FLUX sachbuch
Valeriu Marcu "Machiavelli - Die Schule der Macht"
Fischer Taschenbuch
Ordner im Chaos
 
Machiavelli - der Mann, der die Mechanismen der Macht und des Regierens durchschaute und beschrieb, ist auch ein Sinnbild für die politischen Zustände seiner Zeit und seines Landes. Vom unscheinbaren Verwaltungsbeamten stieg er im italienischen Stadtstaat Florenz zu einem der mächtigsten Männer hinter dem Fürsten auf und trug mit seinen Überlegungen dazu bei, daß die politische Macht fest verankert wurde. 

Die Biographie Valeriu Marcus über den Autor des „Principe, ebenjenen Machiavelli, zeigt nicht nur die glänzende Karriere, sondern auch das Panorama einer Zeit. Das Land Italien befindet sich im Umbruch, zwischen den letzten Nachwehen des Mittelalters und dem Beginn der Neuzeit. In diesem Chaos und dem häufigen Wechsel der Machthaber steht Machiavelli als genauer Beobachter der Verhältnisse und Zustände. In seinem Hauptwerk „Il Principe“ entwirft er ein Staatsideal, daß dem des späteren absolutistischen Zeitalters mit einer autoritären Zentralregierung und einem straff organisierten Beamtenapparat schon sehr nahe kommt. 

Valeriu Marcu arbeitet in seiner Biographie mit szenischen Handlungen der Beteiligten. Massenszenen, Kriegszüge, diplomatische Missionen werden so plastisch geschildert, daß man glauben möchte, Marcu wäre höchstselbst am Ort des Geschehens gewesen. Die Gedankengänge Machiavellis treten so deutlich hervor wie die Absichten seiner politischen Gegner und die engen Verflechtungen der europäischen Adelshäuser untereinander. So bleibt dem Leser auch nicht das ungeheure diplomatische Geschick verborgen, über das Machiavelli verfügte, um seinem Fürsten zu dienen und die außenpolitische Balance zu wahren. 
Die Biographie erschien bereits 1937, in einer Zeit, wo ein brauner Diktator in Deutschland von der Weltherrschaft träumte. Den Despoten des zwanzigsten Jahrhunderts, Hitler und Lenin, widmet Marcu am Ende seiner Biographie jeweils ein Essay. Dabei entdeckt er, wie Machiavelli bis in die Neuzeit hinein wirkte und das Denken der politischen Führer maßgeblich beeinflußte. 
 

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