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letzte Aktualisierung am 09.08.2004

Für alle, die sich bisher noch nicht daran gewagt haben, bei der 12er Bandit das Ventilspiel einzustellen, hier diese Beschreibung.

Um an die Schlepphebel d'ranzukommen Sitzbank ab, Heckverkleidung ab, Benzinhahn-Verlängerung ab, Tank ab, die 14 Schrauben (8 Schraubem mit breitem Kopf direkt über den Wellen, 2 Schrauben vorne und hinten, 4 Schrauben an den Kerzenschächten) am Zylinderkopfdeckel ab, um den Zylinderkopfdeckel abnehmen zu können, erst das quaderförmige Entlüftungsgehäuse, das auf dem Deckel mit 4 Schrauben fixiert ist, abnehmen. Deckel auf der rechten Kurbelwellenseite entfernen. Die Kurbelwelle wird mit einem 19 Schlüssel (Ringschlüssel oder Nuß verwenden – Gabelschlüssel kann abrutschen) im Uhrzeigersinn weitergedreht. Die Zündkerzen müssen dazu ausgebaut werden, sonst dreht man gegen die Kompression. Die Nockenwellen drehen sich mit 1/2 der Kurbelwellen-Drehgeschwindigkeit. Das heißt: 2 Kurbelwellenumdrehung = 1 Nockenwellenumdrehung.
Auf den Nockenwellen-Enden sind Markierungen zu sehen. Um das Ventilspiel des Auslaß-Ventils des 2. Zylinder und des Einlaß-Ventils des 3. Zylinder einstellen zu können, müssen beide Markierungen nach außen zeigen (siehe Bild 2). Der Rotor steht dann in der Stellung, wie auf dem Bild1 zu sehen ist, also mit dem gelochten Ende nach oben. Die Nase mit der "T-Markierung" zeigt direkt auf den Geber.
Wer noch nie eine Fühlerlehre in der Hand hatte, sollte erst ein Gefühl für die Handhabung bekommen. Die Blattlehre wird zwischen Ventiltasse und dem unteren Ende des Bolzen, der in den Gabelschlepphebel geschraubt ist, geschoben. Auslaßseite wird auf 20 hundertstel mm, Einlaßseite auf 15 hundertstel mm eingestellt. Die eigentlichen Einstelldaten sind:

Einlaß 10 bis 15
Auslaß 18 bis 23

Leider weiß ich auch nicht, wo 18 bzw. 23 Lehren zu bekommen sind. Die SUZUKI-Mechaniker stellen jedenfalls auch auf 20 ein. Das Ventilspiel kann man auch mit der Hand direkt erfühlen, indem man den Schlepphebel hin und her bewegt (nein, ich kann die 10 bis 20 1/100 Millimeter so nicht einstellen )
Einlaßventil erst mit 15er und 10er Blattlehre überprüfen. 10er sollte locker durchgehen, 15er sollte "saugend", mit sanftem Druck in das Spiel gleiten. Geht die 10er Lehre gar nicht rein, ist das Spiel viel zu gering (was ziemlich Sch...... ist), geht die 15er Lehre superlocker rein, ist das Spiel zu groß. Das Spiel wird eingestellt, indem erst die 8er Mutter auf dem Gabelschlepphebel gelöst wird, und dann der Vierkant 'rein oder 'rausgedreht wird. Mutter wieder kontern (mit Gefühl) und Spiel erneut überpüfen. Beide Ventile, die durch einen Schlepphebel betätigt werden, MÜSSEN unbedingt mit gleichem Spiel eingestellt werden, geschieht dies nicht, ist übermäßiger Verschleiß an einem Ventil vorprogrammiert.
Um die Ventilspiele des 1. und 4. Zylinders einstellen zu können, Kurbelwelle um 180 Grad weiterdrehen. Die Markierung auf der Auslaßnockenwelle steht nun nach unten, die auf der Einlassnockenwelle nach oben. Jetzt Einlaß auf 1. Zylinder und Auslaß auf 4. Zylinder überpüfen und ggf. einstellen. Um die 8 verbleibenden Ventile noch einzustellen, Kurbelwelle jedes Mal um 180 Grad weiterdrehen (siehe Schema Bild 4)
Bei der Wiedermontage des Zylinderkopfdeckels mußt Du aufpassen, daß Du die 4 ringförmigen Dichtungen um die Kerzenschächte nicht verklemmst oder verschiebst, die umlaufende Deckeldichtung ist ebenfalls etwas knifflig zu montieren, geht aber trotzdem ganz gut - vor dem Zusammenschrauben unbedingt auf einen sauberen Sitz der 5 Gummidichtungen achten. Entgegen anderslautender Empfehlungen die Gummidichtungen nicht mit Dichtungsmittel am Deckel fixieren. Ein SUZUKI-Mechaniker hat mir davon abgeraten, die Lösungsmittel im Dichtmittel lassen die Dichtungen aushärten. Für die Wiedermontage des rechten Kurbelwellendeckels brauchst Du wahrscheinlich eine neue Dichtung, weil die alte eigentlich jedes Mal zerreisst, kostet ca. 5 Euro. Der ganze andere Dichtungskram kann wiederverwendet werden.

WICHTIG: die Schrauben, mit denen der Zylinderkopfdeckel am Zylinderkopf montiert ist, müssen mit dem richtigen Drehmoment (16 Nm für die 8 Schrauben direkt über den Nockenwellen und die 2 Schrauben vorne und hinten, 14 Nm für die 4 Schrauben an den Kerzenschächten) angezogen werden. Wer das nötige Drehmoment nicht in der Hand spürt, sollte sich einen Drehmomentschlüssel zulegen. Zu stark angezogene Stahlschrauben im Alugewinde sind tödlich und die zerstörten Gewinde nur mit viel Aufwand zu reparieren.

In der Reparaturanleitung vom Bucheli-Verlag ist die Prozedur allerdings etwas anders erklärt. "Bucheli" dreht die gelochte Seite des Induktions-Rotors nach unten, dann steht allerdings die "T-Markierung" nicht auf dem Geber. "Bucheli" stellt dann den 1. Zylinder komplett ein, weil alle 4 Ventile dieses Zylinders auf 180 ° gegenüber der Ventil-Überschneidung stehen (die 2 Nocken der Nockenwellen stehen nach oben), plus das Einlaßventil vom 3. Zylinder und das Auslaßventil vom 2. Zylinder. Dann dreht "Bucheli" die Kurbelwelle um 360 Grad weiter und stellt die anderen 8 Ventile ein. Ich hab's auspobiert, irgenwie haute das nicht hin und ich hab 's dann so gemacht wie oben beschrieben. Leider habe ich nicht dokumentiert warum es mit der "Bucheli"-Beschreibung nicht funktioniert hat, ich werde dies in der Winterpause nachholen.

Gutes Gelingen, bei Rückfragen, Anmerkungen, Kritik oder Beschimpfungen: wolflack@yahoo.de

Nachtrag 11.08.2003: Am 10.08.2003 habe ich mir das Ventilspiel nach 13 tsd. km 'mal wieder vorgenommen. Ich habe es nach der Reparatur-Anleitung vom "Bucheli" durchgeführt. Die Beschreibung von "Bucheli" ist absolut richtig, man kann alle 16 Ventile mit nur 1 mal Kurbelwellen-Weiter-Drehen abarbeiten. Erste Stellung: beide Markierungen der Nockenwellen zeigen nach aussen. Zylinder 1 kann komplett eingestellt werden, dazu Auslaß Zylinder 2 und Einlaß Zylinder 3. Kurbelwelle 360 Grad weiterdrehen. Beide Markierungen auf den Nockenwellen "schielen" nach innen: Zylinder 4 kann komplett eingestellt werden, dazu Auslaß Zylinder 3 und Einlaß Zylinder 2. (ich habe eine Zeichnung während des Einstellens gemacht: 93 KB ). Die Nocken stehen nach der "Bucheli-Methode" in unterschiedlichen Richtungen von den Schlepphebeln ab, davon darf man sich nicht irritieren lassen, die Schlepphebl sind trotzdem frei. Nach 13 tsd. km mußte ich nur 2 Einlaß-Ventile um 2 bis 3 Hunderstel mm nachjustiern, das Spiel minimal größer geworden ist. Auf allen Nocken ist leichtes Pitting zu verzeichnen, noch nicht kritisch aber es bleibt abzuwarten, wie die Nocken in 12 tsd. km aussehen. Um sich das Öffnen des Induktions-Deckels zu sparen (da läuft etwas Öl raus und die Dichtung muß danach gewechselt werden) könnte man auch einfach den 1. Gang einlegen und so die Kurbelwelle weiterdrehen. Ich werde es beim nächsten Mal ausprobieren.

Nachtrag 09.08.2004: Ventilspiel bei 49 000 km erneut überprüft. Nach über 12 tsd. km mußte an keinem Ventil das Spiel justiert werden. Das Pitting auf den Nocken ist nicht stärker geworden (hier die 2 Bilder). Das Öffnen des Induktions-Deckels kann man sich sparen, die Kurbelwelle kann im 3. Gang weitergedreht werden. Die Dichtungen für Zylinderkopfdeckel und Kerzenschächte legt man am besten auf den Zylinderkopf und setzt dann den Deckel darauf. So wird verhindert, daß sich die Dichtungen ständig vom Deckel lösen.



Bild 1a und 1b: Deckel auf der rechten Kurbelwellenseite und Zylinderkopfdeckel sind demontiert.



Bild 1c: Dichtung für Motordeckel der rechtern Kurbelwellenseite



Bild 2: Markierungen auf den rechten Enden der Nockenwellen



Bild 3: Gabelschlepphebel mit Ventiltassen, Bolzen mit Vierkant und 8er Kontermuttern – hier Einlaß des 1. Zylinders



Bild 4: Schema: Nockenwellen-Markierungen zeigen nach außen, Einlaß Zylinder 3, Auslaß Zylinder 2 können eingestellt (Nachtrag 11.08.2003: auch der 1. Zylinder kann komplett eingestellt werden).