Quali- oder Quälität?

Eine Diskussion in nlp4all im Juli 1998

Inhalt Teil II

 Markus Fuerst: Wissen in Flaschen

 Wolfgang Karber: Qualitätskontrolle als Futurpacing?

  Gudrun Jandt: Versuch, das näher zu erklären

  Wolfgang Karber: Re: Versuch das näher zu erklären

 Vladimir Beliavski: Meßbare versus unmeßbare Qualität

 Paul Baumann: Re: Meßbare versus unmeßbare Qualität

  Vladimir Beliavski: Re: Meßbare versus unmeßbare Qualität

  Paul Baumann: Iterativer Prozeß

  Dirk Keienburg: Schutz

 Paul Baumann: Quantität ist kein geeignetes Kriterium

  Paul Baumann: Ruth Cohns *Gestaltgebet*

> Von: 088032270-0001@t-online.de

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Re: Re(2): nlp4all: Oliver

> Datum: Donnerstag, 23. Juli 1998 20:22

Hallo Birgit,

die Leading-Fähigkeiten meiner Johannisbeerbüsche -- deren Beeren zu Saft verarbeitet werden wollten -- sind durchschlagend: Ich komme erst heute dazu, auf deine Mail zu antworten. Deine Wünsche bzgl. NLP-Ausbildungen kann ich gut nachvollziehen, einiges davon läßt sich auf den Fremdsprachenunterricht übertragen, der Bereich, in dem ich tätig bin.

Auch an meinem Institut wird immer wieder der Ruf nach besseren "Ausbildungsstandards" und "Qualitätskontrolle" laut. Da ist zu einem die Geschäftsführung, die sich damit erhofft den "Unterreicht zu verbessern" und insgeheim mehr Kontrolle über die Lehrerschaft erhalten will. Auf der anderen Seite gibt es engagierte Lehrer, die sich eine Form der Supervision wünschen, die es dem einzelnen ermöglicht, über den eigenen Tellerrand zu schauen, Qualität anzuheben usw. Obwohl sich die einzelnen Parteien noch nie einigen konnten, glaube ich an ihre guten Absichten.

Wie Paul in seiner heutigen Mail sagte, wünschen sich wohl alle mehr "Qualität". Ich vermute, daß der Teufel bereits in den Begriffen "Ausbildungsstandards" und "Qualitätskontrolle" liegen. "Standard" und "Qualitätskontrolle" stammen eigentlich aus industriell-technischen Bereich und haben mit Normierung, also Vereinheitlichung von Maßen, Wichten usw. und der Messung von Präzision und Leistung im Fertigungsbereich zu tun. Angewandt auf die Ausbildungssituation geben die Kultusministerien dann ihre Lehrpläne heraus, mit deren Hilfe man glaubt, Fachwissen vereinheitlicht vermitteln zu können. In den Klassenzimmern beginnt dann das Dilemma, dort arbeiten nicht Fließbänder und Fertigungsautomaten, sondern Lehrer, Ausbilder, Trainer, Studenten, Schüler, Seminarteilnehmer usw. Statt Produktion im Reinraum gibt es Wetterfühligkeit (vor allem hier in Bayern), Müdigkeit, Unlust, Liebeskummer und vor allem Brillianz, Neugier, motivierte Gesichter und Spaß. Die Ausgangsbedingungen sind alles andere als einheitlich und normierbar. Auf den ersten Blick könnte man meinen, daß Fachwissen für sich selbst genommen, vergleichsweise leicht meßbar wäre. Beim Übersetzen erweist sich auch diese Annahme ebenfalls als hinfällig. Vom Übersetzer verlangt sie Handlungsfähigkeit und Wissen in einem guten Dutzend Fachbereichen wie Grammatik, Syntax, Terminologie, Kommunikationswissenschaft, Lexik usw. . Selbst das Endprodukt ist in seiner "Qualität" von zahlreichen Faktoren abhängig, wie Sender, Ausgangstext und Empfänger. All diese Faktoren sind untereinander verknüpft und existieren in dauernder Wechselwirkung.

Als ich vor sechs Jahren in Deutschland zu unterrichten anfing, glaubte ich noch an den Nürnberger Trichter und habe meine Studenten wie ein Berserker mit Fachwissen bombardiert, mit Enthusiasmus aber auch sehr sehr ernst. Irgendwann wurde mir dann klar, daß ich nicht "Wissen in Flaschen abfülle". Seither steht

für mich auch nicht mehr das "was ich unterrichte", sondern das "wie" und "für wen" im Vordergrund. Qualitativ hat sich dadurch mein Unterricht verbessert, er ist reicher geworden an Humor (ich glaub, manchmal halten mich meine Studenten für ganz schön crazy), Menschlichkeit, Freude und offen für die "Schattenseiten meiner Studenten".

Aber zurück zu den Ausbildungsstandards im NLP. Auch dort sind die Parameter, die ein gutes Training ausmachen vielfältig, unendlich vielen Wechselwirkungen ausgesetzt und zudem von Sender und Empfänger abhängig. In diesem Sinne auf alles, was bereichert, kreativer und erfahrener macht.

Schöne Grüße

Markus

Nachdem ich Fachwissen nicht in Flaschen abfüllen kann, bin ich auf Johannisbeerensaft umgestiegen, und der ist qualitativ unschlagbar.

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> Von: Wolfgang Karber <wolfgang.karber@netway.at >

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Re: nlp4all: "Qualitätskontrolle"_als_Futurepacing

> Datum: Samstag, 25. Juli 1998 08:21

>

> GJ wrote:

>

> > Was mich besonders fasziniert:

> > Daß man mit jeder Formulierungen von "Qualitätsstandards" die

> > Grundhaltung des NLP verlassen muß und dadurch eigentlich inkongruent

> > wird.

>

Hallo GJ!

Kannst Du das näher erklären, welche Grundhaltung, wieso muß und eigentlich - ich versteh´s einfach nicht ...

>> Ein Neurolinguistischer Programmierer, der das Metamodell wirklich verstanden hat, kann unmöglich glauben, er könne "Qualität" testen - sichern - >>standardisieren -

Könntest Du vielleicht hier etwas mißverstanden haben? Wer will denn "Qualität" testen? Ich denke, es geht doch eher darum, zu testen, ob und wie sehr jemand in der Lage ist, NLP-Modelle im gegebenen Kontext auch wirksam anzuwenden?

> > Bandler und Grinder sagen in "Neue Wege der Kurzzeit-Therapie" :

> > Der zweite Unterschied ist der, daß die meisten unserer Lügen recht

> > gut funktionieren,

Das ist ja IMHO genau der Punkt. Von wahr ist ohnehin nicht die Rede. Sondern, ob sie funktionieren oder nicht. Die NLP-"Lügen". Und das ist überprüfbar, wenn man das möchte. Kunden, Klienten, Konsumentenschützer könnten das möchten.

Z.B. bevor man dem- oder derjenigen "NLP-Practitioner, NLP-etc" aufgrund seiner "NLP-Befähigung" auch eine staatliche oder unternehmerische Berechtigung gibt, NLP in seinem Kontext für/gegen Cash für/gegen/mit Menschen auszuüben.

> > Ich glaube, manche NLPler denken, das war bloß ein Witz. Ich bin

> > überzeugt, sie meinten es "ernst". "Jeder" Trainer, der glaubt,

> > Qualität irgendwie "sichern" zu können, hat wahrscheinlich diesen

> > "als-ob Rahmen" längst verloren ---- Ein Dilemma!

> Ich denke, auch hier sind die Worte nicht ganz das was sie scheinen. Natürlich konnte der französische Fußballnationaltrainer nicht "sichern", Weltmeister zu werden, aber er hat mit seinen Spielern und im Rahmen der Möglichkeiten zumindest ausreichend die Wahrscheinlichkeit dazu erhöht. Er hätte ja auch sagen können: Alors, was soll die ganze Diskussion um Trainingsstandards, Fitness, Taktik, etc. Hauptsache, wir sind dabei, spielen ein bißchen mit und haben beaucoup de Spaß und sind kongruent ...

Ich denke, wenn NLP dafür nützlich ist, Wahrscheinlichkeiten zu erhöhen, kann es auch nicht verweigern, es auf sich selbst anzuwenden? Oder?

> > Denn natürlich wollen die Kunden Garantien für ihr Geld, natürlich wird

> > den Kultusministerien NLP suspekt, wenn sie solche "Lügen"-Statements

> > lesen. Eine "Doppelbindung", in der die meisten Institute ihre Annahme,

> > das Gebiet NICHT zu kennen, vorübergehend "vergessen" zugunsten

>> vertrauensbildender Maßnahmen und Vokabeln.

>

Und? Ist doch nicht so schlimm, da wir ohnehin immer nur in unseren Landkarten und mit den zugehörigen Vokabeln und nie in der Landschaft agieren ... Requisite Variety nenn ich das

> > Was ich an Bandler - trotz seiner persönlichen Schwächen - sehr

> > schätze, ist, daß er in diesem Punkt immer radikal kongruent geblieben

> > ist. Er hält sich an keine Regel und wiegt niemanden in der Sicherheit,

> > er sei "seriös".

Er will aber auch keine Anerkennung von den Kultisministerien und so, wie es aber viele NLPer in Europa sehr wohl wollen ...

> > Ich halte das für ein ganz großes Mißverständnis! Mit Bezahlen haben

> > Bandlers Zertifikate IMHO nichts zu tun.

Mein Psychologie-Professor in der Schule sagte uns auch immer: Meinen Unterricht kann sich die Republik Österreich gar nicht leisten. Ich werde hier nur für die Gangaufsichten bezahlt ...

> > Ich habe in meiner

> > Practitioner- und Masterausbildung bei ihm erlebt, wie Leute furios

> > oder enttäuscht waren, weil sie kein oder ein "provisorisches"

> > Zertifikat bekamen, obwohl sie doch alles so besonders gut konnten und

> > wußten (und genausoviel bezahlt hatten wie die anderen).

Ja, ja, sie hätten ihm lieber glauben sollen, als er sie nicht in Sicherheit wiegte, er sei "seriös". Zuviel "future-gepaced" ...

> > Zertifikate bescheinigen der Person das, was sie erreichen möchte. Sie

> > stellen eine elegante Art des Future-Pacing dar. Sie laden den

> > Lernenden dazu ein, sich den Zielzustand bereits sinnlich zugänglich zu

> > machen.

Inklusive Öko- und Reality-Check?

> > Seltsamerweise, gerade, weil Bandler so "freigiebig" war mit seiner

> > Anerkennung, bin ich seither kaum der Illusion erlegen, nun

> > "ausgebildet" zu sein.

>

Das spricht für Dich, aber:

> > Diese subjektiven Erfahrungen sind natürlich nicht zu verallgemeinern

Und da stimm ich Dir abschließend vollinhaltlich zu und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Wolfgang 8-)

 

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  Von: GJ <gjandt@uni-bremen.de>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: nlp4all: Versuch, das näher zu erklären

> Datum: Dienstag, 28. Juli 1998 07:01

GJ wrote:

> > > Was mich besonders fasziniert:

> > > Daß man mit jeder Formulierungen von "Qualitätsstandards" die

> > > Grundhaltung des NLP verlassen muß und dadurch eigentlich inkongruent wird.

> >Wolfgang Karber wrote:

> > Hallo GJ!

> > Kannst Du das näher erklären, welche Grundhaltung, wieso muß und

> > eigentlich - ich versteh´s einfach nicht ...

>

Hallo Wolfgang,

ich will es versuchen. Tatsächlich fällt es mir schwer, meine Gedanken zu diesem Thema adäquat zu formulieren. Einerseits, weil das Thema, finde ich, sehr komplex ist. Kommt mir vor wie so ein riesiges Molekül mit vielen verschiedenen, miteinander vernetzten Teilen. Egal, wo ich anfange, ich verheddere mich im Netzwerk, lande z. B. plötzlich bei einer "Meinung", die ich gar nicht habe - nur, weil ich mich gegen einen Gegenpol dieser Meinung versucht habe abzugrenzen. Zweitens, weil ich - eben aus diesem Grund - meine Gedanken darüber noch nie gründlich formuliert habe. Kennst Du das, Wolfgang? Manchmal "weiß" ich, ich habe etwas Wichtiges beizutragen. Es sitzt aber sozusagen noch in der Tiefenstruktur des Erlebens, ist noch nicht angemessen verbalisiert = generalisiert, verzerrt und getilgt So passieren mir dann Vagheiten und falsche logische Schritte etc.etc. Der Wert meines Beitrages liegt vielleicht, so hoffe ich, im "Querdenken", oder besser: Querfühlen. Denn eigentlich ist es mein Gefühl, das mir meldet, wenn etwas "nicht stimmt". Vielleicht ist es auch ein Irrtum von mir zu glauben, ich müsse dieses Gefühl in "logische" Gedankengänge "übersetzen", um ernstgenommen zu werden.

Du fragst, welche Grundhaltung ich meine.

Die Vorannahmen des NLP halt, Du kennst sie ja. Und ganz besonders der linguistische Teil davon: Daß das, was wir mit unseren Sinnen erleben, nicht in Sprache gefaßt werden kann; und daß das, was wir reden, nur unter großen Verlusten noch das, was wir erleben, repräsentiert; zusätzlich: daß das, was wir mit unseren Sinnen erleben, bereits durch diesen Filter der fünf Sinne verzerrt ist und nicht dem, was "wirklich" existiert, entspricht.

Klar, das ist nichts Neues, wie ja auch Ingeborg schreibt:

>>Denn nicht erst seit Bandler wissen nicht nur wir philosophisch Gebildeten, dass "alles gelogen" ist.

Aber um's philosophisch "wissen" geht es ja nicht. Wie viele Menschen lassen das wirklich "unter die Haut"? Wer von uns hat das wirklich in sein Verhalten integriert? Der Satz von der Landkarte und dem Gebiet ist ja längst zur Phrase verkommen. Halten wir das aus, in einer Welt zu leben, die wir gar nicht kennen? In der es kein "richtig" und "falsch" gibt, kein "besser" und "schlechter"? Und wenn wir das wirklich vorannehmen, wie können wir dann guten Gewissens beurteilen, ob und wie sehr jemand in der Lage ist, NLP-Modelle im gegebenen Kontext auch wirksam anzuwenden? Wie kann ich einerseits meinen Practitionern mitteilen, im NLP gehe man von der Vorannahme aus : "People already have (or potentially have) all of the resources they need to act effectively" - und andererseits maße ich mir an zu behaupten, jemand sei nicht "in der Lage", "NLP-Modelle im gegebenen Kontext auch wirksam anzuwenden" - und zwar, weil er nicht die Menge an Stunden absolviert hat, die ich gemäß meiner Landkarte für unverzichtbar halte, weil er nicht die "richtigen" Antworten gibt oder das Verhalten zeigt, das MEINEN Kriterien entspricht.

Kommt mir vor wie ein Dilemma. Dir nicht?

Bevor ich noch mehr Leute in der Liste aufrege: Ich bin für Testings. Zunächst mal dienen sie der "Überprüfung" meiner Arbeit als Trainer. Habe ich erreicht, was ich erreichen wollte? Die Testings in den Ausbildungen, an denen ich mitgearbeitet habe, waren, denk ich, ganz ordentlich. Ich halte mich an die Richtlinien des DVNLP und finde diese im Sinne von Vladimirs GRUNDWISSEN ganz in Ordnung! Was mich stört, ist,

1. Wenn jemand "Qualität" als Kampfwort benutzt.

2. Wenn jemand so tut, als gebe es Prozeduren, Qualität im Bereich Kommunikation (und dazu gehört NLP) zu garantieren.

Mir wäre wohler - und mit dieser Position stehe oder sitze ich wahrscheinlich so ziemlich zwischen allen Stühlen -, wenn die Verbände, Dachverbände und wie sie alle heißen mögen, sagen würden: Liebe Kunden, dies sind die Trainer, die unsere Mindestanforderungen erfüllen. Wir hoffen sehr, daß sie Euch in Eurem Lernprozeß so unterstützen, daß Ihr Euer Ziel erreicht. Aber wie Ihr sicher wißt, sind bestandene Prüfungen etc. noch lange keine Garantie dafür, daß ein Trainer zu der Zeit, an dem Ort und in Beziehung zu Deiner Person die Qualität entwickeln kann, die gerade Du brauchst. Deshalb haben wir hier eine Checkliste zusammengestellt, die die NACH UNSEREM MODELL wichtigen Punkte enthält, anhand derer Du feststellen kannst, ob dieser Trainer für Dich geeignet ist. Bitte ergänze die Liste mit den Dir wichtigen Punkten. Falls Du noch Fragen hast, wende Dich an unseren Trainingsberater. (So eine Institution einzurichten, erscheint mir sehr sinnvoll. Ein Coach, nicht ein Prüfer; der Ressourcen hinzufügt und Wahlmöglichkeiten erweitert, nicht selektiert, ausgrenzt oder abwertet.) Ein gutes Beispiel einer solchen Checkliste steht, finde ich, auf der Homepage von idea seminars http://www.idea-seminars.com/research.html

(snip)

> > Ich denke, auch hier sind die Worte nicht ganz das was sie scheinen.

> > Natürlich konnte der französische Fußballnationaltrainer nicht "sichern",

>

> > Weltmeister zu werden, aber er hat mit seinen Spielern und im Rahmen der

> > Möglichkeiten zumindest ausreichend die Wahrscheinlichkeit dazu erhöht.

> >

> > Er hätte ja auch sagen können: Alors, was soll die ganze Diskussion um

> > Trainingsstandards, Fitness, Taktik, etc. Hauptsache, wir sind dabei,

> > spielen ein bißchen mit und haben beaucoup de Spaß und sind kongruent ...

Ein interessantes Beispiel hast Du da gewählt. Im Fußball sind die Erfolgskriterien ganz eindeutig: Wer mehr Tore schießt, hat gewonnen. Stell Dir mal vor, wenn sich Berti jetzt hinstellen würde und sagen: "Ja, wir haben zwar verloren, aber die Franzosen haben ganz miese Ausbildungsstandards, ceterum etcetera." Einen solchen "Qualitätscheck" gibt es nicht, wo es um Kommunikation geht. In der Medizin mag das noch einigermaßen gehen: Ist der Patient nach der Behandlung gesünder als vorher? (Wenn man genauer hinschaut, wird es auch da sehr unübersichtlich, oder nicht?) In der Psychotherapie wird es schon ziemlich schwierig. Oder kennst Du da Qualitätskriterien und Erfolgsuntersuchungen, über die zwischen den verschiedenen Schulen Konsens besteht? Im Bereich des Lernens und Lehrens wird es ganz schwammig. Fertigkeiten kann man abfragen. Aber was ist ein guter Aufsatz? Oh weh, und dann der Kunstunterricht. Van Gogh als Versager gebrandmarkt. Cezanne - durch die Prüfung gefallen. Wie viele Menschen, die später als Genies galten, waren miserabel bewertete Schüler!

Das ist das Problem mit Nominalisierungen: Sie suggerieren, Qualität im Fußball, in der Medizin, im Handwerk, in der Kunst, im "Studium subjektiver Erfahrung"(NLP) sei immer der gleiche "Gegenstand". Dabei verbergen sich doch hinter diesem Wort je nach Kontext ganz verschiedene, z.T. sehr vernetzte, komplizierte Prozesse.

So viel erstmal von meinen halbfertigen Gedanken. Freundliche, zum Weiterdenken ermutigende Fragen sind sehr erwünscht.

Danke,

Gudrun

p.s. Nach dem Lesen schicken umweltbewußte Listenwesen diesen Brief an muell@muelltonne.de. Ihr kriegt alle Buchstaben recycled zurück. Oder an Poet@Muelltonne.de. Da machen sie sogar aus meinen Zeilen Weltliteratur!

Viel Spaß!

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> Von: Wolfgang Karber <wolfgang.karber@netway.at>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Re: nlp4all: Versuch,_das_näher_zu_erklären

> Datum: Dienstag, 28. Juli 1998 19:02

Hallo Gudrun!

Danke für Deine persönliche und wirklich ausführliche Antwort, die es wert ist, genau gelesen und beantwortet zu werden. Ich kann das, was Du sagst, glaub ich, ganz gut nachvollziehen. Oft sitz auch ich am PC und möchte etwas, daß ich sehr komplex innerlich und "tiefenstrukturmäßig" erlebe, in Worte kleiden.

Da sitz ich dann und schreib und lösche und schreibe und lösche und formulier herum und keine Formulierung paßt wirklich, meine Ideen so zu transportieren wie ich sie meine.

Und dann lösch ich alles und schick gar nichts ab (was sicher auch nicht der guten Absicht letzter Schluß ist ...).

> > Wer von uns hat das wirklich in sein Verhalten integriert? Der Satz von

> > der Landkarte und dem Gebiet ist ja längst zur Phrase verkommen. Halten

> > wir das aus, in einer Welt zu leben, die wir gar nicht kennen? In der

> > es kein "richtig" und "falsch" gibt, kein "besser" und "schlechter"?

> > Und wenn wir das wirklich vorannehmen, wie können wir dann guten

> > Gewissens beurteilen, ob und wie sehr jemand in der Lage ist,

> > NLP-Modelle im gegebenen Kontext auch wirksam anzuwenden?

>

Wie ich schon an anderer Stelle mit Beispielen angemerkt habe, glaube ich, daß es - unabhängig davon, daß die "Landkarte nicht die Landschaft ist (und die Landschaft schon gar nichts mehr mit der Realität zu tun hat)" - sehr wohl "richtig" und "falsch", "besser" und "schlechter" gibt (siehe auch Metamodell), nämlich "in bezug worauf" ...

Besagte Grundannahme bezieht sich ja IMHO auf "objektiv" richtig und falsch, etc. Das unhinterfragt zu generalisieren im Sinne von daher ist alles gut und zu tolerieren" halte ich für eine grobe Verzerrung vieler NLPer (auch wenn ich die "guten Absichten" dahinter wahrnehme) und spielt auch dem häufigen Vorwurf in die Hände, NLP sei ja nur so eine Art Über-Positives Denken a la Murphy & Co ...

> > Wie kann ich einerseits meinen Practitionern mitteilen, im NLP gehe man

> > von der Vorannahme aus : "People already have (or potentially have) all

> > of the resources they need to act effectively" -

Heißt es nicht: ... to make the changes ...? (Was IMHO schon ein kleiner aber feiner Unterschied ist)

> > und andererseits maße ich mir an zu behaupten, jemand sei nicht "in der

> > Lage", "NLP-Modelle im gegebenen Kontext auch wirksam anzuwenden" -

> > und zwar, weil er nicht die Menge an Stunden absolviert hat, die ich

> > gemäß meiner Landkarte für unverzichtbar halte, weil er nicht die

> > "richtigen" Antworten gibt oder das Verhalten zeigt, das MEINEN

> > Kriterien entspricht.

> > Kommt mir vor wie ein Dilemma. Dir nicht?

Gar nicht so sehr. Das ist für mich kein Widerspruch. Ich kann jede Menge Vertrauen in jemand setzen und dennoch hinterher enttäuscht werden, oder? Mit oder ohne NLP-Grundannahmen.

Ich kann als Fahrlehrer durchaus darauf vertrauen, daß jemand die Fahrkenntnisse besitzt und die Verkehrsregeln beherrscht und ihn dann bei der Fahrprüfung dennoch durchfallen lassen müssen, weil er sie nicht reproduzieren kann. Laß´ ich ihn durch (z.B. weil ich auf sein Unbewußtes vertraue), häng ich auch mit drin, wenn er bei seiner ersten Ausfahrt mit 150 im Stadtgebiet eine Schulklasse über den Haufen fährt.

Im Kontext Führerschein gibt es halt nun mal diese Regeln (Fahrschule, Fahrprüfung, Führerschein als Berechtigung ein KFZ öffentlich zu fahren). Im Dschungel von Neu-Guinea ist das wahrscheinlich irrelevant, aber wir leben halt hier ...

Und im Kontext professionelle Beratung, Coaching, Therapie gibt es nun mal auch gewisse Regeln - letztendlich zum Nutzen des Kunden/Konsumenten/Klienten (mögen sie uns jetzt gefallen oder nicht. Ich würd auch gern bei Rot über die Straße fahren, aber ...)

>> > Bevor ich noch mehr Leute in der Liste aufrege: Ich bin für Testings.

> > Zunächst mal dienen sie der "Überprüfung" meiner Arbeit als Trainer.

> > Habe ich erreicht, was ich erreichen wollte? Die Testings in den

> > Ausbildungen, an denen ich mitgearbeitet habe, waren, denk ich, ganz

> > ordentlich. Ich halte mich an die Richtlinien des DVNLP und finde diese

> > im Sinne von Vladimirs GRUNDWISSEN ganz in Ordnung!

Kenn ich zuwenig. Gibt´s dort Real-Life-Coachings von kursexternen Personen im Rahmen des Abschlußworkshops unter Supervision (das halt ich für eine sehr effektive Art der "Fahrprüfung")

> > Was mich stört, ist,

> > 1. Wenn jemand "Qualität" als Kampfwort benutzt.

Ist nicht auch Kampfwort nur eine Nominalisierung ... :-?

> > 2. Wenn jemand so tut, als gebe es Prozeduren, Qualität im Bereich

> > Kommunikation (und dazu gehört NLP) zu garantieren.

Halt ich für ein Mißverständnis. Nicht im Chunk "Kommunikation", doch eher in den Chunks "Coaching", "Beratung", "Therapie", etc. Und nicht zu garantieren, sondern, um Wahrscheinlichkeiten zu erhöhen und externen "Verkehrsregeln" zu entsprechen

> > > Ein gutes Beispiel einer solchen Checkliste steht, finde ich, auf der

> > Homepage von idea seminars http://www.idea-seminars.com/research.html

Halte Deine Ausführungen für sehr valid und sinnvoll. Die genannte Homepage schau ich mir gerne an ...

>

> > Einen solchen "Qualitätscheck" gibt es nicht, wo es um Kommunikation geht.

siehe oben - Chunkgröße

> > In der Medizin mag das noch einigermaßen gehen: Ist der Patient nach

> > der Behandlung gesünder als vorher? (Wenn man genauer hinschaut, wird

> > es auch da sehr unübersichtlich, oder nicht?) In der Psychotherapie

> > wird es schon ziemlich schwierig. Oder kennst Du da Qualitätskriterien

> > und Erfolgsuntersuchungen, über die zwischen den verschiedenen Schulen

> > Konsens besteht?

Zwischen verschiedenenen Schulen wahrscheinlich nicht so sehr, innerhalb einer Methode eher schon ...

> > Im Bereich des Lernens und Lehrens wird es ganz schwammig. Fertigkeiten kann man abfragen.

Na zumindestens etwas, ABC, Rechtschreibung, Grammatik, etc Da kann ich als Lehrer zumindest verifizieren, ob das später geschriebene

Pamphlet, Schreiben an´s Finanzamt, Mail in nlp4all, NLP-Buch im Junfermann-Verlag mit hoher Wahrscheinlichkeit dem hierzulande üblichen und vereinbarten Grundlevel entspricht. Den Pulitzer-Preis kann ich halt nicht garantieren ...

> > Aber was ist ein guter Aufsatz? Oh weh, und dann der Kunstunterricht.

> > Van Gogh - als Versager gebrandmarkt. Cezanne - durch die Prüfung

> > gefallen. Wie viele Menschen, die später als Genies galten, waren

> > miserabel bewertete Schüler!

> > Das ist das Problem mit Nominalisierungen: Sie suggerieren, Qualität im

> > Fußball, in der Medizin, im Handwerk, in der Kunst, im "Studium

> > subjektiver Erfahrung"(NLP) sei immer der gleiche "Gegenstand". Dabei

> > verbergen sich doch hinter diesem Wort je nach Kontext ganz

> > verschiedene, z.T. sehr vernetzte, komplizierte Prozesse.

yesyesyes you´re right - und auch kein Widerspruch

>> So viel erstmal von meinen halbfertigen Gedanken. Freundliche, zum Weiterdenken ermutigende Fragen sind sehr erwünscht.

Danke dafür

Wolfgang 8-)

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Von: Vladimir Beliavski <vbeliavski@usa.net>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Re: nlp4all: Meßbare vs. unmeßbare Qualität (an Paul)

 

Ich grüße alle Qualitätsbefürworter und alle, die es für unmöglich halten, Qualität zu sichern, weil die Qualität unmeßbar ist. Alle anderen (die gegen die Qualität sind, was immer das bedeuten mag :]) mögen draußen bleiben!

 

Ich möchte klarstellen, daß in meiner Landkarte 'Qualität sichern' dasselbe ist, wie 'prüfbare Ausbildungsstandards einrichten'. Ich möchte nun Euch alle zu einer Übung einladen. Stellt Euch mal eine Liste dessen zusammen, was ein Practitioner z.B. AUF JEDEN FALL KÖNNEN MUß, um ein Practitioner zu heißen! Was ist davon überhaupt nicht prüfbar? Und falls Ihr einiges doch gefunden habt, chunkt mal ein Stück runter und Teilt das Wissensgebiet auf. Und das, bis es WIRKLICH nicht mehr sinnvoll ist, weiterzuchunken. Dann streicht das nichtprüfbare aus und schaut Euch den Rest an. Ich denke, es bleibt noch soviel, daß es für einen Standard ausreicht. Und wenn der Standard einmal durchgesetzt ist, bekommen die Lehrlinge in den schlechtesten Schulen ihr Minimum und in den guten Schulen noch viel darüber hinaus! Ich habe mehrmals die Gelegenheit gehabt, die Hochschulprogramme in der Mathematik und Informatik an verschiedenen universitäten zu vergleichen, und was mußte ich feststellen? Sie sind verschieden! Das Grundwissen ist mehr oder minder gleich, der Rest ist verschieden, und das trotz eines von den Bildungsbehörden reglamentierten Programms. Und das heißt eigentlich, daß NUR dieses Grundwissen reglementiert ist. Das macht weder die Mathematik noch die Informatik zu den Pseudowissenschaften, die Beamten sind froh, daß die Spielregeln da sind und die Professoren freuen sich über die Freiheit des Materialauswahls. Und trotzdem MÜSSEN sie das Minimum geben! 

Es gibt noch eine weitere Methode, die Schulen zu einem Standard zu zwingen, ohne daß sie in der Freicheit des Materialauswahls beschränkt werden, und zwar eine zentrale Prüfungsstelle des Dachverbandes. Da kann die Qualität des Wissens noch so unmeßbar sein, wenn es aber zentral überprüft wird, müssen die Schulen die Lehrlinge darauf vorbereiten, von ziemlich bestimmten Menschen geprüft zu werden und da würden solche Amateure, die Oliver begegnet sind, nicht lange überleben.

 Als Fazit möchte ich nur wiederholen, daß anerkannte Standards NLP endlich mal aus dem Range einer Pseudowissenschaft hervorholen können und keinen Hochstaplern erlauben würden, alleine mit dem Namen NLP Geld zu verdienen. Für mich ist nicht ganz verständlich, wie es manche "Kreative" in ihrer Arbeit einschrenken soll, was in dieser Liste manchmal als Gedanke auftaucht. Und wenn sich jemand doch dessen sicher ist, dann soll er sich zum Abschuß in dieser Liste melden. :-)

 Liebe Grüße

Vladimir

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> Von: Paul Baumann <joeycat@via.at>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Re: nlp4all: Meßbare vs. unmeßbare Qualität

> Datum: Sonntag, 26. Juli 1998 13:20

 

> Vladimir Beliavski schrieb:

> > Ich grüße alle Qualitätsbefürworter und alle, die es für unmöglich

> > halten, Qualität zu sichern, weil die Qualität unmeßbar ist.

Paul antwortet:

Qualität ist IMHO dort meßbar, wo es um "Handwerkliches", um Mechanisches wie das Auswendiglernen von Textstellen, Begriffsbedeutungen etc. geht. Qualität wird dort unmeßbar, wo es um Inhalte geht, und das beginnt schon in der Schule. Studenten der Lehrerbildungsakademie Ettenreichgasse in Wien haben sich einmal den Spaß gemacht und eine Reihe Aufsätze einer größeren Stichprobe von an Wiener Schulen unterrichtenden Deutschprofessoren zur Beurteilung vorgelegt. Jeder dieser Aufsätze wurde von unterschiedlichen Beurteilern mit unterschiedlichen Noten versehen, und bei jedem Aufsatz reichte die Bandbreite der Beurteilungen von "sehr gut" bis "nicht genügend".

> > Alle anderen (die gegen die Qualität sind, was immer das bedeuten mag

> > :]) mögen draußen bleiben!

 

Ich bin nicht gegen Qualität, ich bin nur gegen die unhinterfragte Verwendung dieser Worthülse. Das Wort "Worthülse" für Nominalisierung" verwende ich gerne, es erinnert an die Gelatinekapsel beim Zäpfchen, man kann es leicht dazu verwenden, um jemanden etwas "einizudrucken" (hineinzudrücken, zu unterschieben), wie man in Wien sagt. Natürlich ist niemand gegen Qualität.

> > Ich möchte klarstellen, daß in meiner Landkarte 'Qualität sichern'

> > dasselbe ist, wie 'prüfbare Ausbildungsstandards einrichten'.

> > Ich möchte nun Euch alle zu einer Übung einladen. Stellt Euch mal

> > eine Liste dessen zusammen, was ein Practitioner z.B. AUF JEDEN FALL

> > KÖNNEN MUß, um ein Practitioner zu heißen! Was ist davon überhaupt

> > nicht prüfbar? Und falls Ihr einiges doch gefunden habt, chunkt mal

> > ein Stück runter und Teilt das Wissensgebiet auf. Und das, bis es

> > WIRKLICH nicht mehr sinnvoll ist, weiterzuchunken. Dann streicht

> > das nichtprüfbare aus und schaut Euch den Rest an. Ich denke, es

> > bleibt noch soviel, daß es für einen Standard ausreicht.

> > Und wenn der Standard einmal durchgesetzt ist, bekommen die Lehrlinge

> > in den schlechtesten Schulen ihr Minimum und in den guten Schulen

> > noch viel darüber hinaus!

O.K., das wäre etwa so, als ob wir sagen würden: Die Qualität eines Autos erkennt man daran, daß auch noch in langsam gefahrenen Kurven alle vier Räder bis zum Boden reichen, daß das Getriebe zwischen Vorwärtsbewegung und Rückwärtsbewegung zu wählen erlaubt und daß zumindest für den fahrer eine Sitzgelegenheit vorhanden ist. Das Erreichen von Minimalforderungen ist sicher überprüfbar, hat aber IMHO mit Qualitätssicherung nichts zu tun.

> > Ich habe mehrmals die Gelegenheit gehabt,

> > die Hochschulprogramme in der Mathematik und Informatik an

> > verschiedenen Universitäten zu vergleichen, und was mußte ich

> > feststellen? Sie sind verschieden! Das Grundwissen ist mehr oder

> > minder gleich, der Rest ist verschieden, und das trotz eines von

> > den Bildungsbehörden reglamentierten Programms. Und das heißt

> > eigentlich, daß NUR dieses Grundwissen reglamentiert ist. Das macht

> > weder die Mathematik noch die Informatik zu den Pseudowissenschaften,

> > die Beamten sind froh, daß die Spielregeln da sind und die

> > Professoren freuen sich über die Freiheit des Materialauswahls. Und

> > trotzdem MÜSSEN sie das Minimum geben!

> >

> > Es gibt noch eine weitere Methode, die Schulen zu einem Standard zu

> > zwingen, ohne daß sie in der Freicheit des Materialauswahls

> > beschränkt werden, und zwar eine zentrale Prüfungsstelle des

> > Dachverbandes. Da kann die Qualität des Wissens noch so unmeßbar

> > sein, wenn es aber zentral überprüft wird, müssen die Schulen die

> > Lehrlinge darauf vorbereiten, von ziemlich bestimmten Menschen

> > geprüft zu werden und da würden solche Amateure, die Oliver begegnet

> > sind, nicht lange überleben.

Ja, das lernst du in jeder Schule: Bei den Prüfungen das sagen, was der Professor hören will, auch wenn du woanders andere Dinge gehört hast, die dir plausibler erscheinen. Auf der Wiener Uni wurde vor etwa 10 Jahren ein international anerkannter Psychologe nicht Professor, weil er beim Hearing einem Wiener Prof. gesagt hatte, daß linear-logisches Denken nicht mehr dem altuellen Stand der Wissenschaft entspricht ...

> > Als Fazit möchte ich nur wiederholen, daß anerkannte Standards NLP

> > endlich mal aus dem Range einer Pseudowissenschaft hervorholen können

> > und keinen Hochstaplern erlauben würden, alleine mit dem Namen NLP

> > Geld zu verdienen. Für mich ist nicht ganz verständlich, wie es manche

> > "Kreative" in ihrer Arbeit einschränken soll, was in dieser Liste

> > manchmal als Gedanke auftaucht. Und wenn sich jemand doch dessen

> > sicher ist, dann soll er sich zum Abschuß in dieser Liste melden. :-)

> > Liebe Grüße

> > Vladimir

Trotz meiner Kritik danke ich dir für dieses Mail, es scheint mir eine gute Grundlage zu sein, um ernsthaft m Thema Qualität weiterzuarbeiten.

Paul

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 > Von: Vladimir Beliavski <vbeliavski@usa.net>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Re: nlp4all: Meßbare vs. unmeßbare Qualität (an Paul)

> Datum: Sonntag, 26. Juli 1998 15:44

>

> > > Und wenn der Standard einmal durchgesetzt ist, bekommen die Lehrlinge

> > > in den schlechtesten Schulen ihr Minimum und in den guten Schulen

> > > noch viel darüber hinaus!

> > O.K., das wäre etwa so, als ob wir sagen würden: Die Qualität eines

> > Autos erkennt man daran, daß auch noch in langsam gefahrenen Kurven alle

> > vier Räder bis zum Boden reichen, daß das Getriebe zwischen

> > Vorwärtsbewegung und Rückwärtsbewegung zu wählen erlaubt und daß

> > zumindest für den fahrer eine Sitzgelegenheit vorhanden ist.

Ja, JA, JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!!!!!!!

Das habe ich auch gemeint! Denn solange ein Auto durch einen Motor vorangetrieben werden kann, 4 Räder hat, mit denen es auch auf dem

Straßenbelag bleibt und einen Sitz besitzt, von dem aus das Auto gelenkt werden kann, weiß man daß man in den meisten Fällen damit

zum Ziel kommt. Vielleicht langsam, vielleicht nicht so bequem, wie mit einem SEL600, aber das Ding hat volles Recht, Fortbewegungsmittel

zu heißen! Dafür kommt ein SEL600 ohne Räder nie zum Ziel und ist auch kein Fahrzeug!

> > Ja, das lernst du in jeder Schule: Bei den Prüfungen das sagen, was

> > der Professor hören will, auch wenn du woanders andere Dinge gehört

> > hast, die dir plausibler erscheinen. Auf der Wiener Uni wurde vor

> > etwa 10 Jahren ein international anerkannter Psychologe nicht

> > Professor, weil er beim Hearing einem Wiener Prof. gesagt hatte, daß

> > linear-logisches Denken nicht mehr dem altuellen Stand der

> > Wissenschaft entspricht ...

Ich denke, es ist auch im Interesse eines jeden Dachverbandes, daß jemand, der Pacing oder Time-Line für den Schrei von gestern hält, keinen Trainerzertifikat erhält, selbst wenn seine eigene Theorie noch so genial ist - es entspricht nicht den Richtlinien des Verbandes und die Ausbildung bei ihm wird keine Practitioner und Master in dem uns bekannten Sinne in die Welt setzen!

Grüße

> Vladimir

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> Von: Paul Baumann <joeycat@via.at>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Re: nlp4all: Neues Metaprogramm?

> Datum: Sonntag, 26. Juli 1998 19:04

Hallo Liste!

Genau, jetzt ist der Punkt gekommen, wo für mich etwas spürbar wird in dieser Liste, das mit meiner (für mich derzeit verbal nicht formulierbaren) Vorstellung von Qualität hoch korreliert. Isaac Newton hat und den Fluch des naturwissenschaftlichen Denkens hinterlassen, das Newton'sche Theorem: "Alles, was meßbar ist, messen; und alles, was nicht meßbar ist, meßbar machen", und dieser Fluch bestimmt nun einmal seit ein paar Jahrhunderten die Europäische Geistesgeschichte - und die Hinwendung auf exotische Denkformen ist meiner Meinung nach auch nur eine Reaktion darauf, aber wir leben halt einmal damit. Wir müssen damit leben ...

Jedenfalls erinnert mich die Atmosphäre in der Liste gelegentlich an ein wienerisches Sprichwort: "Da geht's zu wie in einer Judenschul'", und was da als antisemitische Äußerung erscheint, hat seinen Ursprung in den jüdischen Talmudschulen vergangener Zeiten, und die waren nach den Denkschulen der alten Griechen der zweite große Impulsgeber der abendländischen Philosophie. Dort wurde auch oft mit wenig äußerer Disziplin und viel Gestik mit Händen und Füßen um Erkenntnis gestritten, und wenn einer meinte, eine Erkenntnis gefunden zu haben, sagte er zufrieden: "So is' es." Und dann kam ein anderer und fragte: "Is' es so? Was wäre, wenn das Gegenteil Gültigkeit hätte?" (Popper hat diesen Prozeß modelliert und dafür den Nobelpreis bekommen.) Und dieser Prozeß ermöglicht, mühsam, "iterativ" eine Annäherung an das, was wirklich ist. 

Jedenfalls wird uns, davon bin ich überzeugt, dieser Prozeß langsam, aber sicher dazu bringen, allgemein gültige Formulierungen eines Qualitätsbegriffes zu erarbeiten, und da freue ich mich schon auf die ersten Ergebnisse.

Paul :-)

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> Von: Dirk Keienburg <Dirk.Keienburg@t-online.de>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: nlp4all: Schutz

> Datum: Sonntag, 26. Juli 1998 15:31

Hallo liebe Listenteilnehmer,

im Rahmen der Qualitätsdebatte ging es kürzlich auch um Themen wie Macht-Mißbrauch in therapeutischen, pädagogischen und Ausbildungskontexten. Ich möchte diese Kontexte gerne um den den Bereich Verkauf erweitern und nützliche Tips zum Schutz vor Manipulation und Machtmißbrauch geben.

1. Es gibt Sicherheit, aber es gibt keine absolute Sicherheit. Das mag zunächst paranoid klingen, ist es aber nicht. Die Frage ist worin besteht meine Sicherheit in einer bestimmten Situation und worin bestehen Unsicherheiten. Und vorallem wie gehen andere, die an dieser Situation beteiligt sind damit um.

2. Haben sie die Möglichkeit 'Nein' zu sagen und wird dieses 'Nein' akzeptiert ? Oder anders ausgedrückt: Haben sie die Möglichkeit zu gehen ? Haben sie Wahlmöglichkeiten ? Ein beliebter Trick nicht nur im Verkauf besteht darin, die Einwände des Kunden als Einladung zu> betrachten weiter zu machen mit Überzeugungstaktiken. Oder Ihr Nein wird als Widerstand umgedeutet. Ein Nein ist ein Nein ! Sagen Sie Nein wenn Sie Nein meinen, wenn es Ihr gegenüber ernst meint mit seiner und Ihrer Integrität, dann wird er oder sie ein Nein akzeptieren, wenn nicht dann ist das ein gutes Warnsignal. Lassen Sie sich auf keine Diskussionen ein, verlassen Sie den Kontext möglichst frühzeitig und konsequent, wenn das notwendig sein sollte. Ein guter und integerer Therapeut, Trainer, Verkäufer muß mit einem Nein leben und arbeiten können. Wenn er oder sie das nicht kann, it's time to leave.

3. Stellen Sie selbst Kriterien für Qualität auf. Wann wissen Sie das diese erfüllt sind? Definieren Sie 'Schmerzgrenzen' und wann diese erfüllt sind. Handeln Sie noch bevor dieses erreicht sind.

4. Setzen Sie aktiv Grenzen ! Sollten Sie in einem Kontext dazu nicht ( mehr ) in der Lage sein, ist Alarmstufe Rot angesagt. Setzen Sie alles daran selber wieder Grenzen zu setzen, zu gehen oder die Hilfe von jemand zu holen, der oder die notwendigen Grenzen vorübergehend wieder setzen kann ( z.B. die Polizei ). Ein guter und integerer Kommunikator wird Ihnen auch hier ausreichend Wahlmöglichkeiten ( und damit auch Entscheidungsmacht ) lassen, ein guter Manipulator wird diese so weit wie möglch einschränken wollen.

5. Lassen Sie es nie auf einen Kampf ankommen, wenn Ihrer 'Gegner' Ihnen überlegen sind. Verlassen Sie den Kontext, holen Sie kompetente Hilfe wenn nötig.

6. Machen Sie sich klar, wann und wie sie sich evt. in Abhängigkeiten zu anderen Personen begeben. Worin bestehen diese Abhängigkeiten Wie gehen Sie und andere mit diesen um ? Die genannten Kontexte haben immer auch (!) mit Macht zu tun, die Frage ist: Was wird mit dieser Macht gemacht ?>

7. Gerade Frauen glauben oft, sie müßten besonders nett sein, auch wenn sie es gerade gar nicht nett finden. Auch hier gilt: Setzen Sie frühzeitig, konsequent Grenzen. Sie müssen mit niemandem reden und Sie müssen sich auch nicht rechtfertigen. Zur Not verlassen Sie den Kontext !

8. Geben Sie keine persönlichen Daten und Informationen über sich an Fremde am Telefon, auf der Straße, an der Haustür! Das geht niemand was an und das reicht als Begründung völlig aus. Auch hier gilt, Sie können jedes Gespräch verweigern, auch gegenüber der Polizei ! Definieren und entscheiden Sie wieviel Sie von sich preisgeben und was nicht. Ein guter Kommunikator wird das respektieren, ein Manipulator nicht !

9. Das wichtigste ist: Erkennen Sie frühzeitig was gespielt wird und steigen Sie möglichst frühzeit aus diesem Spiel aus, wenn dieses Spiel Ihrer Integrität schadet !!!

10. Behalten Sie immer Verantwortung. vermeiden Sie es Verantwortung zu leichtfertig abzugeben. Behalten Sie immer die Macht die notwendig ist dieser Verantwortung nachzukommen ! Verantwortung ohne Veränderungsmacht ist eine Illusion und ein beliebter Trick um Leute zu manipulieren ( die Politik läßt grüßen ). wenn Sie Verantwortung und Macht abgeben, machen Sie sich von jemand anderem abhängig ( und diesen u.U. ebenfalls ) dieser Verantwortung nachzukommen.

11. Reflektieren Sie wie und wo Sie Macht über andere haben und was Sie mit dieser Macht machen.>

12. NLP verfügt über sehr effektive Werkzeug, um ihre 'Selbststeuerung' und Eigenverantwortlichkeit zu verbessern. Das Meta-Modell ist sehr gut geeignet, um rhetorische Strategien und Suggestionen zu entmachten. Der Meta-Mirror von Dilts ist sehr gut geeignet um negative Beziehungsdynamiken gezielt zu erkennen und zu verändern. Kalibrierungtechniken eignen sich dazu Warnsignale bei sich und anderen zu erkennen und so frühzeitig reagieren zu können. Mittels Swish und/oder New-behaviour-Generator lassen sich geeignete Schutz- und Sicherheitsstrategien gezielt einüben. Selbstkalibrierung auf die eigenen Inkongruenzen kann ebenfalls hilfreich sein.

Alles Gute !

Dirk

P.S. Eine der effektivesten Machtstrategien ist natürlich sich konsequent in die Opferrolle zu begeben !

 

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 > Von: Paul Baumann <joeycat@via.at>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Datum: Sonntag, 26. Juli 1998 20:18

>

> Hallo Peter!

>

> Ich bin gerade dabei, einen Berg alter Mails aufzuarbeiten, und da bin ich auf dieses P.S. gestoßen:

>

Magister Peter Schütz schrieb:

>

> > P.S: Im übrigen glaube ich, daß die Ausbildungsstandards der DV NLP

> > für Pract und Master um 75 % und die für Trainer um 350 % hinaufgesetzt

> > werden müssten, um mit einer hohen Wahrscheinlichkeit die

> > Professionalität in der Breite zu gewährleisten, die ausreicht, um NLP

> > in den Augen der qualifizierten Öffentlichkeit respektabel zu machen

> > und einen guten Konsumentenschutz zu gewährleisten.

> > (Die Prozentsätze beziehen sich auf ein Cluster an Ausbildungsstunden,

>> Gesamtkurslänge, Testing Anforderungen, Dokumentationen + Ausmass

> > der Co leitungen und Leitung unter Supervision. näheres in meinen früheren

> > mails, oder bitte Ausbildungsordnung ÖTZ-NLP anfordern ...

 

Und das erinnert mich an die Entwicklung, die das Psychotherapiegesetz von 1991 mit sich brachte: Die Ausbildungen wurden um bis zu 300% teurer. Ob dadurch die Qualität stieg, ist fraglich. (Waren die Ausbildungen vorher schlecht? Wann hast du deine Ausbildung in, ich> glaube, nichtdirektiver Gesprächstherapie eigentlich gemacht?) Keine Angst, ich behaupte jetzt nicht wirklich, daß die Ausbildungen vor 1991 qualitativ schlechter waren als jetzt, sonst würden nicht soviele gute Leute in der Szene sein. Ich stelle nur einmal fest, daß durch das> Psychotherapiegesetz ein sozialer Numerus Clausus eingeführt wurde, der eine Menge fähiger Leute davon abhält, eine Ausbildung zu beginnen, weil sie sich diese nicht leisten können. De Facto können sich in Österreich drei Gruppen von Leuten eine Psychotherapieausbildung leisten:Wirkliche Idealisten, die bereit sind, sechs Jahre am oder unter dem Existenzminimum zu leben, Menschen, hauptsächlich weiblichen Geschlechts, die für diese Zeit einen Sponsor finden, Kinder reicher Eltern. Ob die Zugehörigkeit zu einer der letzteren Gruppen ein gutes Auslesekriterium ist, frage ich mich schon einmal. Das Argument, Ausbildungen seien berufsbegleitend, trifft nur für Leute mit sehr flexibler Arbeitszeit wirklich zu. Jedenfalls war das Psychotherapiegesetz ein den bereits etablierten Therapeuten sehr willkommenes Marktregulativ, die Zahl der nachdrängenden Nachwuchstherapeuten wurde kräftig reduziert.> Und, ich merke wieder einmal, daß es dir ein Anliegen zu sein scheint, Qualität quantitativ zu definieren, und das geht meiner Meinung nach halt nicht ...

Aber, die Meinung, daß es andere Kriterien für Qualität als Quantität gibt, scheint sich in der Liste durchzusetzen, und darüber freut sich

Paul :-)

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 > Von: Paul Baumann <joeycat@via.at>

> An: nlp4all@listserv.shuttle.de

> Betreff: Re: nlp4all: Gesellschaftsfähiges NLP

> Datum: Mittwoch, 29. Juli 1998 07:24

 

> . . . . . Achten wir doch einmal auf die Gemeinsamkeiten ein bisserl mehr als auf die

> Unterschiede (komisch, das gerade ich als notorisch small chunkender

> Mismatcher das schreibe ...).

>

> Kennt ihr die Ruth-Cohn-Version des "Gestaltgebetes"?

>

> Sie beginnt wie das bekannte Perls-Original:

>

> I am I and you are you.

> I live my life and yuo live yours.

> I am not here to live up to your expectations

> as well as you are not here to live up to mine.

>

> Dann weicht sie vom Original ab:

>

> If we meet, it can be wonderful,

> if not, our whole world will be lost forever.

>

> (Für Mismatcher: Ich habe die Stelle aus dem Gedächtnis, aber

> hoffentlich doch zumindest sinngemäß richtig, zitiert.)

>

> Verwenden wir doch dieses großartige Instrument der Liste dazu, einander

> zu begegnen!

>

> Paul :-)

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