..::Eve and the life::..

Es passiert ab und zu, nicht häufig. Erst stolperst du nur. Dann fällst du. Es geschieht öfter. Das nächste Mal bemerkst du, dass nur ein dünner Boden unter dir ist. Die Vorfälle häufen sich noch mehr. Von Mal zu Mal verlierst du mehr den Halt. Dann geschieht es täglich. Du fällst immer tiefer in dieses schwarze Loch... niemand ist da, der seine Hand ausstreckt um dich zu retten. Und so fällst du immer weiter... und die Dunkelheit verschlingt dich. Doch du machst dir keine Sorgen mehr, denn du hast dich bereits daran gewöhnt. Plötzlich scheint nichts bedrohendes mehr da zu sein. Wo sollte es auch herkommen? Das ungewohnte Neue an dieser Dunkelheit ist verschwunden, als du bemerkt hast, dass sie unendlich ist. Sie, diese besagte Dunkelheit, hat nichts mit der Hölle zu tun, die man sich dunkel, kalt, ja vielleicht sogar leblos vorstellt. Denn es kann keinen solchen Ort geben, nicht ohne Gegenstück... und wo willst du das finden? Du denkst an den Himmel? Den Ort, an dem Gott auf dich wartet und deine Seele nach dem Tod ins ewige Leben führt, behutsam, wie ein Vater seine Kinder? ...Illusionen, die den gläubigen, religiösen Menschen die Furcht vor dem Tod nehmen sollen, damit sie ein unbeschwertes Leben führen können. Aber gibt dir dieser Glaube irgendein Gefühl von Gewissheit oder Sicherheit? Sagt er dir, was wirklich auf dich wartet? Wozu du bestimmt bist...


Eve glaubte nicht an solche religiösen Dinge. Weder an Gott, noch an das Paradies, das auf die Seele des Menschen wartet, sowie er gestorben ist. Das alles war ihrer Meinung nach das Werk von überaus klugen Menschen gewesen, die sich Macht und Kontrolle den anderen Menschen gegenüber verschaffen wollten... kurz: in ihren Augen war die Religion ein Machtmittel, mit dem man die Menschen gefügig machen konnte und Gott war eine künstliche Existenz, ohne eigenen Willen, aber mit unendlich großer Macht. So konnten die „Erfinder" die Menschen alles glauben lassen, was sie wollten... sie mussten nur sagen, dass es Gottes Wille sei und die einfältigen Menschen der damaligen Zeit gaben sich damit zufrieden. Eve bewunderte diese "Erfinder"... es waren wohl Menschen von unwahrscheinlich hoher Intelligenz gewesen... wäre Eve doch nur genauso! Religion in der heutigen Zeit? Heute gab es sie noch, weil man irgendwann vergessen hatte, dass sie auch nur von einfachen und machthungrigen Menschen geschaffen worden war. Sie wurde von Eltern an Kinder "weitergereicht", war eine Art Tradition geworden, der man sich nur schwer entziehen konnte... eine Art Modeerscheinung? Aber Eve wollte ihr nicht angehören! Sie wandte sich meist gegen die Mehrheit. Sie wollte nicht den einfachen Weg gehen... sie nahm den entgegengesetzten Weg. Was aber nicht heißt, dass sie an Satan, den "allmächtigen Teufel", den Engel den Gott aus dem Paradies verstoßen hatte, glaubte, denn dieser war den gleichen Geistern entsprungen wie auch Gott... nur mit dem Unterschied, dass er die böse Macht verkörperte. Aber je älter Eve wurde, umso klarer wurde ihr auch, dass die Religion oder besser der einfache Glaube an etwas Allmächtiges und Schützendes den Menschen wirklich die Hoffnung gaben, die ihr fehlte... aber deshalb an Gott zu glauben und all seine Überzeugungen aufgeben? Nein! Es mochte Hoffnung geben, aber das war es nicht, was Eve auf lange Sicht hin begehrte! Sie wollte mehr wissen... die zweite Antwort finden. Die Antwort, die, wie sie hoffte, ihr Leben verändern würde. Denn Eve war der festen Überzeugung, dass jeder Mensch lebt, um eine Aufgabe zu erfüllen, die dem Leben einen Sinn geben soll! Ihre bestand aus zwei Fragen, die untrennbar miteinander verbunden waren. Die erste war, warum sie, Eve lebte! Die Antwort war klar... um zu sterben. Und daraus entstand die zweite Frage. Warum sterben? Was würde sie dann erwarten? Eve hatte mehrere mögliche Lösungen gefunden. Eine zum Beispiel war, dass die Toten als Geister unter den Lebenden wandelten, weil sie sich nicht von denen trennen konnten, die sie geliebt hatten oder noch irgendetwas unerledigtes zurückgelassen hatten. Wenn alles zur Zufriedenheit getan war, setzten sie sich zur ewigen Ruhe - in einem ewigen und unendlich warmen Licht. Möglich wäre das. Eve zweifelte nicht daran, dass es manchen Menschen so gehen könnte... aber es war nicht die richtige Antwort für sie! Sie hatte noch zwei ähnliche Lösungen gefunden, die besagten, dass man nach dem Tod zu einem Stern am Himmel wird und so würde das warme Licht, dass von einem ausging den Menschen, die man geliebt hatte den richtigen Weg weisen. Oder die Menschen werden zu Schutzengeln, die über das Leben der Menschen wachen. Doch Eve kam zu dem Schluss, dass all diese Antworten auf sie nicht zutreffen konnten, denn alle waren damit verbunden, dass man sich nicht von der Erde lösen konnte, weil sich ein kleiner Teil an die Vergangenheit klammerte. So etwas gab es bei ihr nicht! Es gab nichts, was sie vermissen würde... nichts und niemanden! Aber sie wäre nicht sie selbst gewesen, wenn sie nicht noch eine Lösung gefunden hätte. Aber diese gefiel ihr nicht, denn sie führte sie in die ewige Dunkelheit, die schwer auf ihr lastete. Mit der sie sich zwar abgefunden hatte, die sie aber dennoch nie akzeptieren würde. Die Lösung lautete: Wiedergeburt! Eve hoffte, nein betete, dass dies nicht die richtige Antwort war. Denn falls doch, müsste sie wieder auf diesen Planeten zurück und das Leben, das sie jetzt schon mehr als alles andere hasste, würde von neuem beginnen. Ihr war egal, als was sie wiederkehren würde. Alles würde das gleiche bedeuten... ihren Qualen würden nicht enden und ein Teufelskreis wäre das einzige sinnvolle Ergebnis an dieser Sache! Um genau zu sein hatten all ihre Nachforschungen Eve nicht ein Stück weiter gebracht. Deshalb entschied sie einfach alles ruhen zu lassen. Sie wusste, dass sie die einzige Antwort bald finden würde. Oder würde die Antwort sie finden... 


Von diesem Tag an machte ihr die unendliche Dunkelheit nichts mehr aus. Im Gegenteil, Eve empfand sie plötzlich als wohltuend. Die Schwere war nicht einengend oder bedrückend, sie vermittelte das Gefühl von Geborgenheit. Die Ewigkeit schien Eve nun einzuschließen und für sich zu beanspruchen... und es war ein gutes Gefühl. Von überallher sah sie die Dunkelheit strahlen und alles füllte sich mit einer wohligen Wärme...


Wo soll das noch hinführen?


Ein weiterer Selbstmord. Warum finden immer mehr Jugendliche keine andere Lösung, als sich das Leben zu nehmen und somit nicht nur sich selbst das Leben zu zerstören, sondern auch das Leben der Menschen, die einen geliebt haben. Wir trauern heute zusammen mit den Eltern, Verwandten und Freunden der kürzlich verstorbenen Eve Richards. Sie wurde nur 17 Jahre alt.