AZERBAIJAN ARCHEOLOGY

Supplement to the “Journal of Azerbaijani Stidies”

Volume: 2, Number: 1-2

2000

Khazar University

Baku

 

 

 

 

Dr. GISELA BURGER

(Stutgart, Germany)

 

PFAHLBAUSIEDLUNGEN IN SÜDWESTDEUTSCHLAND

 

 

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Die Pfahlbausiedlungen des südwestdeutschen Alpenvorlandes konzentrieren sich auf den Bodensee, den Federsee, die Oberschwäbische Seenplatte und bilden den nördlichen Teil der zirkumalpinen Seenplatte, zu der auch die Schweiz, Österreich, Bayern und Norditalien gehören.

Nirgendwo sonst in der Alten Welt sind vorgeschichtliche Siedlungen so gut konserviert -Wasser und Schlamm boten ideale Bedingungen.  So kamen, unter Wasser vom Sauerstoff abgeschlossen, nicht nur Reste von Gebäuden, sondern auch Haushaltsgeräte, Geräte für Holzbearbeitung, Wald- und Landwirtschaft, Jagd- und Fischereigeräte, Schmuck und Kleidung zum Vorschein.

Die Besiedlung des Alpenvorlandes durch Bauern und Viehhalter, die zugleich Fischer, Jäger und Sammler waren, erstreckte sich vom Neolithikum bis zur Spätbronze.  Wie jedoch aus kurzlich entdeckten Funden hervorgeht, drang der Mensch schon im Paläolithikum und Mesolithikum in die Nähe der oberschwäbischen Seen und Moore, ohne aber Pfahlbauten zu errichten, vor.  Die meisten Lagerplätze waren auf kleinen Anhöhen gelegen und sind neben Oberflächenfunden durch Feuerstellen markiert.

          Ein solcher Lagerplatz ist "Henauhof'“, eine frühere Halbinsel im Federsee.[1]

Eine Feuerstelle und Funde, wie regelmässige Klingen, die im Mesolithikum in Mitteleuropa unbekannt waren, Netzsenker aus Birkenrinde, mit Lehm und Kiesel gefüllt, weisen den Lagerplatz als mesolithisch aus, der saisonbedingt von Jägern, Fischern und Sammlern aufgesucht wurde.

Ein Zusammenhang besteht m. E. zwischen den paläolithisch-mesolithischen Lagerplätzen und den Pfahlbausiedlungen.  Obwohl den Jägern und Sammlern fruchtbarer Boden nördlich des Alpenvorlandes zur Verfügung stand, wagten sie sich in die Nähe von Wasser und Mooren, wenn sie auch für ihre Lagerplätze kleine Erhöhungen wählten.  Eine Erklärung wäre die Bedeutung des Fischfangs, worauf Artefakte wie Fischereigeräte deuten, oder die zur Jagd geeigneten, damals noch ausgedehnten Waldgebiete im Oberschwäbischen, die jedoch, vom Neolithikum ab, einhergehend mit der Zerstörung der Umwelt durch den Menschen mehr und mehr abgeholzt wurden.

Da aber die Lagerstätten witterungsmässig keinen Schutz boten, ist die Annahme berechtigt, dass der prähistorische Mensch den ungeschützten Lagerplatz verliess und, vom Neolithikum ab, Zuflucht zu Wasser und Mooren suchte, wo er Häuser errichtete.  Gleichzeitig kam als neue Wirtschaftsform der Ackerbau hinzu. So zog er nicht mehr saisonbedingt von einem Lagerplatz zum andern: er wurde sesshaft.

Bevorzugte Siedlungsplätze waren Inseln, Halbinseln, Ufer- und Flachwasserzonen.  Gründe für eine solche Wahl konnten der Bevölkerungszuwachs und die Rolle des Fischfangs gewesen sein.  Durch die mit der Bevölkerungszunahme

 

 

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zusammenhängende Verknappung der Lebensräume entstand die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den einzelnen Dorfgemeinschaften, deren Glieder aus diesem Grund auf schwer zugänglichen Plätzen Schutz suchten.

Auch muss die Tatsache in Erwägung gezogen werden, dass die einfache und schnelle Errichtung eines auf Pfählen gestützten Hauses bei raschem Ortswechsel vorteilhaft war.

Man unterscheidet eine vom Boden durch Pfähle abgehobene Bauweise, die, um ein Einsinken zu verhindern, in sog.  "Pfahlschuhen" steckten, von einer ebenerdigen.  Die Bauweise wurde durch die Umwelt diktiert Während an grösseren Seen wegen Wasserschwankungen eine abgehobene Konstruktion - also echte Pfahlbauten ­vorherrschten, fand man an kleinen Seen und Mooren meist ebenerdige Häuser.

Die ersten Entdeckungen von Pfahlbausiedlungen gehen ins 19.  Jh. zurück.  Systematische Untersuchungen erfolgten jedoch erst im 20.  Jh., die ab 1979 durch das vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg geförderte Projekt "Bodensee-Oberschwaben" intensiviert wurden.

Dank der Zusammenarbeit mehrerer Diszipline, vor allem der Unterwasserarchäologie und der Dendrochronologie konnte das Leben des prähistorischen Menschen und seine Umwelt wesentlich genauer als bisher erforscht werden.

Bis 1990 wurden mehr als 100 Pfahlbausiedlungen wissenschaftlich erfasst, wovon allerdings nur zwei fast völlig ausgegraben wurden.  Fortlaufend werden neue Siedlungen entdeckt.  Aus diesem Grunde gibt es keine umfassende Bestandaufname der Grabungen, sondern nur Vorberichte, Berichte und unveröffentliche Arbeiten.

Da es nicht möglich ist, auf alle Grabungsberichte einzugehen, wird nur eine Auswahl von Siedlungen und zwar unter den Gesichtspunkten "Fernhandel“, "Schutz" und "Kult" als pars pro toto vorgestellt.  Auch werden wichtige Gebiete wie Wirtschaftsweise, soziale Einbindung etc. nicht berücksichtigt, um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen.

Da bis jetzt - ausser zwei - keine zu den Siedlungen gehörende Gräber gefunden wurden, ist es schwierig, Schlüsse in geistiger und sozialer Hinsicht auf die Verhältnisse innerhalb einer Dorfgemeinschaft zu ziehen, vor allem, da der Zustand der Skelette sehr schlecht war und auch keine Beigraben gefunden wurden.  Die einzige Ausnahme ist ein Brandgrab aus der mittelbronzezeitlichen Siedlung Mühlhausen-Ehingen.[2].  In der tiefer liegenden mittelneolitischen Schicht derselben Siedlung befand sich ein sehr verwestes  Körpergrab mit fünf Bestattungen.

          Es folgt die Vorstellung einiger wichtiger Siedlungen.

          Hornstaad-Hörnle, eine der ältesten und am besten erforschten Siedlungen, wurde von    1983-1993 ausgegraben.[3]  Dendrochronologisch datiert, begann die

 

 

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Bautätigkeit 3915 v. Chr.

          Die Ausgrabungen gaben wertvolle Einblicke in die Konstruktion der abgehobenen Bauweise.  Die unregelmässig angeordneten, ca. 3.50 m breiten und 8. 10 m langen, Häuser wurden durch ca. 3 m in den Untergrund eingerammte Eichenpfosten gestützt.  Um ein Einsinken der Pfähle zu verhindern, steckten sie in "Pfahlschuhen".

          Zur Wirtschaftsweise konnte festgestellt werden, dass das Getreide nicht, wie in späterer Zeit, in Speichern, sondern in den Häusern selbst gelagert wurde.  Verkohlte Überreste von Getreidebrei und breiartigem Gebäck deuten auf Getreide als Hauptnahrungsmittel.

      Ausser dem Ackerbau spielte der Fischfang eine grosse Rolle, wie aus der Menge der

Funde von Netzfragmenten und Netzsenkern hervorgeht.

           Eine besondere Gruppe von Artefakten gibt Hinweis auf eine sehr frühe Fernverbindung.  So kam das für die Herstellung von Beilen benötigte Schwarzgestein (Aphanit) aus den 200 km entfernten Vogesen, während die zu Schmuck verarbeiteten Muscheln und Meerestiere vom Atlantik oder dem Mittelmeer stammten.

           Der interessanteste Fund ist jedoch eine Kupferscheibe, der älteste Kupferfund Süddeutschlands.  Sie wird als Rangabzeichen oder Amulett gedeutet.  Letzteres würde auf eine kultische Verbindung weisen.  Metallurgische Untersuchungen ergaben die heutige Slowakai als Herkunftsland.

            Auch die 1983 ausgegrabene, ca. 6000-7000 m2 grosse, jungneolithische Siedlung im Moordorf von Reute gibt einen umfassenden Einblick in die prähistorische Lebensweise.  Die dendrochronologisch von 3738-3731 v. Chr. datierte Station bestand aus mindestens 31 Gebäuden.[4]  Von besonderem Interesse ist ihre Bauweise:       auf ein- und demselben Siedlungsplatz wurden ebenerdige sowie durch Pfähle abgehobene Häuser gefunden.  Im Innern der Siedlung waren sie ebenerdig, während sie am Uferrand durch Pfähle vom Wasser geschützt waren.  Dorfgassen führten durch die Siedlung.

            Da die Bautätigkeit 3973 beginnt und 3731 endet, kann sie also nur einige Jahre gedauert haben.  Darauf weisen auch Spuren von Zerstörungen durch Überschwemmungen bei Schwankungen des Seespiegels oder Feuersbrünste, vor allem, da sich die Feuerstellen mitten in den Häusern befanden.

            Die bei weitern interessantesten Funde sind ein Dolch, ein Gusstiegel und Kupferdraht.  Während es sich bei der Kupferscheibe von Hornstaad-Hörnle um Import handelt, wurde der Kupferdolch mit Mittelrippe, der, wie durch Analysen festgestellt wurde, aus Arsenkupfer besteht, lokal hergestellt.  Das Bild einer frühen Metallurgie wird durch den Gusstiegel, der zum Aufschmelzen des Kupfers verwendet wurde, ergänzt.

            Die Artefakte von Reute deuten auf eine Einbindung in ein Kupferdistributionssystem.[5] Die Kupferproduktion selbst stand im Zusammenhang mit den nordostalpinen Lagerstätten.  In Verbindung mit der frühen Metallurgie entstanden Berufe, wie Bergleute und Schmiede, die nicht nur zu einer

 

 

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Spezialisierung, sondern auch zu einer sozialen Differenzierung führten.

   Die jungneolithische, ab 1990 ausgegrabenen, Siedlung im Steeger See gibt ein anschauliches Bild, wie durch Funde - meist Abfälle und Keramikscherben - in den aufeinander folgenden Sedimenten eine Bestimmung der Bauphasen vorgenommen werden kann.  Aber nicht nur die Bauphasen können ermittelt werden, sondern auch eine Zuordnung zu einzelnen regionalen Kulturgruppen.

             So belegt die älteste Schicht durch Scherben von Stichbandkeramik die Anwesenheit von Siedlerm im Mittelneolithikum (erste Hälfte des 5. Jt. v.  Chr.).  Auf sie folgt die um ca. 4000 v. Chr. datierte Schicht mit Funden der Schussenrieder Keramik.  Die nächstjüngere wird der Pfyn-Altheimer Gruppe (zwischen 3731-3723 v.      Chr.) zugeordnet.

              In dieser Schicht wurde ein Tonstempel, ein sog. Pintaderas, mit gitterförmigem Stempelmuster gefunden,[6] dessen Funktion unbekannt ist.  In Mitteleuropa sind solche Funde aus dem Neolithikum nicht bekannt.  Pintaderas sind jedoch in Norditalien, wohin sie vom Balkan kamen, bekannt

    Dieser Fund ist, wie die Artefakte von Hornstaad-Hörnle und Reute, ein weiterer Beweis für die Beteiligung von Pfahlbausiedlern am Fernverkehr zu einer sehr frühen Zeit.  Auch die ab 1991 ausgegrabenen endneolithischen Siedlungen „Alleshausen-Grundwiesen" geben Hinweise auf Fernkontakte.  Es wurden, wie in ähnlich gelagerten Siedlungen, Fragmente von Rädern, unter ihnen ein 2-teiliges Vollscheibenrad, gefunden.  Solche Räder wurden für den Transport von 2-rädrigen, von Rindern gezogenen, Karren verwendet.  Die Siedlungen werden in die erste Hälfte des 3. Jt. v.  Chr. datiert.[7]

              Die Grabungskampagnen in den jungneolithischen Siedlungen von "Toorwiesen" ermöglichten weitere Einblicke in die jungneolithische Pfahlbauweise.  In einer der Siedlungen wurde ein kleineres Haus mit 2-schossigem Pfostenbau, einem Fussboden aus Lehm (in anderen Gebäuden gab es auch Holzfussböden), einem Backofen sowie einem offenen Vorplatz mit einem Holzfussboden gefunden.

    Diese jungneolithische Siedlung wurde von einem bronzezeitlichen Bohlenweg überlagert, ein weiterer Hinweis auf ein weitverzweigtes Fernhandelsnetz, das in der Bronzezeit noch verstärkt wurde.

              Auch in der frühbronzezeitlichen Siedlung "Bodman-Schachen" wurde ein um 1600 v. Chr. datierter Pintaderas gefunden,[8] der ebenfalls einen Hinweis auf überregionale Kontakte gibt.

   Ein weiterer Fund aus derselben Siedlung, ein wannenförmiger Gusstiegel, deutet auf eine Intensivierung der Metallurgie, deren Beginn bereits durch die Funde in Reute fassbar ist.

   Während im Neolithikum die Pfahlbausiedlungen ungeschützt, resp. nur von Zäunen und Palisaden umgeben waren, gab es in der Folgezeit immer mehr geschützte Stationen.  Zwei von ihnen haben sogar den Charakter echter Befestigungen.

             Die um 1800 v. Chr. zu datierende Moorsiedlung "Forschner", deren Zuordnung zur Bronzezeit durch Artefakte, wie Gussformen, eine Dolchklinge sowie

 

 

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eine verzierte Lanzenspitze aus Bronze, belegt wird,[9] war ringförmig von teilweise parallelen Palisadenzügen umgeben.  Innerhalb der Palisaden befand sich eine Holzwehrmauer, von der ein 60 m langer befestigter Zugang zum Siedlungskern führte.  Die doppelseitige Wehrmauer entstand um 1765 v. Chr.

              Wie in anderen Siedlungen, wiesen auch hier Funde von 4-11 m langen Booten in Form von Einbäumen auf Fernverkehr.

              Das andere Beispiel für eine frühbronzezeitliche Befestigung ist die Siedlung "Egg-Obere Güll I".[10]  Im Gegensatz zur fast zeitgleichen und in der Nähe liegenden ungeschützten Siedlung "Bodman-Schachen", war "Egg-Obere Güll" stark befestigt.  Es wurden Reste einer 50 m langen Holzwand aus 300-jährigen Eichen gefunden, die die Siedlung umgaben.  An zwei Stellen bestanden durch Dreierpfosten markierte Einlässe.  Anhand der liegenden Eichenpfähle kann die Mindesthöhe der Holzwand auf 3.50 m geschätzt werden.  Parallel zur Holzwand verlief landwärts eine zweite Mauer.

              Wie aus den Siedlungsfunden hervorgeht, gehören die meisten von ihnen zur Alltagskultur, während Funde, die eine Aussage zur kultischen Sphäre ermöglichen, sehr dürftig sind.  Auf einige dieser Siedlungen mit Funden kultischen Charakters wird im folgenden eingegangen.

              So enthält die endneolithische Siedlung "Sipplingen", die dendrochronologisch zwischen 3317-2856 v. Chr. datiert wird, in ihrer ins Jungneolithikum anzusetzenden Schicht der älteren Pfyner Kulturgruppe weiss bemalte „Hüttenlehmstücke“ mit Punkten und Strichen.  Offenbar handelt es sich um Wandbruchstücke eines Kultgebäudes.[11]

              Auch aus der endneolithischen Horgener Kulturschicht lassen sich Bezüge zum Kultischen feststellen.  Die gelochten Eckzähne von Bären, die allgemein zum Schmuck gezählt werden, gehören m.E. zum weit verbreiteten Bärenkult.  Die Durchlochung der Zähne weist daraufhin, dass sie als Amulett zum Schutz getragen wurden.

              Wie in Sipplingen und Reute, wurden auch in der frühbronzezeitlichen Siedlung "Ludwigshafen-Seehalde" zum Kultischen gehörende Funde gemacht.[12] Aus der Pfyner Kulturschicht stammten 100, im Feuer gehärtete, Hüttenlehmstücke mit Kreuzen, Winkeln, Linien und gefällten Dreiecken.  Von besonderem Interesse sind ein Paar realistischer, fast lebengrosser bemalter Frauenbrüste aus Ton, die an die bemalte Wand modelliert waren.

              Eine der ältesten Funde stammt aus der bereits vorgestellten jungneolithischen Siedlung "Reute".  Da das in einem Wandbereich verziegelte, bemalte Hüttenlehmstücke mit Brustreliefs gefunden wurden, wird das dazu gehörende Haus als "Kultbau" interpretiert.

              Auch in anderen Siedlungen wurden in der Pfyner Schicht Brüste geborgen, die teils realistisch, teils unrealistisch geformt, jedoch unbemalt waren.

              Solche Funde deuten auf eine Verbindung mit dem altorientalischen Fruchtbarkeitskult, der über Südeuropa in die Gebiete der Pfahlbausiedlungen drang.

 


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              Zusammenfassung

 

            Wie aus den Grabungsberichten hervorgeht, handelt es sich bei den Pfahlbauten des frühen Jungneolithikums um offene Siedlungen, deren Häuser in lockeren Zeilen angeordneten waren.  Die Anordnung war nicht willkürlich, sondern entsprach gesellschaftlichen Normen. Im Laufe des Jung- wie auch des Endneolithikums – erscheinen umzäunte, eng bebaute Siedlungen, allerdings ohne den Charakter einer Befestigung zu haben.  Mit dem Übergang vom Endneolithikum zur Frühbronze vollzog sich ein Wandel.  Die Rolle des Metalls zeigte sich in einer sozialen Differenzierung, durch die es zur Entstehung der ersten Burganlagen kam.  Ab dem 18.  Jh. V. Chr. entstanden, wie die Siedlungen "Forschner" und "Egg-Obere Güll" beweisen, in Süddeutschland erstmals lokale Machtzentren, deren "Herren" über Reichtum - in unserem Fall Metall - verfugten.  Neben Befestigungen gab es weiterhin einfache, bäuerliche Siedlungen.

Ähnliche Machtzentren, jedoch in Form von stark befestigten Höhensiedlungen, gab es in der Frühbronze in der Slowakei und Ungarn, in Ostdeutschland lassen sog.  Fürstengräber auf Machtzentren schliessen.

            Die Entstehung solcher Befestigungen, die zu einer sozialen Differenzierung führte, ist nicht nur durch Anhäufung von Reichtum - eine Voraussetzung für deren Errichtung - sondern auch durch die Folge des Reichtums: Angst vor feindlichen Angriffen, zu verstehen, was ins Bild der Bronzezeit passt.

            Die Auswirkung des Metalls in der Bronzezeit hat Parallelen zur Rolle anderer Ressourcen wie die des Öls, dessen Besitz zu Kriegen und Zerstörungen führte.  Wie aus arabischen Annalen hervorgeht, weiteten die Wikinger ihre Raubzüge bereits im 9.Jh. bis ans Kaspische Meer aus.

            Aufgrund der in den Siedlungen ausgegrabenen Artefakte, die zu Fremdelementen gehören, sowie Funde von Rädern, Booten und Bohlenstegen, kann auf einen sehr früh anzusetzenden Austausch von Rohstoffen und Handelsgütern geschlossen werden.  Die überregionalen Kontakte führten von den Pfahlbaugebieten Oberschwabens nach Oberitalien und, von Oberitalien, über die Alpen hinweg, in die Pfahlbaugebiete und in die Westslowakei.

            Wenn auch wenig Funde auf den Bereich des Kultischen weisen, so bestehen doch neben der eigenständigen geistigen Pfahlbaukultur Beeinflussungen durch andere Kulturen, wie durch die des Alten Orients.

            Die Pfalbau-Archäologie spielt eine herausragende Rolle in der Enträtselung der Vorgeschichte und gibt somit einen interessanten, wenn auch lückenhaften, Einblick in das Leben des prähistorischen Menschen.

            Da in den nächsten Jahren noch weitere Sondagen im Gebiet der Pfahlbauten anstehen, kann man erwarten, dass manche noch verhandene Lücke geschossen wird.

 

 

BIBLIOGRAPHIE

 

           

1.   Jochen, M. 1989.  Die spätmesolithischen Uferrandlagerplätze am Hanauhofbei Bad Buchau am Federsee.  Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg,

 

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2.         Aufdenmauer, J. & Dieckmann, B. 1994.  Mittelbronzezeitliche und frühmittelalterliche Siedlungsbefunde aus Mühlkausen-Ehingen.  Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg, 1994.  Stuttgart.

3.         Dieckmann, B. et al. 1997.  Hornstaad-Hörnle, eine der ältesten jungsteinzeitlichen Siedlungen am Bodensee, in: Pfahlbauten rund um die Alpen.  Stuttgart.

4.         Mainberger, M. 1998.  Das Moordorf von Reute.  Staufen.

5.         Matuscheck, L. 1998.  Kupferfunde und Metallurgie, in: Mainberger 1998.

6.         Köninger, J. & Schichterle, H. 1993.  Zum Stand der taucharchäologischen Untersuchungen im Steeger See.  Archäologische Ausgrabungen in Baden-­Württemberg, 1993.  Stuttgart.

7.         Schlichterle, H. 1991.  Fortsetzung der Sondagen in den Goldberg-III ­Siedlungen Alleshausen-Goldwiesen.  Archäologische Ausgrabungen in Baden-­Württemberg, 1991.  Stuttgart.

8.         Köninger, J. 1995.  Die Tauchsondagen in der Ufersiedlunge Bodman-Schachenn. Archäologie unter Wasser 1. Stuttgart.

9.         Biel, J. 1990.  Abschluss der Grabungen in der Früh - bis Mittelbronze Moorsiedlung "Forscher" bei Bad Buchau.  Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg, 1990.  Stuttgart.

10.       Köninger, J. 1995a.  Eine stark befestigte Pfahlbausiedlung der jüngeren Frühbronze in der Oberen Güll bei Konstanz.  Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg, 1995.  Stuttgart.

11.       Kinsky, M. & Kolb, M. 1994.  Weissbemalte Wandelemente der älteren Pfyner Kultur aus Sipplingen.  Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg, 1994.  Stuttgart.

12.       Schlichterle, H. 1991a. Taucharchäologische Untersuchungen in der Ufersiedlung "Ludwigshafen-Seehalde".  Archäologische Ausgrabungen in Baden-­Württemberg, 1991.  Stuttgart.

 

 

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