die erste Ernte des Jahres gefeiert. Später konzentrierte man sich auf die Gabe der Gebote Gottes. Seit alters her zog es Gläubige aus aller Herren Länder zu diesem Fest nach Jerusalem, dem Sitz des Heiligtums, obwohl sie sich seit Generationen untereinander nicht mehr wirklich verstehen konnten.
Eine sehr alte biblische Überlieferung versucht, den Grund für dieses ewige Missverstehen in der Menschheit zur Sprache zu bringen. Im 1. Mosebuch, Kapitel 11, heißt es in den Versen 1 u. 4-7 :
Und sie sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen; …Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen, und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe !
Am ersten Pfingstfest nach Jesu Kreuzigung geschieht nun etwas Erstaunliches: Wie von einem Sturmwind werden die Menschen von der Erkenntnis erfasst, dieser Jesus von Nazareth hat
Recht gehabt. Jeder kann diese Botschaft des Ewigen Gottes im Zeugnis der Jünger Jesu verstehen und danach handeln. Der Evangelist Lukas bringt dieses Wunder so zur Sprache : Apg. 2, 1-8
Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. … und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen … wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden aus Galiläa ? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache?
In der Geburtsstunde des Gottesreiches im Namen Jesu Christi vor 2000 Jahren, d.h. im Zeugnis seiner Auferstehung, geschieht im Tempelbezirk ein großes Erwachen, ein Sprachwunder über alle kulturellen Grenzen hinaus. Die Menschen erkennen, dass sich die Verheißung vom Kommen des Messias (Christus) im Schicksal des Jesus von Nazareth erfüllt hat und nicht nur für Juden, sondern auch für die Nationen. Wie aber erlebe ich das seinerzeit neu geborne Volk Gottes heute ?
Die ihr in Domen eingeladen,
Fassaden saht ihr, nur Fassaden.
Saht ihr die Vielen in dem Haus
hörtet der Orgel Sturmgebraus ?
Ihr saht die Braven aufgereiht,
den Priester, der pauschal verzeiht
und heimlich sich der Macht erfreut
im golddurchwirkten Herrscherkleid.
Kennt ihr das Haus ?
Das Haus gebaut auf goldnem Grund,
verschlossen jedem Lumpenhund,
der sich zum hehren Bau verirrt,
weil "Menschlichkeit" die Tore ziert.
Viel Golddurchwirktes sieht er blinken,
hier darf sein Lumpenkleid nicht stinken.
Verstohlen schleicht der Mensch hinaus
und sucht das wahre Gotteshaus.
Kennt ihr das Werk ?
Das Werk, das segnend sich empfiehlt
und mit Gefühlen seltsam spielt:
Der Angst, das Böse könnt begegnen,
kommt Kindertaufe gern entgegen.
Der Wunsch nach Show und Feierkleid
gar manchem Akt das Image leiht,
ob Hochzeit oder Kommunion,
Hauptsache Fest, was sonst denn schon.
Selbst Paare, deren Lebensweise dem Schöpferwillen widerspricht,
empfangen Segen - Ehe bricht.
All das geschieht im hohen Namen
des Gottessohnes, Jesus , Amen
Kennt ihr das Reich ?
Das Reich, in dessen Machtzentrale
geregelt wird zum xten Male,
was jeder Mensch zu glauben hat
und wie er eifrig durch die Tat
dem "Allerhöchsten" angenehm
und endlich in den Himmel käm' ?
Die Untertanen in dem Reich
verharren friedlich, alle gleich.
Doch wehe dem, der eigenständig
dem unvergänglich Namen dient,
er ausgestoßen schmerzlich sühnt.
Zur heil'gen Feier eingeladen,
saht ihr Fassaden, nur Fassaden.
Gott sei Dank, der unfassliche Geist, den zu feiern gottesfürchtige Menschen sich heute in aller Welt am Pfingstfest versammeln, schafft auch und gerade in einer fragwürdig gewordenen sichtbaren und mächtigen Kirche Neues Leben, vielleicht gerade dann und dort, wo der Einzelne sich unverstanden und scheinbar auf verlornem Posten erfährt . Ich wünsche Ihnen und mir ein mutmachendes Pfingstfest.