FLUX belletristik
Arno Funke "Mein Leben als Dagobert"
Fischer Taschenbuch
Neues aus Entenhausen
 
Die einen arbeiten ihr Leben lang, sparen und knapsen mit dem Geld und werden auf diese anstrengende und mühevolle Weise nicht reich. Den anderen fällt das Geld gleich mit der Geburt in den Schoß, weil sie entweder vermögende Eltern haben oder Sonntagskinder sind. Man denke nur an einen gewissen Onkel Dagobert, Comicfigur aus Entenhausen, Multitrilliardär und Vorbild für einen Spaßvogel der exzentrischen Art. 

Arno Funke, legendärer und vor allem erfindungsreicher Ganove und Kaufhauserpresser, der zu Beginn der neunziger Jahre Schlagzeilen machte, hat seine geplanten und gelungenen Beutezüge aufgeschrieben und seine Sicht auf die gesellschaftlichen Umverteilungskämpfe nun in Buchform herausgebracht. Jetzt gibt es die billigere Taschenbuchausgabe - sozusagen für die Kleinganoven unter den Lesern, denen die edlere Hardcover-Ausgabe, die bereits vor einiger Zeit erschien, einfach zu teuer ist. (Obwohl sich sicher in solchen Kreisen Mittel und Wege finden ließen, sich das Buch kostenlos zu besorgen - Buchhändler aufgepaßt!) 

Der Eindruck, daß Funke höchstselbst anscheinend tatsächlich imstande ist, einen spannenden „Räuber- und Gendarmen“-Krimi mit allen Höhen und Tiefen, Verwirrungen und Verwicklungen, Wendungen und Weichenstellungen zu schreiben, bleibt dem geneigten Leser die ganze Zeit über positiv im Gedächtnis haften. Dieses Miterleben und (ja, ich gestehe es ein) Mitfiebern, ob es das „Cleverle“ wieder schafft, der Polizei zu entwischen machen den Reiz beim Lesen aus, besonders dann, wenn man sich verdeutlicht, daß es sich um kein fiktives Geschehen, sondern eine Aneinanderreihung realer Tatsachen handelt. Der Angstschweiß Funkes auf der Flucht vor der Polizei ist genauso echt wie der Planungseifer, mit denen sich der Mann daranmacht, einen Kaufhauskonzern zu erpressen. 

Daß die Erzählung des wohl ungewöhnlichsten Kriminellen Deutschlands an manchen Stellen stockt und nicht immer glaubwürdig klingt, vor allem dann, wenn es dem Häftling und Angeklagten darum geht, Entschuldigungsgründe für seine Taten zu finden, war zu erwarten und kann den Lesegenuß nicht wirklich beeinträchtigen. Wie heißt es in der Bibel doch gleich: Wer frei von Sünde ist, der werfe den ersten Stein. 
 

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