Ev.-Luth. St. Matthäus Gemeinde, Benton Harbor, Michigan,
USA
1. Sonntag nach Epiphanias, 9. Januar 2000
Jesaja 42:1-7
„Siehe, Des Herrn Knecht"
von Pastor
Timothy H. Bülow
1Siehe, das ist mein Knecht, ich erhalte
ihn, und mein Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe
ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. 2
Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf
den Gassen. 3 Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den
glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Er wird das Recht wahrhaftig halten
lehren. 4 Er wird nicht matt werden noch verzagen, bis daß er auf Erden
das Recht anrichte; und die Inseln werden auf sein Gesetz warten. 5
So spricht Gott, der Herr, der
die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde macht und ihr Gewächs, der dem
Volk, so darauf ist, den Odem gibt, und den Geist denen, die darauf gehen: 6
Ich der Herr habe dich gerufen in
Gerechtigkeit und habe dich bei deiner Hand gefaßt und habe dich behütet und
habe dich zum Bund unter das Volk gegeben, zum Licht der Heiden, 7
daß du sollst öffnen die Augen der Blinden und die Gefangenen aus dem Gefängnis
führen, und die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker.
Liebe Freunde
in Christus,
Der Tag deiner
Taufe war ein sehr sonderbarer Tag. Natürlich erinnerst du dich des Tages
nicht. Doch man kann sagen, daß es wichtiger war als der Konfirmationstag oder
der Hochzeitstag. An deinem Tauftag wurdest du gesalbt als ein Priester des
Herrn. Professor Habeck der lehrte noch an dem Predigerseminar als ich da war,
sagte uns mehrmals, daß das wichtigste Papier, das wir auf dem Wand unseres
Studierzimmers hängen könnten, unser Taufschein ist, weil es unsere Taufe ist,
die uns Gottes Priester macht, und uns qualifiziert, ihm zu dienen.
Jesu Tauftag
war genauso wichtig für seinen Dienst. An jenem Tag wurde er ordiniert als des
Herrn Knecht. Heute wollen
wir dieses sogenannte „Knecht-Lied“ Jesajas betrachten und sehen, 1. Wie
Jesus als des Herrn Knecht
gesalbt wurde, 2. Was seine Arbeit sein sollte, und 3. Seine
Methodologie.
1. Wie Jesus als
des Herrn Knecht gesalbt wurde
Siehe, das ist
mein Knecht, ich erhalte ihn, und mein Auserwählter, an welchem meine Seele
Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter
die Heiden bringen. Als David 1000 Jahre vor Christi Geburt als König gesalbt
wurde, goß der Prophet Samuel Öl auf sein Kopf, um allen zu zeigen, daß der
Herr ihn gewählt hatte für sein Amt, und zu beweisen daß des Geistes Segen auf
ihn gekommen war. In Jesajas 42, verspricht Gott, das Gleiche für seinen
auserwählten Knecht zu tun.
Ihre Geschichte
durchaus, warteten die Juden für ihren Messias. Und weißt du was „Messias“
bedeutet? Es bedeutet „Der Gesalbte,“ den Gott als seinen auserwählten Knecht
bezeichnet. Das Gleiche bedeutet der Titel „Christus“. Messias ist hebräisch
und Christus griechisch, doch sind sie das gleiche Wort.
Als Samuel
David salbte, wie wir schon erwähnten, salbte er ihn Israels König zu sein.
Jesus wurde gesalbt, der König aller Königen zu sein. Aber er wurde auch
gleichzeitig in noch zwei Ämtern gesalbt. Er wurde als unser Hohepriester
gesalbt, sich selbst für unsere Sünden aufzuopfern. Und er wurde als unser
Prophet gesalbt, uns die Gute Nachricht von Gott zu erzählen, auf daß unsere
Sünden vergeben werden könnten. Jesus war der Einzige in aller Geschichte, der
alle drei Ämter besaß. Er besitzt sie noch heute. Als unser König regiert er
alles uns, seiner Kirche zugute. Als Prophet sendet er noch Pastoren mit uns
das Wort zu teilen. Und er dient noch als unser Hohepriester und betet für uns
zur Rechten des Vaters.
Wir wurden auch
von Gott in unserer Taufen gesalbt. Aber noch etwas geschah, als wir getauft
wurden. Bei unseren Taufen wurden alle unsere Sünden weggewaschen, und es wurde
uns der Glauben gegeben. Jesus war natürlich ohne Sünde. Johannes der Täufer
wehrte ihm und sprach: „Ich bedarf wohl, daß ich von dir getauft werde, und
du kommst zu mir?“ Genau wie Johannes von Jesus getauft zu werden mußte, so
auch wir. In Sünde empfangen und geboren, müssen wir Gottes Kinder werden. Das
tut Gott für uns in unserer Taufe. Er macht uns zu seinen Kindern. Er gibt uns die
neue Geburt ins ewige Leben.
Aber auf eine
andere Weise ist unsere Taufe wie die Taufe Jesu. Wie er in sein Amt als des
Herrn Knecht gesalbt wurde, so sind wir auch von unserer Taufe als Gottes
Diener gesalbt. Der Prophet Maleachi prophezeite: Er wird sitzen und
schmelzen und das Silber reinigen; er wird die Kinder Levi reinigen und läutern
wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn Speiseopfer bringen in
Gerechtigkeit. (Mal 3:3) Mit diesen Worten meinte er uns allen, von denen
Petrus schrieb: Und auch ihr, als die lebendigen Steine, bauet euch zum
geistlichem Hause und zum heiligen Priestertum, zu opfern geistliche Opfer, die
Gott angenehm sind durch Jesum Christum. (1 Pet 2:5)
Durch unsere
Taufen sind wir zum neutestamentlichen Priestertum gesalbt. Jesus ist unser
Hohepriester, unter dem wir dienen, und durch den alle unsere Lob- und
Dankopfer, unvollkommen wie sie sind, geheiligt sind vor Gottes Auge.
2. Des Knechtes
Arbeit
Als Jesus als
Gottes Knecht gesalbt wurde, hatte Gott schon vom Anfang der Zeit bestimmt was
seine Arbeit sein soll. Unser Text, das Knecht-Lied von Jesajas 42 beschreibt
seine messianische Arbeit so: 1b Er wird das Recht unter die Heiden bringen.
3b Er wird lehren, das Recht wahrhaftig zu halten. 4 Er wird weder matt werden
noch verzagen, bis daß er auf Erden das Recht anrichte; und die Inseln werden
auf sein Gesetz warten.
Das Wort
„Recht“ Hört man da dreimal. Das Recht anzurichten ist die Arbeit des Knechtes.
Was bedeutet das aber? Sollte der Messias ein neuer Gesetzbringer wie Mose
sein? Sollten alle seine Nachfolger vollkommene „rechte“ Menschen sein? Wenn es
so wäre, so hätte Jesus seine Pflicht ganz vernachlässigt. Er wurde selbst zu
Unrecht verurteilt und gekreuzigt. Seine frühen Nachfolger wurden verfolgt. Und
alle seine Nachfolger bis auf diesen Tag sind unrechte Sünder gewesen - auch
wir.
Nein, Jesus
vernachlässigte seine Pflicht nicht. Was Jesajas hier vorausgesagt hatte, ist,
daß des Herrn Knecht Gottes Wahrheit allen Heiden bringen würde, dadurch schon
die israelitische Gläubigen gerechtfertigt wurden, auf daß Menschen die ganze
Welt durchaus durch den Glauben an das Evangelium gerechtfertigt werden
könnten. Siehst du, der Messias hat nicht seine Pflicht vernachlässigt. Das
Recht, der Weg der Gerechtigkeit ist den Heiden gebracht worden, und auch die
ferne Inseln auf sein Wort hoffen.
Etwas
interessantes ist geschehen, als der Weg der Vergebung unter die Heiden
gebracht wurde. Gläubige handelten nicht mehr miteinander wild und barbarisch.
Als das Kreuz kam, kam auch die Zivilisation. Wo der Glaube ausstirbt, regiert
wieder Gesetzlosigkeit. Das alles, weil die, die an Christus glauben und durch
den Glauben vergeben sind, versuchen den Nachbarn zu lieben, ja auch ihre
Feinde.
Aber auch wir
Christen sind in dieser Kunst unvollkommen. Es ist deshalb so, daß die
Vergebung durch Jesus der einzige Weg ist, in den Himmel zu kommen. Durch
Jesaja, beschreibt der Herr den wichtigsten Teil des Knechtes Arbeit: 6
Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und habe dich bei deiner Hand
gehalten und habe dich behütet und habe dich zum Bund unter das Volk
gegeben, zum Licht der Heiden, 7 daß du die Augen der Blinden öffnen
sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen, und die da sitzen in der
Finsternis, aus dem Kerker.
Jesus ist unser
Bund. Das feiern wir jedes Mal, wenn wir den neuen Bund in Jesus Blut im
Abendmahl bekommen. Durch Wort und Sakrament breitet Jesus seine Licht an
Menschen wie uns. Er nahm uns von der Blindheit des Unglaubens, auf daß wir
seine seligmachende Wahrheit sehen könnten. An so vielen Ungläubigen sehen wir
heute, wie einkerkernd Unglauben ist. Es ist soeben schwierig einige zu
überzeugen, daß sie eines Tages sterben müssen, und vor dem ewigen Richter
stehen. „Es macht mir nichts. Ich will nicht darüber denken“ sagen so viele. Es
ist genau wie mit den Säuen in der Gegend der Gergesener, „die stürzten sich
von dem Abhang ins Meer und ersoffen im Wasser.“ Aber Jesus ist noch
mächtig die Augen der Blinden zu öffnen und die Gefangenen aus dem Gefängnis
führen, und die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker. Das wissen
wir, weil er schon es für uns getan hat.
3. Die
Methodologie des Knechtes
Letztlich
beweist das Knecht-Lied Jesajas die Methodologie, die der Knecht
benutzen wird, seine Arbeit zu vollenden. 2 Er wird weder
schreien noch rufen, und seine Stimme
wird man nicht hören auf den Gassen. 3 Das zerstoßene Rohr wird er
nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Er wird
das Recht wahrhaftig halten lehren.
Heute wollen viele
Kirchen es anders als Jesus tun. Die große sogenannte „Megachurches“ und die,
die es werden wollen, verwerfen den Gottgefälligen Gottesdienst für populäre
Konzerten und Schauspiele. Das fängt einige Menschen vielleicht, aber nicht für
Gottes Reich, wo der wahre Gott spricht noch durch das stilles, sanftes Sausen
seiner Stimme, dadurch er die von ihren Sünden Betrübten einlädt. Jesus kam
nicht wie ein Politiker oder ein Zirkusspieler. Er wird weder schreien noch
rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Jesus kam als
ein guter Hirte. Er zieht seine Schafe nicht durch Unterhaltung an, oder durch
schreien, sondern ruft sie durch das Evangelium. Das zerstoßene Rohr wird er
nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Die
wahre Kirche ist nicht voller „Überheiligen,“ die alle wunderbare, erfolgreiche
Menschen sind. Es gibt jene in der wahren Kirche, die der Sünde verfallen; sie
müssen daran erinnert werden, den Gottesdiensten beizuwohnen. Wenn man sich
unsere Gemeinde ansieht, sieht man eine solche wahre Kirche, mit zerstoßenen
Rohren und glimmenden Dochten. Das sind wir und wir brauchen einen
still-sprecheneden, vergebenden Heiland. Wir sind zerstoßen, jeder in eigener
Weise. Die Flammen unseres Glauben glühen nicht immer so hell. Wir brauchen
Jesus, den barmherzigen Knecht des Herrn.
Als wir treu
dienen als Jesu getaufte und gesalbte Mitknechten, als seine königliche
Priester, wollen wir die gleichen Methoden benutzen. Wir wollen immer den
Menschen mit dem Evangelium rufen. Wir wollen Sünder zur Buße aufrufen und den
Bußfertigen vergeben. Als treue Diener Jesu werden wir nie unsere
Gottesdiensten zu einem Zirkus verwandeln. Wir werden die Stimme Jesu sanft
sprechen lassen durch Liturgie, Wort und Lied.
Heute ist der erste
Sonntag nach dem Erscheinungsfest. Heute feiern wir die Taufe Jesu. An jenem
Tag wurde Jesus in sein Amt als Messias gesalbt. Während der kommenden Wochen
werden wir Jesus sehen, wie er sein messianisches Amt als der Christus
durchführt. Als Jesus unser großer Prophet, Priester und König uns dient,
möchten wir, seine Unterpriester, ihm unsere Lob- und Dankopfer für seine
Vergebung und Seligkeit immer bringen.