Hier habe ich ein paar praktische Tipps für Neurodermitiker zusammengetragen            .

Ich bin 27 Jahre alt, hatte als Kind ND, die dann aber über die Schulzeit fast weg war. Erst als ich im Studium mit Formaldehyd zu tun hatte, gings wieder los und nach ein paar schlimmen Jahren hab ich nun meine Haut wieder fast im Griff. Ich studiere Medizin in Lübeck und arbeite an meiner Doktorarbeit in Berlin.                                                                                                    

           

Fall jemand noch weitere Anregungen, Kritik oder Lob hat, freue ich mich über eine Mail an: dolphin59@yahoo.com


Nachtkerzenöl

Im Gegensatz zu Kortison und seinen Alternativen ist das Nachtkerzensamenöl (NKSÖ) etwas vollkommen unbedenkliches. Es enthält zu ca. 10 % die Gamma-Linolensäure, eine Fettsäure, die der Körper normalerweise aus Nahrungsfettsäuren selbst aufbaut. Es wird vermutet, daß der Körper eines Neurodermitikers eben dies nicht ausreichend tut und deshalb dieser Stoffwechselweg blockiert ist. Wenn man dieses Stoffwechselprodukt nun von außen zuführt, ersetzt man die nicht vom Körper hergestellte Gamma-Linolensäure. Da die ND sehr viele unterschiedliche Ursachen hat, hilft das NKSÖ leider nicht bei jedem - es wird in Fachkreisen sehr kontrovers diskutiert - ich denke vernünftige Daten sind: bei 1/3 gute Wirkung, 1/3 mäßige Wirkung, 1/3 keine Wirkung. Ein Versuch ist deshalb auf jeden Fall schlau. Bei mir wirkt es zum Beispiel sehr gut. Ein Versuch sollte einen Monat dauern, mit 6 Kapseln á 500 mg täglich (bei Erfolg Dosisreduktion auf 1-2 Kapseln pro Tag möglich, muss man ausprobieren). NKSÖ ist unter vielen Handelsnamen auf dem Markt. Ich nehme zur Zeit "Gammacur" (aus der Apotheke, 120 Kapseln: 30 Euro, 240 Kapseln: 50 Euro). Wenn man Glück hat, verschreibt es der Arzt (ab 2004 wohl nicht mehr, da es nicht verschreibungspflichtig ist). Wenn nicht, sollte man lieber Präparate nehmen, die nicht als Arzneimittel, sondern als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen sind - die sind deutlich billiger. Allerdings haben manche günstigeren Produkte bei mir schlechter gewirkt. Das NKSÖ wirkt bei mir, indem die Haut insgesamt geschmeidiger wird und nicht mehr so stark schuppt. Auch die Anzahl der Hauteinrisse an den Fingern im Winter ist deutlich zurückgegangen.

Für Fachleute hab ich hier eine kleine Zusammenstellung des Arachidonsäurestoffwechsels


Tacrolimus

Tacrolimus ist eine Alternative zur Kortisonsalbe, die seit 2002 auf dem deutschen Markt ist. Ich benutze es seit 1,5 Jahren täglich im Gesicht, sehr dünn aufgetragen hält eine Tube ca. 3 Monate. Es wirkt immer noch sehr gut und die einzigen Nachteile sind einerseits der Preis, weshalb Ärzte es fast nicht verschreiben, und zweitens die Unsicherheit ob es eventuell zu einem erhöhten Hautkrebsrisiko führt.


Salben

Ich halte von Pflegesalben nicht viel. Am Anfang habe ich mir auch immer Salben auf die Haut geschmiert - was ich aber aus folgenden Gründen nicht mehr mache: Salben weichen die Haut auf, was zur Folge hat, daß man beim nächsten unvermeidlichen Kratzen wesentlich mehr von der Haut abkratzt - man kommt mit dem Fingernagel einfach tiefer.. Ich denke ein Beispiel (das nur das Prinzip veranschaulichen soll) macht das klarer: wenn man ein normales Stück Papier kratzt, passiert nicht viel. Wenn man das Papier nun aber nass macht und dann daran kratzt, hat man alles unter dem Fingernagel.

Ein weiteres Problem ist, das man die Haut nicht ständig gleichmäßig eingecremt halten kann. Der Juckreiz tritt allerdings besonders stark auf, wenn die vor kurzem noch durch Salbe gut eigefettete Haut austrocknet. Dieser Kontrast reizt die Haut stark. Tagsüber kann man durch ständiges eincremen noch eine Gleichmäßigkeit hinbekommen, aber in der Nacht sieht das anders aus. Hier ist die Haut nach spätestens ein paar Stunden ausgetrocknet und es stellt sich starker Juckreiz ein - der fatalerweise auch ungehemmt gekratzt wird, da man ja schläft. Dann wacht man mit blutiger Haut auf, schmiert sich Creme drauf, was kurzfristig die Haut beruhigt, langfristig aber wie eben geschildert kontraproduktiv ist - und das Spiel geht von vorne los.

Die Inhaltsstoffe sind ein anderes Problem. Die meisten Cremes und Salben bestehen aus einer Vielzahl von Stoffen. Es ist nicht unwahrscheinlicn, daß man auf eine dieser Stoffe allergisch reagiert oder im Laufe der Zeit eine Allergie darauf entwickelt. Je mehr Inhaltsstoffe eine Creme oder Salbe enthält, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine allergische Reaktion. Deshalb ist es besser möglichst einfache Zubereitungen zu benutzen: z.B. Eucerin (nicht die Marke Eucerin !).

Ich weiss nicht, ob es für jeden Neurodermitiker besser ist keine Pflegesalben zu benutzen. Jede Haut ist anders und ND ist sehr unterschiedlich. Es muss jeder selbst ausprobieren wie es am Besten ist. Ich persönlich nehme nur noch sehr wenig Tacrolimus-Salbe (um den Wirkstoff auf die Haut zu bekommen, nicht als Pflege) und im Winter ab und zu Bepanthen (Wund und Heilsalbe) um Hautrisse (Rhagaden) zu behandeln. Diese Fettsalbe darf man allerdings nicht auf entzündete Haut auftragen.

Der Verzicht auf Salbe war aber erst möglich, nachdem die Haut wieder selbst genügend Fett produziert hat. Ich denke schon, daß nach langem Eincremen die Haut erst wieder lernen muss alleine klarzukommen. Entscheidend dafür auf Salben verzichten zu können war wohl auch das Nachtkerzensamenöl. Bei mir hatte es eine Wirkung wie "eincremen von innen" - was natürlich den Vorteil hat überall hinzugelangen, zeitlich gleichmäßig zu sein und das man nicht ständig alles mit Fettflecken vollschmiert. Erneut: Ich weiss nicht, ob es für jeden das Beste ist Salben sofort abzusetzen, aber es sollte das langfristige Ziel sein.


Schwimmen und Duschen

Ich konnte jahrelang nicht schwimmen gehen, da meine Haut zu trocken war und vom Wasser zu viel Fett rausgelöst wurde. Mittlerweile gehts wieder (siehe Nachtkerzensamenöl) - und es tut der Haut sehr gut. Ekzeme heilen besser ab - ich denke das es hauptsächlich daran liegt, daß die obersten Hautschichten aufgeweicht werden und dadurch die Besiedelung mit Bakterien (die wahrscheinlich stark an der Entstehung von ND beteiligt sind) vermindert wird. Eventuell trägt dazu auch das desinfizierende Chlor bei. Spass machts natürlich auch... :)

Mit dem Duschen sieht es ähnlich aus. Es gab Zeiten, in denen es so extrem weh getan hat sich unter die Dusche zu stellen (wirklich als ob man mit 1000 Nadeln in die Haut sticht), das ich nur sehr selten geduscht habe. Ich denke aber, das es für die Haut sehr wichtig ist, gereingt zu werden - wieder die Sache mit den Bakterien. Man muss sich wohl oder übel überwinden und alle 1-2 Tage duschen - mit der Zeit wird es dafür auch immer besser. Für die ganz schlimme Zeit hat sich bei mir Oleatum Gel (aus der Apotheke) bewährt. Es fühlt sich an wie Duschgel und fettet die Haut genau so viel ein, das sie vom Fett her wie die Haut eines Gesunden aussieht. In der Spezialklinik Neukirchen wird genau das gleiche verwendet, allerdings ohne Duftstoffe, weshalb es von einer Apotheke angerührt wird.


Haare waschen

Hierzu benutze ich immer Einmal-Polyethylenhandschuhe, da das Shampoo dafür gemacht ist zu entfetten und dies tödlich für meine Haut  an den Händen ist.

Als Shampoo benutze ich "Physiogel". Es enthält möglichst wenig allergene Stoffe - es ist deshalb auch nicht bunt, schäumt wenig und riecht auch fast nach nichts, aber lieber schöne Haut als schönes Shampoo. Einziger Nachteil: es ist recht teuer und man bekommt es nur in Apotheken.


Ernährung

Die Ernährung ist in meinen Augen sehr wichtig. So hart es auch ist: Süssigkeiten lösen Juckreiz aus... :( Ich esse sie trotzdem noch, aber man sollte es aus diesem Grund nicht übertreiben.

Ich halte es für das Beste einen RAST machen zu lassen um einen Hinweis zu bekommen, gegen welche Lebensmittel man eventuell allergisch ist. Dazu wird Blut abgenommen und im Labor ermittelt gegen welche Nahrungsmittelallergene Antikörper vorliegen. Wichtig ist, das sehr viele unterschiedliche mögliche Allergene getestet werden - bei mir waren es in der Spezialklinik Neukirchen ca. 30. Ich hatte unter anderem einen gigantisch hohen Wert für Weizen. Zwar wurde mir gesagt, das ich den Weizen durch Dinkel austauschen kann und es dann kein Problem mehr ist. Ich habe allerdings später gemerkt, das Weizen und Dinkel sehr nahe miteinander verwandt sind. Seitdem ich Weizen konsequent meide, hat sich meine Haut stark gebessert. Es ist also wichtig herauszufinden, ob man gegen etwas allergisch ist und es dann konsequent zu meiden.

Für alle, die auch allergisch auf Weizen reagieren, habe ich eine extra Seite mit Rezepten gemacht.


Bett

Ich benutze für die Matratze ein "Cover". Das ist ein Bezug, der keine Hausstaubmilben durchlässt. Ich benutze für die Bettdecke kein Cover, da der Staub, also die Nahrung für die Milben der Schwerkraft folgend auf der Matratze landet - wenn man eine Bettdecke ausschüttelt staubt es fast nicht. Mich stört es um die Bettdecke auch stark - nach dem ausschütteln ist sie aufgeblasen wie ein Luftballon...

Es gibt unterschiedliche Arten von Stoff: Plastikmembranen oder sehr dicht gewebtes Gewebe. Bei mir hat die Krankenkasse alles bezahlt - allerdings nur weil durch einen Labortest eine Hausstauballergie nachgewiesen war. Ich konnte sie allerdings nicht selbst aussuchen, sondern ich hab eines Tages ein großes Paket von der Krankenkasse bekommen.


Handschuhe

Ich benutze recht häufig Einmalhandschuhe um die Haut zu schonen und um mir nicht ständig die Hände waschen zu müssen: beim Haare waschen, beim Fahrrad reparieren, beim Brotteig kneten, usw. Am besten sind Polyethylenhandschuhe. Das sind die, die aus Folie bestehen und knistern. Die Vorteile:

Ich nehme immer "PehaFol" aus der Apotheke, gibts in 2 Größen. Sie sind leider nicht hundertprozentig wasserdicht - falls das nötig ist gibts dafür latexfreie Vinylhandschuhe. Falls es durchs schwitzen zu stark juckt (auch wenn man im Beruf oder Studium Handschuhe tragen muss), gibt es in der Apotheke dünne Baumwollhandschuhe, die man drunter tragen kann und es wesentlich erträglicher machen.

Diese Baumwollhandschuhe kann man auch unter Winterhandschuhe anziehen, da sie fast immer aus Synthetik bestehen und das für viele Neurodermitiker ein Problem ist.


Kliniken

Falls es einem richtig schlecht geht, sollte man nicht zögern in eine spezielle Klinik zu gehen. Bei Akutkliniken (z.B. Neukirchen) darf die Krankenkasse bei einer ärztlichen Einweisung auch nicht nein sagen. Sie versuchen zwar die Zeit runterzuhandeln, aber mir haben sie z.B. 3 Wochen bezahlt. Ich war 2001 in der Spezialklinik Neukirchen (Haus Rötz). Dort wird das gesamte schulmedizinische Programm abgearbeitet - allerdings etwas modifiziert. Es gibt nur in Ausnahmefällen Kortison, dafür aber sehr viele andere Salben, teilweise auch mit Antibiotika. Man geht 3 mal täglich zum eincremen und alle laufen in einer Art Schlafanzug rum - so das es nicht schlimm ist alles einzusauen. Ansonsten wird viel Labordiagnostik gemacht (RAST, Schwermetalle, Stuhl, ...), es gibt Ernährungsberatung, Suchdiät, Kochkurs, autogenes Training und vieles mehr. Mir hat die Zeit dort sehr viel gebracht - zwar hatte ich danach einen starken Rückfall, aber es hat den Grundstein gelegt die ND langfristig in den Griff zu bekommen.

Hier ein paar Links zu Neurodermitis-Kliniken. Bis auf Neukirchen weiss ich allerdings nichts genaues darüber. Der Hof Bellevue auf Fehmarn behandelt unter anderem mit Homöopathie und "Hippotherapie". Per hörensagen hab ich mitbekommen, daß in Neukirchen in letzter Zeit viele neue Ärzte angefangen haben und es deshalb sehr chaotisch sein soll.

Psorisol Klinik

+++Hof Bellevue+++Fachklinik für Ganzheitsmedizin+++ (Fehmarn)

AHK Allergie- und Hautklinik Norderney gGmbH

DRK-Kur und Reha gGmbH Mutter--Vater-Kind-Maßnahmen

Spezialklinik Neukirchen - Die Spezialklinik für Behandlung von Neurodermitis, Schuppenflechte, Psoriasis, Asthma etc.

Fachklinikum Borkum - Zentrum für Dermatologie, Allergologie, Pädiatrie und Umweltmedizin

Schloß Friedensburg, Fachkrankenhaus für Dermatologie, Schlossstr. 25, 07338 Leutenberg, 036734-800