Die Aufnahme
 

Mit dieser Tätigkeit beginnt natürlich alles. Ohne Bilder (wir sagen  Rohfilm dazu) geht gar nichts. Dabei sagt der Name "Rohfilm" schon einiges darüber aus, was da zustande kommt: Rohmaterial nämlich, das in der Regel noch nicht zur Vorführung taugt. Es ist ganz normal (und auch den Profis gehts nicht anders), daß da im Eifer des Gefechts unscharfe, schlecht belichtete und  gerissene Aufnahmen dabei sind. Oft ist man sich auch nicht sicher, ob die eben gedrehte Aufnahme denn nun gut geworden ist, und zur Sicherheit dreht man dann dasselbe gleich noch einmal.


 

  Tip
Wenn Sie eine Szene zweimal drehen müssen, weil Ihnen z.B. plötzlich jemand ungewollt ins Bild läuft, dann schieben Sie sofort, nachdem Sie gemerkt haben, daß die Szene verpatzt ist, die Hand kurz vors Kamera-Objektiv und wiederholen die Szene dann. Dadurch haben Sie später beim Durchsehen des Rohmaterials einen Hinweis, daß die Szene unbrauchbar ist und anschließend noch einmal kommt...

 


Tip
Bei der Aufnahme ist es wichtig, typische menschliche Sehgewohnheiten zu beachten. Wer zum ersten Mal eine Kamera in der Hand hält, neigt gerne dazu, wie wild in der Gegend herum zu schwenken. Unser Auge "schwenkt" jedoch nicht über eine Szene, sondern wir sehen unsere Umwelt als eine Folge von

Bildschwenk
Bei Landschaftsaufnahmen hin und wieder erlaubt : Ein langsamer Schwenk. Ansonsten lässt man das Schwenken lieber sein - es entspricht nicht unseren Sehgewohnheiten.

 
 

Einzelsequenzen, die "hart aneinandergeschnitten" sind. Die bei Kopfbewegungen oder bei einer Blickwendung erfassten Bild- Sequenzen gelangen gar nicht in unser Bewusstsein. Dem sollten Sie auch bei der Aufnahme Rechnung tragen und Kamera- Schwenks nur sehr spärlich einsetzen. Ruhige Einstellungen aus dem Stand mit wechselndem Bildausschnitt sind die bessere Lösung. Bei Landschafts- Aufnahmen können Sie, wenn ein einführender Überblick beabsichtigt ist, auch einmal einen langsamen Panoramaschwenk über die Landschaft machen - er ist aus dem Stand oder mit einfachen Stativen und etwas Übung realisierbar, ohne dass der Zuschauer später von einer Art "Seekrankheit" befallen wird. Ein sauberer Schwenk im Telebereich gelingt dagegen nur mit einem sehr guten Stativ.


Die Musik-Sequenz
 

Strassenmusikanten

 

Eine typische Aufnahme- Situation, die sich im Urlaub, beim Familienausflug oder auch bei Städteportraits immer wieder anbietet, ist die Musik- Sequenz. Ein paar Straßenmusikanten (Bild rechts), ein Drehorgel- Spieler oder auch ein ganzes Blasorchester beim Frühschoppenkonzert sind gut geeignet, einen Videofilm aufzulockern. Das Problem dabei: der Ton. Wenn Sie während einer Musik- Darbietung die Kamera immer wieder stoppen, um die nächste Szene zu suchen, wird der Tonfluss jedesmal unterbrochen, und vom eigentlichen Musikstück bleibt nur noch "Tonsalat".


 

  Tip
Konzentrieren Sie sich auf ein Musikstück, das Sie von Anfang bis Ende "durchziehen". Bleiben Sie dabei stur immer auf dem Musiker oder den Musikern. Schwenks oder Zooms sind natürlich erlaubt, nur das Abschalten der Kamera ist verboten, da ansonsten die Tonaufzeichnung unterbrochen wird! Nutzen Sie dann das nächste Musikstück, um einige Zuschauer- Szenen aufzunehmen, die später als Zwischenschnitt (sogen. Gegenschuss) dienen. Dabei können Sie die Kamera ruhig zwischendurch abschalten, da für die Zwischenschnitte der Ton nicht gebraucht wird.


 

Einstellungsgrößen wechseln
 

Bei jeder neuen Einstellung sollte die Motivgröße je nach Bildinhalt variieren. Die ersten Bilder werden weitwinklig sein, um die räumliche Gesamtsituation zu erklären. Die folgenden Einstellungen sollten dann näher an das dargestellte Objekt herangehen (Nahaufnahmen nicht vergessen!), um schließlich in einer abschließenden Totale noch einmal einen Überblick über die Gesamtszene zu geben. Diese Reihenfolge ist nicht zwingend vorgeschrieben, hat sich jedoch beim "normalen" Film als Regel etabliert (und tausendfach bewährt).
 

Minibild

Die Grafik zeigt die gängigsten Einstellungs- größen. Zusätzlich existieren einige "Exoten" wie zum Beispiel die "amerikanische Normale", bei der die Beine einer Person etwa in Kniehöhe abgeschnitten werden - just dort, wo beim Cowboy das Halfter des Colts endet...
 

 

 
Einstellungsgrößen und ihre Wirkung


Totale - Sie verschafft den Überblick (wo befinde ich mich?) und führt ins Handlungsgeschehen ein. Totalen wirken meist statisch und werden deshalb gerne mit Kamerabewegungen (gleichmäßige Veränderung des Kamerastandortes/Dolly/Schienen) verknüpft.

Halbtotale - Hebt ein Objekt aus der Beliebigkeit heraus und setzt es mit seiner direkten Umgebung in Verbindung. In der Regel sind Personen in der "Ganzkörperansicht" zu sehen.

Normale - Die "Normale" entspricht am ehesten einer Einstellungsgröße, bei der ein außenstehender Betrachter eine Gesprächsgruppe beobachten würde. Die Unterhaltung ist dabei vom Betrachter akustisch mitverfolgbar.

Halbnah - Die halbnahe Einstellung zeigt den Oberkörper einer Person formatfüllend. Sie erfasst die Gestik und Gefühlsregung der betreffenden Person.

Nah - Die Naheinstellung zeigt den Kopf einer Person formatfüllend. Der typische "Close-up". Zeigt sehr deutlich Gefühlsregungen, ohne unnatürlich groß zu werden.

Detail - Objektstrukturen (wie etwa Holzmaserung) und Körperteile (Nase, Augen, Lippen usw.) werden unnatürlich groß herausgestellt. Diese Einstellung hat bei der Darstellung von Personen eine sehr intime Wirkung und sollte mit Bedacht eingesetzt werden.

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Kamera-Perspektiven

Neben den Einstellungsgrössen hat die gewählte Kamera-Perspektive eine starke gestalterische Aussage. Sie ist beim Betrachten unseres Videos gleichzeitig die Perspektive des Zuschauers. Wir unterscheiden mindestens 5 Perspektiven :

Kamera-PerspektivenKamera-Perspektiven
 
 


Am häufigsten wird die Normal- Perspektive verwendet - sie entspricht der gewohnten Sicht des Menschen, wirkt dadurch jedoch leicht "langweilig". Aufnahmen aus der Frosch- Perspektive "erhöhen" das Aufgenommene und geben ihm ein besonderes Gewicht. Das kann bis zur Karikatur übertrieben werden. Die Ober- Perspektive lässt dagegen eine aufgenommene Person klein und unbedeutend erscheinen.

Tip
Zur Einarbeitung bietet sich an, einmal Fernsehfilme rein unter dem Blickwinkel eines Kameramannes zu sehen. Man lernt und begreift dadurch sehr schnell, wie Perspektiven auf uns wirken.



 

Über das Zoomen
 

Bild: Zoomwippe
 

Eine Zoom-Wippe - sprich: Suhm - hat heute jede Film- oder Videocamera eingebaut. Nach einem Druck auf diesen Kippschalter mit der Aufschrift "T" und "W" scheint das Motiv wie von Geisterhand bewegt heran- oder wegzugleiten.
 

 

 
er Zoom ist immer eine unnatürliche Kamerabewegung - und genau das macht den Zuschauer überhaupt erst darauf aufmerksam. Grundsatz : Wer nichts Aufregendes zu zeigen hat, der läßt am besten die Finger von der Zoom-Wippe. Erfahrene Filmer benutzen sie meist nur in der Aufnahmepause, um eine neue Einstellungsgröße zu wählen - und nicht etwa, während das Band läuft. Es wirkt professioneller, ein Motiv einmal weitwinkelig und danach näher zu zeigen, ohne dazwischen eine Zoomfahrt einzubauen.

Tip
Zooms in den Telebereich sollte man nur vom Stativ oder bei gut abgestützter Kamera riskieren. Selbst der beste Bildstabilisator kann Motiv-Zittern nicht völlig ausschalten. Der winzige Bildwinkel bei langen Brennweiten bewirkt, daß selbst kleinste Objektivruckler im Sucher wie ein mittleres Erdbeben wirken. Leider sieht man die Ruckler während der Aufnahme nicht, da das Motiv subjektiv ja stabil stehenbleibt und sich nur der Sucherrahmen etwas bewegt. Bei der Wiedergabe mit feststehendem Rahmen - also auf dem Monitor - zeigt sich dann die ganze Bescherung.

Tip
Wer eine Zoomfahrt aufnimmt, sollte darauf achten, daß er den Zielpunkt souverän einfängt und anfährt. Zögerliche Starts und verhuschte Enden sind wirklich keine Augenweide - und ein Grund mehr, auf Zoomaufnahmen generell zu verzichten. Dazu kommt, daß die meisten Zoomwippen sich nur mit viel Fingerspitzengefühl sauber starten und stoppen lassen - hier macht Übung tatsächlich den Meister. Vor jedem Zoom sollte man sich auch daran erinnern, wie die Wippe arbeitet, sonst wird aus dem Hinzoom schnell ein ungeplanter Wegzoom.
 

 
 


Minibild

 

 
 
Durch den Druck auf die T-Position (Tele) der Wippe verschieben sich zwei Linsengruppen im Objektiv. Ihr Abstand zueinander vergrößert sich und damit auch die Brennweite - der Abstand zwischen Brennpunkt und Bildebene. Da die Bildebene ihre Position nicht verändert, trifft sie bei langen Brennweiten nur noch ein kleiner Bereich aus dem Zentrum des Bildkreises. Umgekehrt empfängt sie bei kurzen Brennweiten alles, was an Lichtwellen ins Objektiv gelangt - entsprechend klein natürlich.

 

  Zoom-Technik
Zoomobjektive durchfahren einen festgelegten Brennweitenbereich mit Hilfe eines kleinen Motors. Maximale und minimale Weite sind auf dem Frontring des Objektivs in der Regel eingraviert. Steht auf dem Objektiv beispielsweise 4 - 40 mm, so entspricht dies einem 10fach-Zoom. Für optische Systeme sind 10- bis 20fach-Zooms realistische Werte. 64- oder 100fache Zooms lassen sich nur mit digitalen Tricks realisieren. Dabei werden auf elektronischem Weg nur noch Ausschnitte des Bildinhalts vergrößert. Da dabei jedoch keine neue Bildinformation entsteht, sondern die alte nur "aufgeblasen" wird, verschlechtert sich das Bild zusehends. Diese elektronische Vergrößerung sollte deshalb für den Normal-Filmer besser tabu sein.